Verlorenend. S. G. Felix

Verlorenend - S. G. Felix


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ich durch meine Reise zum Zeittor ausgelöst habe.

       Ich fühle mich so schrecklich und habe furchtbare Angst.«

       »79. Terranus.

      Es ist noch viel schlimmer, als ich es mir je hätte vorstellen können. Und das Allerschlimmste ist, dass ich der Auslöser für alles Unheil bin, das über uns kommen wird. Ich bin benutzt worden. Benutzt von diesem abscheulichen Widerling. Seine Namen kenne ich nicht, aber das ist jetzt ohne Bedeutung. Er war es, der mich dazu gezwungen hat, das Zeittor zu aktivieren. Er will es haben. Das ist es, was ich in meinen Träumen wahrgenommen habe. Er will es aus seinem Versteck entwenden. Und ich habe ihm dabei geholfen, es zu finden und zu öffnen.

       Ich habe mich gefragt, warum er mir den Schlüsselstein nicht einfach gestohlen hat, um ihn dann selbst zu benutzen. Die Antwort ist einfach: Er war zu feige, das Tor selbst zu öffnen, weil er Angst hatte, es könnte ihn umbringen. Jetzt, da ich diese Arbeit für ihn unfreiwillig erledigt habe, ist er großer Hoffnung, das Zeittor stehlen zu können. Wenn er es in die Hände bekommt, ist er fähig, zum mächtigsten Wesen der Welt zu werden.

       Eine uralte Macht verbirgt sich in diesem Tor. Ich habe sie gespürt. Sie darf nicht befreit werden.

       Ich habe keine Zeit mehr für lange Erklärungen. Ich muss versuchen, meinen Fehler wieder gutzumachen. Vielleicht bin ich in der Lage, alles wieder rückgängig zu machen. Dazu muss ich noch einmal zurück zum Zeittor.

       Ich habe noch demjenigen, der mir ebenfalls in meinen letzten Träumen erschienen ist, eine Nachricht zukommen lassen. Falls ich meine Träume richtig interpretiert habe und ich scheitern sollte, ist er der Einzige, der die Sieben Inselwelten vor dem Untergang noch retten kann. Ich werde ihm diesen Stimmenkristall hier in meinem Haus lassen. Ich glaube, dass er hier am sichersten ist, denn ich kann niemandem mehr trauen - auch das habe ich in meinem letzten Traum erfahren. Von diesem Scheusal, das mich benutzt hat, habe ich nichts mehr zu befürchten, denn es braucht mich ja nicht mehr und giert jetzt nur noch nach dem Tor. Es glaubt, nichts mehr befürchten zu müssen.

       Und was den Fremden angeht, dem ich den Brief geschickt habe, und dem meine letzte Hoffnung gilt: Er heißt ‚Antilius’. Diesen Namen werde ich nie vergessen. Mein letzter Traum hat mir den Namen verraten.

       Und damit spreche ich Euch jetzt direkt an, Herr Antilius:

       Wenn ich nicht zurückgekehrt sein sollte und Ihr diese Nachricht gefunden und gehört habt, dann sucht meine Tochter auf. Sie wird Euch Weiteres erklären können. Bitte glaubt mir, dass ich es sehr ernst meine. Ich betone noch einmal ausdrücklich, dass Ihr womöglich die letzte Hoffnung seid, für mich und für ganz Thalantia. Bitte helft mir und sprecht mit meiner Tochter. Ihr werdet sie in der Dichtergilde finden.

       Und noch etwas: Ich weiß, dass er Euch bereits wahrgenommen hat. Vermutlich habt Ihr ihn auch schon in einem Eurer Träume gesehen. Dort hält er sich gerne auf. Oh, wie sehr ich ihn dafür hasse!

       Ich hoffe, mein Brief hat Euch erreicht und überzeugt, Herr Antilius. Ich breche jetzt erneut zum Zeittor auf, um es zu zerstören, bevor er es missbraucht.

       Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.«

      Als der Kristall schließlich nach einem unangenehmen Rauschen verstummte, legte sich eine beunruhigende Stille über das Haus des Sternenbeobachters. Keiner wusste in diesem Augenblick, was er von dieser außergewöhnlichen Botschaft halten sollte.

      Sogar Gilbert verschlug es die Sprache.

      Am stärksten traf es aber Antilius. Brelius hatte angegeben, dass Antilius ihm in seinen Träumen erschienen war. Sogar seinen Namen wusste er. Woher? Und dann noch dieser mysteriöse Fremde, der das aktivierte Zeittor stehlen wollte, und der ihn anscheinend auch kannte. Sofort fiel ihm wieder sein absonderlicher Traum ein, den er auf der Schifffahrt gehabt hatte. Sollte dieser Unbekannte, der Brelius in seinen Träumen heimgesucht hatte, wirklich der gleiche sein, der sich in seinen Traum gedrängt hatte? Der Gedanke beunruhigte ihn zutiefst.

      »Pais, kannst du mir das erklären? Was hat das alles zu bedeuten? Ich hoffe, dies sollte ein Scherz sein, und wenn es so ist, dann finde ich ihn nicht besonders komisch«, sagte er mit starrem Blick auf den Kristall.

      »Ich versichere dir, das war kein Witz. Ich selbst bin völlig überrascht von dieser Botschaft. Nein, ich bin schockiert. Nach dem, was ich da gehört habe, kann ich kaum glauben, dass es Brelius aufgezeichnet haben soll.«

      »Hast du die Stimme wiedererkannt? Glaubst du, es war nicht Brelius?«

      »Doch, das war er. Da bin ich mir völlig sicher. Nur das, was er erzählt hat, ist einfach unglaublich.«

      »Unglaubhaft«, warf Gilbert ein. »Ihr werdet doch nicht diesem Märchen Glauben schenken. Ich meine, der erzählt irgendetwas von Zeitreisen, Zeittoren und großem Unheil, das uns alle überkommen wird. Der Typ ist verrückt! Das ist doch völlig klar.«

      »Wohl kaum verrückter als du«, verteidigte Pais seinen verschwundenen Freund.

      »Ja klar, nimm ihn ruhig in Schutz, den alten Saufbold. Ja, Antilius, bevor du dir über irgendetwas Sorgen machst, solltest du wissen, dass Pais und Brelius, wenn sie sich nicht gerade mit ihren Glühwürmern bespielten, mit der Flasche gespielt haben. Und zwar so lange, bis sie sturzbetrunken waren und dann in ihrem Rausch die wildesten Fantasien entwickelt haben.«

      Pais lief rot an: »Du kleiner widerlicher ...«

      »Das interessiert mich ehrlich gesagt nicht«, unterbrach ihn Antilius. Pais ballte die Fäuste und starrte Gilbert mit hasserfülltem Blick an.

      »Ob er nun getrunken hat oder nicht, tut, denke ich, hier nichts zur Sache. Mich würde eher interessieren, woher er meinen Namen kennt. Ich komme aus einem sehr kleinen Dorf. Und dieses Dorf liegt nicht mal auf dieser Inselwelt. Es ist eigentlich unmöglich, dass er mich kennt. Niemand auf Truchten kennt mich.«

      Doch, es ist möglich. Brelius hat auch von ihm geträumt, von dem Mann ohne Gesicht. Er hat auch von der Schlucht geträumt, so wie du. Soll das ein Zufall gewesen sein? Nein, das war es nicht. Also kann er auch deinen Namen im Traum gehört haben. Wieso soll das nicht möglich sein?«, sagte eine Stimme in Antilius’ Kopf, die seine eigene war.

      Pais bemerkte, dass sich Antilius Sorgen machte. Er wollte gerade etwas zu seiner Beruhigung sagen, aber dann ließ er noch einmal die ominöse Botschaft von Brelius in seinem Kopf Revue passieren und bemerkte, dass er selbst ein wenig Angst verspürte. »Ich fürchte, Brelius hat den Verstand verloren«, war das Resümee seiner Überlegungen.

      »Wir müssen ihn suchen. Wir müssen dieser Sache nachgehen«, sagte Antilius tonlos.

      »Wir wissen doch überhaupt nicht, wo er hingegangen ist«, erwiderte Gilbert.

      »Süden. Er erzählte etwas von einer Stadt, die von großen Wesen bewohnt gewesen sein soll. Vielleicht meinte er damit die Largonen? Sie sind sehr groß«, gab Pais zurück.

      »Spekulieren hilft jetzt nichts. Die Ebenen im Süden sind sehr weitläufig, soweit ich weiß. Nein, wir werden das tun, was er gesagt hat. Wir suchen seine Tochter auf. Ich nehme an, du weißt, wo sie wohnt?«, fragte Antilius.

      Pais nickte geistesabwesend.

      »Bist du in Ordnung?«, fragte Antilius mehr genervt als besorgt, denn eigentlich sollte er derjenige sein, der vor Schreck geistesabwesend war.

      »Was? Ja, ja. Ich dachte nur gerade an die Zeit, als Brelius und ich die Glühwürmer dressiert hatten.« Pais hielt inne und wurde plötzlich kreidebleich. »Du meine Güte! Die Glühwürmchen!«

      Während er diese Worte fast theatralisch ausstieß, fasste er sich an seine Stirn, wirbelte herum und stürmte aus dem Zimmer. Danach sah Antilius ihn nur noch draußen an einem der beiden Fenster vorbei hechten.

      »Was


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