Gesellschaftsrecht II. Recht der Kapitalgesellschaften. Ulrich Wackerbarth
Lösung zu Fall 6:
Grundsätzlich ist ein Doppelmandat des Vorstands gem. § 88 Abs. 1 S. 2 AktG nur mit Zustimmung des Aufsichtsrates der Z-AG zulässig. Da hier beide betroffenen Aufsichtsräte ihre Zustimmung mehrheitlich erteilt haben, scheint alles in Ordnung zu sein.[42] Doch übersieht die Entscheidung des BGH, dass mit der Befreiung des V dieser zugleich auch von seiner ungeteilten Treue gegenüber der Z-AG befreit wird. Insbesondere bei Austauschverträgen zwischen der Z und der X kann V sich nicht abwechselnd den Hut der X und den der Z aufsetzen und „mit sich selbst“ über den richtigen Preis für eine Leistung der einen oder der anderen Gesellschaft verhandeln. Richtigerweise war daher die Zustimmung des M im Aufsichtsrat der Z-AG zur Befreiung erforderlich. Da er sie nicht erteilt hat, ist der Befreiungsbeschluss des Aufsichtsrates der Z-AG unwirksam. Dies muss M mit einer Feststellungsklage gerichtlich klären lassen.
Anmerkungen
Drygala/Staake/Szalai § 11 Rn. 10 f. m.w.N.
BGH NJW 1986, 585 f.
BGH ZIP 1997, 1063 f.
BGHZ 20, 239, 246; BGHZ 135, 48, 56.
Zu letzterem vgl. Weber/Lohr, GmbHR 2000, 698 ff.
Vgl. dazu Hüffer/Koch, § 93 AktG Rn. 42.
Siehe Drygala/Staake/Szalai § 11 Rn. 67; Langenbucher § 4 Rn. 106 ff. Zusammenfassend etwa Fleischer, ZIP 2005, 141 mit rechtsvergleichenden Nachweisen, ferner ders., NJW 2009, 2337 ff., sowie Brand/Sperling, AG 2011, 233 ff. mit strafrechtlichen Folgerungen.
Siehe dazu auch OLG Hamburg, NZG 2009, 309, 310 und nachfolgend BGH, NZG 2011,1271,1274 Rn. 31 ff.
Konzise Darstellung der Entwicklung bei Unmuth, AG 2017, 249 ff.
DCGK = Deutscher Corporate Governance Kodex, dazu ausführlich unten Rn. 943 ff.
LG München NZG 2014, 345.
Siehe etwa Oppenheim, DStR 2014, 1063 ff.; Hauschka/Moosmayer/Lösler, Corporate Compliance 3. Auflage 2016 § 1 Rn. 38; zustimmend aber Simon/Merkelbach, AG 2014, 318 ff.
Siehe etwa LG Köln v. 26.2.2018, 19 O 109/17 – juris Rn. 28 m.w.N.
Hauschka/Moosmayer/Lösler, Corporate Compliance 3. Auflage 2016 § 46.
BVerfG v. 27.6. 2018 – 2 BvR 1287/17 –, juris.
OLG Celle NZG 2017, 1381 und dazu Mock, EWiR 2017, 749.
Siehe BGH GmbHR 2005, 1187.
BGHZ 135, 244, 253 f. (ARAG/Garmenbeck); dazu Horn, ZIP 1997, 1129 ff.; Ulmer, ZHR 163 (1999), 290, 298 f. m.w.N.
Vgl. auch Horn, ZIP 1997, 1129, 1134 bei Fn. 31.
BGH NJW 2008, 3361, 3362 Rn. 11; wie hier Drygala/Staake/Szalai, § 21 Rn. 86.
Vgl. Roth/Altmeppen, § 43 GmbHG Rn. 111.
Den Gleichlauf von § 43 Abs. 1, 2 GmbHG und § 93 Abs. 1, 2 AktG betonend auch BGH NZG 2003, 81 und NJW 2008, 3361, ohne freilich eine Analogie zu erwähnen.
LG Düsseldorf GmbHR 2005, 1298.
Literatur: Weber/Lohr, Aktuelle Rechtsprechung zur Innenhaftung von GmbH-Geschäftsführern nach § 43 Abs. 2 GmbHG, GmbHR 2000, 698 ff.
Vgl. etwa BGH ZIP 1994, 867 = BGHZ 125, 366 ff.; K. Schmidt, ZIP 1994, 837 ff.
Vgl. dazu BGHZ 150, 61, 69 und BGH GmbHR 2005, 1126.
BGH GmbHR 2005, 1126, 1128.
Siehe dazu bereits Eisenhardt/Wackerbarth, GesR I, Rn. 634 ff., 766 ff.
Gesetzliche Zustimmungsvorbehalte enthalten §§ 59, 88, 89, 114, 115, 204 AktG (lesen!).
Ebenso Cahn, Kapitalerhaltung im Konzern, 1998, S. 255 ff.
Dazu etwa