Albert de Menier - Exposition Universelle Der Jagdclub von Paris. Benjamin Klunzinger Karl

Albert de Menier - Exposition Universelle Der Jagdclub von Paris - Benjamin Klunzinger Karl


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Hast du etwa jemanden kennengelernt?“ „Naja, kennengelernt kann ich nicht gerade sagen, aber der Diener von den Stonebridges hat mich heute eingeladen, ich denke das könnte nett werden.“ „Hm, wer passt denn auf euch auf? Du brauchst doch eine Anstandsdame!“ „Keine Sorge, ich pass auf mich selber auf, ich werde schon keine Dummheiten machen.“ „Wie du meinst, da wird Jean aber enttäuscht sein. Ist es denn was Ernstes mit dir und diesem Burschen?“ „Sein Name ist Alexandre, und ich kann natürlich nicht sagen, ob es etwas Ernstes ist, ich kenne ihn ja kaum, ich gehe zum ersten Mal mit ihm aus.“ „Eigentlich sollte ich ihm als deine Freundin erstmal auf den Zahn fühlen, aber da kommst du sehr kurzfristig. Am liebsten würde ich dir heute nicht frei geben, zu deiner eigenen Sicherheit.“ „Ach bitte, tue mir das nicht an, wann habe ich denn sonst die Möglichkeit, jemanden kennenzulernen.“ „Na gut, aber pass auf dich auf und um Mitternacht bist du wieder zu Hause!“ „Ja Mama, wie du befiehlst.“ „Das meine ich ernst junges Fräulein, ich bin als deine Freundin für dich verantwortlich, und wer soll mir beim Ankleiden helfen, wenn du schwanger wirst?“ Sophie schaut Isabell entsetzt an. „Wie kannst du nur glauben, dass ich so etwas machen werde? Du musst mich doch besser kennen.“ „Es tut mir leid, aber ich mache mir eben Sorgen um dich, und du bist doch noch nie alleine mit einem Mann aus gewesen, ich habe weniger Angst, dass du Dummheiten machst, als dieser junge Herr!“

      Isabell gibt ihrer Freundin widerwillig frei, sie hat ein mulmiges Gefühl bei dieser kurzfristigen Verabredung, aber verbieten kann sie es ihr ja nicht.

      Also heftet Sophie eine kleine Nachricht an die Tür von Alexandre, dass sie sich schon auf den Abend mit ihm freut.

      Jean kommt gerade nach Hause und muss an der Eingangstür überrascht feststellen, dass fremde Stimmen aus der Wohnung kommen. Sind da etwa Einbrecher am Werke? Albert wurde ja auch von diesem Grafen in seiner Wohnung überrascht, als er nach Hause kam.

      Aber nicht mit mir, der Eindringling kann was erleben, denkt sich Jean. Ganz leise schiebt er den Schlüssel ins Schloss und dreht ihn vorsichtig um. Mit einem leisen Klicken öffnet er die Tür und schleicht sich hinein. Vorsichtshalber hat er seine Waffe gezogen und begibt sich äußerst leise zum Esszimmer. Nachdem er einen Blick riskiert hat, schreckt er zurück. Da ist ein großer dunkler Mann, bei dem einen angst und bange wird. Hoffentlich hat er Marie nichts angetan. Mit einem Satz springt er ins Zimmer und bedroht den Fremden: „Keine Bewegung, Sie sind verhaftet! Da hast du dir die falsche Wohnung ausgesucht, hier machen wir mit Halunken wie dir kurzen Prozess!“ Überrascht schaut der dunkelhäutige Mann Jean an und hebt die Hände. Ein Glück, der Eindringling versteht seine Sprache.

      „Jean! Was soll der Unsinn, so behandelt man doch keine Gäste!“ fährt Marie ihren Bruder an, als sie aus der Küche eilt, nachdem sie ihren Bruder herumschreien hörte. Völlig verwirrt schaut er seine Schwester und wieder den Fremden an. „Was ist denn hier los?“ „Ach Jean, was soll der arme Monsieur Manuka nur denken, wir sind doch hier nicht bei den Vandalen. Entschuldige dich gefälligst bei ihm, der Gute hat sicherlich einen Schreck bekommen.“ Bevor sich Jean jedoch bei dem sonderbaren Gast entschuldigen kann, muss er sich erst einmal die Augen reiben, hat er zu viel getrunken? Er sieht auf einmal doppelt, hinter Marie steht Pastor Koch, aber gleich zweimal. Nun gänzlich aus dem Konzept gebracht, setzt er sich erst einmal hin. „Sie müssen Maries Bruder sein?“ kommt einer der beiden Pastoren auf ihn zu, und nun erkennt Jean, dass dieser eine nicht Pastor Koch ist. „Ich muss mich dafür entschuldigen, dass wir Sie so überrumpeln, aber ihr Fräulein Schwester hat uns zum Abendessen eingeladen. Mein Name ist Pastor Bertrand Duval und dort drüben ist mein Freund und Weggefährte Manuka.“ „Oh, ich verstehe, ich dachte ich werde verrückt, es tut mir leid, dass ich Sie so erschreckt habe Monsieur Manuka, aber ich habe geglaubt, bei uns wird eingebrochen.“ „Keine Sorge, ich bin nicht nachtragend, ich wurde schon ganz anders in Empfang genommen.“

      „Willst du mitessen?“ fragt Marie ihren Bruder. „Nein danke, ich bin schon mit Albert verabredet, wir gehen ins Deutsche Haus zu den Feierlichkeiten zur Volljährigkeit des Kronprinzen. Ich wollte mich nur in Schale werfen und meine gute Uniform anziehen.“

      Jean begibt sich in sein Zimmer, gefolgt von seinem kleinen Kätzchen, dem anscheinend zu viele Fremde im Esszimmer sind. „Na, petit sorcière, wird dir das da draußen zu viel? Ich kann mich heute Abend leider nicht um dich kümmern. Kannst du dich noch an Sophie erinnern? Du hattest sie auf dem Polizeirevier kennengelernt. Sie hatte dich gestreichelt, ach wie gern hätte ich damals mit dir getauscht. Ich könnte ein paar Streicheleinheiten von ihr gebrauchen.“ Jean unterhält sich mit seiner kleinen schwarzen Katze. Wenigstens sie versteht ihn, auf jeden Fall widerspricht ihm das Kätzchen nicht. Sie hört seelenruhig zu und beobachtet ihr Herrchen beim Ankleiden, während sie es sich auf seinem Bett gemütlich macht und sich in sein Kopfkissen kuschelt. „Vielleicht habe ich heute Abend mehr Glück, ich muss Sophie einfach von mir überzeugen. Kannst du dir vorstellen, dass ich, seit ich sie kenne, kein Interesse mehr an anderen Frauen habe? Was ist nur los mit mir? Sophie muss doch auch Gefühle für mich haben, oder bin ich wirklich so unausstehlich?“ Jean bekommt nur ein Maunzen zur Antwort, was wohl alles bedeuten kann. Zum Abschied grault er das putzige Kätzchen an den Ohren, was mit einem Schnurren erwidert wird. Voller Zuversicht, heute Sophie von sich zu überzeugen, macht er sich auf den Weg zum Deutschen Haus. Albert wird er dort treffen, der will noch Isabell und Sophie abholen.

      Sophie hat sich herausgeputzt, sie trägt ihr bestes Kleid. Sie hätte sich sicherlich auch eines von Isabell ausleihen können, aber sie will nicht übertreiben, sonst erwartet der junge Mann noch zu viel, wenn sie ein extravagantes Kleid trägt. Ungeduldig wartet Sophie unten am Eingang des Hauses auf Alexandre, der auf sich warten lässt. Eigentlich ist es doch die Aufgabe der Frau, den Mann auf sich warten zu lassen, hoffentlich denkt der junge Mann jetzt nicht, sie ist zu sehr an ihm interessiert, weil sie pünktlich ist. Während sie wartet, überlegt sie sich nochmal, ob es wirklich klug war, alleine mit diesem Mann auszugehen. Isabell hat ja auch recht, sie kennt ihn eigentlich nicht.

      Ihre Bedenken sind auf einmal wie weggeblasen, als Alexandre plötzlich mit einem breiten Grinsen vor ihr steht, und sie merkt, wie sie verlegen zurück grinst. „Entschuldigen Sie Mademoiselle Sophie, ich konnte leider nicht früher kommen, Monsieur Stonebridge hat mich nicht gehen lassen. Ich hoffe Sie sind mir nicht böse?“ „Ach was, ich bin auch eben erst gekommen, ich kenne das, ich komme auch nicht immer pünktlich weg, wenn ich frei habe.“ Auch wenn Sophie bereits seit 20 Minuten gewartet hat, kann sie diesem charmanten adretten jungen Mann nicht vorwerfen, zu spät zu sein.

      Sie ist von Alexandre noch mehr überrascht. In seinem Dienerlivree sah er ja schon ganz gut aus, aber jetzt in seinem Anzug, sieht er wie ein richtiger junger Herr aus, der der feinen Gesellschaft entsprungen sein könnte. Sie hat ja nicht viel Ahnung von Männermode, aber das was Alexandre trägt, sieht recht teuer aus. Es ist schön, wenn ein Mann auf sein Äußeres achtet. Stolz hängt sie sich in seinen Arm ein, den ihr der junge Mann anbietet und zusammen flanieren sie zum Ausstellungsgelände, um in den Palais de la Danse zu gehen. Sie genießt es, die Wärme die sein Arm ausstrahlt zu spüren, es gibt ihr ein bisschen Geborgenheit in dieser großen Stadt, in der sie bisher kaum alleine unterwegs war.

      „Hallo, da seid ihr ja endlich, ist Sophie nicht mitgekommen? Geht es ihr nicht gut?“ Albert traut sich kaum Jean darauf zu antworten. Zum Glück übernimmt das Isabell für ihn: „Nein, nein, Sophie ist heute nicht mit dabei, sie hat ein Rendezvous.“ „Ein Rendezvous? Aber ich dachte, sie wollte hierher kommen? Mit wem hat sie denn ein Rendezvous?“ Überrascht und enttäuscht zugleich schaut Jean voller Entsetzen Isabell an, wie kann Sophie ihm das nur antun? „Ich weiß auch nicht genau, mit wem sie unterwegs ist, aber es scheint ein Angestellter einer anderen Familie in dem Haus zu sein, in dem wir wohnen.“ Jeans Gesichtszüge verlieren ihre Prägnanz, und er wird blass. Fast muss man schon Angst haben, dass er umfällt. Es ist ein Schock für ihn, er hatte ja vor, sich heute ins Zeug zu legen und Sophie von sich zu überzeugen, aber damit hat er nicht gerechnet. Albert nimmt ihn am Arm und zieht ihn mit ins Deutsche Haus. „Na komm schon, lass dich nicht hängen, hier gibt es genügend andere hübsche Fräuleins, die alle darauf warten dich kennenzulernen.“ Teilnahmslos folgt er den beiden, er weiß gerade nicht, wie er darauf reagieren soll, aber sein kleines französisches Herz zerbricht in viele kleine Teile.


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