An den Ufern des Nebraska. Lennardt M. Arndt

An den Ufern des Nebraska - Lennardt M. Arndt


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Probe hast du meisterlich bestanden. Was meinst du, Leo?“

      Ich lief wohl ein wenig rot an und wusste gar nichts zu sagen. Firehand klopfte mir auf die Schulter, drehte sich zu Mr. Heintz um und fragte ihn:

      „Nun, Mr. Heintz, was soll denn Euer Sharps-Karabiner, mit dem der Junge schon so hervorragend schießt, kosten?“

      „Hm“, machte Mr. Heintz, „normaler Weise müsste ich für so ein Stück hundert Dollar nehmen. Aber weil dieser junge Mann hier so ein vielversprechender Schütze ist, denke ich, dass ich für meine Werkstatt keine bessere Werbung finden kann, als dass Leute wie Ihr, Mr. Firehand, Euch mit meinen Waffen ausrüstet. Könnt ja mal an der einen oder anderen Stelle darauf hinweisen, wo gute Waffen gebaut werden.“

      Er zwinkerte Firehand zu.

      „Ich gebe ihn Euch also für die Hälfte, sage fünfzig Dollar,“ nun schaute er zu mir, „und der Sharps ist der deine, Junge“!

      Ich sah Firehand an, dieser nickte und sagte:

      „Mr. Heintz, Ihr seid ein Ehrenmann und ein guter Gunsmith, werden also tun wie geheißen und mit Eurer Waffe ein wenig angeben.“ Er lächelte. „Der Preis ist zu niedrig, aber weil es für das Greenhorn hier ist, nehmen wir das Angebot an, schlagt ein Mr. Heintz und Leo.“

      Wir gaben uns zum Abschluss des Kaufs die Hände. Heintz schüttelte die meine kräftig und schien sich wirklich zu freuen, dass ich mit seiner Waffe meinen ersten Ritt hinter die Grenze unternehmen würde. Das Greenhorn konnte ich Firehand nicht übelnehmen, schließlich hatte der Mann ja recht. Ich war ja wirklich in alldem, was noch auf mich zukommen würde, noch „grün hinter den Ohren“. Ich nahm mir aber vor, möglichst schnell diesen Status wieder loszuwerden.

      Wegen der Zahlung des Kaufpreises verwies ich auch hier an Mr. Wallace. Und wieder gab es damit keinerlei Probleme.

      Zurück im Store sprach Firehand Mr. Heintz nochmals an:

      „Sagt einmal, Mr. Heintz, habt Ihr vielleicht noch einen solchen Nachbau in Eurer Werkstatt in Arbeit?“

      „Yes, Mr. Firehand. Dauert höchstens noch zwei Tage, so ist das nächste Stück dieser Bauart fertig. Wollt Ihr Euch etwa auch mit einem solchen Karabiner ausrüsten?“

      „Ich müsste verrückt sein, wollte ich dies nicht tun. Habe bei meiner letzten Hunt25 gute Geschäfte mit Dickschwanzhäuten26 gemacht. Kann mir also ein solches Gewehr durchaus leisten.

      Ein solcher Hinterlader eignet sich doch viel besser als Verteidigungswaffe, als meine alte Gun. Bin sicher noch zwei Tage in Jefferson und kann also auf die Fertigstellung warten, wenn‘s recht ist?“

      „Wenn es recht ist? Was für eine Frage! Natürlich sollt Ihr meinen nächsten Karabiner bekommen. Ist mir, wie ich bereits sagte, eine Ehre, Euch ausrüsten zu können. Auch dieser geht aber nur zum genannten Preis über meinen Ladentisch. Werde Euch natürlich nicht mehr Geld abnehmen als dem jungen Mann hier.“

      Nun wollte Firehand ihm das abschlagen, meinte er doch, dass Heintz seine Waffen nicht verschenken könne. Dieser ließ sich aber auf keine Verhandlungen mehr ein und meinte abschließend, Firehand solle dies so akzeptieren. Er wiederholte, es sei für ihn eine Ehre, einem solch berühmten Prairieläufer eine Waffe aus seiner Schmiede verkaufen zu dürfen. Wollte Firehand den Gunsmith nicht ernsthaft verärgern, musste er diesem den Willen tun.

      Wir erstanden dann noch Munition für die beiden neuen Gewehre, sowie Pulver und Blei für die alte Hawken Old Firehands. Dieser kaufte dann aber auch noch einen sechs-schüssigen Navy-Colt, Kaliber 36, wovon er bereits einen in seinem Gürtel trug, wie ich feststellte, als Heintz die gewünschte Waffe auf seinen Ladentisch legte.

      Hier setzte sich Firehand aber durch, den Normalpreis zu zahlen. Er legte den Betrag, der sich auf einem Schild an der Holzkiste, in der sich der Colt befand, angegeben war, einfach passend auf den Tisch. Dann nahm er die Waffe an sich, streckte Heintz die Hand hin und verabschiedete sich mit den Worten:

      „Sehen uns in zwei Tagen wieder, Mr. Heintz. Freue mich schon auf Euer neuestes Werkstück und habe vor, diesem alle Ehre zu machen.“

      Mr. Heintz strahlte jetzt erst recht, gab auch mir noch die Hand und sagte:

      „Wünsche dir alles Gute mein Junge, wirst deinen Weg machen. Und Euch Mr. Firehand, sehe ich dann am Freitag gegen Mittag, wenn es für Euch passt.“ Firehand nickte. „Werde den Karabiner dann fertig haben und wir können dann noch ein paar Probeschüsse und eine wahrscheinlich notwendige Feineinstellung vornehmen.“

      Als wir den Store verlassen hatten, hängte ich mir mein neues Gewehr über, band den Morgan los und ging, das Pferd an den Zügeln führend, an der Seite Firehands zurück zur Firestreet.

      Er sagte:

      „Du gehst am besten jetzt erstmal nach Hause, wo Mr. Wallace dich, sicher schon gespannt darauf, deinen Bericht zu hören, erwartet. Ich werde bei Mrs. Thick erstmal eine Mahlzeit zu mir nehmen und anschließend zum Stall gehen, um meinen Rappen dort abzuholen. Wir treffen uns dann um drei bei Mother Thick‘s, um den Ausritt zu machen, von dem ich heute Morgen gesprochen habe. Hoffe, du hast Lust dazu?“

      „Sicher, Mr. Firehand, freue mich darauf, meinen Morgan ein wenig ausreiten zu können und ihn näher kennen zu lernen.“

      Wir trennten uns, als wir bei Mother Thick‘s ankamen und Firehand ging hinein. Zu Hause berichtete ich Mr. Wallace, der seine Mittagspause in Erwartung meiner Rückkehr daheim verbrachte, was ich am Vormittag alles mit Old Firehand unternommen hatte. Ich erzählte von den Verhandlungen beim Kauf des Morgan ebenso, wie von meinen leidlichen Schießproben. Obwohl ich das Lob von Firehand nicht erwähnte, meinte auch Wallace, dass diese Ergebnisse wohl eher vielversprechend, als „leidlich“ zu nennen wären und er meinte, dass er stolz auf mich sei.

      Er ließ sich von mir den Morgan vorführen und fand, dass das Tier wohl ein wenig klein geraten sei. Wenn Old Firehand aber denke, dass es ein gutes Pferd sei, wolle er dem Kennerurteil nicht widersprechen. Er selbst habe von diesen Dingen ja nun einmal keine Ahnung. Auch den Sharps-Karabiner sah er sich näher an. Hierzu meinte er, dass dieser Hinterlader sicherlich seine Vorteile gegenüber den alten Kentucky-Rifles habe. Er schlug für den Morgan vor, ihn bis zu meiner Abreise in demselben Stall unterzubringen, in dem auch Firehand sein Pferd eingestellt hatte.

      Beim Essen redete und redete ich in einem fort, was Mr. Wallace aber nicht störte, sondern im Gegenteil wohl amüsierte. Er erwähnte, dass er Mrs. Smith am Abend zum Dinner eingeladen habe. Sie habe aber nur unter Bedingung zugesagt, dass auch ich dabei sein solle, um über meinen Tag mit Firehand zu berichten.

      Wie ich mich für Mr. Wallace freute, dem es endlich gelungen war, mit Mrs. Smith anzubandeln. Ich teilte ihm also mit, dass ich für drei Uhr mit Old Firehand zu einem Ausritt in die nähere Umgebung verabredet sei, sagte ihm aber zu, pünktlich am Abend wieder daheim zu sein.

      Zu dem Ausritt mit Firehand bleibt zu berichten, dass wir einige Meilen in die Prairie ritten, um den Tieren ein wenig Auslauf zu gönnen. Hierbei machte der Morgan dem guten Eindruck, den Firehand gehabt hatte, alle Ehre. Er hielt einen längeren Parforceritt gut aus, ohne dass er dabei gegenüber dem Rappen Firehands zurückblieb.

      Als wir nach einer guten Viertelstunde gestreckten Galopps nach und nach wieder in einen gemütlichen Schritt übergingen, ging der Atem meines Morgan so ruhig, als seien wir die ganze Zeit in dieser Gangart unterwegs gewesen.

      Firehand lobte das Tier genauso wie ich und ich beschloss, dem Guten nach unserer Rückkehr eine extra Portion besten Hafers hinzustellen. Auch mit meinen „Reitkünsten“ war Firehand zufrieden. Er hatte noch den einen oder anderen Tipp für mich, meinte aber, dass ich gut mit dem Pferd harmoniere und sicher keine Probleme hätte, mit den anderen Schritt zu halten und einige Stunden täglich im Sattel zu verbringen. Wir kehrten also nach Jefferson zurück und ich stellte den Morgan zu Firehands Pferd. Wie ich mir vorgenommen hatte, bekam er seine Extraration. Anschließend ging ich nach Hause, um mit Mr. Wallace und Mrs. Smith den Abend zu verbringen.


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