Schrecken der Vergangenheit. Nadine Kim Wulf

Schrecken der Vergangenheit - Nadine Kim Wulf


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Fünfzig Euro obendrauf und der Kerl erklärte sich bereit, bei seinem Spiel mitzumachen.

      Weitere fünfundzwanzig Euro waren nötig, um ihn auch davon zu überzeugen, diese lächerliche Löwenmaske aufzusetzen. Er hatte schon vor einem Jahr nicht verstanden, warum sich Johansson für diese lächerliche Maskerade entschieden hatte. Aber so war es nun mal. Und dass der Dodge exakt die gleiche Lackierung hatte, wie Bergers alter Wagen, war einfach nur pures Glück gewesen.

      Schon allein dafür, hatte sich die Investition mehr als gelohnt. Nicht mehr lange und er konnte endlich damit beginnen, Behrends Leben zu zerstören. Und zwar durch die Hand eines Menschen, von dem er es am allerwenigsten erwartet hätte.

      Nik trabte, immer noch etwas unsicher auf den Beinen, hinter Karsten her. Auf Grund des Aufzuges hatte er eine gewisse Ahnung, was sein Kumpel im Schilde führte.

      Zwar stand ihm im Augenblick nicht der Sinn nach weiteren Überraschungen, aber er hatte sich gerade so dermaßen daneben benommen, dass er Karsten unmöglich ein weiteres Mal vor den Kopf stoßen wollte. Also tat er weiterhin auf dumme Eule und folgte ihm in Schlangenlinie durch die eng anliegenden Tische auf der Veranda in Richtung Parkplatz.

      Am hinteren Ende entdeckte er Thea, die sich, mit vor dem Bauch verschränkten Armen, mit einer anderen Frau unterhielt.

      Auch sie trug eng anliegende Lederkleidung, allerdings weitaus farbenfroher, als es bei Karsten der Fall war. Nik fiel gleich der athletische Körperbau und die kurzen schwarzen Haare auf, die zwar für seinen Geschmack etwas zu hart im Kontrast zu ihren weichen Gesichtszügen standen, sie aber in keinster Weise unattraktiv erscheinen ließ.

      Er hatte die Frau nie zuvor gesehen, aber ihm war jetzt schon klar, dass sich das in Zukunft sicherlich ändern würde. Sie hatten die beiden Frauen fast erreicht, als Thea ihren Kopf drehte und ihn über ihre Schulter hinweg, unsicher anlächelte. Plötzlich überkam Nik das Gefühl von Enttäuschung und schlechtem Gewissen gleichermaßen. Er erinnerte sich wieder an die Stelle ihres Gespräches, kurz bevor er sie einfach hatte so stehen lassen. Und auch, wenn er ihre Entscheidung, zumindest noch nicht bei ihm einziehen zu wollen, verstehen konnte, es tat trotzdem weh und fühlte sich an, als ob jemand eine Hand um sein Herz gelegt und zugedrückt hätte.

      <<Alles in Ordnung?>>, fragte Thea leise und mit sorgenvollem Blick.

      Nik sah sie kurz an und brachte ein knappes Lächeln zustande, dass aber weder seine Augen noch seine Gefühlslage erreichte.

      <<Ja. Alles gut>>, antwortete er knapp. Aber er merkte, dass sein Auftreten ihr gegenüber wenig überzeugend war. Zum Glück kannte Thea ihn gut genug, um zu wissen, dass es im Moment wenig Sinn machte, ihn weiter zu bedrängen.

      <<Sie müssen Nikolas sein>>, riss ihn eine weibliche Stimme aus den Gedanken. Nik wandte den Kopf und erblickte die ausgestreckte Hand, die sich ihm bot. <<Ich bin Mia. Schön, dass wir uns endlich persönlich kennenlernen. Ich habe schon viel von Ihnen gehört>>, sagte sie freundlich.

      <<Dann sind sie, also du, die geheimnisvolle Unbekannte>>, antwortete Nik freundlich, ergriff die Hand und registrierte im Augenwinkel, wie Karstens Kopf eine dunkelrote Farbe annahm.

      <<Für meine Freunde Nik. Die Freude ist ganz meinerseits.>>

      Verlegen kratzte sich Karsten am Nacken. <<Ähm. Gut. Dann haben sich ja jetzt alle vorgestellt>>, sagte er und stützte sich leicht auf dem breiten Lenker des bulligen Motorrades ab.

      Niks Augen betrachteten die lange Silhouette der Maschine und sofort legte sich ein Grinsen auf Karstens Gesichtszüge.

      <<Wow. Ein so schweres Bike, für eine so schlanke Frau? Wie lange fährst du schon, Mia?>>, fragte Nik und bemerkte nicht, wie das Grinsen verschwand.

      <<Nun, eigentlich fungiere ich nur als Beifahrer. Ich habe zwar einen Führerschein, fahre aber schon seit Jahren nicht mehr selber. Mir fehlt einfach die Zeit dafür.>>

      <<Ja, das kenne ich>>, antwortet Nik lachend und hielt plötzlich inne, als er eins und eins zusammengezählt hatte. <<Nein! Sag nicht, dass Ding gehört dir?>>

      <<Tadaaaa!>>, rief Karsten voller Stolz und präsentierte das Bike mit einer fließenden Armbewegung.

      <<Kannst du überhaupt damit umgehen? Ich meine, in deinem Alter?>>

      <<Na vielen Dank auch>>, murrte Karsten und verschränkte die Arme vor der Brust.

      <<Ich kann euch beruhigen. Die erste Ausfahrt hat ganz prima funktioniert. Wenn mir auch ein wenig der Kopf dröhnt>>, warf Mia ein. <<Das Ding ist ganz schön laut.>>

      <<Der ist aber nicht original>>, rief Nik vom Heck der Maschine und staunte über den breiten Reifen.

      <<Ich hab ein bisschen was machen lassen. Andere Schwinge, breiterer Hinterreifen, wie dir ja schon aufgefallen ist. Dazu noch eine neue Auspuffanlange, andere Lackierung und so weiter.>>

      <<Und das ist alles eingetragen >>

      <<Eingetragen und genehmigt. Hat mich ein kleines Vermögen gekostet, aber das Ergebnis ist es wert>>, sagte Karsten und ging neben Nik in die Hocke, um ihm die ganzen technischen Veränderungen näher zu erklären. Die beiden Männer waren nun vollends in ihrem Element und nahmen kaum noch etwas von ihrem Umfeld war.

      <<Wollen wir zurück an den Tisch? Nik und ich hatten gerade vor eine Kleinigkeit zum Essen zu bestellen und ich glaube, im Augenblick sind wir eh überflüssig>>, meinte Thea.

      Dabei ging es ihr weniger ums Essen. Vielmehr war sie der Meinung, dass ein wenig Distanz zwischen ihr und Nik nicht schaden konnte.

      <<Gerne. Wenn wir nicht stören?>> Unsicher richtete Mia ihren Blick rüber zu Nik, dann wieder zu ihr. Sie schien zu ahnen, dass etwas nicht in Ordnung war.

      <<Überhaupt nicht. Wer weiß, wie lange die zwei hier noch beschäftigt sind.>>

      <<Bestell für mich bitte einen Burger mit, ja? Mit Käse und Bacon und dem ganzen Zeug>>, rief Karsten über den Sitz hinweg.

      <<Klar. Und du Nik?>>

      <<Ach. Irgendeinen Salat. Egal was>>, gab er kurz zurück und senkte wieder den Kopf.

      Den Rest des Tages verbrachten die Vier zusammen auf der Holzveranda. Die Stimmung war ausgelassen und harmonisch. Thea und Mia redeten über Gott und die Welt. Die Männer hingegen hatten nur ein Thema drauf. Hin und wieder riskierte Thea einen Blick. Wenn Nik es mitbekam, reagierte er mit einem Lächeln. Einmal zwinkerte er ihr sogar ein Auge zu. Es schien alles wieder in bester Ordnung. Bis sich die kleine Gruppe am frühen Abend auflöste und sie alleine in Niks SUV zurück nach Hause fuhren.

      

       Sonntag, 05.Mai, 18 Uhr 31

      Im Inneren des Wagens herrschte eine merkwürdig angespannte Atmosphäre. Sie hatten kein Wort mehr miteinander gewechselt, seit sie den Parkplatz des Lokals verlassen hatten.

      Winston lag wie üblich in seiner Transportbox, im Heck des SUVs und stöhnte hin und wieder leise auf, wenn er versuchte, es sich in der engen Kiste ein wenig bequemer zu machen.

      Sie hatten den größten Teil des Sees bereits hinter sich gelassen und fuhren eine langgezogene Straße bergab, als Thea es nicht mehr aushielt und sie ihr Gewicht nach links verlagerte. Dabei lehnte sie ihren Kopf wieder gegen den Sitz und beobachtete Nik´s Spiel mit der Kiefermuskulatur. Ein Anzeichen dafür, dass er Böse war oder ihn zumindest irgendetwas zu beschäftigen schien. Dabei hatte er seinen Blick stur geradeaus auf die Fahrbahn gerichtet.

      <<Sie analysieren mich schon wieder, Frau Dr. Meissner>>, knurrte er plötzlich und unerwartet.

      <<Nein. Tue ich nicht.>>

      <<Na


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