Du weißt doch, Frauen taugen nichts. Berthold Kogge

Du weißt doch, Frauen taugen nichts - Berthold Kogge


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Woche vor meiner Tür gelandet war, nie das Thema Schweden irgendwie weiter erläutert haben, war es ihr ernst. Na ja, wir waren erst fünf Tage zusammen. Sicher weiß Gott zu früh, um gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden, aber irgendwie erschien nun doch die Frage: Was passiert, wenn ich wirklich einen Job in Schweden bekommen würde?

      Trotz dieser Frage, die nur ganz leise in meinem Hinterstübchen auftauchte, fand ich es toll, dass Carola unsere Beziehung als eine ernste Sache einstufte.

      Wir verabschiedeten uns von Carolas Bekannten und gingen weiter zu der Samstagabendeinladung. Dort saßen bereits alle im Hinterhof, der Tisch war schon gedeckt. Carmen und Hans kannte ich, wenn auch nur flüchtig, doch schon seit vielen Jahren. Auch wenn ich Dieter schon seit rund zwanzig Jahren, ausgenommen vielleicht bei zufälligen Treffen in irgendwelchen Kneipen, nicht mehr gesehen hatte, waren wir immerhin einmal dicke Kumpels gewesen. Und mit Peter, der auch anwesend war, war ich, als die Freundschaft mit Dieter auseinander gegangen war, viele Jahre fast wie Brüder, mehrmals in der Woche, entweder in der Kneipe, beim Billard oder sonst wo zusammen gewesen. Auch hatten wir beide zusammen so manche Wanderung im schwedischen Fjäll durchgezogen. Wir kannten uns also alle.

      Besonders hatte ich mich darauf gefreut Dieter, den Trinkkumpan aus meiner wilden Sturm und Drangphase, wieder zu sehen. Aber er war schweigsamer, als ich mir das vorgestellt hatte. Ich hatte eigentlich gedacht, dass der alte Funke wieder überspringen würde, oder er zumindest so feucht fröhlich war, wie bei den wenigen zufälligen Treffen, in irgendwelchen Kneipen, die in den letzten Jahren passiert waren. Aber das war nicht so. Trotzdem wurde es ein gemütlicher Hinterhofabend, bei den schon, für dieses Jahr als selbstverständlich hingenommenen hohen Sommertemperaturen, die selbst als es dunkel wurde, nicht einmal das leiseste Frösteln, selbst wenn man nur mit einem T-Shirt und kurzer Hose dort saß, aufkommen ließ.

      Was war denn mit Dieter los, der kam ja heute gar nicht aus sich raus“, kam es von Carola, als wir gegen Mitternacht, Arm in Arm durch die Altstadt nach Hause gingen.

      Also war nicht nur mir die ungewöhnliche Zurückhaltung von Dieter aufgefallen, der ja sonst eher wegen seiner Ausgelassenheit bekannt war, oft Scherze machte, die laut und, das war eine negative Seite von ihm, oft auf Kosten von anderen gingen. Allerdings hatte ich zuerst gedacht, da ich ihn im Grunde seit zwanzig Jahren, mit Ausnahme der zufälligen Treffen, bei denen Dieter eigentlich immer voll gewesen war, nicht mehr getroffen hatte, er ja vielleicht allgemein mit den Jahren ruhiger geworden war. Und nun schien es auch Carola aufgefallen zu sein, dass Dieter außergewöhnlich ruhig gewesen war, und er sich auch, was in seiner Jugendzeit nie seine Art gewesen war, relativ früh verabschiedet hat. So kannte ich Dieter nicht, auch wenn er sich für seinen frühen Aufbruch damit entschuldigte, dass er am nächsten Tag noch am Computer arbeiten musste.

      „Ja merkwürdig war das. Ich kenne ihn anders. Aber das ist auch schon sehr lange her.“

      „Wusstest du eigentlich, dass Dieter und ich mal zusammen waren.“

      Carola fragte das ganz locker, so als ob sie fragte, ob ich wüsste, was sie heute zu Mittag gegessen hat. Eine lockere Frage, nichts Wichtiges.

      „Nö, ich hatte ja nun auch zu ihm seit Jahren kein Kontakt.“ Ich drückte Carola mit dem Arm etwas. „Und wie war ´s?“

      „Hat nicht lange gedauert“, kam es ohne weitere Erklärung.

      Jetzt war aber doch meine Neugier geweckt.

      „Woran ist es denn gescheitert.“

      „Dieter war zu einer Fete bei Freunden, in seinem Wohnort eingeladen. Ich war das erste Mal, offiziell als seine Freundin, bei so etwas mit. Da war ein Typ, dem habe ich mich im Laufe des Abends an den Hals geworfen. Da war es dann aus.“

      Auch das kam von Carola total locker aus ihrem Mund. Wie die Erklärung einer Speisekarte. Ich schaute sie etwas kritisch, leicht verwundert, und mit Sicherheit auch sehr irritiert, von der Seite an:

      „So was ist aber auch nicht in Ordnung.“

      „Na ja. Es war damals alles irgendwie nicht richtig.“

       Klingelingeling. Wo waren da meine Alarmglocken gewesen? Ich hätte doch noch brühwarm, es waren ja gerade zwei Wochen her, den Streit zwischen Carola und Horst in seiner Kneipe in meinem Gehirn haben müssen, bei dem Horst ihr doch vorgeworfen hat, dass sie ständig die Männerherzen bricht; und das in einer Art und Weise, die wirklich nicht in Ordnung ist. Carola, immerhin schon 39 Jahre alt, sollte doch schon etwas vernünftiger sein. Und ich, acht Jahre älter, doch nicht so realitätsfremd. Glaubte ich denn wirklich, dass jemand, der sich noch vor Kurzem wie ein unreifer Teenager verhalten hat, plötzlich in mir die große Liebe findet und damit ihre ganze Art sich Männern gegenüber zu verhalten plötzlich über Bord wirft? Ständige Wechselspiele, sich einem anderen an den Hals werfen, wenn man mit dem neuen Freund zu einer Fete eingeladen war. Normal ist das doch nicht. Da hatte Carola ein paar Stunden vorher zu einer anderen Frau gesagt, es wäre ihr ernst mit mir, und ich schwebte so im siebten Himmel, dass ich die Menetekel an der Wand wirklich nicht sah.

       „Und sieh, und sieh, an weißer Wand, ........“

      In der Woche nach dieser Hinterhofparty verbrachten wir beide viel Zeit miteinander, gingen spazieren, lagen am Kanal in der Sonne und fuhren an den Ostseestrand. Zwischendurch besuchte Carola in der Woche eine ehemalige Kollegin, die auch in ihrer Branche eine Praxis betrieb. Carola konnte dort, ihre Praxis war ja noch nicht eröffnet, und sie lebte daher von geliehenem Geld, etwas zu verdienen, in dem sie bei den Kassenabrechnungen half.

      Als Carola von so einem Treffen bei der ehemaligen Kollegin abends nach Hause kam, fiel sie mir in die Arme und strahlte mich regelrecht an.

      „Susanne“, das war ihre Freundin und ehemalige Kollegin, „ist völlig überrascht, dass ich hier mit dir jetzt schon seit mehr als einer Woche zusammenwohne.“

      Ich schaute sie, sie immer noch in meinen Armen haltend, verwundert an. „Wieso?“

      „Na ja, wenn ich sonst mit einem Freund zusammen war, bin ich schon in der zweiten oder dritten Nacht aus dem Bett geflohen.“

       „......................Buchstaben aus Feuer, ........“

      „Ding, ding, ding.“ Eine ganz kleine Alarmglocke meldete sich ganz vorsichtig in meinem Kopf. Aber nur leise und vorsichtig, ohne wirklich laut vor der Gefahr zu warnen.

      „Wow, muss ich mir Sorgen machen?“ Ich schaute Carola doch ziemlich ernst ins Gesicht. „Muss ich damit rechnen, dass du mitten in der Nacht fluchtartig Bett und Wohnung verlässt, und ich plötzlich alleine aufwache?“

      Sie kuschelte sich an mich: „Nein auf keinen Fall, ich fühle mich bei dir sauwohl. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Ich finde es toll neben dir einzuschlafen und wach zu werden.“

       Klingelingeling, Klingelingeling, Klingelingeling.

       Puh – noch ein Grund, um die Alarmglocken in Bewegung zu setzen. Inzwischen hätten doch die gesamten Lübecker Altstadtkirchenglocken, in meinem Kopf Sturm läuten müssen. Der Streit mit Horst, dass sie immer….. . Ihr Geständnis, dass sie, während sie zusammen mit ihrem damaligen Freund bei einer Fete war, sich einem anderen an den Hals geworfen hat. Jetzt, dass sie angeblich wohl nie länger als drei Nächte, oft auch weniger, bei einem Mann aushalten konnte. Zumindest hatte Susanne bis jetzt immer den Eindruck gehabt, und Carola schien da ja nicht widersprechen zu wollen, dass es bis jetzt immer so war. Im Nachhinein muss ich sagen, dass meine Resistenz gegenüber den Einschlägen, die ich erfuhr, wirklich erschreckend war. Habe ich mir wirklich keine Fragen gestellt, oder wollte ich die Gefahr einfach nicht erkennen? Ich weiß es nicht.

       „......., doch keiner verstand zu deuten die Flammenschrift an der Wand.“

      

      Nun, die kleine leise Alarmglocke verstummte wieder, während Carola sich noch an mich schmiegte, und ehe ich den Glockenton wirklich ernsthaft registrierte. Wir verbrachten noch eine herrliche Woche


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