Puppenspiel mit Dame. Britta Bendixen

Puppenspiel mit Dame - Britta Bendixen


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Leo an, machten sich leise kichernd über die anderen Gäste in der Bar lustig und warfen sich Filmzitate und Werbesprüche um die Ohren, bis sie vor Lachen kaum noch Luft bekamen.

      Gegen Mitternacht allerdings wurde Jasmin klar, dass sie langsam ins Bett musste. Schließlich war morgen noch ein Arbeitstag, den sie anständig hinter sich bringen musste.

      „Ich muss morgen drehen“, sagte sie langsam zu Gina, der Wein machte ihre Zunge schwer. Dann fing sie wieder an zu kichern. „Aber es dreht sich ja jetzt schon alles!“

      Umständlich kletterte sie vom Barhocker und ergriff ihre Handtasche. „Ich muss jetzt ins Bett. Gute Nacht, Gina. Vielleicht sehen wir uns am Montag, okay?“

      Als Gina vom Hocker steigen wollte, fiel dieser fast um. „Ich gehe auch lieber schlafen“, beschloss sie mit schwerer Zunge. „Mann, diese Cocktails haben es in sich. Gute Nacht, Süße!“ Sie küsste Jasmin auf die Wange, dass es knallte. „Du bist echt prima.“ Leicht wankend verließ sie die Bar.

      Am nächsten Morgen kam Jasmin kaum aus dem Bett. Hinter ihrer Stirn hatte sich offenbar ein Schmied eingenistet, der lautstark mit einem großen Hammer ein hartes Metall bearbeitete.

      Erst in der Maske setzte sie ihre Sonnenbrille ab, und gleich darauf beschlich sie das ungute Gefühl, dass die anderen sich wissende Blicke zuwarfen.

      Das bilde ich mir nur ein, sagte sie sich. Ich hätte beim Ginger Ale bleiben sollen.

      „Na, Jasmin, hattest du eine heiße Nacht?“ fragte Beverly Winter in einem anzüglichen Ton. Beverly spielte in dem Film ihre Freundin. Auch hinter der Kamera verstanden die zwei sich gut.

      „Nur ein Glas Wein zu viel, Bev. Nicht der Rede wert.“ Ich muss unbedingt eine Kopfschmerztablette auftreiben.

      „Tatsächlich?“ Beverly, die auf dem Stuhl neben ihr saß, rückte näher an sie heran, als wolle sie ihr etwas anvertrauen. „Hier kursieren aber ganz andere Gerüchte.“

      Jasmin horchte auf. „Was denn für Gerüchte?“

      „Na ja…“ Ihre Kollegin warf Blicke nach rechts und links und flüsterte dann: „Danny, der Portier, hat dich gestern in Steves Büro gehen sehen und kurz darauf sollen sehr verdächtige Geräusche aus dem Zimmer gekommen sein.“

      Sie registrierte Jasmins rot angelaufenes Gesicht und lächelte wissend.

      „Es ist also wahr, stimmt's?“ wisperte sie mit einem sensationslüsternen Grinsen.

      „Beverly, wenn du jemals…“ begann Jasmin leise. Ihre Wangen brannten vor Scham.

      „Keine Angst, ich sage nichts“, behauptete ihre Kollegin und hob abwehrend die Hände. Dann leuchteten ihre Augen auf. „War es denn wenigstens gut?“

      „Das geht dich gar nichts an“, blockte Jasmin ab. Ihr war heiß geworden.

      „So gut also! Wow!“

      Auf dem Weg zum Set fühlte sie sich elend. Von allen Seiten wurde sie von belustigten Blicken und anzüglichen Kommentaren verfolgt. Auch die Kameramänner und Requisiteure grinsten sie frech an.

      Hat dieser verdammte Danny etwa ein Rundschreiben verfasst? fragte sie sich wütend, während sie mit gesenktem Kopf weiterging.

      Steve war wie üblich bereits da und als er sie bemerkte, lächelte er ihr vertraulich zu. Sie winkte ihn hektisch zu sich und als er ihr Gesicht sah, entschuldigte er sich bei Tom Becker, ihrem Filmpartner, mit dem er sich gerade über die nächste Szene unterhalten hatte, und trat zu ihr.

      „Hallo, was gibt es denn?“ fragte er verwundert.

      „Es wird am ganzen Set über uns getuschelt“, zischte sie. "So wie es aussieht hat der Portier uns gestern gehört, als wir…“ Sie brach ab und kämpfte mit den Tränen. „Er hat allen davon erzählt.“

      „Du machst Witze!“

      „Schön wär’s. Beverly hat es mir gerade gesagt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie mich alle ansehen!“ Ihr Kinn zitterte und ihre Augen glänzten feucht.

      Steve bemerkte das und hätte sie am liebsten tröstend in den Arm genommen, doch das war unmöglich. Es sahen bestimmt schon genug Leute, dass sie sich unterhielten und machten sich einen Reim darauf.

      „Hör zu“, sagte er beruhigend. „Das ist schlimm, aber wenn wir darauf eingehen, wird es nur noch schlimmer. Montag reden alle schon wieder über etwas anderes. Wir müssen jetzt ruhig bleiben und unsere Arbeit machen.“ Er lächelte ihr liebevoll zu. „Schaffst du das?“

      Sein Lächeln tat ihr gut. Sie schluckte, dann nickte sie langsam. „Ja. Ich - ich denke schon.“

      „Braves Mädchen.“

      Er warf ihr einen Blick zu, von dem ihre Knie weich wurden und fügte hinzu: „Heute Mittag treffen wir uns bei dir im Hotel und reden darüber. Ich würde dich ja zu mir einladen, aber das Hotel ist näher. Und mein Büro steht vermutlich unter Beobachtung der gesamten Crew. Bist du einverstanden?“

      Sie nickte. „Gut. Ich warte auf dich. Zimmer 309.“

      Der Vormittag verging so langsam, dass sie ganz kribbelig wurde. Es klappte gar nichts. Mehrere Einstellungen mussten acht- bis zehnmal wiederholt werden. Bis zum Mittag lagen ihre Nerven blank.

      Glücklicherweise hatte sie am Nachmittag frei, da die Heimreise nach New York sich sonst wirklich nicht lohnen würde.

      Als sie endlich Feierabend hatte atmete sie erleichtert durch und beeilte sich, zum Hotel zu kommen. Zehn Minuten nachdem sie ihr Zimmer betreten hatte klopfte es. Steve hatte ein paar Burger besorgt und etwas zu trinken, doch sie winkte ab.

      „Ich habe keinen Hunger“, sagte sie matt und ließ ihn herein.

      Er nahm auf dem Bett Platz und packte einen Hamburger aus.

      „Mir knurrt ganz schön der Magen“, bekannte er. „Das Frühstück fiel heute aus. Meine Haushälterin kommt erst heute Abend.“ Er biss hinein und kaute genüsslich. Jasmin ging zum Fenster, sah kurz hinaus, drehte sich um und ging wieder zurück zur Tür.

      „Es ist so schrecklich, Steve“, jammerte sie. „Was sollen wir denn bloß tun?“

      Er schluckte den Bissen hinunter. „Gar nichts, das habe ich dir doch schon gesagt. Etwas anderes bleibt uns doch gar nicht übrig, oder?“

      Sie blieb stehen. „Ich kann diese Blicke nicht mehr ertragen. Jeder grinst mich anzüglich an. Und Tom deutete etwas an von der 'engen Zusammenarbeit mit dem Regisseur'. Alle wissen es! Wirklich alle!“ Zornig und den Tränen nahe setzte sie ihren Marsch durch das Zimmer fort. Steve hatte den Burger aufgegessen und trank einen Schluck Cola. Dann klopfte er neben sich aufs Bett. „Komm her und setz dich, heute machst du mich ganz nervös.“

      Obwohl ihr nicht danach zumute war musste sie lachen und setzte sich gehorsam zu ihm. Er legte seinen linken Arm um ihre Taille und drückte sie kurz an sich.

      „Eine Möglichkeit gibt es noch“, sagte er nachdenklich.

      Sie hob den Kopf und sah ihn gespannt an. „Und welche?“

      Das Braun seiner Augen war heute bernsteinfarben und sein Blick warm und weich. Sie spürte die Wärme seines Körpers und fühlte sich wunderbar geborgen.

      Er holte Luft. „Wir machen es offiziell. Reinen Tisch. Du sagst es Ben, ich sage es Linda und wir stehen zu unseren Gefühlen.“

      Sie starrte ihn an, verwirrt und entsetzt. „Wie bitte!?“

      Er nahm ihre Hand, die kraftlos auf ihrem Schoß lag. „Jasmin, das, was gestern geschehen ist, ist doch nicht ohne Grund passiert.“

      Sie schüttelte verständnislos den Kopf und bemerkte irritiert seinen unsicheren Blick. „Wie meinst du das?“

      Nervös stand sie wieder auf und ging fahrig auf und ab. „Du wolltest mich doch von Anfang an in dein Bett bekommen.


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