BESESSENHEIT. Kiki Abers
in eure Klinik beobachtet. Manchmal geben sie sogar jemandem vom Privatfernsehen Bescheid, um dabei gedreht zu werden, kassieren dafür ein gutes Geld, und die Operation haben sie schon bezahlt. Unabhängig von der Jahreszeit, die Arbeit hast du immer! – antwortete sie ihm darauf.
Alexander reagierte schon nicht mehr auf ihre Ausdruckweise.
Marek und Wanda kannten sie doch gut, und außerdem, es störte sie nie. Er saß bequem, halb liegend im Sessel und nippte an dem Glas.
-Maja, vielleicht wollen wir schon gehen? – fragte er sie und blickte auf die Uhr.
Sie schaute mit Wanda die Kinderwagen in einem Katalog an.
Es versetzte sie wieder in eine traurige Stimmung. Wie glücklich sie wäre, wenn sie das für ihr eigenes Kind aussuchen könnte.
-Wanda, also, wie ist es? Fährst du morgen nach Urle?
Wenn ja, dann wünsche ich dir eine schöne Zeit dort, und küsse
bitte dein Töchterchen von mir.-
Die Hitze wirkte auf alle fürchterlich, und es wurde keine Wetteränderung angesagt.
- Maja, musst du im Auto rauchen?- Alexander hat schon alle Scheiben herunter gedreht, weil sie die Klimaanlage schlecht vertrug. Während der Fahrt kam durch die Fenster ein angenehmer, erfrischender Wind herein. Sie inhalierte noch einmal und drückte ungern die Zigarette aus. - Gut, dass der eigenartige, von etwas Klebrigem geschwollene Abend vorbei ist. – dachte sie noch, bevor sie ihre Nase in das Kissen drückte und einschlief.
6.Kapitel
-Ich danke dir noch mal, Maja, für dieses großartige Geschenk.
Weißt du, bei der Premiere ist doch im Zuschauerraum eine besondere Atmosphäre. Ich kann mir vorstellen, welche Anspannung hinter den Kulissen herrscht. Domingo, als Cavaradossi, hat sich selbst übertroffen, und diese junge Sängerin, als Tosca, hat sich tapfer neben ihm behauptet. Ein großartiger Dirigent, ein großartiges Orchester, die Regie und das Bühnenbild waren zum Glück nicht zu sehr modern. Ich denke, die Kritiker werden nichts zu bemängeln haben. -
Alexander hatte Ahnung von der Musik. Seit der Kindheit lernte er das Klavierspielen. Seine Lehrerin war seine Mutter, die doch Pianistin war. Seit jüngstem Alter ging er in die Konzerte in der Philharmonie und in die Oper, war also ein geübter Zuhörer.
-Bei der heutigen Technik ist die Welt klein geworden.
Mittagessen in Mailand, Abendessen in Warschau.
Schade, dass das Wochenende so schnell vergangen ist. Ich hatte nicht mal genug Zeit, um durch die Geschäfte zu schlendern. Ich mag die italienische Mode sehr. Alex, mach mir bitte den Reißverschluss auf. – Sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm und streifte, die in Italien neu gekauften hochhackigen Pumps, ab.
-Maja, wie hältst du solche Tortur aus? – Er schaute die sehr hohen und sehr dünnen Absätze an. – Für mich siehst du auch dann sexy aus, wenn du an den Füßen flache Schuhe hast.-
Wie jeder Mann hatte er keine Ahnung davon, dass eine Frau nicht nur ihrem eigenen Mann gefallen möchte, sondern auch anderen und vor allem sich selbst und ihren Freundinnen.
Er half ihr das Kleid auszuziehen und begab sich ins Bad.
-Gehst du unter die Dusche? Warte, dann duschen wir
Zusammen. – rief sie ihm nach und fing an den Schmuck abzunehmen.
-Ich möchte mich nur schnell erfrischen und träume vom
Bett. Ich falle wörtlich um. – antwortete er, ohne sich umzudrehen.
-Verfluchter Mist! – dachte sie wütend. – In der letzten Zeit fällst du ständig wörtlich um, nicht mal kuscheln möchtest du.-
Über das ganze Wochenende in Mailand hatte er keine Lust auf sie.
Sie versuchte ihn zu verführen, was er früher sehr gerne hatte, aber ohne Erfolg. Sie drückte sich an ihn, und als sie seine Genitalien anfasste, stellte sie fest, dass er eine Erektion hatte. Sie wunderte sich.
-Maja, bitte, hör auf. – sagte er, als sie seinen Penis in der Hand hielt.
-Hast du keine Lust?- Sie verstand jetzt gar nichts.
-Jetzt nicht. – Er lag mit dem Rücken zu ihr gedreht.
-Und warum steht er dann?-
-Ich weiß nicht. – Er lag bewegungslos.
-Dann streichel mir wenigstens ein bisschen den Rücken. – bat sie ihn und küsste seinen Nacken.
-Nein, du wirst dann sofort mehr wollen. Schlaf schon. – murmelte er mit schläfriger Stimme.
Beleidigt rutschte sie von ihm weg, drehte sich mit dem Rücken zu ihm, drückte die Nase in das Kissen und weinte die halbe Nacht.
Am nächsten Tag frühstückten sie in dem Hotelrestaurant. Sie saß schmollend, mit roter Nase, geschwollen vom Weinen, und sprach mit ihm nicht.
-Maja, bist du böse mit mir? Ich bin wirklich gestresst, überarbeitet und brauche Relax. Du weißt doch, welche Probleme wir mit der Buchhalterin haben, wir müssen sie entlassen, und es ist nicht einfach, jemand wirklich guten für ihre Stelle zu finden. – Seine Stimme verriet Gewissensbisse, und er knetete mit einer Hand ein Stück vom Brötchen.
-Aber wenigstens mit eurer Anästhesistin bist du sehr zufrieden, nicht wahr? – Sie schmierte ein Hörnchen mit Butter, ohne ihn dabei anzuschauen.
Früher bestellte er immer das Frühstück aufs Zimmer. Sie saßen dann in den Morgenmänteln, fütterten sich gegenseitig mit Leckereien, tranken Champagner, scherzten, küssten sich, und schließlich landeten sie wieder im Bett. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann es so das letzte Mal war. Jetzt saßen sie in dem vollen Restaurant, und sie konnte ihm nichts von dem, was sie dachte, sagen. Die Tische standen so nah neben einander, und es wäre ziemlich dumm, wenn jemand von ihren intimen Sachen hörte.
-Doch, doch, sie ist wirklich gut in dem, was sie tut. – antwortete er, biss endlich in das zerknetete Stück Brötchen und spülte es mit dem Kaffee herunter.
- Ich kann es mir vorstellen. – Sie schaute ihn an, und mit einer gleichgültigen Stimme bat sie ihn, ihr die Marmelade zu reichen. -Ich verstehe nicht die Ironie in deiner Stimme.
-Ich bin mir keiner Ironie bewusst.- sagte sie und lächelte dabei einen gutaussehenden Kellner an, der ihr gerade den Kaffe einschenkte.
-Gut, Maja, das Gespräch führt zu nichts. Ich schlage vor, wir gehen nach dem Frühstück in die Stadt.-
Sie waren schon ein paar Mal in Mailand, also es gab nichts mehr, was sie noch besichtigen konnten. Sie gingen zu Vittorio Emmanuelle, wo es die schönen, teuren Läden gibt. Sie hielt vor den Schaufenstern an, ging hinein, beguckte Kleider, Handtaschen, Gürtel, Schuhe (ein Paar hat sie sogar gekauft), also alles, was es dort gab. Er wartete wütend vor dem Geschäft und verstand nicht, was sie dort so lange machte.
Wenn er etwas brauchte, dann ging er in einen bestimmten Laden, sagte dem Verkäufer was er sich wünschte, entschloss sich schnell, zahlte und ging weg. Sie aber ging in den Laden, um eine Sache zu kaufen, dann schaute sie alles durch und kaufte viele andere Sachen, die sie gar nicht brauchte und vergaß, was sie eigentlich kaufen wollte. Das hat ihn immer genervt, und er konnte es nie verstehen. Er hat es gehasst, mit ihr durch die Boutiquen zu schlendern und fühlte sich gequält, wenn sie ihn beim anprobieren von Klamotten nach seiner Meinung fragte. Um die Sache zu beschleunigen, akzeptierte er alles, ohne nachzudenken.
-Maja, ich werde hier in dem Cafe auf dich warten. Vergiss nur bitte nicht, dass wir um eins verabredet sind. – sagte er und setzte sich bequem an einen Tisch draußen. Die Sonne war schon sehr heiß, und riesige Schirme über dem Kaffeegarten spendeten angenehmen Schatten. Alexander atmete erleichtert auf, bestellte einen Espresso und griff nach einer der Zeitschriften, die in einem kleinen Regal ausgestellt wurden, wollte