Palmer :Exit 259. Stephan Lake

Palmer :Exit 259 - Stephan Lake


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die Cops wollen wissen, was mit ihrem Kollegen passiert ist.“

      „Den Cop können wir nicht zurückgeben“, sagte Chad. „Nicht lebend.“

      Mark nickte. „Die Tasche könnten wir, oder?“

      „Könnten wir. Aber wem? Und die Cops ... Die würden uns für diesen Mitchell verantwortlich machen. Ihren Kollegen. Die warten nur auf so was.“

      „Außerdem“, sagte Mark und guckte wieder auf die Tasche, „da liegt ein Haufen Geld. In einer schönen Tasche. In unserem Auto. Eine viertel Million Dollar.“

      „Ich weiß“, sagte Chad.

      „Und der ist damit durchs Rez gefahren. Durch unser Land. Dieser Blanco.“

      „Ich weiß“, sagte Chad.

      Mark sagte, „So eine wollte ich immer haben.“

      „So eine Tasche?“

      „Uh–huh.“

      „Wozu?“

      „Um was rein zu tun.“

      „Um was rein zu tun. Und was würdest du da rein tun?“

      „Weiß nicht, irgendwas. Meine DVDs vielleicht. Oder Bücher, irgendwas. Da würde sich was finden.“

      „Du hast Bücher?“

      „Nicht so viele, aber schon, ja. Zeitschriften. Bow Hunting.“

      „Bow Hunting? Seit wann jagst du mit dem Bogen?“

      „Ich hab die meisten Ausgaben seit ... zehn oder so Jahren.“

      „Welche Bücher hast du?“

      „Weiß nicht, ich müsste nachgucken. Ist doch auch egal. Eine Enzykledia auf jeden Fall.“

      Chad guckte. „Enzykledia, huh?“

      „En ... zy ... Zwölf Bände. Von Ruth. Die hat dir also wirklich keinen Saft gegeben?“

      „Ich dachte, dein Großvater hat solche Taschen gemacht.“

      „Onkel. Hat er, aber die hat er verkauft. Mir hat der nie eine gegeben.“ Mark strich wieder mit der Hand über das Leder. „Weich wie ein Bisonkalb. Und ein Lederriemen, mit dem könnte man einen Weißen aufhängen, so stabil.“

      Chad sagte, „Wir müssen mit den Kids reden. Mit meinem Jungen hab ich schon, aber die beiden anderen? Keine Ahnung, wo die sich rumtreiben. Müssen sie finden, besonders diesen Gus. Der hat ein Mundwerk.“

      „In ihrem Trailer?“

      Chad schüttelte den Kopf.

      „Im Golden Rock?“

      „Da hab ich als erstes nachgefragt. Niemand hat sie im Rock gesehen.“

      „Davor? Die Kids hängen oft auf dem Parkplatz rum, kaufen ein paar Dosen an der Tankstelle und hängen rum.“

      Chad sah ihn an und zog sein Telefon heraus. „Jim, ich nochmal. Habt ihr auch draußen auf dem Parkplatz geguckt? ... Ja ... Nein, du rufst nicht zurück, nimm das Telefon mit, ich hab keine Zeit zu warten ... Ja, ich bin noch dran ... Was heißt vielleicht, Jim? Geh hin ... Okay, nur Nez? ... Gut, du sagst beiden – Nein, warte, gib mir Nez ... Nez? SAC Yazzie. Hör zu, Nez, du gehst jetzt mit Jim ins Rock und du nimmst Gus mit ... Was? ... Wenn du ihn an der Hand nehmen musst, nimm ihn an der Hand oder auch am Kragen, aber Gus geht mit dir, verstanden? Jim gibt euch etwas zu essen. Ihr wartet, bis ich da bin ... Das ist egal, wie lange das dauert, ihr wartet, ist das klar? Jetzt gib mir nochmal Jim ... Jim, nimm die beiden mit rein, setz sie in die Bar und gib ihnen was zu essen und lass sie nicht aus den Augen. Und kein Alkohol. Wir sind in zwei Stunden da ... Nein, ich bezahl das Essen nicht, du spendierst es ihnen. Und noch was, wenn die beiden nicht mehr da sind, wenn wir kommen, dann ziehe ich deine Lizenz ein. Verstanden? ... Gut.“ Chad steckte das Telefon ein. „Du hast es gehört.“

      Mark nickte.

      „Danach müssen wir mit den anderen sprechen“, sagte Chad. „Wie wir die Situation handhaben.“

      „Und die Tasche? Ist vielleicht keine so gute Idee, den ganzen Tag damit rumzufahren.“

      „Wir haben keine Wahl im Moment.“ Chad drehte sich um, sein Blick auf Marks Ranch, der Ram vor der Tür. „Oder?“

      „Ah, komm schon, wir können das nicht zu mir bringen, Ruth ist noch da. Und ich will das auch nicht in meinem Haus haben, du weißt nie, wer mal schnüffeln kommt. Wie soll ich dann eine Tasche mit einer viertel Million erklären?“

      „Genauso wenig können wirs im Office lassen. Was also machen wir?“

      „Wir könnten ... hm.“

      „Was?“

      „Wir könnten es meinem Nachbarn geben. Und später, wenn etwas Gras darüber gewachsen ist, nehmen wir es ihm wieder weg. Und verhaften ihn. Und kassieren das Geld ein.“

      „Wenn Gras darüber gewachsen ist? Du bist hier etwas vorschnell, Mac. Wir müssen uns genau überlegen, was wir damit machen.“

      „Ich meinte, solange, bis wir überlegt haben, was wir machen.“

      „Derselbe Nachbar, den du gerade angemacht hast, weil er ohne Shirt arbeitet? Der wird dich auslachen, wenn du damit ankommst. Geld in einer Tasche. Nein, wahrscheinlich wird er dir eine überbraten mit seiner Schaufel. Oder ohne Schaufel, mit seiner Faust. Der sah ganz danach aus.“

      Mark grinste. „Ich hab da eine Idee.“

      Chad schüttelte den Kopf und warf die Heckklappe zu. Sie stiegen wieder ein.

      Mark sagte, „Ruth hat dir also wirklich keinen Saft angeboten? Ich muss mal ernsthaft mit der reden.“

      Chad drückte auf den Anlasser und der Motor sprang an und brachte die Karosserie zum Vibrieren. „Konzentrier dich verdammt nochmal auf diese Sache, Big Mac. Wir haben hier ein echtes Problem.“

      „Schon gut, schon gut. Ich zieh dich nur auf. Fahr los.“

      7

      Zwei Stunden später, nach einem kurzen Abstecher ins Reservat, lenkte Chad den Tahoe auf den staubigen Parkplatz vor dem Golden Rock.

      Der rotbraune Adobebau lag neben der Interstate, wo vierstöckige Hinweistafeln in beide Richtungen die Autofahrer auf die einmaligen Gewinnchancen an den besten und neuesten Spielautomaten des ganzen Staates aufmerksam machten und meterhohe Buchstaben die in ganz New Mexico berühmten Tortillas und Burritos der mehrfach ausgezeichneten Golden Rock Grill'n Bar priesen. Was natürlich alles Blödsinn war. Die Automaten waren alt, die Gewinnchancen genauso miserabel wie in allen Casinos der Welt, und das Essen war durchschnittliches Fastfood, weshalb die Grill’n Bar auch noch nie ausgezeichnet wurde.

      Aber das Golden Rock war das einzige Casino im Umkreis von einhundert Meilen, und das sicherte sein Überleben. Wenn auch nur gerade so. Auf dem Parkplatz an diesem Montagvormittag standen drei Trucks.

      Chad sagte zu seinem Sohn auf dem Rücksitz, er sollte im Auto warten und ging zusammen mit Mark hinein. Im Vorraum war es kühl und dunkel; Gäste, die aus der Hitze und dem grellen Tageslicht hereinkamen, sollten sich sogleich wohlfühlen. Nebenan war der Casinoraum mit seinen knapp zwei Dutzend Spielautomaten und dem einen Black-Jack-Tisch, vom Vorraum aus gut zu überblicken. Drei Männer – zwei Weiße und ein Indianer, die Chad noch nie gesehen hatte – saßen an dem Tisch und spielten. Ein weiterer Indianer, jünger als die anderen, stand abseits vor einem der Automaten und warf gelangweilt Münzen hinein und drückte auf die Tasten, sobald sie blinkten. Ihn glaubte Chad von irgendwoher zu kennen.

      Chad wischte mit der Hand Schweiß von der Stirn und winkte Betty hinter der Theke und fragte nach Jim.

      Betty sprach in ihr Funkgerät


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