DIE BAUSTELLE. Parpaiola Franco

DIE BAUSTELLE - Parpaiola Franco


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Ingenieure Apuliens, die wissen schon, was der Dampf ist, denen ist die Lehre der Wärmetechnik bestens bekannt, sie sind dessen Theoremen mächtig.

      Die Dampflehre ist für sie keineswegs ein Buch mit sieben Siegeln, und sie sind nicht nur in der Lage, so eine Anlage zu entwerfen, nein, die können sie sogar bauen.

      Sogar dort in Apulien konnten vom Grund aus, so einen Dampferzeuger, der gut und gerne um die 25 Meter hoch ist, ohne weiteres bauen.

      Dampfturbinen können die auch bauen, die Ansaldo- Leute zum Beispiel, die bauen seit Anfang der zwanzigsten Jahrhundert schon Dampfturbinen, Dampfmaschinen und Stromerzeuger und die sind nicht besser und nicht schlechter als die von Siemens.

      Aber nein, frei nach dem Motto, der besagt, dass der Rasen des Nachbarn immer der schönsten und am grünsten ist, wurde der gesamte Zirkus in Grande Germania bestellt.

      Die Germanen nahmen die Bestellung dankend an und ließen, weil es viel billiger als in Deutschland war, die meisten Komponenten der Anlage kurzerhand in Rumänien, Bulgarien oder Tschechien bauen.

      Sie ließen sich die Anlage in Ausland bauen, den großen, immer steigenden deutschen Arbeitslosenzahlen zum Trotz, in Name und ehre der Globalisierung und scherten sich einem feuchten Dreck über die bedrohlich steigende Arbeitslosenzahl in Deutschland, so viel zum patriotischen Denken deutscher Manager.

      Zum Ruhm und zur Ehre der deutschen Exportstatistiken aber, versahen, verzierten und verfeinerten sie das Ganze mit der Aura eines, Made in Germany Preis und einer Plakette die bezeugte das dem ganzen Blödsinn in Deutschland hergestellt worden war.

      Danach verfrachteten sie das Ganze zum Ruhm der deutschen Wertarbeit und der deutschen Exportstatistik nach Monopoli/Apulien inmitten der Olivenbaumplantagen im tiefsten Süden Italiens.

      Die Italianucci bekamen das gesamte Paket als „Made in Germany“, und die deutsche Wertarbeit war um einiges ärmer geworden.

      Am Anfang dieses Vorhabens stand, wie ich später hörte, nicht ein Geistesblitz, nicht der edle Gedanke eines lokalen Visionärs aus Polignano bei Monopoli, der die Probleme der Bell Paese Republik, mit Olivenschrot lösen wollte.

      Von wegen! Am Anfang stand ein wahrer Blitz samt Donner und Getöse, der nicht bei Monopoli in Apulien, sondern irgendwo in den Schweizer Bergen runterging.

      Der Blitz, der vom Himmel fiel, bewirkte auch etwas anderes, denn da wurde den Italianucci klar, dass jedes Licht, das in den italienischen Nächten funkelt, nur dank Siemens funkelt.

      Ferner begriffen Italiens Spitzengehirne, dass jede Funzel, die in dem italienischen Nächten nicht funkelt, unter Umständen nicht funkeln kann, weil wahrscheinlich kein elektrischer Strom durch das gesamte Netzwerk Italiens mehr fließt, weil Siemens gemogelt hat.

      Dazu begriffen Italiens Gehirnamputierte auf schmerzliche Weise, das, wenn in der Schweiz aus irgendeinem halben Orkan ein Blitz zur Erde rasselt, der wiederum einen Baum niederfällt, der auf eine Überlandstromleitung knallt, die Strom nach Italien liefert, und die Stromeinspeisung in dem Land der Pasta als Sugo außer Gefecht setzt, dem zufolge, in ganz Italien das Licht ausgeht.

      Das war die Lehre, die die Stromelite Italiens aus dem Blitz zog.

      Nicht nur das, die Italianucci lernten auch etwas noch sehr Wichtiges dazu.

      Die Italianucci lernten nämlich, dass der elektrische Strom, den sie brauchen, um ihre Espresso und Spaghetti al dente zusammenzuschustern, auch von dem Wachzustand und der Handlungsschlagkraft der Eidgenossen abhängig ist.

      Wenn also irgendein blöder dämlicher Eidgenosse in irgendeiner beschissenen Stromschaltzentrale in der Öde der eidgenössischen Leben pennt, gehen in Italien die Lichter aus, und der Schweizer Depp, merkt noch nicht mal was davon.

      Sobald es aber in ganz Italien zapfenduster wurde, lernten die seligen Italianucci auch noch was anderes.

      Die lernten nämlich, dass die italienischen Funzeln, die nicht Funzeln, nicht Funzeln, können, eventuell auch dank des Geschäftssinns von irgendeinem Siemens Experte.

      Die Italianucci lernten aber auch, dass all dies nur möglich war, dank ihrer Unterwürfigen Lakaienhaften Dämliches benehmen, den Deutschen gegenüber.

      Ja, auch das lernten die Italianucci an dem Tag, als es im ganzen Land zapfenduster wurde.

      Denn die Lichter Italiens, die gehören Siemens.

      Die Stromerzeuger Italiens, die wurden von Siemens geliefert.

      Die wurden unter Anleitung von Siemens zusammengebaut und betrieben.

      Die Anlagen wurden auch von Siemens am Laufen gehalten, weil Siemens einen exklusiven Instandhaltungsvertrag für all diese Anlagen mit dem heiligen italienischen Stromnetzbetreiber ENEL, abgeschlossen hatte.

      Daher bestimmt Siemens, wo und wann welches Teil in den Anlagen Italiens, zu wechseln ist.

      Siemens bestimmt, wie jedes Ersatzteillager bestückt sein soll, und Siemens bestimmt auch den Preis.

      Siemens hat fast das totale Monopol des elektrischen Stroms und der Heizgasversorgung Italiens, Siemens hat alles, und die Italianucci sind die Deppen.

      Siemens zum Beispiel baute in die italienischen Stromanlagen keine Selbstschutzvorrichtung ein.

      Jene Schutzschalter in einem elektrischen Stromkreis, also, dass, sobald der primäre Erzeuger oder Verteiler überbelastet wird und sich abzuschalten droht, All dem unwichtigen Verbraucher, in diesem Fall ganze ländliche Regionen Italiens also, kurzerhand abknipst.

      Besagte Schalter wurden aber, ohne dass in Italien jemand aufgemuckt hätte oder weil die Italianucci wahrscheinlich das noch nichts mal gemerkt hatten, von dem Siemens-Kalkül-Haiopei aus Erlangen, wegkalkuliert, wegrationalisiert, weggespart.

      Einigen Jahren später, grade diesen fehlenden Schütz Schalter, führte an einem schönen Tag, zum Zusammenbruch der gesamten italienischen Stromnetzwerk und zum Nationalen Black-out.

      An dem Tag, zog von Nordwesten her, von der Biskaya also, als Ratatouille eines ehemaligen mächtigen Wirbelsturms aus der Karibik, so ein halbes Orkänchen durch die Schweiz.

      Der Sturm brachte jede Menge Blitze und Donner und Windböen mit, und einer dieser Blitze traf und fällte dort auf einem Berg einen Baum.

      Der Baum wurde von den halben orkanartigen Windböen erfasst und auf einen Überlandstrommast, der AKW Strom in das Kernkraftwerk freie Italien führte, geschleudert.

      Die Eidgenossen, erhaben, staatlich blind und stolz ihrer eigenen Apathie wegen, wie sie nun mal sind, und wie nur die so sein können, hielten die Klappe.

      Die hielten die Klappe, weil so ein Kasus, dass sich aus einem hierher gelaufenen halben Orkan aus dem Nordwesten des Globus ein Blitz löste, der in Italien das Licht ausknipsen würde, einfach undenkbar war.

      Hinzu kam, dass der Fall, dass ein Blitz einen dämlichen Baum in den Schweizer Bergen umhaute, der wiederum eine Überlandstromlinie kappte, der wiederum in Italien zum nationalen Black-out führte, weil Siemens geschummelt hatte, nicht in ihre eidgenössisches Statut vorgesehen war.

      Und daher denen völlig unbekannt und bedeutungslos.

      Und so, während in Italien die Menschen, die den ganzen Mist, der aus der anderen Seite des Brennerpasses kommt, für besser und wichtiger als den eignen heiligen Mist halten, die, die bei Weitem all die Kacke, die aus Deutschland nach Italien runter plätschert, als willkommen heißen.

      Die, die den Nachbarmisthaufen als viel besser und viel konsistenter als den wahren, eigenen heiligen Mist zu betrachten und zu ehren wissen, merkten nichts davon und dämmerten weiter vor sich hin.

      Während die also in dem Verantwortung abnehmenden Schatten dem skurrilen, fragilen Siemens-Lügenhaus schlummernd und selig vor sich hin von Heldentaten und gigantischen Wagnissen im Schatten der Selbstgefälligen träumend sich sicher und wohlbehütet fühlten, gingen in ganz Italien fast schlagartig die Lichter aus.

      Sie wurden wach, als der erste Stromverteiler


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