DIE BAUSTELLE. Parpaiola Franco
von fast sechzig Millionen Menschen, all die „vù gunbrà“ im Lande nicht mitgerechnet, die alle schlechten Eigenschaften der Menschheit in sich vereinigt, sind die Probleme noch lange nicht vorbei.
Die sind vom akuten Mangel an elektrischem Strom bedroht und von der Tatsache, bald im Dunkeln scheißen, zu müssen einfach terrorisiert.
Von Weisheit und von praktischem Sinn getrieben, auf der Suche nach einer alternativen Lösung, um beim Kacken weltunabhängig zu sein, erinnerte man sich an den guten alten Sansa aus Apulien und Umgebung.
Ipso facto wurde in diesem Sinne dem lästigen Olivenschrot weil im Süden Italiens altbewährt und bestens bekannt, zum Retter der nationalen Saftprobleme hochgehievt.
Per audacia a Lumen cum Sansa.
Viva l‘Italia!
Wie der alte Poppey, der, um stark zu werden, Unmengen Dosenspinat verschlang und so manche Schiffe vor dem Untergang bewahrte und Europa vor den Nazi-Faschisten rettete.
So gingen die Italianucci des Landes mit „Operation Sansa für Italia“ ans Werk.
Meine heißgeliebten Italianucci also wollten alle elektrischen Probleme des Landes lösen, nein, keineswegs mit Spinat, mit dem übel riechenden Olivenschrot wollten sie, Italien von der Finsternis retten.
Mit Sansa wollten die alle Lumen Probleme des Landes lösen.
Hochmoderne Sansa Verbrennungskessel mussten also her, denn Sansa gibt es ja bekanntlich im Bell Paese und im gesamten Mare Nostrum, in Hülle und Fülle, nur richtige Dampfkessel dafür, die gibt es scheinbar überhaupt nicht, in ganz Italien schien es tatsächlich keinen einzigen Lieferanten von Müllverbrennungsanlagen zu geben - also ab nach Grande Germania.
Die Deutschen hatten welche, und obwohl die noch nicht mal wussten, was Sansa war, taten sie so, als ob sie es kannten.
Deswegen wurden sie beauftragt, ein Pilot eine vorzeige und richtungweisende Anlage, die Sansa in rauen Mengen verbrennen konnte, zu bauen.
Damit hätte man das Wasser in dem Großkessel aus Germania und zwar ganz billig, ja, fast kostenlos, zum Dampfen gebracht.
Der Dampf hätte dann die Siemens-Dampfturbine zum Drehen gebracht und gleichzeitig dem angekoppelten Stromerzeuger mit gedreht.
Der Stromerzeuger hätte im Gegenzug auf Teufel komm raus Saft für Italiens Pastasciutta erzeugt.
Der Perpetuo mobile Kreis „Olivenschrot für Strom“ wäre somit geschlossen gewesen und im Land der Pasta al Sugo wäre es nie wieder zapfenduster geworden.
Noch dazu hätten all die ciao Bellos des Landes nie und niemals mehr im Dunkeln kacken müssen.
Die Eidgenossen hätte somit auch ihr altbewährte Ruhe gehabt um ungestört weiterschlummern und Großwahnträume schmieden, zu können und sich in den trügerischen Träumen ihrer Selbstgefälligkeit, weitersonnen dürfen, und jeder, aber auch jeder von denen, wäre weiter selbstanmaßend, Eid gerecht und Eid fidel gewesen.
Das war der Plan.
Der Unfug hat aber nicht funktioniert, nein, das hat er nicht.
Oder, besser gesagt, er hat nur zum Teil funktioniert.
Auch heute, vier Jahre nach der Inbetriebnahme, funktioniert die Siemens-Anlage als wegweisendes Pilotprojekt nur halbwegs richtig und erwirtschaftet nicht den vorgerechneten Gewinn.
Das Siemens-Kraftwerk in Monopoli hat wieder mal bewiesen, dass, obwohl Siemens-Technologien zu den führenden dieser Welt gehören, diese auch nicht einhundert Prozent idiotensicher sicher sind.
Denn auch die Forschung und Erfahrung des Mutterhauses, das ohne Zweifel zu den Empfehlenswertesten und Führenden der Welt gehört, kann unter Umständen von dem niedrigen Intelligenzquotienten mancher Siemens-Exoten und Einheimischen Matadors der auf den Baustellen dieser Welt zunichtegemacht werden.
Auch durch die Blamage an der Monopoli Kraftwerkanlage hat Siemens sich manche guten Aufträge in Italien, und nicht nur dort, verscherzt.
Das reale Ausmaß dieses Siemens-Supergaus aber muss und wird noch in seinem ganzen Horror offenbart werden.
Denn die italienischen Staatsanwälte werden nicht locker lassen.
In dieser Hinsicht kann sich irgendein Ex-Bundeskanzler wünschen, was er will, Siemens wird auseinander gepflückt und das nicht nur von der Guardia di Finanza in Italien, sondern auch von der sogenannten seriösen Fachwelt, denn die weiß nun, dass Siemens korrumpiert.
Dies wäre in den Kloaken der willigen Politiker und nach ministerialen Erlassen bettelnden Lobbyisten, noch nicht mal so schlimm.
Wenn es auch zum Himmel schreit, es könnte nicht so erbarmungslos offensichtlich sein, weil das in den Kloaken ihrer Gehirne versteckt wäre.
Es würde nicht zum Himmel stinken, weil es unter denen bleiben würde, daher würde der Gestank ihrer geistigen Verwesung den meisten von uns unerkannt bleiben.
Die Medien haben aber Wind davon bekommen, und die Staatsanwälte haben nun das Wort, und es stinkt zum Himmel.
Deswegen werden die Staatsanwälte dies- und jenseits des Brenners nicht lockerlassen.
Das Volk ist zu blindem Gehorsam erzogen worden, und heute ist es so, dass das Volk nicht riechen kann, man muss erst mal dem Volk sagen, was, wo und wie es riechen soll, erst dann wird das Volk riechen können.
Es ist immer so ein Ding mit dem Volk als solches, und im Grunde genommen ist es überall gleichermaßen schlimm.
Besonderen in Italien und in Deutschland scheint es so zu sein:
Sobald man irgendwo zu rütteln anfängt, entdeckt man einen Misthaufen nach dem anderen.
Jedoch in beiden Ländern scheinen Wörter wie, Loyalität, Vaterlandstreue oder Pflichtbewusstsein, fast zu Fremdwörtern geworden zu sein, und werden nur während politischen oder überheblichen Theken geschwätzt benützt, denn in die köpfe der Menschen existiert nur noch das Diktat des Eigenem ich, sonst gar nichts.
Alle hintergehen jeden und allen, seit jeher schon ist es so in Italien, die gesamte Industrie, und die politische Welt ist eine widerliche Kloake aus Lug und Trug, aus Bestechungen und Erpressungen.
Alles stinkt zum Himmel, man hat sich aber an den Gestank gewöhnt, daher riecht man es nicht mehr.
Siemens hat sich aber beim Schummeln ertappen, mit Pants down ergreifen lassen, und nun wird der Konzern nach Strich und Faden regelgerecht gefickt und auseinandergenommen.
Das ist das Problem: Der Gestank ist öffentlich geworden.
Manche Perbeniesten, obwohl sie es selbst faustdick hinten den Ohren haben, sind entsetzt und schreien nach Aufklärung.
Die Heuchler und Patrioten des Landes schreien nach Glasnost und Perestroika und bringen dabei ihren Ärschen schnell in Sicherheit und konvertieren dabei ganz auf die Schnelle ihre Aktien in bares Geld.
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff und bringen ihre Gesäße weitab vom Schuss auf anderen Stühlen außer Gefahr.
Die Staatsanwälte haben jetzt das Sagen, daher ist jetzt Ruhe, und in den Medienpuffs dieser Welt, wetzt man schon das Messer.
Wahrhaftig, vorläufig und solange die Oberbullen Europas auf der Jagd sind, ist das wohlwollende, selbstgefällige Grinsen auf manchen Politiker- und Industriezuhälterfressen verschwunden.
Man gibt sich nun unschuldig und mondän, man denkt und spricht von der Rettung der Umwelt, und man schaut mit felsenfestem Blick in die Zukunft.
Es fragt sich nur, für wie lange noch.
Und die Italianucci in meiner heißgeliebten Italianucciswelt?
Sursum Corda, Italianucci, habet, Grande Casino cum Sansa, und so ganz nebenbei, wie immer seid ihr die Deppen und Vollidioten zugleich, und somit, ihr habt die Eher, euch allen, als gefickt betrachten, zu können!
Die