Das Friedrich-Lied - 2. Buch. Henning Isenberg

Das Friedrich-Lied - 2. Buch - Henning Isenberg


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verschonen.“

      „

      Und, was ist nun der Grund?!“

      Albrecht wollte seinem Bruder zur Hilfe kommen, „Herr, es ist so, dass…“, doch Albert wollte sich nicht die Blöße geben, von seinem jüngeren Bruder aus dieser Situation befreit werden zu müssen und Friedrich sah, dass dieser zunächst plump und ungelenk wirkende Braunbart durchaus in der Lage war, seinen Standpunkt zu vertreten, „…freche Banden nächtens in Garenfeld, Berchem und Elzey einfallen und Vieh rauben.“

      Friedrich schaute Rinkerod, der aufmerksam zuhörte, an.

      „

      Wir wollen uns mit den Herren von Berchem besprechen, wie wir mit dem Volk verfahren.“

      „

      Und, was gedenkt Ihr zu tun?“

      „

      Nun, Herr, sie kommen aus den Wäldern jenseits des Flusses. Die Wälder sind unwegsam und jeder Kriegsknecht fürchtet sich dort hin zu reiten.“

      „

      So müssen wir sie in der Nacht stellen, wenn sie kommen“, antwortete nun Albrecht.

      „

      Habt ihr die Räuber schon einmal gesehen oder kennt ihr sie mit Namen?“, wollte Friedrich wissen.

      „

      Nein, Herr, weder das eine noch das andere.“

      „

      Wir wissen nur, dass die Raubzüge in dem Jahr begonnen haben, als der Junggraf von Altena, also Euer gnädiger Cousin, hochwohlgeboren, die Burg Altena gen Mark verließ.“

      „

      Hochwohlgeboren schon, aber gnädig wohl kaum“, murmelte Friedrich. Albert und Albrecht schauten sich leicht verunsichert an. Hatte der Graf von Isenberghe gerade seinen Cousin gemeint?

      „

      Ich glaube, wir sollten gemeinsam nach Berchem reiten. Ich werde an der Beratung teilnehmen“, die Brüder schauten sich erstaunt an.

      „…

      wenn ihr natürlich nichts dagegen habt.“

      „

      Nein… nein, wie sollten wir, Herr Graf?!“

      „

      Gut, dann kehrt!“, rief Friedrich an seine Männer gewandt.

      „

      Herr“, sprach Albrecht, „Herr, wir müssen hier verweilen. Denn die Brücke ist der vereinbarte Treffpunkt mit dem Herrn von Garenfeld.“

      „

      Dann ist es hier und heute so etwas, wie ein vorgezogener Hoftag, vermute ich“, meinte Friedrich im Hinblick auf das Eintreffen Richard Garenfelds.

      „

      Nach Garenfeld ist es nicht weit, Herr, soll ich hinreiten und ihn holen?“, fragte Albert, aber Friedrich sagte, „Nein, nein. Lasst uns hier warten. Mein Magen knurrt schon wieder. Wir können hier ein kurzes Lager machen.“

      Nach etwa einer Stunde hörten sie Geräusche im abschüssigen Wald und nach kurzer Zeit sahen sie einen stoppelbärtigen Bauern mit einem Kurzschwert am Gürtel aus dem kahlen Gestrüpp auf die Ruhrtalstraße treten. Verdutzt blieb er stehen, als er das kleine Lager erblickte.

      „

      Komm herüber, Richard. Wir warten schon auf dich“, rief Albrecht und Albert ergänzte, „wir haben vornehme Gesellschaft!“

      Friedrich musterte den Freien, der über seinem Leinenwanst eine helle, gefütterte, schafslederne Weste trug, als er sich näherte. Der Riemen des ledernen Köchers verlief quer über seiner Brust, während er seinen Bogen in der Linken hielt. Mit der anderen Hand hatte er sein braunes Arbeitspferd den Hang hinunter geführt.

      „

      Das sehe ich“, sprach der Mann verdutzt.

      Dann verbeugte er sich und stellte sich vor.

      „

      Ich bin Richard Garenfeld, Älterster zu Garenfeld und ein freier Mann.“

      „

      Dann, seid mir willkommen, Richard. Kommt setzt auf und folgt uns nach Berchem.“

      Der Tross brach auf und ritt eine Weile die Straße zurück, so wie sie gekommen waren. Dann bogen sie ab in östliche Richtung.

      Nach Berchem ging es steil bergan. Das Rittergut lag auf der Kuppe einer weiten freien Fläche, von wo aus das Lennetal bis hinüber nach Elsey gut einzusehen war. Die Ruhrmündung jedoch lag auf der abgewandten Seite im Norden der Ansiedlung. Das befestigte Mauerwerk wurde von einem strahlend weißen Fachwerkbau gekrönt. Zu der Seite im Osten war der Ring nicht geschlossen, denn das Recht zum Burgenbau besaß Berchem nicht. Dennoch, der Zugang zum Sitz der Herren von Berchem, war durch zehn oder mehr geduckte, mit Stroh gedeckte Katen und ein kleines Gehöft erschwert. Mürrische Schafe scharrten in der Wintererde nach Essbarem, als sie sich der Siedlung Berchem näherten.

      Kinder liefen ihnen barfuß entgegen, doch sie wurden von einem laut kreischenden Weib verfolgt, welches sie eiligst zum Schutz vor den Heranreitenden in eine Scheune scheuchte und zerrte. Im Dorf vernahmen sie nun aufgeschrecktes Treiben.

      Eine Magd rannte zum Haupthaus, in welchem sie kurz darauf verschwand.

      Der Matsch und Schlamm spritzt an Friedrich hoch, als er sich in dem unbefestigten Hof aus dem Sattel gleiten ließ. Über grobe Bretter gelangten sie zu der steinernen Treppe, die in das Haupthaus führte und wo eine überraschte Gesellschaft zum Empfang bereitstand.

      Die Herren von Berchem waren vier kräftige Burschen. Mehr Bauern als Ritter. Allen war gemein, dass ihr kräftiger blondbrauner Schopf einem Wirbel entsprang, der das Haupthaar zu einem leuchtenden Scheitel auf die eine oder andere Seite des Kopfes zwang. Ihnen stand der Älteste, Dietrich, vor. Dieser machte eine ungelenkte Verbeugung und wies die Gefährten in die dunkle Halle des Gutes.

      „

      Herr, was verschafft uns die Ehre Eurer Gesellschaft? Hättet Ihr einen Boten gesendet, hätten wir Euch einen gebührenden Empfang bereitet…“

      „

      Macht euch keine Umstände, Herr Ritter, wir haben uns den Herren von Hœrde angeschlossen, als wir hörten, dass ihr eine Sache zu bereden habt, die auch für mich von Interesse ist.“

      „

      Verzeiht, Herr, was ist an diesen Räubereien von Wert, was Eure Besorgnis verdient?“, fragte Dietrich aufrichtig überrascht.

      „

      Ich habe die Vermutung, dass ich bereits die Bekanntschaft, dieser Herrschaft gemacht habe.“ Er schaute zu Steven, Berengoz, Wibold und Gundalf hinüber.

      „

      Ahh“, entwich Dietrich von Berchem ein bedrücktes Stöhnen, „seid Ihr unversehrt davongekommen, Herr?“

      „

      Fürchtet Ihr etwa dieses Räubervolk?!“

      Die Männer schauten sich gegenseitig an. Keiner wollte sich ein Blöße geben, doch Dietrich antwortete, „Herr, wir alle, wie wir vor Euch stehen, sind sicherlich kein Feiglinge. Die Wolfsmänner sind grob und kalt. Keine Mannschaft wagt sich mehr, sie in die Wälder zu verfolgen und alleine ist ein Ritter gegen sie verloren.“

      „

      Man darf sie nicht unterschätzen und wir müssen sicher sein, dass wir sie alle auf einmal erschlagen. Tun wir es nicht, kommen zehn Neue aus den Wäldern herüber, zünden unsere Häuser an und schlagen alles tot, was sich nicht wehren kann.“

      „

      Wie in Garenfeld im letzten Jahr geschen“, sprach Richard bedrückt.

      „


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