BESESSENHEIT. Kiki Abers

BESESSENHEIT - Kiki Abers


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      Maja kam zu ihm gelaufen mit einer Zeitung in der Hand, die berichtete von dem tragischen Tod eines bekannten französischen Marchand, der den polnischen Kunstmalern bei der Kariere half. Er war bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

      Die Zeitung hat das Foto von dem zerquetschten Auto gedruckt.

      Marian konnte eine sehr lange Zeit nicht arbeiten, wollte niemanden sehen, niemanden sprechen, außer Maja, die zusammen mit ihm litt.

      Eines Tages brachte der Postbote einen Einschreibebrief aus Frankreich, ein Schreiben vom Notar, der ihn in Sachen Nachlass zu sich einlud.

      Marian rasierte den Bart weg, zog einen eleganten Anzug an, nahm Maja mit, und sie flogen nach Paris.

      Jean vermachte ihm in seinem Testament eine halbe Million Franc und die Villa, in der sie zusammen glücklich waren.

      Warum hat er ein Testament geschrieben? Ob er etwas geahnt hatte?

      Die Untersuchung des Leichnams ergab, dass er Leukämie hatte.

      Seine Kinder versuchten das Testament zu entkräften, aber ohne Erfolg.

      Marian hat den Nachlass angenommen.

      Nach einiger Zeit, als er endlich zu sich kam und der Schmerz etwas erträglicher wurde, eröffnete er in der elegantesten Straße Warschaus seinen eigenen, luxuriösen „ Salon Mario“.

      9.Kapitel

      -Mario, ich würde gern ein Gräslein rauchen, hast du was für mich?- Maja versank tief in die Kissen auf dem weichen Sofa.

      - Klar, ich rauche mit. Aber erst mache ich uns ein Käffchen. – Er stellte sich hinter die Theke, die das Wohnzimmer von der Küche trennte.

      Schon gleich hörte man das Summen der Espressomaschine, und ein Kaffeeduft durchzog die Luft. Er stellte zwei Tassen auf den Couchtisch und ging mit graziöser Hüftbewegung in das Schlafzimmer um die Joints zu holen. Dort hatte er ein Versteck.

      Sie genossen den leckeren, aromatischen Espresso und inhalierten den Qualm. Sie fühlten sich immer sehr wohl mit einander, sogar schweigen mochten sie gemeinsam.

      -Weißt du was? Stell dir das mal vor, Marek ist heiß auf mich!-

      Sie brach in Lachen aus.

      -Und was sagst du dazu? – Er legte sich bequem hin, mit dem Kopf auf ihrem Schoß.

      - Ich weiß selbst nicht, es wirkt schon ein bisschen auf mich. Ich habe noch nie meinen Mann betrogen, aber wenn er immer weiter so müde sein wird, dann weiß ich nicht, ob ich es nicht tue. Er reagiert nicht mal auf meine Zärtlichkeit.-

      - Hast du ihn gefragt, warum es so ist? – Mario drehte den Kopf weg und blies den Qualm heraus.

      - Ja, ich habe ihn öfter gefragt, und immer sagt er, er fällt bald vor Müdigkeit um.-

      - Maja, vielleicht ist er krank?-

      - Ach was, er ist doch ein Arzt und müsste es wissen.-

      - Aber es muss doch einen Grund dafür geben. – Er schluckte den Kaffee herunter.- Soll ich noch einen machen?-

      - Ja, mach mal. Ich vermute, dass er diese Hure, Hanka fickt. - Sie erhob sich von dem Sofa. – Gib mir meinen Kimono, das verdammte Leinen ist schon zerknittert, schau, wie ich jetzt aussehe. Wer hat gesagt, Leinen knittert edel? -

      Sie hat sich umgezogen und machte es sich wieder bequem auf der Couch.

      Das Gräslein wirkte wunderbar.

      -Mit der Anästhesistin? Ist er bekloppt? Mir gefällt das Weib gar nicht. – Er wunderte sich sehr. – Aber vielleicht deutest du etwas ganz falsch.-

      - Ich habe keine Beweise dafür, aber ich ahne es.-

      - Und was würdest du tun, wenn du dich von seinem Betrug überzeugen solltest? – Er stellte den frischgemachten Kaffee vor sie hin.

      - Ich weiß nicht, wahrscheinlich würde ich ihm den Schwanz abschneiden, oder auch die Eier. – Ihre gleichgültige Stimme passte irgendwie nicht zu ihren Worten.

      - Du grausame! – Er lächelte, schaute in den großen Spiegel und beguckte seine Zähne. – Aber so im Ernst, wie würdest du reagieren?-

      - Ich weiß nicht, Liebling, wirklich, ich weiß nicht. Weißt du, wie ein Mann reagierte, als er seine Frau mit einem jungen Burschen im Bett erwischte? Er sagte zu ihm: Ich nehme es ihnen nicht übel, ich weiß, sie machen das für Geld. Gut, was?-

      -Na siehst du, das war seine Rache.-

      - Und ein Kerl, den seine Frau in ihrem Ehebett in flagranti erwischte, von seinem Kumpel gefragt: - Und was hast du dann gemacht? – antwortete ihm: -Nichts, ich habe nichts zugegeben.-

      Sie kicherten jetzt so, wie damals, als sie Kinder waren.

      -Mario, ich werde jetzt in die Klinik fahren, vielleicht gehe ich mit Alex essen. Ich möchte ihn überraschen. Und wo ist dein Ruslan, hat er heute nicht frei?-

      Ruslan, ein Russe, ein neuer Freund von Mario, war Solist des Balletts im Großtheater in Warschau. Er kam eines Tages in den Salon, um seine Haare, die er immer zu einem Pferdeschwanz gebunden trug, etwas schneiden zu lassen. Er sah Mario und verliebte sich in ihn unsterblich. Als er weg ging, hat er ihm seine Visitenkarte hinterlassen. Maja freute sich, dass Mario jemanden, mit dem er zusammen sein konnte, endlich gefunden hat. Nach dem Tod von Jean beachtete er sehr lange niemanden. Jetzt lebte er wirklich auf.

      -Er hat heute im Fernsehen die Aufnahme einer Sendung, aber gleich danach wollte er zu mir kommen.-

      - Na, dann ist es ja gut. Hast du jemanden für heute in den Salon bestellt?-

      - Ja, ich habe nach vier zwei Termine.-

      - Küsschen, bis dann. – Sie hatte schon wieder ihren Anzug an, gab ihm ein Bussi, ging weg und fuhr direkt zu der Klinik, die sich im Stadtzentrum befand, und der die ganze letzte Etage eines Hochhauses gehörte.

      Es war fünf vor eins. Sie musste sich beeilen, um ihn nicht zu verpassen, stellte ihr Auto im Parkhaus ab und lief zu dem Aufzug.

      Als sie dann in ihn einsteigen wollte, stieß sie mit Marek, der gerade nach unten kam.

      -Gehst du schon raus? Und Alexander? Ist er noch da? Ich habe nicht bemerkt, ob sein Jeep da stand. – Sie schnaufte ein bisschen.

      - Ja, ja, er ist noch da, hat mir nichts gesagt, dass ihr verabredet wäret. Ich bin sicher, er wird sich freuen dich zu sehen.- antwortete er mit einem breiten, unverschämten Lächeln.

      -Was sollte denn das idiotische Grinsen bedeuten?- dachte sie, als der Aufzug los fuhr, schaute sich im Spiegel an, streichelte das Jackett an den Brüsten glatt und befeuchtete mit der Zunge die Lippen.

      - Ach, guten Tag, Frau Doktor. – begrüßte sie unterwürfig die Sekretärin und sprang bei ihrem Anblick vom Schreibtisch hoch.

      Maja fand solche Titulierung albern, sie hatte doch nicht den Titel, sondern ihr Mann.

      -Guten Tag, Fräulein Ewa, mein Mann ist doch noch da?- fragte sie und ging zu der Tür von seinem Zimmer, und als sie sah, wie sie pflichtbewusst zum Telefon griff, sagte sie lächelnd:

      - Nein, informieren sie ihn bitte nicht, ich möchte ihn überraschen.

      Die Sekretärin sprang zur Tür und versperrte sie mit dem eigenen Körper. Hinter den dicken Gläsern ihrer Brille malte sich Entsetzen in ihren Augen ab.

      -Aber, Herr Doktor sagte, er wird beschäftigt sein und möchte nicht gestört werden. – stotterte sie und hielt sich an der Türzarge fest.

      Maja spürte, wie ihr plötzlich das ganze Blut in den Kopf stieg. Mit voller Kraft schob sie sie bei Seite und, ohne anzuklopfen, stürmte sie herein. Das, was sie sah, stockte ihren Atem. Ihr eigener Gatte trieb Sex mit der zerzausten Hanka, die mit ihrem weißen, hochgezogenen Kittel auf dem Schreibtisch, in einem


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