Scarlett Taylor. Stefanie Purle

Scarlett Taylor - Stefanie Purle


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Beispiel Polarfüchse, weiße Katzen oder Tauben. Aber auch die Gespenster-Fledermaus, so wie Matilda.

      Auf der Seite, die sich mit Gespenster-Fledermäusen befasst, finde ich keine brauchbaren Informationen, nur eine Liste mit weißen königlichen Hexenblütlern, die in der Vergangenheit dieses Tier als Schutztier hatten. Ganz unten steht Robertas Name und das Jahr, in dem sie geboren wurde. Je länger ich mir die Zeichnung dieser Fledermaus-Gattung besehe, umso sicherer bin ich mir, dass das Tier, welches ich im Wald gesehen habe, wirklich eine Gespenster-Fledermaus war. Die langen, spitzen Ohren, und das hervorstehende Nasenblatt, das fast wie ein Stachel oder Horn wirkt, sind unverwechselbar.

      Ich hole mein Handy hervor und gebe „Fledermaus“ in die Bildersuche ein, aber keines davon hat Ähnlichkeit mit dem Tier aus dem Wald.

      Wieder blättere ich in dem Buch, bis ich endlich an eine Stelle komme, die den Tod der weißen Hexe behandelt.

      „Stirbt das weiße Hexenblut, so stirbt auch das Schutztier. Der Zeitpunkt des Todes der Hexe, ist auch der Zeitpunkt des Todes des Schutztieres. Die Hexe schenkt dem Schutztier die Lebenskraft. Mit ihrem Tode erlischt sie.“

      Wieder und wieder lese ich diesen Absatz. Mein zukünftiges Ich hatte also doch recht, auch wenn Elvira mir nicht glauben will! Matilda lebt, also lebt auch Roberta! Und der Beweis dafür zog vor ein paar Minuten noch ihre Kreise in den Lüften über meinem Kopf!

      Zwar weiß ich nicht, wie das möglich sein kann, da ich selbst Zeuge war, wie mein Vater Roberta mit einem schwarzen Blitz getötet hat, aber Matilda ist der Beweis! Ich spüre förmlich, wie all die Zweifel von mir abfallen und Platz für neue Hoffnung machen.

      Wenn Roberta also noch lebt, dann besteht die Chance, dass sie meine Mutter aus dem Wachkoma holen kann! Und nicht nur das, Roberta könnte mir sicherlich helfen, Mario zu finden. Vielleicht weiß sie auch, wie wir das Schloss meines Vaters aufspüren und ob ich das, was ich in den alten Büchern darüber gelesen habe, richtig verstanden habe.

      Ich brauche Roberta! Sie ist meine Tante, meine Mentorin und Freundin! Auch wenn ihre schroffe und unberechenbare Art nicht immer leicht war, so ist sie doch ein Stück meiner kleinen Familie.

      Also klappe ich das Buch zu, ziehe mir meinen Mantel wieder über und renne erneut nach draußen. Ich flitze in den Wald, husche um die Baumstämme und winde mich durch die hohen Büsche, bis ich wieder an der Stelle angelangt bin, wo ich Matilda verloren habe. Nun, da ich ganz sicher bin, dass es sich wirklich um Matilda gehandelt hat, rufe ich sie erneut. Ich rufe und rufe, bis meine Stimme kratzig und heiser wird, wobei ich hin und herlaufe und nach etwas suche, worauf Matilda mich vielleicht aufmerksam machen wollte.

      Suchend und rufend stapfe ich durch den Wald, bis die Abenddämmerung einsetzt und ein warmes Gefühl auf meinem Brustbein mir verrät, dass Chris nach mir sucht. Wenige Sekunden später klingelt auch schon mein Handy in meiner Hosentasche. Natürlich ist es Chris.

      „Hey Scarlett, wo bist du?“, fragt er.

      Ein wenig außer Atem und mit den Augen weiter die Baumwipfel absuchend antworte ich: „Im Wald. Ich habe Matilda gesehen, kann sie aber nicht wiederfinden.“

      Kurz ist Stille am anderen Ende. „Wo genau bist du, ich komme und helfe dir suchen.“

      „Nein, das brauchst du nicht extra“, wiegele ich ab, doch Chris besteht darauf.

      „Es wird langsam dunkel, Scarlett. Und außerdem habe ich noch immer den Geruchssinn eines Wolfes. Wenn dir also einer helfen kann, dann ich. Also, wo bist du ungefähr?“

      Ich blicke mich um und suche die Sonne. „Westlich vom Haus im Wald.“

      „In Ordnung, ich bin gleich bei dir“, sagt er und legt auf.

      Ich stecke das Handy zurück in meine Hosentasche und lehne mich an einen Baumstamm. Vielleicht ist es gar keine so schlechte Idee, dass mein Mannwolf mir bei der Suche hilft. Einerseits will ich ihn nicht damit belasten, da er gewiss andere Dinge zu erledigen hat, als einer Fledermaus hinterherzujagen, aber ich weiß auch, dass er meinem zukünftigen Ich genauso viel Glauben schenkt, wie ich.

      Es dauert nur wenige Minuten und Chris erscheint in seiner Mannwolfgestalt neben mir. Anstatt mich, wie sonst auch, zur Begrüßung zu küssen, lächelt er mich bloß an. Er denkt noch immer, dass ich seine Mannwolfgestalt abstoßend finde. Aber das stimmt nicht. Ich lege die Hände um seinen Nacken und ziehe ihn zu einem kratzigen Kuss herab. Er ist mein Gefährte und ob nun in menschlicher oder in Mannwolfgestalt, ich liebe ihn.

      Chris reckt die Nase und beginnt zu riechen. Tiefe Atemzüge heben und senken seine Brust, bis er schließlich nickt.

      „Hier ist ein Tier, welches nicht in diesen Wald gehört. Ich kann es riechen.“

      Kapitel 5

      „Ja?“, hake ich aufgeregt nach und springe vor Freude und Erleichterung hoch. „Wo ist es?“

      Chris schnüffelt erneut in der Luft, dann setzt er sich in Bewegung. Ich folge ihm und lasse mich von ihm tiefer und tiefer in den Wald hineinführen.

      Wir laufen gut zehn Minuten stramm gen Süden, bis er abrupt stehenbleibt. „Hier müsste sie sein“, sagt er und blickt sich um. „Ihr Geruch ist hier am stärksten.“

      Zusammen durchsuchen wir die Gegend, blicken in hohe dunkle Baumwipfel und fahren mit den Augen die Äste ab. Plötzlich begibt Chris sich auf die Knie und tastet den Boden ab.

      „Was machst du da?“, frage ich und hocke mich neben ihn.

      „Ich glaube, hier ist etwas...“

      Zusammen schieben wir Blätter, Äste und Tannennadeln beiseite. Dicker, grauer Fels erscheint unter dem lockeren Waldboden und wir blicken uns an.

      „Ein Portal?“, frage ich.

      Chris zuckt mit den Schultern. „Könnte sein. Auf jeden Fall endet hier unten die Spur.“

      Hastig und fahrig wische ich den Dreck vom Felsen, der tief im Boden liegt und den ich ohne Chris niemals entdeckt hätte. Er ist ungefähr zwei Meter lang und einen Meter breit. Ich springe über ihn drüber, knie mich davor und schaufle ihn mit bloßen Händen frei.

      „Es muss ein Portal sein! Sieh doch, Chris!“, rufe ich aufgeregt und deute auf die zwei darunterliegenden Steine und den Hohlraum dazwischen.

      Chris hilft mir mit seinen Pranken auch den Hohlraum von Erde, Blättern und Dreck zu befreien. Ich spüre ein Kribbeln auf der Haut und weiß, dass wir uns etwas Magischem nähern.

      „Es ist ganz sicher ein Portal“, versichere ich ihm und mir selbst. „Und ich weiß, wie ich es öffnen kann!“

      Chris sieht mich erstaunt an. „Hat Roberta dir das beigebracht?“

      „Nein. Sie hat mir gezeigt, wie ich ein zerstörtes Portal wieder aufrichte. Wie ich eines öffne, weiß ich aus den Büchern.“

      Ich gehe ein paar Schritte zurück, richte den Blick auf die Felsen und verbinde mich mit den Elementen. Nach und nach kommen sie zu mir: Die Erde, das Wasser, Feuer und Luft. Der Wind beginnt um die Bäume herum zu peitschen, warme Regentropfen rieseln hernieder und der Boden unter unseren Füßen fängt an zu beben.

      Chris stellt sich neben mich und beobachtet die aufbrausende Magie um uns herum. Ein warmer Lichtstrahl leuchtet kurz aus dem Hohlraum heraus auf unsere Füße, und ich weiß, dass ich nun das Portal mit der Kraft meiner Gedanken und der Macht meiner Magie geöffnet habe.

      „Wie hast du das gemacht?“, will Chris wissen, als sich der Sturm legt und es wieder aufhört zu regnen. „Stand das in den Büchern?“

      Ich nicke. „Ja. Ich brauche nur die Elemente zu rufen, manchmal auch die Geistwesen, und daran denken, was geschehen soll. Und dann geschieht es.“

      Chris lächelt. „Wahnsinn... Und nun ist das Portal geöffnet?“

      Wir blicken beide zu den Steinen, die halb unter der Erde


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