Aeternitas - Die komplette Trilogie. Sabina S. Schneider

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in ihnen ist kein Begehren zu sehen, keine Lust. Sie glänzen vor unterdrückter Wut. Wut auf mich!

      Ich wirble herum und starre den Mann an, der mich sofort loslässt, zurücktritt und an mir vorbeischaut. Hass lodert kurz auf und ich höre Michaels Stimme aus der Richtung, in die seine Flammen schießen.

      „Wie gut, dass ihr euch gleich kennenlernt. Das ist unser neuer Adam. Er ist kurz vor Ihnen zu uns gestoßen.“ Der neue Adam schnaubt, zieht eine Grimasse und verschränkt die Arme. Ich sehe erst jetzt, dass er anstatt eines Anzugs oder Smoking ein schwarzes Hemd und eine Lederjacke trägt. Seine Haut hat die Farbe von Zartbitterschokolade. Seine Lippen ziehen sich streng nach unten, er beißt die Zähne zusammen und sein Kiefer tritt kantig hervor. Ich weiche einen Schritt zurück, als mein Herz seinen Rhythmus beschleunigt und schaue mich nach einem Fluchtweg um. Er ist der Jäger und ich die Beute. Doch nicht im sexuellen Sinne. Wenn er mich einholt, wird er mich zerreißen.

      „Michael, ich muss mit dir sprechen!“, zischt er und Michael erwidert gelassen: „Darum sind wir alle hier. Um zu reden, uns näher kennenzulernen …“

      „Unter vier Augen!“, bellt er aggressiv.

      „Nun gut. Die Dame wird mich für einen Moment sicher entbehren können. Hier sind einige Herren, die sich sicher bereit erklären, sie in meiner Abwesenheit zu unterhalten.“ Kaum sind die Worte gesprochen, bin ich umringt von Adams. Ich erinnere mich an keinen der Namen, die mir in den letzten Minuten genannt wurden. Ich muss hören, was die beiden zu bereden haben. Also packe ich den nächst stehenden Adam am Arm und sage mit zittriger Stimme: „Ich bräuchte frische Luft und ein Glas Wasser.“

      „Wie Mylady wünschen“, erwidert eine tiefe, männliche Stimme, die mir Schauer über den Rücken jagt. Als ich hochblicke, funkeln mir saphirblaue Augen aus einem gebräunten Gesicht entgegen, das von wild abstehendem, schwarzem Haaren umrahmt ist. Mein Herz bleibt für einen Moment stehen und ich muss schlucken. Noch nie habe ich einen schöneren Mann gesehen. Er führt mich in die Richtung, in die Michael mit Lederjacke verschwunden ist und ich bemerke sein schelmisches Lächeln. Wir stellen uns in den Schatten, als uns streitende Stimmen erreichen. Doch anstatt mir ein Glas Wasser zu holen, presst er sich eng an mich und wir lauschen beide.

      „ … du weißt genau, dass ich nicht hier sein will!“, zischt Lederjacke, „ich habe unseren Deal in Ehren gehalten, war auf jeder verfluchten Mission, um nicht hier zu landen. Du hast gesagt, dass ich nicht in diesem verfluchten Käfig muss.“

      „Nicht, solange wir genug andere finden mit demselben DNA Niveau. Niemand hat mit ihrem Auftauchen gerechnet. Wir brauchen gleiche Nummern, um das Programm problemfrei laufen zu lassen“, erwidert Michael ruhig und bestimmt.

      „Dann lass sie gehen! Sie gehört genau so wenig hierher wie ich!“, schreit Lederjacke und ich zucke zusammen.

      „Das sehen 99 Prozent der Adams anders. Du hast sicher auch den plötzlichen Testosteronanstieg gerochen! Es hat sie fast von den Füßen gehauen.“

      „Dann ist sie ein schwaches Weib, das für jeden seine Beine breitmacht. Du weißt nicht, wer sie ist! Nicht einmal wo sie herkommt. Sie könnte …“

      „Stopp! Noch ein Wort und ich werfe deine Familie aus der Stadt. Johwa hat sie für mehr als gut befunden und du wirst den Dienst für dein Land nicht verweigern. Du weißt, dass eine Manipulation an diesem Programm als Hochverrat gilt und du weißt auch, was wir mit Verrätern machen. Wenn sie dir als Mate nicht zusagt, halt dich von ihr fern. Es gibt für jeden Geschmack etwas in dem Topf. Und keine Sorge, die kommenden Aufgaben werden dir die Langeweile vertreiben!“ Ich glaube, ein selbstgefälliges Lächeln in Michaels Stimme zuhören. Er lässt Lederjacke stehen und kommt in unsere Richtung. Adam X drückt mich tiefer in den Schatten, presst seinen massiven Körper gegen meinen.

      Als Michael an uns vorbei ist, legt er einen Finger unter mein Kinn, hebt es sanft an und blickt mir tief in die Augen. Die Vibration seiner Stimme bringt meinen Magen zum Schwingen, als er sich zu meinem Ohr herunterbeugt und flüstert: „Du gehörst hierher, mehr als jede andere Frau, die ich hier getroffen habe. Du bist wunderschön, grazil und duftest nach einem Meer von Blumen. Jeder Mann wird dir hier zu Füßen liegen und es wäre mir eine Ehre, wenn ich von deinem Honig zuerst kosten dürfte.“ Ich traue meinen Ohren nicht. Die Traurigkeit versiegt. Als ich versuche zurückzuweichen, presst er meinen Körper mit seinem an die Wand. Seine Lippen streifen mein Ohr, als er leise Liebkosungen hineinflüstert, die nicht in meinem Gehirn ankommen.

      Stattdessen höre ich Lederjackes Stimme: „Dann ist sie ein schwaches Weib, das die Beine für jeden breit macht …“ Ich zapple, versuche mich aus dem eisernen Griff von Körper und Wand zu befreien. Doch er lässt mir keinen Millimeter Raum. Bevor mich die Panik erreichen kann, schmiege ich mich in seine Arme, während seine Lippen meine Wangen heruntergleiten, mein Mund als ihr Ziel. Ich hebe mein Knie und ramme es in seine Weichteile. Er stöhnt auf, presst mich jedoch wieder enger an die Wand, anstatt mich gehen zu lassen. Seine Lippen aber lassen von mir ab.

      „Lass mich los oder ich werde schreien!“, zische ich ihm wütend entgegen. Ein leises Lachen schüttelt seinen riesigen Körper.

      „Jeder hat gesehen, dass du mich hieraus geführt hast. Jedem da drinnen ist klar, was wir hier tun. Du willst doch nicht gleich zu Anfang all deine Karten ausspielen, kleiner Grashüpfer, oder?“

      „Ich bin hier raus, weil ihr mich alle erstickt habt. Du standest in der Nähe. Ich habe nach irgendeinem Arm gegriffen. Das nächste Mal, wenn mir schlecht wird, suche ich nach jemandem, der kein so aufgeblasenes Ego hat wie du, Looser!“, zische ich ihm entgegen und bete, dass man mir meine Angst nicht ansieht.

      „Hmm … ich dachte, du wärst einfache Beute. Ich scheine mich getäuscht zu haben. Das passiert mir nicht oft.“ Mit seiner riesigen Hand streichelt er über meine Wange und flüstert wieder: „Ich mag meine Frauen mit Feuer. Ich werde dir deinen Willen lassen, aus Respekt vor deinem Kampfgeist, Grashüpfer. Aber ich werde dir eine kleine Erinnerung an unsere erste Begegnung schenken, die nicht so leicht verlischt.“ Wieder presst er mich gegen die Wand, seine Hand streichelt meinen Hals, er zieht den delikaten Stoff von meiner Schulter, legt seinen Mund an den Ansatz meiner Brust und saugt. Wie ein Putzfisch am Glas eines Aquariums. Ich halte die Luft an, um nicht zu schreien. Wie lange er saugt, bevor er mich lachend freilässt, weiß ich nicht.

      Wut kocht in mir auf. Ich wünsche mir spitzte High Heels, um ihm wenigstens einen Zeh brechen zu können. Doch stattdessen wirble ich herum und ramme meinen Handballen gegen seine Nase. Als das Blut auf den weißen Stoff meines Kleides spritzt, drehe ich mich um und renne. Sprinte durch die Männermenge, will zur Treppe hinauf. Jemand stellt sich mir in den Weg. Ich erwarte Michael, doch durch meinen tränenverschleierten Blick sehe ich eine schwarze Lederjacke, schiebe das Arschloch beiseite und weiß im nächsten Moment, dass er es zulässt, dass ich auch gegen ihn keine Chance hätte, wenn er es darauf anlegen würde. Ich stoße einen Schluchzer aus und renne weiter blind die Treppe hoch, den Gang entlang, in das Zimmer, das ich für meines halte.

      Die Tür surrt auf und surrt hinter mir wieder zu. Tränen laufen mir die Wangen hinunter, während ich meine linke Schulter umklammere. Was für ein beschissener Traum! Ich will aufwachen, schlage meinen Hinterkopf gegen die Wand. Immer und immer wieder. Bis der Schmerz durch meine hilflose Wut dringt und ich weiß, dass es kein Traum sein kann. Ich bin gefangen in einer verfluchten Realität, von der ich nicht weiß, wie ich in sie geraten bin.

      Apathisch, mit schmerzenden Kopf und besudelter Schulter findet mich Lilly. Sie lässt einen Schrei aus und ruft: „Ich hole einen Doktor.“

      „Nein!“, schreie ich und wiederhole dann leiser, „bitte nicht. Ich … ich brauche nur eine heiße Wanne und etwas Ruhe. Keine Ärzte.“ Meine Hand fährt zu dem Stoff, der meine Narben verdeckt und Lilly nickt, hilft mir hoch, zieht mir das blutverschmierte Kleid vom Körper und dirigiert mich in die Wanne. Das Wasser hat die perfekte Temperatur und ich schließe die Augen, während Lilly mich sanft mit einem weichen Schwamm abreibt.

      „Es tut mir leid, dass das Kleid ruiniert ist.“ Ich spüre wie Lilly sich versteift und öffne die Lider. Ihre wunderschönen Augen ruhen auf dem blauen Fleck an


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