...und im Luftschloss wird es kühl. Karen Grace Holmsgaard
kaum, wie die Zeit verging. Erst als der Messenger von Facebook sich meldete, wurde ihr Arbeitseifer unterbrochen. Eine Nachricht von David!
Liebe Sabine!
Und die Liebe wird zu Dir kommen, das kann ich Dir hoch und heilig versprechen. Du wirst es selbst erleben. Leider bin ich im Augenblick sehr eingespannt. Selbst wenn Du nach Hamburg kommen könntest, ich hätte kaum Zeit für Dich, Du weißt ja, meine liebe Mutter. Da muss ich erst einige Dinge erledigen, bis ich mich voll und ganz Dir widmen kann. Dann werden wir in Liebe und Sex versinken und ich werde Dich unendlich glücklich machen!
Was ist Liebe? Wer es nicht mag, nennt es Verantwortung. Diejenigen, die damit spielen, nennen es ein Spiel. Diejenigen, die es nicht haben, nennen es einen Traum. Diejenigen, die es verstehen, nennen es Schicksal. Und ich, ich nenne es Sabine!
Suche nicht nach Liebe, lass Dich von der Liebe finden. Ich spreche von Dir, mein Verstand sagt mir, dass du eine gute Frau bist, ich bin der festen Überzeugung, dass es so ist. Wenn ich jemals um etwas bitten möchte, wünsche ich, dass Du zu mir gehörst. Ich möchte meinen Traum mit Dir leben. Heute habe ich an die eine besondere Person in meinem Leben gedacht. Diese Person bist einzig und allein Du.
David
Jetzt wird er philosophisch, überlegte Sabine und grinste. Wer weiß, wo er solche Sätze aufgegabelt hatte. Sabine konnte sich nicht helfen, aber diese Briefe sahen ihr mehr und mehr nach Musterbriefen aus. Sabine beendete die Arbeit für ihren Chef und schickte sie auf die Reise. Erst danach war David an der Reihe.
Mein lieber David!
Ich habe nicht behauptet, dass ich Dich niemals lieben werde. Ich habe nur gesagt, dass ich nicht in Dich verliebt bin. Ich bin keine Frau, die sich in einige wenige Fotos verliebt. Für mich ist es definitiv zu früh schon von Liebe zu sprechen. Dazu bin ich zu vernünftig.
Erst seit wenigen Monaten bin ich wieder eine freie Frau. Und ganz ehrlich? Ich genieße meine neue Freiheit in vollen Zügen! Als Single muss ich auf niemanden Rücksicht nehmen und kann tun und lassen, was ich will! Gruß Sabine
Entschlossen schickte Sabine die Mail auf die Reise und verließ Facebook. Für heute hatte sie wieder einmal genug von ihrem PC und fuhr ihn herunter. Dann meldete sich das Telefon. Das Display zeigte die Nummer von Monika an. Sabine nahm ab, meldete sich freundlich und schon legte Monika los: „Ey, du lahme Ente, soll heute noch einmal eine Futterlieferung bei Dir einfliegen? Ich hätte da Pasta mit Tomatensoße anzubieten, wobei ich betonen möchte, dass die Tomatensoße selbstgemacht ist und natürlich mit Tomaten aus dem eigenen Garten. Na, was sagst du?“
Innerlich jubelte Sabine und stimmte freudig zu: „Zwar habe ich heute erst Asia Nudeln gehabt, aber bei Pasta mit Tomatensoße bin ich immer dabei, du kennst mich ja.“
„Okay, dann bin so um etwa 18.30 Uhr bei Dir, allerdings habe ich wieder keine Zeit, das sage ich Dir gleich. Aber Obst und Gemüse kann ich Dir mitbringen.“
Kaum hatte Monika diese letzten Worte gesprochen, hatte sie aufgelegt.
Bis Monika zu ihr kam, konnte Sabine ein bisschen lesen. Doch immer wieder kam ihr David in den Sinn. Vielleicht war er kein Scammer und in der Hansestadt beschäftigt. Sabine beschloss, abzuwarten und den Kontakt zunächst einmal aufrecht zu erhalten.
Das Klingeln an der Tür riss Sabine aus ihren Gedanken. Das konnte nur Monika sein! Natürlich war es Monika, denn sie trompetete gleich eine Begrüßung in die Wechselsprechanlage, die sie offenbar für Italienisch hielt. Sabine hatte zwar kein Wort verstanden, musste aber herzlich lachen und ließ ihre Freundin ins Haus. Dann öffnete sie die Wohnungstür und ließ ihre Freundin in die Wohnung. Polternd stürmte Monika in die Wohnung und trat gleich in die Küche. Aus einem Beutel beförderte sie einen großen modernen Kochtopf.
„Der Inhalt dieses Topfes dürfte sogar für zwei Tage reichen“, verkündete Monika mit stolzgeschwellter Brust, „und den Topf nehme ich beim nächsten Mal wieder mit.“
Vorsichtig stellte Monika den Topf mit der Pasta auf den Herd und fuhr fort: „Wir können in den nächsten Tagen gerne noch einmal telefonieren, aber jetzt lasse ich Dich doch lieber in Ruhe, hast doch bestimmt Hunger, Bienchen?“
Sabine nickte nur. Sie wusste, ihre Freundin hatte es mal wieder eilig. Dennoch war Sabine nicht traurig. Mit einem Lächeln umarmte sie Monika und meinte: „Vielen Dank, Moni. Ich melde mich bei Dir, ist doch klar. Wir haben ja ohnehin fast jeden Tag Kontakt.“
Sabine begleitete ihre Freundin zur Wohnungstür und kümmerte sich anschließend um das Essen. Die Pasta im Topf duftete verführerisch, Monika hatte nicht übertrieben. Aber nur die Pasta? Sabine überlegte kurz und kramte in ihrem Kühlschrank. Und sie fand eine Tüte Parmesan und eine Flasche Rotwein.
Super, die Party kann steigen, dachte Sabine und nach einiger Zeit trug sie ihr Abendbrot auf einem Tablett vorsichtig ins Wohnzimmer.
Nachdem sie ihr Mahl beendet hatte, erledigte sie ein paar Kleinigkeiten und zog sich dann zurück.
Tag zwölf
(Dienstag)
Der nächste Morgen begann genauso wie in den letzten Tagen. Die Haushaltshilfe und Frau Spaltholz versorgten Sabine vorbildlich. Daran könnte ich mich direkt gewöhnen, dachte sie, während sie ihr Frühstück kaute. Aber wenn ich an Physiotherapie und Arztbesuche denke, dann lieber nicht… Denn diese Termine standen an diesem Vormittag an.
Erst um die Mittagszeit konnte Sabine ihren Laptop hochfahren und natürlich fand sie eine Nachricht von David vor.
Hallo meine schöne Frau!
Wie geht es Dir, wie hast Du geschlafen?
Leider schlief ich schlecht, da ich das Bild Deines hübschen Antlitzes immer vor mir hatte. Ich werde immer auf die Liebe meines Lebens hören, weil jede Frau es verdient hat, wie eine Königin behandelt zu werden. Meine neue Frau bekommt meine ganze Liebe und Aufmerksamkeit.
Denke doch bitte einmal darüber nach, ich empfinde viel für Dich, meine Königin. Und ich hoffe sehr, Du erwiderst meine Gefühle eines Tages. Was hättest Du denn zu verlieren, Honey? Vielleicht Dein Herz, aber mehr nicht, nicht wahr Pretty??? Dein David
Ungläubig starrte Sabine auf den Bildschirm und schüttelte den Kopf. Schon wieder so ein romantischer Humbug. Schließlich atmete sie kurz durch und begann eine Antwort an David.
Vielen Dank für Deine Zeilen und danke der Nachfrage, ich habe sehr gut geschlafen. Heute Morgen hatte ich einige Termine und so kann ich Dir erst jetzt antworten.
Deine Zeilen voller Liebe berühren mich sehr, jedoch kann ich kaum glauben, dass sie echt sind. Wir kennen uns aus dem Internet und von einigen Fotos. Genügt das, um von Liebe und Beziehung zu sprechen?
Ich denke, Du merkst es bereits, bei einem neuen Mann wäre ich anspruchsvoll.
Und lieber bleibe ich allein, als das ich mich an den falschen Mann binde. Ich kann Dir nicht versprechen, ob ich mich noch einmal auf eine neue Beziehung, oder gar eine Ehe einlasse…
Hoffentlich hat er es jetzt verstanden, dass ich mich nicht mehr so schnell verliebe, dachte Sabine, während sie die Mail auf die Reise schickte.
Da es Nachmittag war und sie nicht unbedingt der Hunger plagte, machte sie sich nur einen Pott Kaffee und zog sich mit einer Illustrierten auf das Sofa zurück. Doch ihre Gedanken flogen immer wieder zu David. In aller Ruhe nahm Sabine einen Schluck Kaffee, doch dann riss sie das Klingeln des Telefons zurück in die Wirklichkeit. Wer mochte das sein? Sabine ging ans Telefon.
Im ersten Moment glaubte sie, eine ihr unbekannte Stimme zu hören, doch dann ging ihr ein Licht auf. Diese Stimme einer offenbar jungen Frau mit dem leichten Akzent kannte sie doch. Na klar, das war doch Zayba! Eine nette