An den Ufern des Nebraska. Lennardt M. Arndt

An den Ufern des Nebraska - Lennardt M. Arndt


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da noch sagen? Selbst wenn ich noch einiges hätte vorbringen können, was er schon alles Gute an mir getan hatte, so wusste ich doch, dass ich ohne seine Hilfe keine vernünftige Ausrüstung zusammenbringen würde. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als mich herzlich bei ihm zu bedanken, was ich nun auch tat.

      Firehand machte dem Reden ein Ende, indem er aufstand und sagte:

      „Dann ist das ja jetzt auch geklärt und wir sollten uns auf die Beine machen, um zu Masterson, dem Pferdehändler zu kommen. Er wartet sicher schon auf uns.“

      Mr. Wallace begleitete uns zur Tür und wünschte mir viel Glück.

      Wir schritten kräftig aus, um rechtzeitig zu Masterson zu kommen. Firehand hatte zwar seine alte Rifle übergehängt, sein Pferd aber im Stall gelassen.

      Die paar Schritte durch Jefferson, wollte er zu Fuß gehen. Einen Ausritt wollte er seinem Pferd gönnen, wenn wir es heute schafften, für mich einen passenden Gaul zu finden. Er wollte dann sowohl das Pferd, als auch mich ein wenig eingehender prüfen.

      Mr. Wallace hatte mir gesagt, ich solle, im Falle eines Abschlusses, beim Händler angeben, dass er die entstandene Rechnung übernähme. Da Mr. Wallace als Bankier in Jefferson bekannt war und so ziemlich jeder Geschäftsmann seine Verbindungen zum Bankhaus Wallace hatte, sollte es damit keine Probleme geben. Außerdem hatte ich einen berühmten Prairie- und Waldläufer bei mir, dessen Name ebenfalls als Bürgschaft dienen konnte.

      Nun kamen wir auf dem Hof des Pferdehändlers an. Der Mann schien gute Geschäfte zu machen. Jedenfalls waren mehrere Stallungen vorhanden und es wurden gerade zwei Männern verschiedene Pferde vorgeführt. Es handelte sich bei diesen Kunden um Farmer, die Pferde für die Arbeiten auf ihren Feldern benötigten, nicht also um Leute, denen es um gute, vielseitige und ausdauernde Läufer ging. Und so wandten wir uns zunächst ab, um die Pferde im Corral15 in Augenschein zu nehmen.

      Hier wurden, zu Verkaufszwecken, derzeit drei Pferde gehalten. Weitere befanden sich, wie sich später zeigte, weiter draußen vor der Stadt auf einer größeren Weide. Firehand machte mich gleich auf ein mittelgroßes rotbraunes Pferd aufmerksam und meinte, dass dieser Hengst wohl ein gutes Pferd für meine Zwecke sei.

      Er schaute sich aber auch die anderen Tiere noch an und winkte, zur näheren Inspektion, eine der Hands16 des Händlers heran, um sich die Pferde einzeln vorführen zu lassen. Nun fing er an, mit dem Burschen zu fachsimpeln, wobei er sein eigentliches Interesse für den Rotbraunen nicht erkennen ließ. Ich war ziemlich sicher, dass dieses Pferd nach wie vor sein Favorit war, als er alle Pferde im Corral begutachtet hatte.

      Nachdem er sich bei dem Helfer bedankt hatte, drehte er sich wieder zu mir um und sagte:

      „Und? Was meinst du? Welches dieser Tiere sagt dir zu?“

      Hier musste ich ehrlicher Weise gestehen, dass ich keinerlei Kenntnisse auf diesem Gebiet hatte und daher keine Präferenz hatte, obwohl auch mir der Rotbraune sehr gut gefiel.

      Firehand sagte:

      „Macht nichts, Junge. Das kommt schon noch, wenn du einige Zeit mit uns geritten bist, wirst du die Vorzüge gewisser Pferde schon bald ausmachen können. Hier musst du wohl zunächst meinem Sachverstand vertrauen. Ich bleibe bei meiner ersten Wahl, dem rotbraunen Hengst.

      Wie du vielleicht bemerkt hast, steht Masterson schon länger dort hinten auf der anderen Seite des Corrals und beobachtet genau, was hier geschieht, obwohl er sich den Anschein gibt, er sei an den Verhandlungen mit den Farmern interessiert.

      Da er aber genau weiß, weshalb ich heute mit dir hier bin, wittert er bereits ein gutes Geschäft. Wollen aber zusehen, dass das Geschäft für beide Seiten ein gutes wird. Darum will ich ihn nicht sofort wissen lassen, wie hoch ich diesen einen Hengst bereits einschätze, ohne dass du ihn Probe geritten hast.“

      Ich hatte mir so etwas bei dem Gebaren, das Firehand an den Tag gelegt hatte, schon gedacht, nahm mir also vor, ihn in seiner Absicht zu unterstützen.

      Masterson, der Pferdehändler, ließ uns noch ein wenig warten, ehe er so tat, als ob er erst jetzt auf uns aufmerksam wurde und mit ausgebreiteten Armen auf Firehand zuschritt, um ihn lautstark zu begrüßen:

      „Old Firehand, endlich einmal wieder in meinen Stallungen! Wie schön Euch zu sehen, Ihr Teufelskerl. Habt Euch zuletzt ziemlich rargemacht. Wart wohl länger im Indianergebiet, als Ihr Euch vorgenommen hattet, wie?“

      „War wirklich anders geplant,“ erwiderte Firehand, „hatten aber ein wenig Ärger mit den Roten und mussten länger in den Rockies17 bleiben, als uns lieb war. Haben aber alle Felle glücklich herüber und an den Mann gebracht und werden bald wieder losmachen.“

      „Weiß es, weiß es, Sir! Habt so einiges durchgemacht da oben in den Felsenbergen. Eure Erlebnisse sind Euch bereits vorausgeeilt. Gibt kaum einen Jäger oder Fallensteller, der hier nicht von Euch zu berichten wusste. Außerdem hat Euer Kamerad Korner schon vieles berichtet, als er Euren Besuch hier gestern angekündigt hat.“

      „Gut, dann wisst Ihr ja bereits, weshalb ich Euch aufsuche. Dieses Mal benötigen wir ein Pferd für unseren neuesten Kameraden hier. Ich möchte Euch den jungen Mann vorstellen. Das ist Leo, der Ziehsohn von Mr. Wallace, dem Bankier.“

      „Good day, Leo! Also, wie ich gehört habe, gilt es zunächst mal eine Reitprobe zu unternehmen, richtig?“

      „Alright“, erwiderte ich, „muss wohl unter Beweis stellen, dass ich nicht so leicht vom Pferd falle. Habt Ihr denn ein geeignetes Tier zu diesem Zweck?“

      „Of course, kommt einmal mit Ihr Leute! Hier im Stall habe ich heute einige Gäule, die ich an die hiesigen Farmer zu verkaufen gedenke. Für eine Reitprobe scheinen sie mir aber genau richtig. Sucht euch eines aus, wir werden dann ein Stück hinaus aus dem Ort, zu meiner Weide gehen, damit die Probe auch vernünftig vonstattengehen kann“.

      Firehand zwinkerte mir zu und suchte einen starkknochigen Klepper aus, der allerdings mehr zu Feldarbeiten, als zu den von uns vorgesehenen Zwecken geeignet war. Masterson beauftragte den jungen Mann, der uns eben die drei Tiere aus dem Corral vorgeführt hatte, den Klepper aus dem Stall zu holen und zu satteln. Wir gingen inzwischen voraus an den Rand der Stadt, wo sich westlich des Fahrwegs der Überlandkutschen die Weiden Mastersons ausdehnten.

      Hier schauten wir uns noch ein wenig um. Masterson hatte da ein riesiges Areal, auf welchem die Pferde frei grasen und sich weitläufig bewegen konnten. Zum Stadtrand hin befanden sich noch einige Stallungen, für alle Tiere. Masterson erklärte mir, dass die derzeit in den Stallungen seiner Offices befindlichen Tiere üblicher Weise auch hier gehalten würden und dass die Pferde jeden Tag erst, abhängig von angekündigter Kundschaft und Bestellungen, ausgewählt und in die Stallungen oder den Corral in der Stadt gebracht würden.

      Ich hatte die weidenden Pferde hier schon oft gesehen und gemutmaßt, wem all diese Tiere wohl gehören mochten. Nun hatte ich den Besitzer und Pferdehändler gleich selbst kennengelernt. Mr. Masterson machte einen guten Eindruck auf mich. Freundlich und kernig. Jedenfalls mochte ich keine Falschheit in seinem Blick erkennen. Allenfalls unterstellte ich ihm ein gutes Maß Schalkhaftigkeit und Cleverness. Aber die musste in seinem Geschäft ja auch sein.

      Jetzt kam die Hand mit dem gesattelten Ackergaul und Firehand zeigte mir an, aufzusteigen, wobei er das Pferd an den Zügeln hielt. Er fragte mich, ob das Pferd geführt werden solle. Als ich ihn daraufhin anblickte, zwinkerte er mir zu. Ich verstand den Wink und bejahte die Frage, mir einen unsicheren Ausdruck gebend, als ich aufstieg.

      Firehand führte das Pferd nun im Kreise im Schritt herum und schaute, wie ich mich auf dem Pferd machte. Ich hielt mich so, wie ich es bisher immer gehalten hatte und führte das Pferd dabei bereits selbständig, ohne dass Masterson hiervon etwas merkte. Lediglich Firehand musste zusehen, dass er das Seil auf Spannung hielt, damit es aussah, als ob das Pferd an dieser Leine ging. Ich sollte ja auch nicht gleich allein losreiten, um weiterhin Unsicherheit vortäuschen zu können.

      Der Zweck war ja der, dass Firehand ein anderes der drei Pferde im Corral


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