Der magische Adventskalender & Das Licht der Weihnacht. Manuel Neff
wir nichts finden«, meint Lanzelot.
»Das könnte natürlich gut möglich sein«, pflichtet Lara ihm bei.
»Schnee«, grunzt Thomas.
»Vielleicht sind dem Besteck ja keine Beine, sondern Flügel gewachsen«, spekuliert Paolo.
»Oder es ist unsichtbar geworden«, ergänzt Lara.
»Schnee«, grunzt Thomas schon wieder.
»Thomas, was willst du uns sagen?«, fragt Paolo und jetzt schauen alle auf das Kissen. Thomas zeigt mit seinem Zipfel zum Himmel hinauf und jetzt kapieren sie es. Ab und zu hat es auch in den letzten Wintern in der Stadt geschneit. Doch jetzt hat es den Anschein, als wolle der Schnee all das nachholen, was er die letzten Jahre über versäumt hat. Es fallen Millionen Schneeflocken vom Himmel. Paolo hat noch nie so riesenhafte und so viele Schneeflocken auf einmal gesehen. Manche sind so groß wie Schneebälle. Es grenzt an ein Wunder, dass sie bei ihrer Größe noch so langsam zu Boden schweben.
»Oh Mann, das sind ja mega Flocken«, staunt Lanzelot.
»Oh nein«, flüstert Paolo.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragt Lara.
»Jetzt geht es auch bei uns los.« Paolo holt Kasimirs Nachricht aus seiner Hosentasche und liest laut vor: »Das Gleichgewicht in der Magie ist gestört und der Eisfrost breitet sich immer weiter aus. Sollte niemand in der Lage sein, ihn aufzuhalten, dann versinken nicht nur Ganesha und bald die Erde in Schnee und Eis, sondern es wird auch die Magie der heiligen Weihnacht in den Herzen der Menschen erlöschen.«
Sie flüchten sich zurück ins warme Haus und versammeln sich vor dem Fenster in Paolos Zimmer, um das Schneespektakel zu bewundern.
»Du glaubst, dass der Schnee etwas mit Ganesha und Kasimirs Nachricht zu tun haben könnte?«, fragt Lara.
Paolo nickt.
»Schade dass wir nicht mehr die kleine Feder haben. Ich frage mich die ganze Zeit, warum Kasimir gesagt hat, dass die Feder scheu und tollpatschig sei. Das ist doch komisch. Eine Feder kann doch nicht tollpatschig sein«, grübelt Paolo.
»Das stimmt. Was wenn wir uns irren und Kasimir eine andere Feder gemeint hat?«
»Ja genau. Vielleicht finden wir etwas über die kleine Feder oder die mysteriöse Schneekugel in Omas Tagebuch heraus. Lasst uns so weiter machen«, schlägt Paolo vor.
»Gut«, grunzt Thomas.
»Das muss ich ausnahmsweise auch einmal zugeben«, lobt Lanzelot.
Anschließend versuchen, Lara und Paolo den ganzen Nachmittag und Abend herauszufinden, wen Kasimir mit der kleinen, scheuen, tollpatschigen Feder gemeint haben könnte. Auch Lara ist mittlerweile der Meinung, dass es kein Zufall sein kann, dass es ununterbrochen schneit. Sie hoffen, in dem Tagebuch ihrer Oma einen Hinweis zu finden. Entweder zu dem Schneechaos, der Schneekugel, der kleinen Feder oder zu sonst etwas aus Kasimirs Nachricht.
Lara hat im vergangenen Jahr oft in Oma Luises Tagebuch gelesen. Es gibt dort so vieles zu entdecken und das meiste davon hat sie bis heute nicht richtig verstanden. An eine Schneekugel oder kleine Feder kann sie sich zwar nicht erinnern, aber das hat nichts zu bedeuten. Oma Luise hat immer gerne in Rätseln gesprochen. Oder es steht einfach so viel in dem Tagebuch, dass es Lara einfach wieder vergessen hat. Lara und Paolo wissen, dass es noch viele andere Planeten gibt und andere magische Tore, durch welche man sie betreten kann. Oma Luise hat viel Zeit damit verbracht, diese Weltentore zu finden. Das ganze Buch ist voll mit Hinweisen und Rätseln die Oma Luise versucht hat, zu lösen. Und Lara ist in ihre Fußstapfen getreten. Das ist ihre Aufgabe. Paolo ist der Hüter der Weltentore und Laras Bestimmung ist es, die vielen Weltentore zu entdecken und alles für spätere Generationen schriftlich festzuhalten.
Leider ist Oma Luises Tagebuch ziemlich dick und sie finden bis in die Nacht hinein nichts von Bedeutung heraus, das ihnen irgendwie weiterhelfen könnte.
»Ich weiß aus der Schule, dass es früher, vor sehr langer Zeit, heftige Eiszeiten auf der Erde gab. Die Erde wurde sogar als Schneeball bezeichnet, weil sie von den Polkappen bis zum Äquator mit Eis bedeckt war«, erzählt Paolo.
»Ich bin müde«, gähnt Lara. »Morgen ist das Wochenende vorbei und wir haben wieder Schule. Wir sollten noch ein bisschen schlafen und morgen nach den Hausaufgaben weiter machen.«
Lanzelot liegt in Laras Armen und schnarcht bereits seit Stunden. Thomas hat noch ein Auge geöffnet und schaut damit in das Tagebuch. Paolo fragt sich, ob Thomas vielleicht lesen kann. Er hat diese Möglichkeit noch gar nie in Betracht gezogen. Schlau genug wäre das Kissen garantiert.
»So machen wir es! Legen wir uns noch für ein paar Stunden aufs Ohr«, sagt Paolo, der mit einem komischen Gefühl in seiner Magengegend zum Fenster hinausschaut. Draußen schneit es immer noch und die Schneeflocken scheinen jetzt noch größer geworden zu sein.
»Gute Nacht, Hüter der Erde«, gähnt Lara erneut, nimmt die kleine Schneekugel mit und stiefelt davon zu ihrem eigenen Zimmer.
»Gute Nacht, mächtige Lara.«
Mitten in der Nacht wacht Paolo auf. Irgendetwas ist im Haus los. Er hört Schritte und Stimmen auf dem Flur und urplötzlich kommt sein Vater ins Zimmer.
»Lara muss den Rest der Nacht bei dir schlafen«, teilt er kurz und bündig mit und zieht Laras Matratze hinter sich her.
»Was ist den passiert?«, fragt Paolo müde. In diesem Moment schlurft Lara ins Zimmer. In der linken Hand hat sie die Bettdecke und in der Rechten ihr Kissen. Lanzelot marschiert den beiden hinterher.
»Papa meint, ich soll hier schlafen, hier ist es wärmer«, erklärt Lara nur.
»Warum ist es bei mir wärmer?«
»In Laras Zimmer ist die Heizung ausgefallen und die Temperatur ist fast bis auf den Gefrierpunkt gesunken«, sagt Vater Maring sichtlich beunruhigt. »Ich hoffe, das ist kein Problem für dich, wenn Lara bei dir schläft?«
»Das ist schon in Ordnung«, erwidert Paolo, der etwas verwundert darüber ist, wie kalt es in Laras Zimmer geworden ist.
»Gute Nacht! Ich werde versuchen, die Heizung morgen zu reparieren. Sofern ich noch das richtige Werkzeug dafür habe«, meint ihr Vater, gibt jedem einen Kuss auf die Stirn und verlässt Paolos Kinderzimmer.
»Hast du sehr gefroren?«, fragt Paolo.
Laras Matratze liegt mitten im Zimmer auf dem Boden und sie kuschelt sich bereits unter ihre Decke.
»Ja schon. Glücklicherweise hat Papas neues Spielzeug Alarm geschlagen. Dieses Klimadings, mit dem er die Temperatur und die Heizung im ganzen Haus überwachen kann.«
»Und es ist wirklich so kalt bei dir? Nahe dem Gefrierpunkt?«, fragt Paolo, dem das sehr eigenartig vorkommt.
»Ja«, murmelt Lara noch und dann schläft sie auch schon ein.
Paolo liegt noch eine ganze Weile wach im Bett. Er macht sich Gedanken, versucht die Puzzleteile aneinanderzufügen. Die Schneekugel, die weiße Stadt, die zugefrorenen Spiegel, der viele Schnee und die verschwundenen Sachen in ihrem Haus. Er weiß, das hängt alles irgendwie zusammen, aber so viel er auch darüber nachdenkt, ihm will einfach nicht einfallen, wie er das Rätsel lösen könnte. Schließlich ist er so müde von dem ganzen Grübeln, dass ihm dann doch die Augen zufallen.
3. Kapitel - Schlagzeiten
»Eigentlich ist es voll schön. Komm, schau dir das an! Es schneit und schneit und schneit«, sagt Paolo am nächsten Morgen.
Paolo kniet auf seiner alten Kommode. Die Holzkiste ist schon mindestens 1000 mal von Holzwürmern durchlöchert worden. Er träumt mit offenen Augen, schaut zum Fenster hinaus und