Broken Bones. Andrea Appelfelder

Broken Bones - Andrea Appelfelder


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ein Licht brannte in diesem riesigen Zimmer, welches bis auf die Zellen, die links und rechts abgingen, alles erhellte.

      Auf den ersten Blick konnte der Vampir durch das karge Neonlicht kaum etwas von den Bestien, die hier unten gefangen waren, erkennen.

      Was er allerdings genau sehen konnte war, dass einige der Zellen nicht bewohnt zu sein schienen. Der Vampir wusste was das bedeutete, sie waren wieder von den Wissenschaftlern geholt worden, welche Experimente an ihnen durchführten.

      Diese Forscher verfolgten verschiedene Ziele im Auftrag des Vatikan, aber das erste und oberste Ziel war es, ihre Schwächen weiter zu erproben. Das zweite war, neue Medikamente aus ihrem Blut zu entwickeln, die das Leben der Menschen erhalten und verlängern sollten.

      Durch diese Experimente war es ihnen auch gelungen, die einzige noch verbliebene Schwäche der Vampire herauszufinden. Es ist nicht Silber, das sind Werwölfe und auch nicht Knoblauch oder der Zorn Gottes, es ist...

      Einmal haben sie einen gefangenen Vampir auf „Diät“ gesetzt. So erfuhren sie auch, dass wenn Vampire kein Blut oder Blutersatz bekommen, sie zu mörderischen Bestien werden, die für Blut einfach alles tun. Besagter Vampir ist damals total ausgerastet, entkommen und hat 20 Menschen in seinem unendlichen Blutdurst ausgesaugt. Angel war bei diesem Ereignis nicht anwesend gewesen, Marik war es schließlich der den Vampir vernichten musste.

      Der Vatikan hatte viele unterirdische Räume, die unabhängig von einander aufgebaut waren. Keine der einzelnen Sektionen konnte man von einer anderen aus erreichen.

      Da sie auch sehr verzweigt waren, kannten nicht einmal die, die bereits Jahrzehnte, oder wie die Vampire Jahrhunderte dort arbeiteten alle.

      Was die Professoren noch an ihren Versuchskaninchen forschten und was sie den Kreaturen, die den Menschen gar nicht so unähnlich waren, antaten, wollten nur die wenigsten wissen.

      Viel konnte man in dem Durchgang nicht erkennen, dort waren einfach nur unzählige Zellen, die sich aneinanderreihten. Der Junge ließ seinen Blick schweifen und konnte nur katastrophale Zustände erkennen. Dreck und Extremente häuften sich, sodass der Vampir mit der empfindlich Nase versuchte, sich zusammenzureißen um nicht brechen zu müssen.

      „Ich weiß sie sind unsere Gefangenen, aber sie so unwürdig zu behandeln, überall Essensreste und Kot. Das ist mir die letzten Male gar nicht so extrem aufgefallen.“

      Plötzlich kam Angel ein unangenehmer Gedanke. Die Wesen sitzen bei uns keine Haftstrafen ab, im Gegenteil die Meisten sitzen nur hier unten ein, weil man sie nicht töten konnte oder wollte.

      Während er so lief und vor sich hindachte, warf sich links neben ihm etwas gegen seine Gitterstäbe.

      Angel sprang erschrocken und all seiner Gedanken beraubt zur Seite und richtete nun den Blick auf das Wesen, das ihn mit einem Hass verzehrten Gesicht anknurrte.

      Diese Kreatur, welche sich als Werwolf entpuppte, erkannte ihn wohl als einen der Mörder seiner Artgenossen. Aber dieses Wesen, was sich immer wieder trotz seiner Ketten gegen die Gefängnistür warf, tat das bestimmt nicht, weil es nur seine Artgenossen waren, sondern weil sie ihm wohl etwas bedeutet hatten.

      „Der halbwüchsige Wolf...“, so erinnerte sich der Junge, „... war vor einigen Tagen von Marik von einer Mission mitgebracht worden.“

      Soweit Angel wusste, war er derzeit der einzige Werwolf der hier unten war, sie lassen sich nicht so einfach fangen, weil sie nie allein unterwegs sind.

      Früher hatten sie einmal viele von ihnen in Gewahrsam, welche aber bei den grausamen Experimenten alle ihr Leben verloren hatten.

      Laut den Aufzeichnungen eines der letzten Päpste hatte man ihnen zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges Teile des Gehirns entfernt, um sie ihrer Intelligenz zu berauben und es mit Silber ausgestopft, damit es nicht wieder nachwachsen konnte. Allerdings überlebten sie diese Prozedur nur einige Wochen.

      Der kleine Wolf begann vor Wut und Trauer zu beben und herzzerreißend zu jaulen. Er stampfte mit den Pforten und versuchte sich loszureißen. Das war nun der Moment an dem sich auch die anderen Bewohner des Kerker sehen oder vielmehr hören ließen.

      Sie versuchten sich ebenfalls loszureißen. Die Monster aller Arten begannen zu stampften und zu randalierten, sodass das Mauerwerk am äußersten Ende der Wand des Kerkers, die schon von den wütenden Wölfen etwas geborsten war und einige Verwitterungsrisse aufwies, jetzt noch weitere Risse bekam.

      Angel, der den Spalt beim Bersten zusah, verspürte nun noch mehr Trauer, aber auch Angst. Jedoch waren es nicht die Wesen, vor denen er sich fürchtete, sondern vor dem was passieren würde, wenn sie frei kämen.

      Er wusste, dass es nicht so weitergehen konnte, sie würden nur das ganze Mauerwerk zum brechen bringen, aber er wusste auch nicht wie er sie wieder zur Ruhe bringen konnte.

      So etwas hatten sie noch nie getan, aber anscheinend hatten sie in der Zeit hier unten Sympathie füreinander entwickelt, sodass sie mit dem Werwolf mittrauerten.

      Das ging allerdings nur solange bis ein Aufschrei endlich für Ruhe sorgte. Marik hatte den Gefängnistrakt betreten.

      „Du weißt doch sehr genau, dass hier unten niemand allein hinein darf, wenn sie noch länger so getobt hätten, wären nicht nur Risse in der Wand entstanden. Sie hätten womöglich alles zum Einsturz gebracht. Ich bin enttäuscht, so ein rücksichtsloses Verhalten hätte ich von Mike erwartet, aber nicht von dir.“

      Angel kümmerte sich nicht um die Worte und drehte sich wieder zu der geborstenen Wand um, nachdem er nach dem Aufschrei des älteren Vampirs den Blick auf ihn gerichtet hatte.

      „Ihr habt nur einfach die Kreaturen getötet und das war es für euch. Aber mich interessiert wieso sie hier, in das Heiligtum, in dem sie nur den Tod finden konnten, eingedrungen sind. Ich musste einfach wissen was sie hier wollten!“

      Marik, der sonst immer so besonnen war, packte Angel grob am Oberarm.

      „Mir hat es auch keinen Spaß gemacht, die Werwölfe zu töten, schließlich sind wir alle genau solche Monster wie sie. Jedoch konnte ich meine Neugierde in Zaum halten. Was hilft es denn zu wissen, was sie hier wollten. Brauchst du etwa immer die Bestätigung, dass sie wirklich, wie du es immer nennst, böse waren. Sage mir bitte, hat dich das denn jetzt glücklich gemacht, zu sehen, dass sie wirklich nur ein Mitglied ihrer Familie retten wollten.“

      Angel riss sich los, Marik hatte die Umstände anscheinend wohl schon vorher gewusst. Er hatte einfach eins und eins zusammengezählt. Angel wurde nun klar, dass er trotz seines hohen Alters, noch sehr viel lernen musste.

      „Glaub mir, die Erkenntnis hat mich nicht glücklich gemacht. Ich sage immer, dass ich die Werwölfe hasse, weil sie den Großteil meiner Familie getötet haben, aber das ist nicht so. Bei dir ist es doch auch nicht anders, Menschen haben deine Familie vor deinen Augen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Du sagst doch auch immer, dass du sie hasst, aber wenn du das wirklich tun würdest, wärst du nicht hier. Dann würdest du auf der anderen Seite stehen und sie ausmerzen.“

      Marik lächelte nur und sagte: „Verzeih, dass ich gerade so ungerecht zu dir war. Komm lass uns von hier verschwinden, in den Kerkern ist kein Platz für deine und auch meine Ideale.“

      Angel drehte sich noch einmal um, um sich denn Riss in der Wand erneut anzusehen, diese Schlacht war nun wirklich beendet. Aber noch etwas anderes, weitaus Gefährlicheres regte sich in den dunklen Kerkern in denen allerlei Wesen gefangen waren.

      Einen Tag, nach den Ereignisse worden die Zerstörungen, die die Werwölfe hinterlassen hatten behoben.

      Die Titan- Türen waren ersetzt und auch die Kadaverreste und das Blut fortgewaschen worden. Leider wurde aber die zerstörte Wand im Kerker nicht repariert, da sich die Handwerker zu sehr vor den Kreaturen fürchteten, die immer wieder ausschlugen sobald sie Besuch bekamen.

      Die Obersten des Vatikan, „Die Sechs Heiligen“, entschieden sich schließlich dazu, es so zu lassen wie es nun mal war, was sollte schon passieren. Die


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