Lesen in Antike und frühem Christentum. Jan Heilmann

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20,1–4; s. auch Polyain.Polyainos strat. 7,19). Sie müssen den Brief also zuvor (ob nacheinander oder gleichzeitig auf das Schriftstück schauend, kann nicht erschlossen werden) ohne VokalisierungStimmeinsatznicht-vokalisierend gelesen haben.13

      Zusätzlich zu den in der Einleitung beschriebenen methodischen Problemen, zeigen die individuell-direkteLektüreindividuell-direktn Lektüreszenen, die potentiell mit nicht-vokalisierendemStimmeinsatznicht-vokalisierend Lesen verbunden sein können, dass eine generelle Übersetzung des Verbes mit „vorlesen“ unzulässig ist. Dies lässt sich zusätzlich an einer Szene in Lukians SymposionSymposion (Lukian.Lukian von Samosata symp. 21), in der ein BriefBrief vorgelesen wird, verdeutlichen. Und zwar hat hier ein Haussklave (οἰκέτης) die Aufgabe, einen Brief ἐν τῷ κοινῷ zu lesen, und zwar „zum Hören für alle“ (εἰς ἐπήκοον ἅπασιν). Die letzte Bestimmung wäre redundant, wenn das Verb generell „vorlesen“ bedeuten würde. Eine VorleseszeneRezeptionkollektiv-indirekt muss also (zumeist durch die Angabe der AdressatenAdressat, s. o.) ebenfalls kontextuell eindeutig markiert sein.

      Das Verb kann absolut den Akt des Lesens14 an sich oder die LesefähigkeitLese-fähigkeit (s. auch Literalität)15 bezeichnen. Einen Bedeutungswandel des Verbs in diachroner Hinsicht festzustellen, erscheint mir nach der Durchsicht der Quellen angesichts der breiten Bezeugung der meisten Bedeutungsnuancen nicht möglich. In den meisten Fällen ist das Objekt des Lesens in Form einer Akkusativ-Ergänzung (sporadisch ἐν mit Dativ16) eindeutig etwas GeschriebenesSchriftGeschriebenes17 z.B.:

      Briefe: überrepräsentiert in den Quellen: vgl. z.B. Thuk.Thukydides 4,50; 7,10; Xen.Xenophon Kyr. 4,5,26; Xen. an. 1,6,4; 3,1,5; (Ps.)-Plat.Platon epist. 2,314c (Aufruf zur iterativenLektüreMehrfach-Frequenziterativ Lektüre eines BriefesBrief, bevor er verbrannt werden soll); Demosth.Demosthenes or. 12,2; 18,21; 19,35f.187; 23,115 u. ö.; Aischin.Aischines Leg. 50; Polyb.Polybios 8,18,2; Diod.Diodorus Siculus 2,18,2; 5,28,6 (Hier ist ein interessantes RitualRitual/ritualisiert bezeugt, bei der Feuerbestattung einen BriefBrief ins Feuer zu werfen, damit der Verstorbene diesen lesen kann.); Plut.Plutarch Pomp. 59; Plut. Alex. 39; Plut. Ant. 10 u. ö.; Plut. Caes.Caesar 30,2; Plut. Cic.Cicero, Marcus Tullius 15; Plut. curios. 15 (mor. 522d); Plut. resp. ger. 11 (mor. 790a); Epikt.Epiktet diatr. 1,9,28; P.Eleph. 9,4f; SB 18 13867,1 [=P.Mich. 14 679]; P.Oxy. 16 1837, 2; IG 14 830,22; 1Esr 2,26 LXX1Esr 2,26 LXXAT/HB/LXX; 1Makk 10,71Makk 10,7; ParJer 7,21.36; TestSal A 22,6; Ios.Josephus, Flavius ant. 8,2,7 (53); bell. Iud. 1,32,6 (643); Iul.Iulianus, Flavius Claudius (Kaiser) ep. 5 [425c/c]. Vgl. im NT 1Thess 5,271Thess 5,27; Kol 4,16Kol 4,16 (in Act 15,31Act 15,31 u. 23,34Act 23,34 elliptisch).

      InschriftenInschriften: Vgl. z.B. Demosth.Demosthenes or. 19,270; 20,112; Aischin.Aischines Ctes. 119; Plut.Plutarch Pomp. 27; Lyk. 20,5 (deutet auf die Selbstverständlichkeit hin, Inschriften wahrzunehmen und zu kommentieren); Alex. 69;18 de tranq. anim. 6 (mor. 467e); de Pyth. or. 15 (mor. 401c); de mul. vir. 17 (mor. 254d), hier auf einem Metallplättchen; Plut. de tranq. anim. 6 (mor. 467e); curios. 11 (mor. 520d/e); Lukian.Lukian von Samosata Alex. 34 (Wandinschrift in einem Haus in goldenen BuchstabenBuch-stabe); Lukian. rh. pr. 18; dial. meretr. 4,2; dips. 6;


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