Goschamarie Mofacup. Stefan Mitrenga

Goschamarie Mofacup - Stefan Mitrenga


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sauteuer“, unterbrach Peter. „Ich weiß nicht, ob ich Freunde brauche, die so mit Geld um sich werfen!!!“

      „Jetzt beruhig dich mal wieder“, versuchte Walter die Situation zu entschärfen. „Es ist doch nur ein Traktor.“

      Peter lief rot an. „Nur ein Traktor? Nur ein Traktor? Das hätte mein Traktor sein sollen!“

      Walter kapierte gar nichts. „Wieso denn deiner?“

      „Wir haben uns beide für den Eicher interessiert. Der war im Internet. Ich hatte eigentlich schon alles unter Dach und Fach, aber mein lieber Freund Theo hier hat ihn mir ausgespannt. Er wusste, was ich mit dem Verkäufer ausgemacht hatte und hat ihm einfach fünfhundert Euro mehr geboten. Als ich dann einen Termin zum Abholen ausmachen wollte, war der Traktor schon weg.“

      „Er ist ja nicht weg“, grinste Theo, „er steht jetzt nur bei mir im Hof.“

      „Du … du … du … Ar …“

      Walter ging dazwischen. „Bitte beruhig dich, Peter. Das bringt doch nichts. Und du, Theo, solltest dich jetzt ein bisschen zurückhalten.“

      „Oh ihr Kindskepf!“, lachte Marie. „Wänn ihr nix zum Wetta hend, no schtreitet r.“

      Viel berüchtigter als ihre Auseinandersetzungen, waren die Wetten, die Theo und Peter regelmäßig austrugen, bei denen beide schon einige Blessuren davongetragen hatten.

      „Des wird eich hoffentlich versehne“, schnaufte Marie und wuchtete einen Kasten Bier auf den Tisch. „Där goht auf dr Theo. Koi Widerred! Des isches Traktorbier. Des zahlt ma, wänn mr en neia Karra kauft hot.“

      Theo überlegt kurz, ob er damit einverstanden war, sagte aber nichts, und zog stattdessen eine Flasche aus dem Kasten. Peter schmollte noch eine Weile mit verschränkten Armen, bis auch ihn der Durst übermannte. Fürs Erste war das Thema vom Tisch.

      Derweil kassierte Marie am Nebentisch.

      „Da kann aber etwas nicht stimmen“, beschwerte sich der Gast. „Meine Frau hatte doch nur die kleine Vesperplatte.“

      „Des hon i scho so verrächnat. Du hosch dia Normale kett fier zeah Eiro, dei Weib die Kloi … macht zwelf Eiro. Plus die vier Bier.“

      Der Mann wurde lauter und fuchtelte mit den Armen. „Aber das kann doch nicht sein, dass die kleine Portion mehr kostet, als die Große?“

      „Moinsch du! I moin do was andres! Bei der Normala hon i koi Werk – des isch älles scho so gschnitta, aber bei dr Kloina muss i sälber nomol älles narichta und kloimacha. I hon meh Arbet und deshalb koschts au meh!“

      Der Mann knallte dreißig Euro auf den Tisch, was exakt dem Rechnungsbetrag entsprach und knurrte: „Stimmt so!“

      „I woiss“, flötete Marie zurück und steckte das Geld ein. „Machet‘s guat, ziernet nix, kommet wieder!“

      Doch das Ehepaar hörte sie bereits nicht mehr.

      „Typisch Schtädter“, murmelte sie und verschwand hinter dem Tresen.

      Die Tür zur Gaststube wurde aufgestoßen und der Vorstand vom Musikverein kam zusammen mit Elmar zum Stammtisch.

      „Für uns ist Feierabend“, freute sich Elmar und nahm eine Flasche Bier aus dem Kasten. „Den Rest Deko-Kram können die Mädels machen.“

      Der Vorstand bediente sich ebenfalls aus dem Kasten und sie stießen an.

      „Auf unser neues Gartenfest und den ersten Goschamarie Mofa-Cup!“

      Schon brannte die erste Lord in Elmars Mundwinkel, was Max daran erinnerte, dass er noch eine Zigarre einstecken hatte. Kurz darauf brachten sie ein geselliges Rauchopfer.

      „Ich hab noch was für dich, Walter“, sagte der Alte und kruschtelte in seiner Hosentasche. „Für dich und Liesl“, strahlte er und gab Walter sechs Biermarken. „Ihr müsst das ganze Wochenende den Trubel ertragen, dann trinkt doch wenigstens ein paar Bier auf den Musikverein.“

      Walter nahm die Marken entgegen und hielt sie nachdenklich in der Hand.

      „Vielen Dank! Hmmm … das Bier trinken wir dann wahrscheinlich zum Essen …“

      Er sah den Vorstand herausfordernd an, der die Anspielung verstand und in seiner anderen Hosentasche wühlte.

      „Dann lasst es euch schmecken“, brachte er zerknirscht hervor und reichte Walter vier Essenmarken. „Wenn wir beim Fest drauflegen, bist du schuld!“

      Walter grinste und steckte die Marken in die Tasche. „Ihr werdet es überstehen, denke ich.“

      Das Gartenfest gefiel ihm immer besser: Freimarken für Essen und Bier – das besänftigt jeden Schwaben.

      „Ihr kommt hoffentlich alle morgen Abend zum Feierabendhock?“, fragte der Alte in die Runde.

      „Natürlich“, bestätigte Max und blies einen Zigarrenrauchkringel zur Decke. „Vor allem, wenn der Vorstand mich auf ein Bier einlädt …“

      Wieder zog der Alte die Biermarken aus der Tasche und gab Max zwei davon.

      „Also, wenn das so ist …“, setzte Peter an, wurde aber vom Vorstand unterbrochen.

      „Vergiss es! Irgendwer muss ja auch Bier kaufen, sonst verdienen wir am Ende wirklich nichts.“

      Doch dann sah er Peters bettelnden Blick und gab nach: wortlos legte er Peter und Theo eine Biermarke hin.

      „Anne kommt morgen übrigens auch“, sagte Elmar. „Ich bin ja den ganzen Abend mit der Musik auf der Bühne. Kann sie mit Klein-Walter vielleicht bei euch sitzen? Dann ist sie nicht alleine.“

      „Sehr gerne“, freute sich Walter. „Dann sehe ich den kleinen Kerl auch mal wieder.“

      Auch Max nickte zur Bestätigung. „Hübsche Frauen sind bei uns immer willkommen!“

      „Darauf trinken wir“, stimmte Peter zu und hob seine Flasche. „Prost!“

      Als Walter an Anne dachte, fiel ihm wieder ein, dass Pankys Autopsie am Freitag stattfinden sollte. Er hoffte immer noch, dass nichts dabei herauskommen würde, hatte aber trotzdem ein mulmiges Gefühl. Er sah auf die Uhr und winkte Marie mit dem Geldbeutel zu.

      „Ich muss doch nochmal früh aufstehen“, beantwortete er Max‘ fragenden Blick. „Aber wenigstens habe ich am Samstag frei.“ Walter trug die Zeitungen fünfmal in der Woche aus. Die schwerere Samstagsausgabe übernahm Stefan, ein Junge aus dem Dorf, der auf ein Auto sparte.

      Marie kassierte bei Walter und schenkte am Tisch seinen Schnaps ein.

      „Stopp!“, rief Walter, als das Glas halbvoll war, doch Marie goss lächelnd weiter.

      „Woisch, jetzt isch doch drei Däg zua – do saufsch gscheider mol auf Vorrat!“

      „Scheißndreckn“, murmelte Walter und nahm einen Schluck. Der Obstler brannte fruchtig in seiner Kehle. Natürlich hätte er das Glas nicht leer trinken müssen, doch welcher Schwabe verschenkt schon etwas.

      Eine halbe Stunde später machte er sich schwankend auf den Heimweg.

      „Ich glaube, Walter hat einen sitzen“, kicherte Kitty, als Walter sich am Bach vor der Tür erleichterte. Immer wieder musste er seinen Stand korrigieren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Ist doch gar nicht so schlimm“, wiegelte Balu ab. „Immerhin kann er noch stehen. Und für den Heimweg hat er ja mich. Dann spiele ich halt den Blindenhund.“

      13

      „Du siehst aber nicht gut aus“, lästerte Jussuf am nächsten Morgen und pustete in seine Kaffeetasse.

      „Geht schon“, log Walter. Er hatte geschlafen, wie ein Toter, bis ihn sein Radiowecker mit einem alten Hit von Michelle aus dem Koma geholt hatte. Also ein schlechter Tag. Walter ertrug die Quietschestimme der Sängerin einfach nicht. Er hatte leichtes Kopfweh und sein Gehirn fühlte sich irgendwie schwammig an. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.

      „Es ist ja dein letzter Tag in dieser Woche“, grinste Jussuf, „das schaffst du schon.“

      „Kümmere


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