INGRATUS - Das Unerwünschte in uns. Tabea Thomson

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und Nesto C-Spulen sprangen nicht an. – Das gab es noch nie! – Das roch nach Sabotage! – Wer steckt dahinter? Nur zu gern hätten wir die vorliegenden Daten ausgewertet. Bloß wir rechneten damit: Die Feinde verfolgen uns noch. Und sobald die hinterhältige Höllenbrut unseren Sandwurm auf den Monitoren sieht, wird unsere Situation so gut wie aussichtslos sein.

      Das mussten wir verhindern! Wir drei Ingenieure gaben alles, damit die Technik wieder lief. Auf die Schnelle gelang es uns nur, einen Bose-Konvektor in Gang zu setzen. Bloß der nützte uns wenig, solange die Hardron-Sol-Antriebe nicht ansprangen.

      Mitten in dem Dilemma meldeten die Langstrecken Sensoren: ›Feind im Anflug. Verbleibende Zeit bis in Schussreichweite, fünf Minuten.‹

      Das reichte gerade, um eine Abschiedsbotschaft an unseren Flottenverband zu senden oder kampflos zu kapitulieren.

      Wir taten beides! Allerdings bereiteten wir damit unser würdevolles Abtreten vor. Dass es uns gelang, lag einzig an unserem Boss Kerun Peshk. Er gehört zur Gattung Wissensanwender. Verschlagen grinsend kramte er aus seinen Shumerer Kalab Gehirnzellen die Idee hervor, wie wir mit dem Bose-Konvektor unseren Abgang vergolden können.

      Kerun lieferte den Plan und ich die dafür erforderliche Sequenz. Den Triadensender sowie den einsatzfähigen Konvektor brachte ich in die irreparablen Shuttle Sektoren.

      Am Zielpunkt modifizierte ich den Konvektor synchron zu Keruns Anweisungen. – Es brachte uns eine gute Zeitvorlage, sodass ich auf dem Rückweg noch drei Störsender anbringen konnte. Sie werden die Hardron-Sol-Kern Explosion simulieren. ... Und gerade als ich in der "Sicherheit" zurück war, vermeldete der Citraa: ›Feind in Schussreichweite‹, und unsere Sensoren blickten in die geladenen feindlichen Waffenrohre. So wie nun unsere Blutsfeinde die ersten Salven abfeuerten, detonierten unsere irreparablen hinteren Sektoren. Der Schub sprengte uns weit genug weg. Das!, was dann in den Augen des Feindes, wie harmlose Gravitationswellen Ausläufer aussah, verbarg im Inneren unsere Rückfahrkarte. Kurz danach, die feindlichen Partikelstrahlen brachen gerade zu unseren wehrlosen Shuttle-Sektoren auf, erreichten die Ausläufer der "harmlosen Welle" den Kampfkreuzer. Als diese mit den Schutzschild zusammenkrachten, verschmolzen sie zu einem unruhigen Energiestrudel. Die Schwingungen öffneten unmittelbar vorm feindlichen Bug einen Subraum Colche Dimensionsspalt. Binnen Nanosekunden flutete es Millionen energiehungrigen Kokons in unsere Dimension. Sie umspannten mit ihren Triaden (Fangarme) – die wie Spinnennetzfäden aussahen, den feindlichen Kampfkreuzer. So wie sie ihn berührten, zogen sie von allem die Energie ab. Der vom geöffneten Spalt ausgehende Sog saugte alles in der Nähe befindliche in die Colche. Als wir Sekunden später gleichsam dort ankamen, hatte alles an Bord des vormals angriffslustigen, feindlichen U P C Kampfkreuzer kein einziges Körnchen Energie. … Unsere Kokons hatten wie immer ganze Arbeit geleistet.

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      Unsere Schadensbilanz sah danach wie folgt aus: Glücklicherweise blieb unsere Crew bei dem Hinterhalt unverletzt. Alles Übrige, wie die verlorenen Hecksektoren sowie die sabotierte Antriebstechnik, konnte in einem Trockendock auf unseren Heimatplaneten Advenu repariert werden.

      Dorthin brachte uns das zur Hilfe kommende Rettungsraumschiff Julian.

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      Während der Reise arbeitete die überaus bezaubernde erste Maschineningenieurin mit mir zusammen.« –Als Torks an sie dachte, lenkte er den Blick wieder auf ihre netten Zeilen von eben. Still in sich hinein schmunzelnd beantwortete er ihren Funkspruch. Just in dem Moment, wie er ihn absetzte, erhielt die Assertor die Weiterflug Genehmigung.

      Mit der vorgeschriebenen Unterlichtgeschwindigkeit – Sul fünf, flog nun die Assertor zum nahegelegenen kleinen lebensfeindlichen Planeten. Dieser sowie zwei weitere zogen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gas Planeten Pir die Bahnen. Der Größte, der drei Planeten, trägt den Namen Gatta. Auf dem wurde das Raumschiff Visitor α U P im Trockendock stationiert. Die Assertor wird daran andocken.

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      An Bord der Visitor wurde Kerun bereits erwartet. Doch zunächst musste noch der Anflug über dem mit hohen Gebirgen übersäten zudem stark zerklüfteten, heißen und trockenen Planeten erfolgen. Das Landemanöver nutzte Kerun, um mit Sophie Minn ein recht angeregtes Gespräch zu führen. Somit verging die Zeit, bis zum Andocken, wortwörtlich – wie im Flug.

      * * *

      Rückblick

      Was in den Tagen vor Keruns Ankunft geschah

      Kapitel 1

      Das Rettungsraumschiff Visitor α U P lag "fest verankert" im Trockendock Vallum.

      Es ist das Älteste seiner Art, mit diesem Bollwerk entstand vor Million von Jahren, ein wichtiger strategischer Punkt. Ein Steinwurf entfernt steht ein gigantisches Dimensionsportal.

      Die imposante äußere Erscheinung, die Wände wurden einst aus dem extrem harten, dunklen Felsen einer Bergkette erschaffen. Es ist dadurch eine uneinnehmbare Raumbasis.

      Seit Anbeginn sind daran private Kampfschiffe, Bergungs-Shuttle sowie die Rettungsraumschiffe stationiert. Die Visitor gehört dazu, allerdings wurde sie erst vor einigen Jahren im Vallum festgemacht.

      *

      Alle im Vallum stationierten unterliegen befehlsmäßig, den Führenden Shumerer Clans. Zu den gemeinsamen Aufgaben des Flugverbandes zählen unter anderem: Ankommende humanoide, aus den vom U P C besetzten Gebieten mit allem zur Verfügung stehenden Heiler-Wissen, zu versorgen. Die Flugobjekte der Ankommenden, falls möglich, wieder in einen einsatzfähigen Zustand zu versetzen.

      Die meisten wurden bei der Flucht in schwere Kämpfe verwickelt. Den Flugobjekten fehlen mitunter Außendeck Segmente oder sie sind merkwürdig zusammengefaltet. Es grenzt stets an ein Wunder, dass sie es aus eigener Kraft hierher schafften.

      * * *

      Kapitel 2

      An Bord der im Trockendock stationierten Rettungsraumschiffe gab es zweierlei Realitäten. Zum einen handelte es sich um die beruhigte Zone und zum anderen um die realen Decks.

      Zuerst widmen wir unsere Aufmerksamkeit dem letztgenannten Teil der Visitor. In den stark frequentierten Notfallstationen (je dreißig) versorgen die Heiler und Ärzteteams, sämtliche aus der U P C Gefangenschaft befreite unentgeltlich. Das Gleiche traf auf diejenigen zu, denen es gelang, mit selbst gebastelten oder Schrottreifen Flugobjekten aus den Fängen der Unterdrücker zu entkommen.

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      Ebenso vielfältig wie die Flugobjekte sind die zu behandelnden humanoiden. Für deren unterschiedlichste Physiologie kommt anpassungsfähige Heiler-Technik zum Einsatz. Sie arbeitet schnell und effektiv, dass ist beim Rekonstruieren der Körperteile sowie Organe dringend erforderlich. Denn das von uns Freiheitskämpfern aus U P C Gefangenschaft geborgene, entspricht oftmals nicht mehr als einem lebendigen Klumpen Fleisch mit Knochen. Handelt es sich bei den Geborgenen um angehörige der eigenen Shumerer Gattung, sind diese Opfer meistens noch mit dem Skylup Virus kontaminiert. Verabreicht bekommen haben sie das Dreckszeug bei grausamen Folterungen.

      So auch Lennard Minn sowie Sorel Gwen. Sie ahnen nicht im Geringsten, was für Fähigkeiten in ihnen ruhen. Zum eigenen Schutz wurden sie, wie alle infizierten, in der sogenannten beruhigten Zone der Visitor untergebracht.

      Somit sind wir im geschlossenen Bereich angelangt! Jene Zonen vereinnahmten ein Achtel vom kompletten Raumschiff, welches vierzig Decks hat. Sie standen unter absoluter Isolation. Was nicht daran lag, dass die Patienten mit dem Virus kontaminiert waren, sondern: weil sie die Wirklichkeit nicht verstanden. Sie lebten zu ihrem und anderer Leute Schutz völlig abgeschirmt in einer für sie künstlich geschaffenen Welt. In der gab es unter anderem eine Krankenstation ebenso eine Kommandobrücke.

      Im isolierten Bereich konnten die Patienten, wie gewohnt oder erträumt, ihren Berufen nachgehen. Mit anderen Worten: Es dient den Virus infizierten Patienten lediglich dazu, die Wartezeit


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