Junger Wilder. Urb Sinclair

Junger Wilder - Urb Sinclair


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schnurrend um die Beine und rieb seinen Kopf voller Zuneigung an Renés Waden.

      René stand auf und ging durch das Schlafzimmer. „Komm ‚Sidi’, wir gehen etwas essen.“ Er wusste, dass es keine Aufforderung benötigte. Der Kater würde ihm auch so folgen.

      ‚Aber es ist doch schön‘, dachte sich René, ‚wenn man frühmorgens aus dem Bett steigt und jemand da ist, mit dem man reden kann. Und sei es auch nur die Katze.‘

      Aus dem Küchenschrank holte er eine Packung Katzenfutter und füllte damit Siddharthas Futternapf. Heisshungrig stürzte er sich auf das hingestellte Katzenfutter.

      Aus dem Kühlschrank holte René sich eine Milchtüte, Eier, Backpulver und Weizenmehl um sich ein paar Pfannkuchen zubereiten zu können. Auch einen Schweizer Käse, eine Packung Schinken und ein Glas voller Oliven stellte er sich für sein Frühstück auf den kleinen Küchentisch.

      Auf der Herdplatte erhitzte er die Bratpfanne und bereitete mit etwas Öl seine Pfannkuchen zu. Aus dem Brotkasten holte er sich einen halben Laib Brot hervor und schnitt sich mit dem Brotmesser zusätzlich ein paar Scheiben davon ab.

      Kaum hatte er sich sein Frühstück auf dem Teller fertig zugerichtet, klingelte es an der Wohnungstüre. Ob dies wohl Armin war, schoss es ihm gleich durch den Kopf. ‚Sein Nachbar wollte sich sicherlich wieder etwas borgen‘, dachte er, ‚das er dann für die nächsten Monate nicht mehr zu Gesicht bekommt.‘

      Bevor er zur Wohnungstüre ging, streift er sich noch einen Pullover über seinen nackten Oberkörper. Darauf begab er sich zur Türe und öffnet diese.

      Vor seiner Wohnung standen zwei Beamte der Stadtpolizei in blauer Uniform.

      „Grüezi!“ sagt der grössere von den beiden auf Schweizerdeutsch. „Sind sie Herr Wilder, Herr René Wilder?“

      René gab bereitwillig Auskunft. Er war überrascht und sich keiner Schuld bewusst.

      „Ja, das bin ich“, antwortete er freundlich. „Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?“

      Der grössere, hagere Polizist übernahm wieder das Reden. „Gestern Abend wurde der Stadtpolizei Zürich gemeldet, dass im Niederdorf an der Rosengasse ein Fahrzeug in Vollbrand steht. Bis die ausgerückte Feuerwehr eintraf, war es um den Wagen schon zu spät gewesen.“ Der Beamte sah René aufmerksam an, während er von dem Vorfall berichtete.

      „Das Fahrzeug ist an Ort und Stelle vollständig ausgebrannt. Es ist ein hoher Sachschaden von mehreren zehntausend Franken entstanden. Beim ausgebrannten Wagen handelt es sich um ein schwarzes ‚BMW-Cabriolet 318 Modell‘. Glücklicherweise entstand an den anliegenden Häusern keine nennenswerte Schäden.“

      Mit Argusaugen betrachteten die beiden Beamten Renés Gesichtsmiene während sie ihn über den Vorfall aufklärten.

      Der kleinere Polizeibeamte sprach daraufhin weiter: „Ganz in der Nähe des Unfallortes, haben wir in der Canterbury-Bar erfahren, dass sie dort zusammen mit einem Freund vor der uns gegebenen Tatzeit noch verkehrten. Wussten sie etwas, von diesem schwarzen BMW-Cabriolet oder haben sie gestern Abend irgendetwas beobachten können, dass ihnen merkwürdig vorkam?“

      René wurde es schubweise heiss und kalt. Glücklicherweise war er ein Meister darin, Schuldlosigkeit nach aussen zu präsentieren und antwortete den Beamten gelassen: „Ja, wir waren gestern in der Canterbury-Bar gewesen, aber einen schwarzen BMW-Wagen...? Moment, ich glaube wir sind an einem schwarzen Wagen vorbei gegangen, aber ob es sich dabei um einen BMW gehandelt hatte, das weiss ich wirklich nicht mehr so genau.“

      „Na gut, dann werden sie später wieder von uns hören, wenn die Ermittlungen weiter fortgeschritten sind“, gab der lange, schlaksige Beamte entspannter zur Antwort und sprach weiter: „Im Moment ist auch noch nicht abgeklärt ob der Brand im eigenen Verschulden ausgebrochen ist oder ob er aus reiner Böswilligkeit gelegt wurde. Es kann sein, dass wir auf sie zurückgreifen werden. Ich bitte sie deswegen auch noch uns ihre Personalien anzugeben. Bitte notieren sie hier ihren Namen, die Adresse und die Telefonnummer korrekt auf das Datenblatt.“

      Der lange hagere Polizist in dunkelblauer Uniform hielt ihm, ohne nur eine Miene zu verziehen, den Schreibblock und den Kugelschreiber hin.

      René nahm wortlos den Papierblock und den Schreiber entgegen. Am Türrahmen stehend kritzelte er seine Personalien auf das vorgedruckte Datenblatt und gab es dem Polizisten zurück.

      „Vielen Dank. wir wünschen ihnen noch einen schönen Tag“, verabschiedeten sich die beiden Polizeibeamten und gingen wieder die knarrenden Holzstufen des Treppenhauses hinunter. Hinter ihnen liess René die Türe ins Schloss fallen.

      ‚Nein! Das darf nicht wahr sein. So eine verdammte Scheisse! Ritschi… Das gibt noch gewaltigen Ärger für uns...’ Er lehnte sich mit dem Rücken an die Türe und blieb so eine geraume Zeit lang regungslos stehen.

      Als er wieder zu seinem zubereiteten Frühstücksteller an den Küchentisch zurück wollte, läutete es abermals an der Türe. Zeitgleich mit dem Glockenschlag stürmte Ritschi in die Wohnung.

      „Ich weiss, die Bullen sind hier gewesen. Scheisse Mann! Ich hab sie vor dem Haus von unten her beobachtet und gewartet, bis sie gegangen sind...“ Er war völlig aufgedreht und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.

      „Die waren zwanzig Minuten zuvor bei mir vor der Wohnungstüre gestanden“, so Ritschi und griff sich dabei an den Kopf, „Fuck! Ich habe dir noch versucht zu telefonieren. Du bist aber nicht an den Hörer ran gegangen. Danach versuchte ich, vor ihnen hier zu sein. Sie waren aber mit ihrem Bullenauto schneller als ich... Verdammt! Das ist eine ganz üble Geschichte, sag ich dir. Das gibt noch mächtig viel Ärger für uns!“

      „Wie hatte das nur passieren können, Ritschi?! Wir sind ja nur auf dem Dach gesessen, nicht?“ fragte ihn René, „Du hast doch nicht etwa im Nachhinein noch diese verdammte Karre angezündet, oder?“

      „Hey, jetzt hör aber auf. So gut kennst du mich aber schon noch, dass ich das nicht machen würde. Ich schwöre es, bei meiner Mutter, und die ist mir so was von heilig, sag‘ ich dir!“

      Ritschi holte das Luftgewehr das René neben dem Regal aufbewahrte. Er knickte den Lauf nach unten, griff in die Schuhschachtel, die sich unter dem Gestell befand und holte ein paar Federbolzen hervor.

      „Aber mir ist wieder in den Sinn gekommen, dass mir die glühende Zigarette, die ich geraucht habe aus der Hand gefallen war, als ich das Mobiltelefon aus der Karre hervorholte. Sie ist mir dabei unter den Sitz gerollt. Da lagen auch noch ein paar Papiere auf dem Boden, wenn ich mich nicht irre… Ich hab‘ mich danach nicht mehr um sie gekümmert. Hab‘ eben gedacht, sie lösche sich schon von selber aus.“ Er ging mit dem geladenen Luftgewehr durch die Küche zum Fenster und öffnete dies.

      „WAAS!!“ gab René von sich. Er stand immer noch vor dem Küchentisch. Neben sich der Stuhl und auf dem Tisch der zubereitete Frühstücksteller.

      Nach Essen war ihm überhaupt nicht mehr zumute. Im Gegenteil, ihm war spei übel geworden, nachdem die Polizei vor der Türe aufgetaucht war.

      „Das wird es in diesem Fall gewesen sein!“ rief René aus, „Und wir zwei Deppen sitzen noch auf dieser scheiss Karre herum und merken überhaupt nichts davon!“

      Ritschi schaute aus dem Küchenfenster, hinunter auf den Quai. „Scheisse, Die Bullen sind schon weg“, fluchte er, „ich hätte ihnen noch gerne eins in den Hintern gepfeffert.“

      Vor Jahren war das Schiessen mit dem Luftgewehr aus dem offenen Fenster einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen an langweiligen Sonntagen. Sie schossen dann auf so ziemlich alles, was sich in ihrer Reichweite herum bewegte. René fand es schnell einmal zu kindisch auf wehrlose Tiere oder gar Passanten zu schiessen. Im Gegensatz zu Ritschi, auf den jegliche Art von Waffen schon seit seiner Kindheit eine grosse Faszination ausübten.

      „Weisst du, was ich mich gefragt habe?“ so René, „Wie war es nur möglich, dass die Bullen auf uns gekommen sind. Denkst du Mike hätte uns bei ihnen verpfiffen?“

      „Hmm…,


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