...und im Luftschloss wird es kühl. Karen Grace Holmsgaard

...und im Luftschloss wird es kühl - Karen Grace Holmsgaard


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       Aber das habe ich Dir geschrieben, mache Dir deshalb bitte keine allzu großen Hoffnungen auf eine Beziehung mit mir, wenn Du nach Berlin ziehen solltest.

       Ich hätte gerne etwas mehr über Deine Tätigkeit als Ingenieur gewusst, denn das Tätigkeitsfeld kann doch groß sein.

       Ich glaube Dir gern, dass Du beruflich eingespannt bist. Dann schreibst Du, Du hast zwei große Hunde. Und das in Hamburg? Das ist eher nicht optimal, oder? Aber vielleicht lebst Du im Grünen und Deinen Hunden geht es gut. Wenn ich zu Tieren möchte, kann ich den Reiterhof meiner Freundin besuchen, das genügt mir im Augenblick. In meinem Haushalt leben zurzeit keine Tiere.

       So, mein lieber David, nun habe ich mich erst mal vorgestellt.

       Gruß Sabine

      Sabine überlas die Mail an David noch einmal und fand, nicht zu viel von sich preisgegeben zu haben. Sie schickte die Mail auf die Reise und schloss ihren Facebook Account. Irgendwie hatte sie jetzt genug von diesem sozialen Netzwerk und widmete sich wieder ihren Topflappen. Dabei vergaß sie die Zeit vollkommen. Mittagessen? Ach, das kann ich mal ausfallen lassen, dachte sich Sabine und strickte weiter. Später legte sie das Strickzeug beiseite.

      Eine merkwürdige Unruhe breitete sich an diesem frühen Abend in ihr aus und sie entschloss sich zu meditieren. Eine knappe Stunde später beendete sie die Meditation und fühlte sich besser. Abendbrot könnte ich mir schon mal vorbereiten, dachte sie, und schleppte sich in die Küche. Großen Hunger hatte sie nicht, aber eine Kleinigkeit musste schon sein. Ihr vorbereitetes Essen ließ sie zunächst in der Küche stehen,

      Ob ich schnell bei Facebook vorbeihusche, grübelte sie.

      Und da war es wieder das kleine Teufelchen, das wisperte: Klar doch, kostet doch nichts! Sabine begab sich zurück ins Wohnzimmer und öffnete ihren Account. Eine Nachricht von David!

       Liebe Sabine! Ich bin ein unabhängiger Ingenieur für Bohranlagen (Independent Drilling Engineer) und arbeite hauptsächlich an Verträgen. Das heißt Arbeit überwiegend am PC und das kann ich auch in Berlin tun.

       Früher bin ich direkt auf Bohrinseln in der Nordsee, oder vor der Küste Norwegens tätig gewesen, aber da ich mittlerweile dreiundfünfzig Jahre alt bin und meine Mutter gebrechlich ist, ist das heute nicht mehr der Fall. In Ausnahmefällen kann es sein, dass ich erneut auf eine Bohrinsel muss. Aber das wird eher selten vorkommen. Das kann ich Dir versichern.

       Ich war verheiratet, aber meine Frau hat mich mit meinem besten Freund betrogen und ist mit ihm nach Kanada gegangen. Soweit ich weiß, hat sie heute mit diesem Mann in Kanada zwei Kinder.

       Meine Ex-Frau und ich haben eine gemeinsame Tochter. Um diese kümmert sich meine Ex nicht mehr. Einige Versicherungen, wie zum Beispiel die Krankenversicherung und eine Lebensversicherung für meinen jungen Engel werden von meiner Ex bezahlt, damit sie abgesichert ist. So haben sich meine Ex und ich damals geeinigt.

       Der Name meiner Tochter ist Alicia. Sie ist siebzehn Jahre alt und lebt in England in einem Internat. In einigen Wochen wird sie volljährig und ich werde sie ebenfalls nach Deutschland holen. Dann hat sie ihr Abitur in der Tasche. Es dauert nicht mehr lange, denn sie steckt schon mitten in den Prüfungen. Gerne möchte sie Medizin studieren und Kinderchirurgin werden. Da sie in England auf eine internationale Schule gegangen ist, spricht sie gut deutsch und französisch. Sprachliche Probleme sehe ich also nicht und das soll nicht Dein Problem sein.

       Was Alicia und meine Mutter betrifft, musst Du Dir nicht Deinen hübschen Kopf zerbrechen. Momentan verhandle ich mit einem Pflegeheim in Spandau wegen eines Heimplatzes für meine Mutter. In Spandau hat meine Mom meinen Daddy kennengelernt und sie würde gerne wieder dort leben. Sie freut sich schon riesig auf die Rückkehr nach Berlin.

       Meine Hunde sind zwei Jungs, zwei Golden Retriever und sie haben hier Auslauf in Hamburg, und zwar direkt an der Elbe. Ich hoffe, in Berlin das Passende für sie zu finden. Mit Deiner Hilfe, mein Engel?

       Ich weiß, Du bist nicht auf der Suche, aber Dein grandioser Körper gehört in die Arme eines Mannes, glaube mir.

       David

      Sabine schloss ihren Account bei Facebook, fuhr den Laptop herunter und ein hartnäckiges Grübeln setzte ein. Scammer oder nicht, das war hier die große Frage.

      Für einen Scammer sprachen die vielen Komplimente und die Tochter in einem Internat. Gegen einen Scammer sprachen das ausgezeichnete Deutsch und die Mutter in Deutschland. Abgesehen davon waren Scammer meistens verwitwet, soweit ihr bekannt war. Was nun? Sabine wusste es nicht. Später ließ sie diesen Samstag in aller Ruhe ausklingen.

      Tag drei

       (Sonntag)

      Am nächsten Tag erwachte Sabine, als es schon hell war. Sie hatte keine Lust mehr in den Federn zu liegen. Ihre Morgentoilette und das Anziehen schaffte sie allein, auch wenn es nur langsam voranging. Gerade wollte sie sich ihren morgendlichen Pott Kaffee brühen, als es klingelte. Sabine spähte durch den Türspion und öffnete, als sie ihre Nachbarin Frau Spaltholz erblickt hatte.

      „Guten Morgen Frau Bethke ich habe Ihnen wieder Brötchen mitgebracht. Wenn Sie möchten, werde ich das auch weiter tun. Ich gehe ohnehin jeden Morgen zum Bäcker, ist ja nicht weit. Die Tageszeitung kann ich Ihnen, bei Bedarf, auch aus dem Briefkasten holen.“

      Sabine freute sich, lächelte und erwiderte: „Das ist lieb von Ihnen, Frau Spaltholz, Ihr Angebot nehme ich sehr gern an. Und ich werde mich auch erkenntlich zeigen, ist versprochen.“

      „Ja, ja, das machen wir schon, werden Sie erst mal wieder gesund und lassen Sie sich Ihr Frühstück schmecken.“

      Dann verabschiedete sich die freundliche Nachbarin. So, jetzt habe ich einen Brötchenexpress, frohlockte Sabine, während sie sich ihr Frühstück machte. Morgen werde ich mit dem Pflegedienst telefonieren, dann leiere ich das mit der Haushaltshilfe an. Vorsichtig auftretend trug sie ihr Frühstück ins Wohnzimmer. Obwohl es ihr in den Fingern juckte, ließ sie ihren Laptop zunächst aus und frühstückte in Ruhe. David hatte ihr sicher nicht geschrieben, denn sie war mit einer Mail an der Reihe.

      Nach dem Frühstück, trug sie das Geschirr in die Küche. Abwaschen konnte sie später. Jetzt schnell ins Wohnzimmer und ran an den Laptop! Ungeduldig fuhr Sabine ihn hoch und öffnete ihren Account bei Facebook. Wider Erwarten fand sie eine Nachricht von David.

       Guten Morgen, mein Liebling!

       Ich hoffe, Du hast gut geschlafen. Du fehlst mir…

       David

      Sabine wurde warm ums Herz und sie entschloss sich, David sofort zu antworten.

       Guten Morgen und vielen Dank für Deine lieben Mails. Ich habe gut geschlafen, danke der Nachfrage.

       Mit Deinen dreiundfünfzig Jahren bist Du ein Jahr älter als ich. Und ich habe gestaunt, dass Du eine Tochter hast. Aber das ist schon okay. Überraschender finde ich Deine Komplimente. David, wir kennen uns doch erst seit wenigen Tagen, warum raspelst Du so ein Süßholz?

       So etwas kenne ich von Männern aus Deutschland nicht und von einem Briten hätte ich mehr höfliche Zurückhaltung erwartet. Deine Komplimente schmeicheln mir, aber ich halte sie für übertrieben. Allerdings gefällt mir, dass Du so eine gradlinige Lebensplanung hast. Mache immer alles Schritt für Schritt und plane mich bitte nicht zu fest ein. Zumal zwischen meinem Wohnort und Berlin Spandau etwa eine Stunde Fahrzeit mit dem Auto liegen. Du weißt selbst, Berlin ist groß.

       Und um Wohnraum solltest Du Dich besser allein kümmern. Ich habe eine Wohnung und muss nicht versorgt werden. Diese Wohnung ist nicht für zwei große Hunde geeignet. Du weißt am besten, was Deine Tochter, zwei Hunde und Du benötigen.

      


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