Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein

Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe - T.D. Amrein


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verdient und willst jetzt die alten Tage in der Heimat verbringen.

      Die wichtigsten Daten habe ich dir aufgeschrieben. Aber weil er so jung ausgewandert ist, musst du gar nicht viel lernen. Er war nicht mal in der Wehrmacht. Schloss nur die Schule hier ab und verzog sich gleich danach ins Ausland.“

      Dornbach wusste nicht sofort, was er davon halten sollte. „Was ist, wenn mich diese Frau erpressen will?“

      „Da musst du dir keine Sorgen machen. Sie ist froh um jeden Pfennig. Für sie ist das eine gute Rente. Und sie weiß, dass sie in Lebensgefahr gerät, wenn sie sich nicht an die Abmachung hält.“

      Dornbach gab sich damit zufrieden. Seinen alten Kameraden konnte er vertrauen. „Brauchst du noch Geld?“, fragte er.

      „Nein“, antwortete Schulz. „Zehn hat die Tochter bekommen, ich habe mir meine Kosten erstattet und den Rest hat der Fälscher genommen. Du musst erst in einem Jahr wieder zahlen.“

      Dornbach nahm den dicken Umschlag an sich und stand auf. „Ich danke dir Hartmut. Mach’s gut.“

      „Du auch“, antwortete Schulz. Er blieb noch ein wenig sitzen, damit sich der Kamerad, ohne aufzufallen, entfernen konnte.

      Erst im Hotel öffnete Dornbach das Kuvert, um endlich seinen neuen Namen zu erfahren. Heinrich Winkler, stand in den Papieren. Dornbach lächelte zufrieden. Bloß nichts Fremdländisches. Das hätte er nur schwer ertragen.

      Aber Winkler klang gut. Damit beginnt wieder ein neues Leben, dachte Dornbach.

      Rasch lernte er die Daten zu seinem Namen auswendig. Danach weichte er das Blatt im Waschbecken des Bades ein, bis er es zu kleinen Flocken zerreiben konnte. Das Papier hier im Hotel zu verbrennen, kam natürlich nicht in Frage.

      Er besaß jetzt immer noch einen Pass, den er noch nie verwendet hatte. Falls er doch wieder fliehen musste, konnte er mit ihm reisen.

      Derjenige, der auf den Namen Jens Müller lautete, hatte er verbrannt, sobald er in Deutschland angekommen war. Die norwegische Fluggesellschaft hatte selbstverständlich einen Pass für den Flug verlangt, das war von Anfang an klar gewesen. Etwaige Nachforschungen nach der Person Jens Müller, würden einfach ins Leere führen, wenn er danach nie wieder irgendwo auftauchte.

      Dornbach war es gewohnt, alles in einer Art zu planen, dass er stets über einen zweiten Ausweg verfügte. Das hatte sich bewährt und wirkte ungemein beruhigend.

      ***

      Kommissar Reuter hatte sich die Passagierlisten aus Norwegen besorgt. Tatsächlich fand er einen Jens Müller, der einen Flug nach Zürich gebucht und angetreten hatte. Dort verlor sich die Spur. Von Zürich abgeflogen, war niemand mit diesem Namen. Daraus schloss der Kommissar auf drei Möglichkeiten.

      Erstens: Dornbach alias Müller war anders weitergereist. Vielleicht ein Stück mit der Bahn oder mit dem Bus, um den Anschluss zu verwischen. Reuter würde die Flughäfen in der Umgebung auf diesen Namen überprüfen müssen.

      Zweitens: Es konnte sein, dass er den Namen gewechselt hatte. Wenn er über weitere, gefälschte Dokumente verfügte. Oder als letzte Möglichkeit: Er ist noch hier. Natürlich nicht in Zürich. Einen Weg nach Deutschland ohne Grenzkontrolle würde ein Mann wie Dornbach auf jeden Fall finden.

      Jedoch konnte sich Reuter das kaum vorstellen. Dornbach musste jederzeit damit rechnen, von jemandem erkannt zu werden. Über seinen Tod war in allen Zeitungen groß berichtet worden.

      Allerdings ohne Bild, fiel Reuter ein. Trotzdem. Wo sollte er sich verstecken. Seine Bekannten hielten ihn für tot. Seine Söhne waren ohne Skrupel über ihn hergefallen. Die würden ihm nicht helfen.

      Der Kommissar beschloss, Dornbachs Witwe aufzusuchen. Wenn sie etwas wusste, dann würde er das merken.

      Reuter verließ sich da auf seine Erfahrung. Mit einem belanglosen Gespräch konnte er die Dame aufs Glatteis führen. Ihm genügte ein kleiner Widerspruch. Dann hakte er gnadenlos ein.

      Also erschien er unangemeldet bei der Villa Dornbach. Sie sollte sich überhaupt nicht vorbereiten können.

      Er stand außen am Tor, die Hunde knurrten ihn von innen kampflustig an. Da zu versuchen durchzugehen, wäre mehr als leichtsinnig gewesen.

      Damit verflog der Überraschungseffekt. Erst nach einiger Zeit sperrte der Gärtner die Hunde ein und Reuter konnte seinen Besuch beginnen.

      Gisela Dornbach empfing ihn im Salon, wie es sich für bessere Leute gehört. Sie zeigte keine verdächtige Reaktion, sondern begrüßte Reuter förmlich.

      Dieser drückte sein Beileid aus, erkundigte sich nach ihrem Befinden, und ob sie in der Lage sei, einige Auskünfte zu geben.

      Gisela Dornbach nickte. „Fragen Sie, Herr Kommissar.“

      Reuter begann gleich mit einer konkreten Frage: „Hegen Sie einen Verdacht, wer ihrem Mann eine Bombe in sein Schiff gelegt haben könnte?“

      „Was sollte ich Ihnen dazu sagen, Herr Kommissar?“, antwortete sie. „Sicher hat mein Mann Feinde gehabt. Er war nicht zimperlich, wenn es um Geschäfte ging. Das lässt sich nicht bestreiten.

      Aber unsere Jacht blieb immer bewacht. Die Crew stand jederzeit zur Verfügung. Niemand konnte da so einfach eine Bombe hineinlegen.

      Die Mannschaft ist vollzählig mit ihm gestorben, von ihnen kann es kaum einer gewesen sein.

      Aber wenn Sie mich fragen: Es wäre viel einfacher gewesen, ihm etwas ins Flugzeug zu stecken. Er flog immer allein, die Maschine steht leicht zugänglich auf dem Flugplatz. Wer würde den Tod von so vielen Menschen verantworten, wenn es nicht notwendig ist. Ich glaube an ein Unglück, auch wenn die Untersuchung etwas anderes ergeben sollte.“

      Reuter versuchte, den ersten Schlag zu landen. „Was halten Sie davon, dass Ihr Mann noch leben könnte?“

      Sie sah ihn nur kurz an. „Wie kommen Sie darauf, Herr Kommissar?“

      Kein Erschrecken, sie blieb genauso kühl wie vorher. Reuter fühlte, dass er sie nicht überrumpeln konnte.

      „Es gibt jemanden, der ihn gesehen haben will“, fuhr er trotzdem fort.

      „Daran glaube ich nicht“, antwortete sie kalt. „Jemand der sich wichtigmachen will. Sie glauben gar nicht, wie viele Journalisten mir diese Frage schon gestellt haben. Alle sind sie nur auf eine tolle Story aus. Die Wahrheit spielt da keine Rolle.“

      Reuter gab sich Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Diese aufdringlichen Zeitungsfritzen hatten seine schöne Strategie kaputt gemacht. Wenn sie schon danach gefragt wurde, konnte er sie natürlich nicht mehr überraschen. Er beschloss, seine weiteren Fragen vorläufig für sich zu behalten.

      Er war immer noch genau so schlau wie zuvor. Sein letztes Pulver wollte er deshalb nicht auch noch sinnlos vergeuden. Deshalb beendete er das Gespräch so rasch wie möglich und fuhr zurück in sein Büro.

      ***

      Gisela Dornbach hatte sich zuerst erleichtert gefühlt, als die Nachricht vom Tod ihres Mannes eingetroffen war. Mit der Zeit begann sie jedoch zu zweifeln. So wie sie ihren Mann kannte, traute sie ihm doch zu, das Ganze inszeniert zu haben.

      Deshalb änderte sie vorläufig nichts. Sie blieb in der Villa. Im Moment hatte sie wenigstens ein Stück weit ihre Freiheit zurückgewonnen.

      Natürlich behielt sie ihren Verdacht für sich. Wenn er wirklich noch lebte und erfahren sollte, dass sie das für möglich hielt, konnte er ihr immer noch etwas antun lassen.

      Das jetzt auch der Kommissar noch mit einem Zeugen auftauchte, bestärkte ihre Befürchtung noch. Dass sie von Reportern schon danach gefragt wurde, hatte sie erfunden. Hoffentlich taucht er trotzdem nie mehr auf, dachte sie verzweifelt.

      ***

      Bereits auf der Rückfahrt von Osnabrück entwickelte Dornbach einen Plan, wie er die gekaufte Lebensgeschichte ausfüllen konnte. Er kam als reicher Auswanderer zurück und wollte seinen Lebensabend in der


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