"Und ihr wollt das Land besitzen?" (Ez 33,25). Alban Rüttenauer


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246: „In der Sprache der prophetischen Poesie konnte es fraglich werden, aus welchem anderen Grunde diese Wandlung sich vollziehen könnte als aus dem, daß der Mensch doch immer nur ein Menschsohn ist und bleibt. Der Güte Gottes entspricht im Menschen der Menschensohn.“ Von der dieser Güte entsprechenden Geborgenheit spricht E. Drewermann, Botschaft, 79: „Menschensohn bezeichnet die Erbärmlichkeit eines Stücks Kreatur, ein Menschenkind, ausgesetzt jeder Angst, preisgegeben jeder Gefahr, hineingeworfen in jede Art von Hilflosigkeit, ein kindlich wimmerndes Etwas, das man von seiner Mutter losreißt und das fortan die ganze Welt durchwandert, um sie wiederzufinden. Irgendeine Geborgenheit müßte es geben für dieses ‘Menschenkind’.“

      83 Im angelsächsischen Sprachraum werden schon seit längerem Alternativen zu „son of man“ versucht. M. Greenberg, Ezekiel E, 60, übersetzt einfach mit „Man“; in M. Greenberg, Ezechiel D1, 77, mit „Mensch“ wiedergegeben. Allen, Ezekiel 1-19, 3, hat den sinnreichen Einfall, mit „Human one“ zu übersetzen. Alle Seitenangabe beziehen sich hier auf die Übersetzung von Ez 2,1.

      84 Vgl. die verschiedenen biblischen Beispiele, die R. Mosis, „Ez 14,1-11“, 189 Anm. 85, für das anführt, was er den reduplikativen Sinn der Präposition nennt. So erklärt er, 189, mit deutschen Beispielen: „Analog zu anderen deutschen Ausdrücken wie z.B. ‘Männer von der Partei’, ‘Männer vom Sicherheitsdienst’ usw. gewährleistet die Abstrahierung von ‘Ältesten’ zu ‘Ältestenschaft’ das Verständnis im reduplikativen Sinn.“

      85 Auch Fr. Sedlmeier, Ezechiel, 88, macht auf diesen Bezug aufmerksam: „Dies alles, so der Seher in seiner verhaltenen Sprache, war ‘die Erscheinung der Gestalt der Herrlichkeit JHWHs’. Der kabod Gottes, seine ‘Herrlichkeit’ als lichtvolle göttliche Gegenwart, ist dem Gottesvolk vor allem am Sinai erschienen (Ex 24,15b-18). Er ließ sich nieder im Zelt der Begegnung in der Wüste (Ex 40,34-35) und nahm schließlich Wohnung im Tempel, den Salomo hatte erbauen lassen (1 Kön 8,10f., 2 Chr 7,1-3). Dieser kabod JHWHs erscheint Ezechiel im Exil. Er, der Transzendente, offenbart sich als der Lebendige, in der Geschichte wirkende, ihr zugleich immanente Gott. Im Land der Verbannung und der Gottferne wird Ezechiel konfrontiert mit dem machtvollen Glanz des universalen Weltenherrn.“

      86 Fr. Sedlmeier, Ezechiel, 149, stellt von der Jahwe-Befragung fest: sie „bezeichnet ein offizielles Geschehen. Als Institution reicht die JHWH-Befragung bis in die Königszeit zurück. In der Regel durch persönliche oder politische Notlagen veranlaßt geschieht sie durch die Vermittlung des Propheten. Es geht in ihr nicht nur darum, Informationen einzuholen, sondern zugleich auch um Überwindung der Notsituation.“ Vgl. auch das in B.1.a) zu den Ältesten Gesagte.

      87 Vgl. Cl. Westermann, Genesis 1 - 11, 144, zur Finsternis in Gen 1,2: „Auch dieser Satz will nicht objektive Beschreibung, sondern Darstellung eines Aspekts des der Schöpfung entgegengesetzten Zustandes sein. Finsternis ist nicht objektives Naturphänomen, sondern als das Unheimliche gemeint. Dieser existenzbezogene Sinn der Finsternis kann uns an der bekannten Erscheinung deutlich werden, daß Tiere bei einer Sonnenfinsternis in Panik geraten. Die Tiere kennen den Unterschied zwischen einer bergenden und einer die Existenz bedrohenden, zwischen einer geordneten und einer chaotischen Finsternis; diese chaotische Finsternis ist in Gn 1,2 gemeint.“

      88 M.S. Odell, „The Image of Jealosy“, 145: „Far from being an act of rejecting Jahweh, the prostration toward the east reflects the associations between Yahweh and the sun that appeared with increasing frequency during the monarchy […]. The act of awaiting the appearance of the sun is the climax of the ritual, which had begun with the elders entreaties in their darkened room and which will end in the morning, when Yahweh’s appearing is as ‘sure as the dawn’ (Hos. 6.3, see also Pss 44.4b; 80.2b,4,8,20; 89.16; 90.14; 129.1-2; 130.5-6).“ Die genannten Psalm-Stellen sollen einen genuinen Sonnenkult in Israel belegen helfen.

      89 H. Wildberger, Jesaia, 1127: „Es gibt im ganzen Abschnitt [Jes 29,15-16, A.R.] keinen Begriff und keine Wendung, die man nicht sehr wohl Jesaja zutrauen kann.“ Nach der Feststellung der aus der Nähe zu Jes 30,1-5 abzuleitenden ägyptischen Bündnispolitik als Hintergrund, fährt er fort: „Die relative Sicherheit, mit der sich also dieses Wort lokalisieren läßt, spricht für seine Authentizität, welche denn auch allgemein anerkannt ist.“

      90 H. Wildberger, Jesaja, 1129: „die oben angeführten Parallelen aus den Psalmen [Ps 64,6-7; Ps 94,7; A.R.] zeigen übrigens, daß sie [die sich äußernden Politiker; A.R.] nicht sagen wollen: niemand im Volk weiß ja davon, sondern, daß Jahweh es nicht sieht. Es ist Gottlosigkeit, was sich in ihrem Handeln offenbart.“

      91 Zur Bedeutung des Partizips bei der Zitateinführung vgl. H.W. Wolff, „Zitat“, 43: „So eingeführte Zitate sollen den Zitierten charakterisieren, d.h. bei den Propheten meist: seine Schuld durch Selbstzeugnis offen an den Tag legen.“

      Zur Weglassung des Personalpronomens in einem Partizipialsatz vgl. P. Joüon, Grammaire, § 154c: „Le pronom sujet est parfois omis dans une proposition participiale, […] Dans tous ces exemples [die vorher aufgeführten, A.R.] c’est le pronom der la 3e p. sg. m. […] qui est sousentendu.“ Als Beispiel für das seltenere Weglassen der 3. P. Pl. führt er gerade unsere Stelle Ez 8,12 an. Im Ezechielbuch ist dies aber zumal in den Einleitungen der Redewendungen fast der Regelfall.

      92 Vgl. S. Schwertner, Art. image Nichtsein, 129-130: „Die Gottesleugnung […] ‘es gibt keinen Gott’ in Ps 10,4;14,1; 53,2 ist nicht theoretisch, sondern wohl im Sinne von 3,3 ‘er hat keine Hilfe bei Gott’ praktisch als ‘Gott ist nicht gegenwärtig/greift nicht ein’ zu verstehen.“ Ähnlich auch P. Joüon, Grammaire, § 154k: „De même image § 160 g (originairement ?) exprime d’abord la non-existence dans le lieu, à savoir l’absence, puis, par extension, la non-existence tout court. Ces adverbes ne sont donc pas de simples copules comme le pronom de la 3e p.: à l’idée copulative elles ajoutent celle d’existence, surtout locale […]“.

      93 Vgl. P. Joüon, Grammaire, § 160 g. Er kommt dann zu dem Schluß: „image est la négation ordinaire de la proposition nominale (image ne s’emploie guère en proposition nominale que pour une raison particulière […]).“

      94 Auffällig ist die Häufigkeit der Partikel in Ez 34. Möglicherweise liegt eine gewollte klangliche Beziehung zwischen

      image - „nicht ist JHWH sehend“ und

      image - „weil nicht ist (jemand), der weidet“ (34,8). Wie eng oder weit man diese Verbindung auch sehen will, unzweifelhaft ist, daß in inhaltlicher Hinsicht das Heilshandeln Gottes um seines Namens willen (vgl. Ez 36) in bewußter Entgegensetzung zum Vorwurf seiner Abwesenheit in Kap. 8 u. 9 steht.

      95 Siehe Fr. Sedlmeier, „Füchse“, 297: „Denn nach der alten Landgott-Vorstellung waren das Schicksal eines Volkes und das seiner Gottheit deckungsgleich.“

      96 D.R. Clark, Citations, 86: „The former statement is new and Ezekiel creatively reinterprets Israel’s understanding of the land. The latter is stereotypical of psalmic and prophetic usage and is employed in a manner similar to this literature.“

      97 Vgl. P. Joüon, Grammaire, zur Bedeutung des Partizips, § 121h: „D’une facon générale, le participe exprime l’aspect durative d’une facon plus forte que le yiqtol.“

      98 Vgl. D. Vetter, Art. image sehen, 692-693.

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