Du weißt doch, Frauen taugen nichts. Berthold Kogge

Du weißt doch, Frauen taugen nichts - Berthold Kogge


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Stockholm oder Göteborg. Die Fußgängerzone war voll, und wenn man aus Versehen angerempelt wurde, bekam man meistens ein „förlåt“ oder „ursäkta“ zu hören, kaum ein „´tschuldigung“. Was teilweise aber sicher auch daran lag, dass Deutsche sich grundsätzlich nicht entschuldigen, während die Schweden dieses bei jeder Kleinigkeit tun. Die kühlen Elchköppe sind ein höfliches Völkchen. Nicht so etwas Stures wie wir.

      Lübeck ähnelte damals also durchaus einer schwedischen Stadt mit spanischem Wetter, und ich war herrlichster Stimmung. Zum ersten Mal seit Langem fand ich das Leben mal wieder richtig toll, wobei das nicht an meinem Urlaubsfeeling lag. Ich hatte eindeutig Schmetterlinge im Bauch. Mir war in keiner Art und Weise klar, wie das weitergehen sollte. Ich war mir auch immer noch unsicher, was Carola nun wirklich wollte. Alle Initiative war von ihr ausgegangen. Sollte das nur ein zweiwöchiges Intermezzo sein, ein kleines Zwischenspiel, oder etwas Ernsthaftes. Keine Ahnung. Ich war verknallt. Und auch wenn ich mir bei Carola nicht klar war, was sie wollte, wurde meine eigene Wunschliste, was das betraf, doch langsam länger und klarer. Und das trotz meiner Pläne nach Schweden zu ziehen. Aber das stellte ich jetzt beiseite. Es war ja auch noch gar nicht raus, ob es mit Schweden so klappen würde, wie ich es mir erhoffte.

      „Genieße den Tag.“ Manche Dinge muss man einfach auch mal auf sich zukommen lassen. Es war ein verdammt schönes Gefühl durch die sommerliche Stadt, von lauter Elch- und Faxeköppe (das soll keine Beleidigung an die Schweden und Dänen sein) umgeben, zu bummeln, und an Carola zu denken.

      Am Nachmittag schickte Carola eine SMS, dass es am Strand länger dauern würde. Ich schicke eine SMS zurück, dass ich zu Hause sein würde, wenn sie genug gequatscht, bzw. genug Seeluft getankt hatte.

      Als Carola dann später bei mir eintrudelte, nahmen wir uns jeder eine Flasche Multivitaminsaft und setzten uns wieder an den Kanal auf einen der Schiffsanleger. Es wurde wieder ein sehr harmonischer Abend, eine tolle Nacht. Obwohl ich eigentlich kein Freund von solch warmen Temperaturen bin, und ich es hasste, wie sich die Temperatur bei solchem Wetter in meiner Wohnung staute, waren solche Nächte auf einem Schiffsanlegersteg schon toll.

      Wieder zu Hause stellte sich nicht mehr die Frage, wo Carola schlafen würde. Ja, so konnte es weiter gehen.

      Carola war eindeutig jemand die, solange kein Wecker klingelte, gern lange schlief, während ich meistens doch sehr früh wach wurde. Am nächsten Morgen lag ich so völlig entspannt neben ihr, während sie sich an mich anschmiegte. Ich genoss es, sie einfach nur anzuschauen, wie sie da friedlich, nur der Kopf schaute aus der Bettdecke hervor, neben mir schlief.

      Es war spät, als Carola wach wurde, und wir uns aus dem Bett schälten. Nach dem Frühstück machten wir dann einen längeren Spaziergang am Kanal längs. Abends wollte Carola sich wieder mit Carmen treffen und danach mit deren Lebenspartner Hans, bzw. Lebensabschnittsgefährten, wie es wohl heutzutage offiziell heißt. Die beiden waren noch etwas stinkig, da Carola sie vorletztes Wochenende so extrem vernachlässigt hatte. Da war noch einiges gut zu machen. Ich sollte mich später dann zu ihnen gesellen, und ging daher erst einmal in eine irische Kneipe und lauschte irischer Musik, um dann später, nachdem ich per SMS erfahren hatte, dass das persönliche Gequatsche zu Ende war, im „If“, auch eine von uns bevorzugte Altstadtkneipe, zu ihnen zu stoßen. Carola saß mit dem Freund und anderen am Tresen. Auch ich kannte davon einige, die auch ich schon länger nicht mehr getroffen hatte, und es wurde ein gemütlicher Kneipenabend.

       Damals ist es mir gar nicht aufgefallen. Erst mit den Ereignissen, die sich später einstellten, fiel mir eine Sache auf, die ich damals gar nicht registrierte. In der Kneipe, unter den Augen ihrer Freunde und Bekannten, war Carola sehr distanziert, nicht so, wie eine frisch Verliebte, man sah so etwas ja nun öfters, wenn man abends unterwegs war, sich benahm. Ein Außenstehender musste an dem Abend schon sehr genau hinsehen, um festzustellen, dass wir beide, obwohl das nicht offiziell beschlossen wurde, waren wir das wohl, irgendwie zusammen waren.

      Auf dem Weg zu mir nach Hause, wir bummelten gemütlich Hände haltend durch die Stadt, erzählte Carola mir, dass zwei, der im „If“ angetroffenen Bekannten, gar nicht damit einverstanden waren, dass Carola und ich jetzt zusammen waren. Der eine war Peter. Er hatte selbst ein Auge auf Carola geworfen, und war eifersüchtig. Peter und ich hatten uns an diesem Abend auch miteinander unterhalten. Ich hatte nichts von der Abneigung gemerkt, aber dass mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass Peter sich mir gegenüber nichts anmerken ließ, ich schon aus der irischen Kneipe mit zwei Guinness im Kopf ins „If“ gekommen war, und sowieso meine Gefühlsantennen Richtung Carola ausgestreckt waren, und nicht unbedingt so stark auf andere.

      Den anderen, der mit unserer Beziehung angeblich nicht einverstanden war, kannte ich nur vom Sehen. Carola sagte mir, er meine, ich passe nicht zu ihr.

      „Und wieso“, fragte ich. „Der kennt mich doch gar nicht.“

      „Keine Ahnung, er meinte nur, dass wir nicht zusammenpassen. Warum hat er nicht gesagt.“

      Dann grinste sie mich an: „Ist doch auch egal. Er muss ja nicht mit dir zusammen sein“, und gab mir auf der Straße einen Kuss.

      Tja, hiermit hatte Carola das erste Mal gesagt, dass wir „zusammen“ wären. Das war doch schon mal toll. An Schweden dachte ich nicht. Moskau und der Zar, bzw. Schweden und der König, waren weit weg.

      Die nächsten Tage verliefen voller Harmonie und Sonnenschein. Wären wir nicht in Lübeck gewesen, hätte man denken können, wir verbrachten in Spanien oder sonst wo im Süden, gerade einen gemeinsamen Urlaub. Carola hatte sich Schlüssel für meine Haus- und Wohnungstür machen lassen, sodass sie nicht von mir abhängig war, um in die Wohnung zu kommen, wenn sie sich mit alten Freunden und Kollegen zum Kaffeetrinken treffen wollte, während ich mit Schwedisch, oder sonst was beschäftigt war.

      Für den folgenden Samstag waren wir bei Carmen und Hans zu einem abendlichen Essen in ihrem Hinterhof eingeladen.

      „Dieter ist auch eingeladen und wird kommen“, strahlte Carola mich an.

      Ich weiß nicht wann, aber in irgendeiner Nacht auf dem Schiffsanlegesteg, hatte ich Carola erzählt, dass Dieter und ich vor Jahren, das mochte wohl so zwanzig Jahre her gewesen sein, dick zusammen gewesen waren. Eigentlich haben wir damals fast jeden Abend im „Carrickfergus“ gehockt und haben dort zu viel getrunken, oder waren Billard spielen, oder sonst wo unterwegs gewesen. Auch mehrere Wanderungen hatten wir zusammen in Finnland, Schweden, Schottland und Irland durchgeführt. Eine Zeit lang hatten wir sogar zusammen die gesamte Jugendarbeit einer Kirchengemeinde geleitet, nachdem der dortige Diakon, aus Gesundheitsgründen, für mehrere Monate ausgefallen war.

      Dieter und ich hatten durchaus eine bewegte gemeinsame Vergangenheit hinter uns, und nun würde ich ihn also das erste Mal seit vielen Jahren wieder sehen. Ich freute mich darauf.

      Als der Termin zu dieser Hinterhofparty nahe war, bummelten Carola und ich gemütlich von meiner Wohnung, quer durch die Altstadt, in Richtung des Hauses der Gastgeber. Unterwegs wurde Carola plötzlich von einer Passantin auf der Straße aufs Herzlichste begrüßt.

      Irgendeine Bekannte von Carola. Man hatte sich wohl längere Zeit nicht gesehen, was ja auch kein Wunder war, da Carola schon seit fast einem Jahr in Hannover wohnte. Sie wechselten beide die üblichen Begrüßungsfloskeln aus. „Wie geht’s?“ – „Was machst du so?“ „Ach, Hannover, das wusste ich ja gar nicht.“ Ein Blick zu mir. „Und - in Hannover also schon fündig geworden.“

      „Nein, der ist ganz frisch, von hier aus Lübeck.“

      „Ach, du ziehst nach Hannover und suchst dir dann einen Freund in Lübeck.“

      Carola grinste und zuckte mit den Schultern.

      „Manchmal kommt es anders, als man denkt.“

      Ich stand die ganze Zeit, mit Carola Hände haltend, daneben und schaute amüsiert von der einen zur andern.

      „Und, ist es was Ernstes?“

      Carola nickte: „Ja, das ist was Ernstes.“

      Wow – Treffer. Ganz plötzlich stieg meine Herzfrequenz. Es war Carola ernst. Obwohl ich ihr


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