Das Friedrich-Lied - 2. Buch. Henning Isenberg

Das Friedrich-Lied - 2. Buch - Henning Isenberg


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zu fürchten haben. Den Staufern, sollten sie die Macht an sich reißen können, ist er gewogen. Doch der Bruch von damals…“, für einen Augenblick schienen vor Einhards geistigem Auge Bilder abzulaufen, „…mit Innozenz ist wahrscheinlich nicht verheilt.“

      „

      Du meinst, ich muss mich darauf einstellen, was wird, wenn von Rom ein anderer Erzbischof gekoren wird?!“

      „

      Seit jeher bestimmt das Erzbistum die Politik im Norden. Das wird auch diesmal nicht anders sein. Im Gegenteil! Innozenz will der Weltenlenker sein. Das ist sein Anspruch. Er wird versuchen, die Herrschaft der Erzbistümer über die Sprengel zu verfestigen.“

      „

      Aber, was soll ich tun, Einhard?“

      „

      Beobachte die Dinge, die fern und nah geschen. Die Dinge, die nah geschen, kannst du am besten beeinflussen. In letzter Zeit habe ich Stimmen vernommen, dass dein Vetter Ado Pläne schmiedet, seine Macht in Westfalen auszuweiten. Er baut Burgen an den Grenzen seiner Lande. Versuche mit ihm eure Verhältnisse zu klären. Ado ist ein machthungriger Mann. Und du dominierst mit deiner Burg und der Lage zwischen dem Rheinland und Westfalen die ganze Region. Das könnte Ado missfallen. Er musste als Kind immer schon der erste in allem...”, Einhard stoppte seine persönliche Bemerkung abrupt, während er ein winziges Zucken in Friedrichs Blicken bemerkte.

      Und tatsächlich fragte sich Friedrich: Woher nimmt Einhard das Wissen über Ados Kindheitstage?

      „

      Ich danke dir, Einhard“, sprach er ungerührt.

      „

      Ich werde überlegen, wie ich eine Klärung erzielen kann.”

      „

      Dann sieh zu, dass du deine Kirchengüter sicherst. Denn sie trennen das Erzbistum Cölln vom Herzogtum Westfalen, dessen Herr derzeit dein Oheim Erzbischof Adolf ist. Mehr sehe ich im Moment nicht, was du tun kannst.“

      „

      Ja, das bin ich mit Engelbert schon vor Bouvines angegangen. Wir haben ein Verzeichnis unserer Kirchengüter angelegt und es unlängst von meinem Oheim bestätigen lassen.“

      „

      Na, siehst du…“, sprach Einhard, während er sich ein Pfeifchen anzündete. „Gut, Junge. Sehr gut.“

      Dann erzählte Friedrich Einhard die Ereignisse des letzten Jahres, von Bouvines, von Sophie, das sie mit seinem Kind schwanger ging und was er an Leistungen in der Grafschaft vollbrachte hatte.

      Am späten Nachmittag brachte Einhard Friedrich hinunter zur Lenne, von wo aus er den Weg zur Burg Altena ohne Mühe finden konnte. Beim Abschied legte Einhard Friedrich anerkennend die Hand auf die Schulter und sagte, „ich danke dir für die Nachrichten. Ich wünsche dir und deiner jungen Frau alles Gute, Friedrich. Und bring das Kind, das sie trägt, alsbald zu mir, damit ich es weihen kann.”

      Im Gehen rief Friedrich: „Das will ich Einhard, aber wie finde ich dich?”

      Eine Antwort erhielt er nicht, und als er sich umwandte, war Einhard von der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, verschwunden.

      Als er an das Friedrichs-Tor der alten Burg schlug, hörte er sofort Stimmen und sogleich kam die besorgte Mine Rinkerodes, der durch das Mannsloch ins Freie trat, zum Vorschein.

      Die anderen Jäger hatte keinen Bären, dafür aber zwei Wildschweine erlegt. Nachdem Friedrich sich gewaschen und geruht hatte, versammelte sich die Jagdgesellschaft in der großen Halle des Palas. Friedrich musste über seinen Verbleib berichten. Doch erwähnte er nicht die Begegnung mit Einhard.

      Die in Altena verbliebene Besatzung und Dienerschaft war froh über die Gesellschaft. Das gebratene Fleisch wurde hereingetragen und auf großen Platten auf der Tafel abgestellt. Jeder bediente sich, indem er mit dem Messer ein Stück einer Keule oder des Nackenteils abtrennte. Zögernd bediente sich auch Friedrich. Er mußte an die Worte Benoits denken, dass die Christliche Lehre unvollständig sei. Damals war Friedrich dieser Halbsatz erst später aufgefallen und als er nachfragte, hatte der Einsiedler geantwortet, dass im katharischen Glauben die Welt nicht unterworfen und ausgeschlachtet werden dürfe. So würden auch die Tiere verschont. Dann musste er an Rydenkasten und die Menschen denken, die jetzt in den Wäldern in jämmerlichen Hütten hausten und womöglich Hunger litten. Doch, wie er Rydenkasten einschätzte, sorgte der für seine Leute – mit dem Wild aus den hiesigen Wäldern. Da war Friedrich sich sicher.

      Der Abend war nach dem Geschmack der Männer. Sie machten raue Späße, lachten laut, sangen Heldenlieder und tranken viel vom roten Wein.

      Am nächsten Morgen brachen sie mit schweren Köpfen auf und ritten durch den verschneiten Wald entlang der Lenne. Die Luft war nicht mehr so kalt wie gestern. Es ging kein Wind und die Wolken hingen schwer und grau wie Blei am Himmel. Das Wasser der Lenne strömte plätschernd bergab unter den in bizarr gefrorenem Eis endenden Uferböschungen. Äste hingen von der Last des Schnees an manchen Stellen fast in den Fluss hinein. Der Schnee wurde jetzt schwerer. Noch wenige Tage, und der erste Schnee würde anfangen zu tauen. Langsam neigte sich der Winter seinem Ende zu. Endlich wurde der Fluss breiter und strömte jetzt mehr, als dass er plätscherte. Als sie die kleine Siedlung Letmathe und dann die kleine Kirche von Elsey erreichten, hatten sie den Bergwald hinter sich gelassen und die Sicht auf die Landschaft wurde weit und frei. Hier war die westliche Grenze der Grafschaft Altena und Friedrichs Land lag vor ihnen. Die Sonne gleißte nun durch Risse in den Wolken und die Felder glitzerten wie weiße, aneinander gelegte grauweiße Tücher in der hochstehenden Mittagssonne. Zur Rechten sahen sie einen Rittersitz am Lennehang. Bei der Holzbrücke von Garenfeld wollten sie auf das andere Lenne-Ufer wechseln und weiter nach Nord-Westen in Richtung des Isenbergs ziehen, als Friedrich dachte, was wird das Jahr bringen?!

      47. Kapitel

      Als sie die Brücke über die Lenne betraten, versperrte ihnen ein Ritter in Begleitung eines Jägers den Weg. Augenblicklich wurden sechs Schwerter blank gezogen. Doch Friedrich hob den Arm, als er den Jäger genauer betrachtete.

      „Von dieser Gesellschaft drohte keine Gefahr! Sei gegrüßte, Albrecht von Hœrde.“

      Albrecht nickte Friedrich freundlich mit einem, „Herr“, zu.

      Friedrich musterte den Ritter neben seinem Jäger, der Albrecht sehr ähnelte, ihn aber an Jahren und Leibesfülle um einiges übertraf, „Albert von Hœrde, nehme ich an?!“

      „

      Ja, Herr, der bin ich. Ich wollte bereits meine Aufwartung gemacht haben,…“

      „

      Das macht nichts, Herr von Hœrde“, unterbrach Friedrich den sichtlich verlegenen Ritter, „ich bin ja noch nicht lange zurück und die wenigsten Euresgleichen wissen, wie sie mir begegnen sollen. Nun, Bouvines habt Ihr verpasst.“

      Albert verstand die Anspielung seines Herrn sofort und schaute verlegen zu Boden.

      „

      Um mich meinen Lehensleuten bekannt zu machen, werde ich an Pfingsten an meinen Hof laden“, sprach Friedrich weiter, „ich lade Euch hiermit ein, zu kommen.“

      „

      Habt Dank, Herr, wir werden kommen.“

      Friedrich nickte, „wohin seid Ihr unterwegs?“

      „

      Wir suchen die Ritter von Berchem auf.“

      „

      Darf ich den Grund erfahren?“, fragte Friedrich nach.

      „

      Nun, Herr, das ist sicherlich eine Sache, die für Euch nicht von Belang ist“, antwortet Albert verlegen.

      „

      Und ob sie das ist, Mann“,


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