Ferien, die bleiben. Micky Molken

Ferien, die bleiben - Micky Molken


Скачать книгу
Zuerst müssen wir die Koffer auspacken.«

      Dad, der sich gerade auf einen Sessel niedergelassen hatte, um ein wenig zu verschnaufen, schreckte hoch.

      Typisch Mom. Außer Befehle zu erteilen, die Tür aufzuschließen und die Fenster zu öffnen, hatte sie noch nicht allzu viel zum Urlaub beigetragen. Dahingehend war es bei Dad und mir anders. Wir waren es schließlich, die den Inhalt des gesamten Autos ins Haus geschleppt hatten.

      »Baby, hier, nimm den Koffer und die Waschtasche. Such dir ein Zimmer aus.«

      »Okay, ich gehe nach oben, bin dann mal weg.«

      Ich schnappte mir meinen Koffer und quälte mich damit die enge Treppe hinauf.

      »Soll ich helfen?« Dad war in Sorge um mich.

      »Nein! Ich bin schon groß, Dad. Das schaffe ich ganz gut allein.«, stöhnte ich.

      Es ging nur langsam voran. Stufe für Stufe plagte ich mich mit dem viel zu großen Koffer ab. Ständig schlug der Reisekoffer erst ans Geländer, dann gegen die Wand, um darauf gegen jede Treppenstufe zu schlagen.

      »Baby, lass den Koffer bitte heile«, rief Mom mir hinterher.

      »Soll ich nicht doch lieber helfen?« Auch Dad stimmte wieder mit ein.

      »Nein, es geht schon. Alles wird gut«, ächzte ich.

      Natürlich hätte ich Dads Hilfe in Anspruch nehmen können. Ich wollte es aber allein schaffen, denn selbst ist die Frau. Es waren nur lumpige zwölf Treppenstufen. Ein Drittel hatte ich bereits davon geschafft. Der Rest war nur eine Frage der Willensstärke und des Durchhaltevermögens. Schließlich war es nicht der Mount Everest, sondern nur eine Treppe.

      Tatsächlich war es sehr mühsam, den schweren Koffer und die Waschtasche bis in die obere Etage zu tragen. Aber im Obergeschoss hatte ich wenigstens meine Ruhe. Als ich die Tür meines Zimmers öffnete, schwoll mir eine tropische Hitze entgegen, so als stände ich in einem Thermalbad. Mein Schädel pochte. Gottverdammt war der Reisekoffer schwer. Mit letzter Kraft stellte ich ihn neben dem Bett ab. Warum musste ich auch so viele Klamotten einpacken? Eigentlich zu viel, aber na ja. Egal, schließlich war der Koffer jetzt oben. Nun war es meine Tür, die mit einem Donner zuschlug, nachdem ich die beiden Fenster öffnete. Ich atmete tief ein und aus. Die hereinströmende Luft, wenn sie auch sehr stickig war, hatte einen kühlenden Effekt. Es war früh, aber die Sonne brannte schon mächtig. Erschöpft schmiss ich mich mit einem beherzten Sprung aufs Bett. Die Federn der Matratze waren weich und ich sank tief hinein. Es war still. Nur meine Atmung war zu hören. Meine Bauchdecke bewegte sich auf und nieder zum Rhythmus meines Atems. Langsam richtete ich mich auf. Zunächst zog ich mein durchgeschwitztes Shirt aus. Dann befreite ich mich von dem unangenehmen eng sitzenden BH und schmiss ihn aufs Bett. Ich presste meine beiden Brüste zusammen und massierte sie kurz. Es tat gut. Meistens verzichtete ich auf das blöde Ding namens Büstenhalter. Es war eng und zwickt an allen Ecken und Kanten. Ich fühlte mich ohne dieses Kleidungsstück, ohne BH, viel befreiter und nicht so eingezwängt. Ich stand auf, tappte ins Badezimmer und betrachtete mich im Spiegel. Mein Körper hatte sich verändert, und das fiel nicht nur mir auf. Die Jungs meiner Schule zeigten urplötzlich Interesse an mir. Das war früher anders. Ich war so unterer Durchschnitt, Spätentwicklerin - halt ein langweiliges Mädchen. Aber von den schulischen Leistungen war ich eine der Besten der ganzen Schule. Das allerdings schreckte die meisten Jungs eher ab. Sie bezeichneten mich als Streberin, was aber so nicht stimmte. Mir flog der Lernstoff einfach nur so zu, ohne großartig dafür zu lernen. Natürlich büffelte ich für große Klausuren, aber für ein Test schüttelte ich es mir einfach aus dem Ärmel. Und außerdem hatte ich bisweilen nichts mit Jungs am Hut. Ich war verträumt und versank in meinen Comics und Mangas Heldinnen. Ich durchstreifte gemeinsam mit ihnen die entlegensten Welten dieses Universums und erlebte dabei die größten Abenteuer.

      In letzter Zeit spielten mir meine Hormone allerdings einen Streich. Im Gegensatz zu früher träumte ich jetzt des Öfteren von intimen Momenten mit Jungs und sogar mit Mädchen. Wenn das mein Vater wüsste, na ja. Ansonsten wird in unserem Hause kaum über das Thema Sex gesprochen. Das Einzige, was mein Vater einmal zu dem Thema gesagt hatte, war, wie wertvoll und heilig es sei, die Jungfräulichkeit zu bewahren und dass man sie beschützen müsste. Leider hatte ich mich nicht getraut, zu hinterfragen, was genau er damit meinte. Mom sagte nur so viel, dass es kein Spaß macht und noch nichts für mich sei. Vielleicht hatte sie Recht. Aber seitdem ich Ronny kennengelernt hatte, gab es so viele Fragen, die mir nicht aus dem Kopf gingen. Und überhaupt, was ich alles so über Sex hörte, da bekomme ich schon ein wenig Sorge. Was wäre, wenn ich tatsächlich mit Ronny Sex haben sollte? Wird der Penis beim Sex, wie ein Hotdog Würstchen in das Brötchen hineingelegt? Quasi, zwischen meinen Schamlippen? Oder muss der Penis in mir stecken? Vielleicht ist der sogar zerbrechlich? Kann ich beim ersten Mal gleich schwanger werden? Es gab zu viele Fragen, auf die ich keine Antworten kannte. Das, was ich allerdings gehört hatte, war, dass das erste Mal schmerzhaft sei. Sind Penisse tatsächlich so groß, wie alle sagen? Mit alle meine ich die Mädchen aus meiner Klasse. Einige von ihnen haben es bereits hinter sich gebracht, behaupten sie. Es soll eine ziemlich blutige Angelegenheit sein. Aber warum? Wenn der Penis doch in mir stecken muss, dann vielleicht. Es ist kaum Platz für meinen Finger, ganz zu schweigen von einem Tampon. Leider hatte ich in Natur noch keinen Penis von Nahem gesehen. Nur ein einziges Mal hatte ich einen aus einiger Entfernung erspäht. Am Strand, als wir beim Spazieren einen FKK-Bereich durchquerten. Das ist allerdings schon drei Jahre her. Und den Penis, den ich da gesehen hatte, der war tatsächlich groß. Das wäre bei Liebe unter Frauen bestimmt anders. Ich hoffte nur, dass Ronnys Penis nicht so groß war. Aber egal, da musste ich durch. So wie viele tausende andere Mädchen vor mir auch.

      Manchmal verspürte ich Lust, mich in meinem Intimbereich zu streicheln, doch die Kirche sagte, es sei Sünde. Deshalb kam es mir nie in den Sinn, irgendetwas mit meinen Brüsten oder auch Vulva anzustellen. Meine Vagina war einfach nur ein Teil meines Körpers. Nicht mehr und nicht weniger. Ich hatte nie das Bedürfnis gehabt, irgendetwas erforschen zu müssen. Bis jetzt. Ich mochte es, meine Vagina sanft zu streicheln. Oder so wie jetzt, der belebende Strahl des Duschkopfes, der sanft über meinen Körper glitt. Es fühlte sich schön an. Behutsam bewegte ich den massierenden Wasserstrahl über meine Brüste, meinen Nacken und glitt langsam hinunter zwischen meine Beine.

      Kapitel 4

      Urplötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich hörte Stimmen. Nie und nimmer waren es Mom und Dad. Das war völlig ausgeschlossen. Es musste noch jemand anderes im Haus sein. Hastig stellte ich die tosende Dusche ab. Es wurde still und die Stimmen verstummten. Nur das Geräusch einzelner Wasserperlen, die aus dem Duschkopf tropften, trübte die Stille. Patsch, Patsch, Patsch. Die Wassertropfen waren eindringlicher als die Stimmen zuvor. Ich versuchte, mich zu orientieren. Verdammt, wo war das Badehandtuch? Ich musste den Schaum loswerden. Denn ich wusste, wenn ich meine Augen öffnen würde, könnte ich ein fürchterliches Brennen nicht verhindern. Mit zu gekniffenen Augen tastete ich mich vor. Da waren sie wieder, diese Laute. Gelächter, das durch meine geschlossene Badezimmertür drang. Ich hatte es mir nicht eingebildet. Außer meinen Eltern war noch jemand anwesend. Wir bekamen Besuch? Wer sollte das sein?

      Noch immer tappte ich im Dunklen. Endlich berührte ich mit meinen Fingerspitzen das Duschtuch. Es war eine Armlänge von mir entfernt. Flugs schnappte ich mir das Handtuch und befreite meine Augen von den letzten Shampooresten. Jetzt wo ich die Augen unbeschadet öffnen konnte, hatte ich das Gefühl, besser hören zu können. Ich wusste, es war Blödsinn, aber es war tatsächlich so. Mom und Dad jubelten. Konnte es sein, dass ... nein, oder? Mein Herz pochte gewaltig. Flüchtig trocknete ich mich ab. Nur mit dem Duschtuch bekleidet, tippelte ich aus dem Badezimmer. So schnell ich konnte, rannte ich die Treppenstufen herunter. Auch auf die Gefahr hin, mit meinen nassen Füßen auszurutschen und eine unsanfte Landung am Ende der Treppe hinzulegen.

      »Überraschung!«, riefen mir alle zu.

      Ich traute meinen Augen kaum und konnte es nicht fassen. Die Freude war riesengroß.

      »Tante Monique.«

      Ich war sprachlos.

      »Kindchen,


Скачать книгу