An den Ufern des Nebraska. Lennardt M. Arndt

An den Ufern des Nebraska - Lennardt M. Arndt


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unsere Truppe auf. Ich nutzte die Zeit für Ausritte mit meinem Pferd, wobei ich auch viel mit dem Tier sprach. In Begleitung Old Firehands war mir das unangenehm, wusste ich doch nicht, was er von solchem Gebaren hielt. Ich flüsterte dem Tier des Abends, wenn ich es in den Stall brachte noch einige Dankesworte ins Ohr und sagte ihm, wie stolz ich auf ihn sei. Jedenfalls glaubte ich, dass das Pferd mich verstand und ich hatte das Gefühl, dass wir zukünftig gute Freunde würden.

      Der Freitag kam und Firehand ging des Morgens zu Mr. Heintz, um dort sein neues Sharps-Gewehr abzuholen. Wir verabredeten uns für den Nachmittag, um die letzten Einkäufe zu erledigen. Schließlich brauchte ich noch strapazierfähige Kleidung und ein paar kleinere Ausrüstungsgegenstände. Ich packte noch ein paar Habseligkeiten in die Satteltaschen. Am Samstag wollten wir, früh am Tage, in Richtung Westen aufbrechen, um uns ein gutes Jagdrevier und einen Hide-Spot27 zu suchen.

      Am Abend vor der Abreise hatte Mr. Wallace noch eine Überraschung für mich vorbereitet. Er hatte Old Firehands ganze Jagdgesellschaft, Mrs. Smith, Mrs. Thick, Mr. Masterson und den Gunsmith Mr. Heintz zum Dinner eingeladen. Mrs. Pittney, die die ganze letzte Woche ein Gesicht gemacht hatte wie „sieben-Tage-Regenwetter“, und Thomas hatten es sich nicht nehmen lassen, selbst ein mehrgängiges Menü zu zaubern und der Gesellschaft aufzuwarten.

      Eine solche Gästeschar, wie an diesem Abend, hat es im Hause Wallace davor und sicher auch danach kein weiteres Mal gegeben. Es wurde viel erzählt und gelacht und die an solche Umgebung nicht gewohnten Trapper und Jäger gaben sich alle Mühe, den vermeintlichen Ansprüchen gerecht zu werden.

      Als die Jagdgesellschaft später am Abend ging, verabschiedete sich der eine oder andere meiner künftigen Kameraden, indem er mir kräftig auf die Schultern klopfte, bis zum nächsten Morgen. Firehand machte sich zusammen mit ihnen auf den Weg zu Mother Thick’s, um noch einen tüchtigen Schlaf zu tun.

      Nun wurde es still im Haus und der Rest der Gesellschaft ging zurück in die Stube, um noch einen Schlaftrunk zu nehmen, wie Mr. Wallace vorschlug. Wir, das heißt Mrs. Smith, Mrs. Thick, Mrs. Pittney, Mr. Wallace und ich setzten uns hin, wo gerade Platz war.

      Thomas brachte noch ein paar Gläser und schenkte uns einen Irish-Whiskey ein. Nachdem wir unsere Drinks gelehrt hatten, waren es vor allem Mrs. Pittney und Mrs. Smith, die mir sagten, dass ich ihnen fehlen würde und dass sie Angst um ich hätten. Aber auch Verständnis dafür, dass ich mich aufmachen wollte, um meine Familie zu suchen. Zunächst müsste ich mich aber unbedingt an Mr. Firehand halten, um möglichst viel zu lernen und keine Risiken einzugehen.

      Die drei Damen umarmten mich zum Abschied noch einmal herzlich und besonders Mrs. Pittney konnte es nicht verbergen, dass ihr ein paar Tränen die Wangen hinab liefen. Sie sagte, dass sie nun zu Bett gehen würde und in der Früh, wenn aufgebrochen werden sollte, noch einmal Lebewohl sagen wollte.

      Mrs. Smith und Mrs. Thick machten sich auf den Heimweg und baten mich, nicht allzu lange fern zu bleiben und mich bald wieder zu Hause sehen zu lassen. Ich versprach, diesem Wunsch bald nachkommen zu wollen, ahnte ich doch heute noch nicht, wie lange ich fortbleiben würde.

      Mr. Wallace und ich blieben noch ein wenig in der Stube und er sagte:

      „Was für ein Abend. Ich beginne nun doch langsam zu begreifen, dass wir uns wohl für eine längere Zeit trennen müssen, mein Junge. Habe ja selbst alles so arrangiert, weil ich denke, dass es das Beste war, das ich tun konnte. Du hättest sicher alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Suche selbst in die Hand zu nehmen. Da denke ich, es ist besser, dass du es mit meiner Zustimmung und Unterstützung tust. Außerdem konnte ich so dafür sorgen, dass du den besten Lehrmeister bekommst.

      So müssen wir weniger Angst um dich ausstehen. Hatte ursprünglich andere Pläne mit dir, wie du ja weißt. Solltest einmal in das Bankgeschäft eintreten. Naja, hätte eigentlich schon früher wissen können, dass das nichts für dich wäre. Nun wirst du also erst einmal mit Mr. Firehand in den Westen gehen, um ein guter Scout und Jäger zu werden. Wie ich finde, die beste Voraussetzung, um deine Familie wiederzufinden. Das ist wohl alles was zählt, nicht?“

      Er seufzte und sah mich an:

      „Vergiss deinen alten Onkel nicht, wenn du da draußen bist. Du weißt, die Türen stehen hier immer für dich offen, auch wenn du hoffentlich bald deine eigentliche Familie finden wirst.“

      „Niemals werde ich vergessen, was du alles für mich getan hast.“, sagte ich. „Ich hatte, bis zu dem Tag, an dem du mir alles berichtet hast, keine Pläne für meine Zukunft aber nun hat das Schicksal es entschieden. Ich hoffe, dass ich bei Firehand viel lerne und dann schnell auf die Fährten der Gesuchten stoße, um bald wieder hier zu sein.“

      „Das will auch ich hoffen, mein Junge. Habe dich liebgewonnen, wie einen eigenen Sohn. Möchte hoffen, dass du findest, was du suchst aber auch, dass du weißt, dass ich weiterhin für dich da bin. So, und nun ist es genug, du musst morgen in aller Frühe fertig zum Aufbruch sein und brauchst noch eine Mütze voll Schlaf.“

      Er drückte mich an sich und schickte mich dann in mein Zimmer. Er selbst blieb noch in der Stube. Wie lange er dort noch saß, weiß ich nicht. Aber ich wusste, dass ich ihn nicht unglücklich sehen wollte. Ich konnte mich aber damit beruhigen, dass er nicht allein zurückblieb. Wie ich heute Abend gesehen hatte, war er von vielen guten Freunden umgeben und endlich hatte er ja auch bei Mrs. Smith einen Anfang gemacht.

      Der nächste Morgen kam und früh um Fünf stand ich auf, um mir meinen neuen Anzug anzulegen. Ich zog also die rindsledernen Hosen an. Das Jagdhemd aus weichem, hellgegerbtem Leder zog ich mir über die Schultern. Hierüber trug ich die ebenfalls rindslederne Jagdjacke, die mit einem breiten Ledergürtel zusammengehalten wurde. Daran hatte Firehand lederne Beutel befestigen lassen, welche zur Aufnahme einiger notwendiger Gegenstände dienten, wie zum Beispiel des sogenannten Punks, des Prairiefeuerzeuges. Den hirschledernen, dunkel gegerbten und stärkeren Mantel legte ich einstweilen noch nicht an. Meine Füße steckte ich in ein Paar aus weichem Leder gefertigte Stiefel, die mir bis zu den Knien reichten und von ledernen Schnüren gehalten wurden, ähnlich denen, die auch Firehand trug.

      So ausstaffiert, den Mantel über der Schulter tragend, verließ ich mein Zimmer und ging die Stufen hinunter, um im Speiseraum die vorläufig letzte von Mrs. Pittney für mich bereitete Mahlzeit einzunehmen. Mr. Wallace war auch schon munter und wir aßen, wie sonst auch, unser Frühstück. Auch Mrs. Pittney ließ es sich nicht nehmen, sich dazu zu setzen, als sie mit den Arbeiten in der Küche fertig war.

      Wir verhielten uns alle, als sei dies ein ganz normaler Morgen, da wir nicht wussten, was wir noch sagen sollten. Mrs. Pittney war allerdings so nervös, dass sie das Geschirr beim Abräumen fallen ließ und als ich ihr half, die Scherben aufzulesen, fiel sie mir um den Hals und schluchzte:

      „Mach‘s gut, mein Junge und komm‘ bald wieder“!

      Dann rannte sie aus dem Zimmer und ließ sich nicht wieder blicken. Ich selbst hatte auch ein mulmiges Gefühl, als ich die Teller und Scherben, von Mr. Wallace begleitet, in die Küche brachte. Die gute Mrs. Pittney hatte in der Aufregung alles stehen und liegen lassen, was ihr aber wohl niemand übelnahm.

      Mr. Wallace sagte:

      „Der Zeitpunkt des Abschieds rückt immer näher und ich weiß nicht, was ich dir noch mit auf den Weg geben soll, Junge! Es ist alles gesagt und du weißt, wie wir alle zu dir stehen.

      Siehst gut aus, in deiner neuen Jägermontur. Ein bisschen kannst du noch reinwachsen, aber das ist ja auch gut so. Bei deinem momentanen Wachstum, müsstest du sonst schon bald einen neuen Anzug kaufen.“

      Er lächelte und klopfte mir auf die Schulter, um mich in Richtung Ausgang zu bugsieren.

      „Firehand wird deinen Morgan gleich mitbringen, denke ich, sodass du nicht erst noch zum Stall zu gehen brauchst.“

      „Onkel, ich weiß nicht, wie ich dir für


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