Vegetarische Aroma-Bibel - eBook. Karen Page
und Vorreiter der deutschen Vegetarierbewegung, gründet die Gesellschaft zur Förderung des Tierschutzes und verwandter Bestrebungen, die 1919 ihren Namen in »Bund für radikale Ethik« ändert. In seiner »radikalen Ethik« verbinden sich zum ersten Mal explizit die Themen Tierethik und Vegetarismus.
1908 Die Internationale Vegetarier-Union wird in Dresden ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Zusammenarbeit der verschiedenen weltweit entstandenen Zusammenschlüsse von Vegetariern zu fördern und alle zwei oder drei Jahre in einem anderen Land der Erde einen Welt-Vegetarier-Kongress abzuhalten.
1915 Albert Schweitzer (1875–1965), Arzt, Theologe und Philosoph, prägt den Ausdruck »Ehrfurcht vor dem Leben« als Inbegriff seiner lebenslangen Überzeugung, dass auch anderes als das menschliche Leben sowohl im eigenen Denken als auch im Handeln ethisch konsequent zu berücksichtigen ist. Er ging erst kurz vor seinem Tod zur vegetarischen Ernährung über.
»Das große Problem, ob wir Tiere töten und essen dürfen, wird uns langsam bewusst. (…) Meine Ansicht ist, dass wir, die wir für die Schonung der Tiere eintreten, ganz dem Fleischkonsum entsagen und auch gegen ihn reden. So mache ich es selber.«
Albert Schweitzer
1917 Nach dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg wird von der US-Lebens-mittelbehörde zu »Meatless Mondays« und »Wheatless Wednesdays« aufgerufen, um den Konsum dieser Grundnahrungsmittel zu reduzieren und sie stattdessen der hungernden Bevölkerung der Verbündeten in Europa zukommen zu lassen. Millionen Menschen legten gleichzeitig für die zusätzliche Versorgung in der Kriegszeit Gärten an und pflanzten Gemüse, Obst und Kräuter (»Victory gardens«).
1920er Nahrungsmittel aus Sojabohnen finden immer mehr Anklang; es entstehen Produkte wie Sojabrot, Sojakäse, Sojamilch und viele mehr. Maßgeblich an der Verbreitung von Sojaprodukten beteiligt sind Anhänger der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, da sich viele von ihnen vegetarisch ernähren. Angebaut werden Sojabohnen vor allem in den USA und in Brasilien, heute auch, allerdings zu einem weit geringeren Anteil, in Ländern wie Russland, Ukraine, Serbien, Italien, Rumänien oder Frankreich.
1925 Der irische Dramatiker und bekennende Vegetarier George Bernard Shaw (1856–1950) erhält den Nobelpreis für Literatur. 1901 sagte er: »Ich war 25 Jahre lang Kannibale, dann für immer Vegetarier.« Von ihm stammen zahlreiche prononcierte Äußerungen zum Thema Vegetarismus und Fleischkonsum, wie etwa: »Tiere sind meine Freunde, und ich esse meine Freunde nicht.«
»Es ist beinahe fünfzig Jahre her, dass mir eine ganze Schar von Ärzten versichert hat, ich würde verhungern, wenn ich kein Fleisch esse.«
George Bernard Shaw, »The Quintessence of G.B.S.«
1931 Mohandas Gandhi (1869–1948) spricht sich für die Vegetarierbewegung in London aus. Er würdigt die Schriften von Leo Tolstoi und Henry David Thoreau, die, wie er sagt, seine Philosophie der Gewaltlosigkeit tiefgreifend beeinflusst haben. Er sieht sich durch die Schrift »A Plea for Vegetarianism« (Plädoyer für denVegetarismus) von Henry Salt darin bestärkt, sich aus voller Überzeugung dem Vegetarismus zu verschreiben und nicht nur aufgrund seiner Herkunft. Er trat der Vegetarischen Gesellschaft bei und wurde in der Folge ihr Schriftführer. In dieser Rolle arbeitete er auch journalistisch für deren Veröffentlichungen.
»Ich glaube, dass spiritueller Fortschritt irgendwann von uns verlangt, aufzuhören, zur Befriedigung unserer körperlichen Bedürfnisse unsere Mitlebewesen zu töten.«
Mohandas Karamchand Gandhi
1940/1941 Um in den Jahren des Zweiten Weltkriegs eine Lebensmittelknappheit abzuwenden und die Selbstversorgung zu sichern, wird in der Schweiz in der sogenannten Anbauschlacht (Plan Wahlen) eine Ausweitung des Ackerbaus und die Reduzierung der Viehwirtschaft propagiert. Selbst auf Brachen, in öffentlichen Parks und auf Sportplätzen werden Kartoffeln und Gemüse angebaut. Ein ähnliches, allerdings weniger erfolgreiches Programm waren die Erzeugungsschlachten im nationalsozialisitischen Deutschland.
In den Vereinigten Staaten wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen, in Hinterhöfen, Vorgärten, auf unbebauten Flächen und auf öffentlichem Land sogenannte »Victory Gardens« anzulegen, um dort selbst Nahrung anzubauen.
»Die industrielle Fließbandhaltung von Tieren ist zweifelsohne eines der dunkelsten, schandhaftesten Kapitel der menschlichen Kultur.«
Konrad Lorenz
1944 Donald Watson (1910–2005), Zimmermann und Gründer der Vegan Society, prägt den Begriff »vegan« für jene Vegetarier, die weder Milchprodukte noch Eier verzehren. 1946 erscheint das erste explizit vegane Kochbuch, »Vegan Recipes« von Fay K. Henderson.
»Wenn ich das Buch nennen sollte, das mich am stärksten beeinflusst hat, dann wäre dies ›Animal Liberation‹ von Peter Singer [dt. Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere], denn unmittelbar danach bin ich Vegetarierin geworden.«
Jane Goodall, Website »New Scientist«, 16. April 2008
1946 Gründung der Vegetarier-Union Deutschlands, danach Vegetarier-Bund Deutschlands VEBU genannt, die größte Interessenvertretung vegetarisch und vegan lebender Menschen in Deutschland (etwa 14 000 Mitglieder). Seit 2017 international vernetzt unter dem neuen Namen ProVeg.
Um 1950 Der schwedische Ernährungsreformer Are Waerland (1876–1955) propagiert zum Schutz vor Krankheiten eine laktovegetabile Ernährung (vorwiegend aus Rohkost, Kartoffeln mit Schale und dem Vollkorngetreidebrei Kruska), Waerland-Kost genannt. Vom Verzehr von Fleisch, Fisch und Eiern rät er ab, da diese zur Übersäuerung des Körpers führen.
1962 In den USA erscheint das Buch »Silent Spring« (Der stumme Frühling) von Rachel Carson, das maßgeblich dazu beiträgt, die Umweltbewegung auf globaler Ebene vorwärtszubringen. Das Buch prangert unter anderem den Einsatz von Giftstoffen in der Nahrungsmittelproduktion an und veranlasst viele Menschen dazu, Vegetarier zu werden.
1968 Die Beatles gehen nach Indien, um die Transzendentale Meditation zu erlernen. Im Anschluss daran bekennen sich George Harrison, John Lennon, Paul McCartney und Ringo Starr zum Vegetarismus und regen viele Menschen rund um den Globus dazu an, ihrem Beispiel zu folgen. Außer Lennon bleiben alle ihr Leben lang Vegetarier.
1968 Vor dem Hintergrund der Lebensreformbewegung gründet Fredy Forster die Schweizer Reformjugend, die gesunde Ernährung, gesundes Leben und konsequenten Tierschutz fordert. 1993 geht daraus die Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus, heute swissveg hervor.
»Im Großen und Ganzen tragen Vegetarier ein geringeres Risiko, an jenen chronischen Krankheiten zu erkranken, die in Gesellschaften mit einer auf Fleisch basierenden Ernährung die größte Todesursache sind. (…) Um die herzschonenden Vorzüge einer vegetarischen Ernährung voll auszuschöpfen, sollte der Konsum von Lebensmitteln wie Hartkäse, Doppelrahmkäse, Eiscreme und Eiern maßvoll sein.«
Jane Brody, in »The New York Times«, 12. Oktober 1983
1970 Am 22. April findet der erste Earth Day statt, eine von mehreren Seiten angestoßene Initiative mit dem Ziel, auf die Bedeutung der Erhaltung von Gesundheit und Nachhaltigkeit des Planeten aufmerksam zu machen. Die Geburtsstunde der modernen Umweltbewegung.
1975 Mit dem Buch »Animal Liberation« (Die Befreiung der Tiere) legt der Australier Peter Singer durch seine Verurteilung von industrieller Tierhaltung und Tierversuchen den Grundstein für die moderne Tierrechtsbewegung. Singer und andere Tierrechtler wie Tom Regan und Helmut F. Kaplan fordern als Endziel eine vegane Ernährung.
»Wenn Schlachthöfe Wände aus Glas hätten, wäre jeder Vegetarier.«
Paul McCartney, Video auf meat.org
1976 Barbara Rütting, überzeugte Vegetarierin,