Albert de Menier - Exposition Universelle Der Jagdclub von Paris. Benjamin Klunzinger Karl

Albert de Menier - Exposition Universelle Der Jagdclub von Paris - Benjamin Klunzinger Karl


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Sohn. „Rubine? Dann hat er den Ring also doch wiedergefunden! Eigentlich hätte er ihn mir erst zurückgeben müssen. Dann hätte ich ihn behalten, und er hätte nicht diesen Fehler machen können, aber jetzt ist es zu spät, jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen.“ „Wie recht du hast, ich könnte heulen!“ und schon kullern ein paar Tränchen aus Konstanzes Augen. „Lass deinen Kopf nicht hängen, auch wenn er jetzt verlobt ist, ist er noch lange nicht verheiratet. So eine Verlobung ist doch nichts wert, wenn ich ihnen meinen Segen nicht gebe.“

      „Albert, Doktor Huisman hat gerade im Revier angerufen, er hat den Kopf schon untersucht, wir können gleich vorbeikommen“, informiert Jean seinen deutschen Kollegen. „Das ging aber schnell!“ „Wieso auch nicht, da gab es ja nicht viel zu untersuchen, es war schließlich nur der Kopf.“

      Die beiden eilen sofort in die Morgue und wollen sich vom Doktor die Ergebnisse zeigen lassen, allerdings müssen sie feststellen, dass noch jemand anwesend ist. „Roussou? De Menier? Was machen Sie denn hier, Delac ist mein Fall, wollen Sie meinen Fall klauen?“ „Mein lieber Planchon, natürlich ist das Ihr Fall, uns interessieren nur die Ergebnisse, da wir den Kopf gefunden haben. Den Rest von Delac können Sie gerne alleine suchen.“

      „Wo haben Sie den Kopf eigentlich gefunden? So etwas findet man doch nicht zufällig!“ „Beruhigen Sie sich Planchon, nur nicht den Kopf verlieren, jemand hat mir den Kopf in die Wohnung gestellt, ich dachte erst an einen makabren Scherz.“ Dabei lässt Albert bewusst den Grafen aus dem Spiel, so haben sie immerhin noch die Suche nach diesem Fritz.

      „Meine Herren, darf ich um Ruhe bitten! Wenn ich jetzt mit meinen Erläuterungen beginnen darf?“

      Doktor Huisman führt die drei zu dem Marmortisch, auf dem der Kopf liegt. Der Glasbehälter mit der Flüssigkeit steht offen daneben und den Kommissaren kommt ein intensiver stechender Geruch entgegen. „Zuerst einmal zur Identität des Toten. Zu 99 % kann ich bestätigen, dass es sich um Monsieur Delac handelt. Wenn ich das Gesicht mit den Fotos aus der Presse vergleiche, kommt das hin. Vor ein paar Stunden war auch seine Frau da, die bestätigte, dass es sich um ihren Mann handeln würde. Die Arme, sie ist erst einmal ohnmächtig geworden, als sie nur den Kopf ihres Gatten da liegen sah.“

      Was hätte man auch anderes erwarten sollen, wenn man auf einmal den abgetrennten Kopf seines geliebten Ehemannes zu sehen bekommt. Ein bisschen mehr Feingefühl wäre beim Doktor wünschenswert. Nichtsdestotrotz macht der Pathologe mit seinen Ausführungen weiter. „Was Sie hier riechen ist Alkohol, jemand hat versucht, den Kopf für die Nachwelt zu konservieren. Allerdings war er wohl noch nicht ganz fertig. Wenn Sie sich den Behälter anschauen, ist darin eine trübe Brühe, die hätte er nochmal erneuern müssen, da das restliche Blut im Kopf die Flüssigkeit verfärbt hatte. Es handelt sich auch nur um eine 60 prozentige Alkohollösung, die am ersten Tag der Konservierung benutzt wird. Später ersetzt man die Flüssigkeit mit 75 prozentigem Alkohol, gemischt mit ein bisschen Formalin. Der Behälter war auch nur mit Siegelwachs vorübergehend verschlossen. Ein Profi nimmt für das endgültige Verschließen der Behälter Guttapercha aus dem Milchsaft der Guttapercha Pflanze. Die Augen des Toten wurden auch noch durch Glasaugen ersetzt.“

      Planchon ist einfach nur erstaunt und auch etwas schockiert, da er den Kopf im Gegensatz zu Jean und Albert, noch nicht gesehen hatte. Nachdem sich sein erster Schock gelegt hat, beginnt er dem Pathologen Fragen zu stellen. „Hat es sich hier also um einen Profi gehandelt?“ „Ich denke, dass der Präparator seine Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht hat, aber es gibt ein paar Dinge die ein Sammler von Tierpräparaten nicht akzeptieren würde, wenn er so präparierte Tiere kaufen wollte. Sehen Sie das an der Stirn des Toten? Da ist ein Bluterguss, es sieht so aus, als ob dort vor seinem Tod eine Gewalteinwirkung ausgeübt wurde. So etwas darf bei einem Ausstellungsstück nicht passieren, das sieht unschön aus. Außerdem, wenn man sich die Stelle betrachtet, an der der Kopf abgetrennt wurde, sieht man, dass das Opfer erst einen langen tiefen Schnitt an der Kehle bekam, anschließend wurde der Kopf mit mehreren Schnitten in unterschiedlicher Höhe abgetrennt. Die untere Halspartie ist ausgefranzt. Perfekt wäre ein einzelner sauberer Schnitt, wie von einer Guillotine. Ansonsten hat der Präparator sein Handwerk verstanden. Ich konnte sogar in den Nasenhöhlen 96 prozentigen Alkohol finden, dass dort beim Ausspülen der Körperöffnungen zurückgeblieben ist. Die anderen Körperöffnungen am Kopf wurden ebenfalls ausgespült.“ Kommissar Planchon wie auch Albert und Jean sind angewidert, wie kann jemand so etwas mit einem Menschen machen. Hinweise auf den Täter haben sie durch die Ausführungen des Pathologen leider auch nicht bekommen. In erster Linie liegt es jetzt auch an Planchon, mit dem Fall weiter zu machen.

      Albert und Jean müssen sich des Friedens willen von jetzt ab, aus der Sache heraushalten. Zumindest waren sie froh, das Ergebnis der Obduktion zu erfahren. Da Planchon auch nichts vom Fritz, dem vermissten Freund des Grafen von Limburg weiß, können sich die beiden indirekt um den Fall kümmern.

      Auf dem Weg ins Polizeirevier kommt Albert plötzlich eine Idee: „Ich glaube, ich weiß jetzt, wie wir die Identität dieses Fritzes herausfinden können, wir schauen im Spitznamenverzeichnis nach. Wenn er vorbestraft ist, werden wir ihn schon finden!“

      Kaum sind sie zurück, kramt Albert das Verzeichnis hervor, welches er bei Amtsantritt zusammen mit anderen Unterlagen im Deutschen Konsulat ausgehändigt bekam.

      Nach kurzem Suchen findet Albert die Seite, auf der vier Fritze zu finden sind. Sie müssen versuchen durch Ausschließen den richtigen zu finden.

      Den „Schönen-Fritz“ können sie streichen, da es seine Masche ist, sich an reiche Frauen ran zu machen und ihnen nach einer sündigen Nacht nicht nur die Ehre zu klauen. Der „Fleppen-Fritz“ fällt auch raus, da der sich auf gefälschte Papiere spezialisiert hat. Als nächstes streichen sie den „Fledder-Fritz“, da dieser seine Opfer ausraubt, wenn sie besoffen sind, oder bewusstlos in einer Ecke liegen.

      „Ich denke dieser „Makko-Fritz“ ist der, den wir suchen, der gehört zu den Makkener, die mit einem Nachschlüssel oder einem Dietrich die Türen öffnen können. Sie gehen erst auf Klingelfahrt, das heißt, sie läuten an den Türen, und wenn jemand öffnet, fragen sie nach dem Weg, wenn keiner öffnet wissen sie, dass niemand da ist und steigen in das Haus ein.“ „Bist du sicher? Wenn dieser Fritz aber doch noch nie ertappt wurde, ist er auch nicht in diesem Verzeichnis, oder?“ „Da hast du recht, aber jeder wird irgendwann mal ertappt. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, vor allem noch kein Meisterdieb. Die meisten werden gefasst, wenn sie die Verbrecherlaufbahn neu einschlagen, da machen sie noch die meisten Fehler und stehen dann schon mal im Verzeichnis. Ich bin mir sicher, dass der „Makko-Fritz“ unser Mann ist.“ „Schön, jetzt wissen wir, wie der gesuchte aussieht und heißt, aber wir haben doch keinen Fall, da keiner eine Vermisstenanzeige gemacht hat und er auch nicht wegen Raubes gesucht wird.“ „Wegen Raubes kann jemand schneller gesucht werden als man denkt. Herr Maier hat mich ja wegen der vielen Taschendiebstähle hier auf der Ausstellung dazu verdonnert, die Diebe zu fangen. Mit Sicherheit passt irgendeine Täterbeschreibung eines der Diebstahl-Opfer auf den „Makko-Fritz“, dann können wir ihn deswegen zur Fahndung ausschreiben.“ „Ob das so klug ist? Wenn er doch nicht der Richtige ist? Dieser Fritz ist doch kein Taschendieb? Das fällt doch sicherlich auf!“ „Na sei doch nicht so pessimistisch, wer sagt denn nicht, dass er sein Tätigkeitsfeld vielleicht geändert hat? Wenn er nicht unser gesuchter Fritz ist, haben wir uns eben geirrt und lassen ihn wieder laufen. Aber so haben wir wenigstens die Möglichkeit, diesen Fritz zu finden und sind dadurch auch Planchon einen Schritt voraus.“

      Mit der Aussicht, Planchon eins auszuwischen, willigt Jean ein, schließlich will er ja lieber auch den Mörder Delacs suchen, als auf die Jagd nach Taschendieben zu gehen.

      „Um wieviel Uhr geht ihr heute Abend auf das Fest? Wann soll ich dir beim Ankleiden helfen?“ „Albert holt mich um 18:30 Uhr ab, wieso fragst du? Willst du auch mitkommen?“ „Ach nein, ich störe euch doch nur, ich habe mir überlegt, ob ich heute Abend frei haben kann? Ich würde gerne die Stadt erkunden. Ich glaube du und Albert werdet in den nächsten Tagen lieber alleine sein wollen.“ „Ach was, auch wenn ich jetzt verlobt bin, sind wir doch trotzdem noch Freunde. Außerdem wird Albert auch Jean mitbringen, dann kannst du den besser kennenlernen.“ „Oh nein, den habe ich schon zu genüge


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