Beyträge zur Kenntniss der altdeutschen Sprache und Litteratur. Benecke George Friedrich

Beyträge zur Kenntniss der altdeutschen Sprache und Litteratur - Benecke George Friedrich


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gewan gegen dir nie heil.

      Minne, das du sist verteilet!

      Hab ouch dir der minne ein teil,

      Du verwundest mich niht me.

      Was

      Doug minnekliches singen?

      Wa sint wip, die kunnen twingen?

      Wa sint man, die Minne ie getwang?

      Wer kan stete froͤide bringen?

      Wer kan sorge us herzen dringen?

      Minne ie sorge us herzen drang,

      Von der wibes ougenbliken

      Da man sach ein suͤssen blig.

      Si went sich der Minne entstricken;

      Man sint sunder Minne strig:

      Welt, davon trage ich dir has!

      (Die zweyte Strophe dieses Liedes steht in der Samml. von Minnesing. Th. I. S. 22. 23.)

      VII

      Wer gesach ie wunneklichen me den suͤssen meigen?

      Wer gesach ie bas bekleit den walt und ouch die wunneklichen heide?

      Wer gehort ie bas dú kleinen vogellin gesingen

      Gegen der wunneklichen wunne in maniger suͤsser wunneklicher wise?

      Da gegen froͤit sich manig herze, wan das mine alleine

......... .8

      O we trútelehter lip, sol ich alsus verderben!

      O we spilnder ougen schin! hei munt, gevar nach wunneklichen rosen!

      Herze trut, ir wuͤstet an mir úwer vriges eigen.

      Wie zimt wibes guͤte das, ob ich in senden sorgen sus verdirbe?

      Liebú frouwe, ich habe iu lange her gedienet von kinde,

      Des lat mich geniessen, seht, so wirde ich froͤideriche.

      Ob des niht geschiht, so můs min spilende froͤide ein ende han.

      Ir vil wunnenklichen wip, ir wolgemůten leigen,

      Wúnschent, das mis herzen trut mich von den senelichen sorgen scheide.

      So bitte ich die gůten, das sie lasse mir gelingen.

      Suͤsse Minne, ob das geschiht, darumbe ich dine werden tugende prise.

      Minne, du weist wol, es ist dú liebe, die ich da meine:

      Hilf, das mir dú here troͤste min gemuͤte;

      Ob des niht geschiht, so wirt mir sender sorgen niemer rat.

      O we, Minne, sol ich niht den roten kus erwerben,

      Und den suͤssen umbevank, darzů ir minneklichen lip, den losen?

      Suͤssú Minne, maht du herzeliep an mir erzeigen,

      Nu was treit dich fúr, ob ich nah der vil herzelieben in liebe stirbe?

      Minne, ich můs verderben, ob ich niht die froͤide vinde.

      Ach dur Got, vil selig wib, noch helfent helfeliche!

      Suͤssú Minne, frage si dur Got, was ich ir habe getan.

      VIII

      Nu stet dú liebe heide bar

      Der wunnenklichen blůmen und der liehten rosen rot;

      Der walt hat sich entkleidet gar,

      Des lident aber dú kleinen vogellin vil grosse not. —

      Was klage ich tumber vogelin sang?

      Wan klage ich niht die sweren zit,

      Das ich der minneklichen han gedienet alles ane dank?

      Si lone mir, si lone niht,

      So ist si doch mis herzen trost und ouch dú vrouwe min.

      Ich dien ouch ir, swas mir geschiht;9

      Si můs dú erste und ouch min leste vnz an min ende sin.

      Ir ougenblik der vie mich so,

      Das ich von ir niht scheiden mag,

      Swie selten mich dú herzeliebe hat gemachet fro.

      Ach herre Got, wie schone ein wib!

      Ja milter Got, wie rehte minnenklich ist sie gestalt!

      Ja suͤsser Got, wie lieb ein lib

      Gesach in Got, der ir vil reinen libes hat gewalt!

      Ir spiegel lichten ougen clar,

      Solde ich die mit gewalt ansehen,

      So swuͤre ich wol, das mir gewühse niemer grawes har.

      Wie gar unmassen sanfte tůt

      Ein lieblich kússen und ein minneklicher umbevank!

      Si liebet lieb und hoͤhet můt;

      Da wirt dú sende sorge bi dem ungemuͤte krank.

      Swer lieb bi herzeliebe lit,

      E naher und e naher bas,

      Da můs dú sende sorge lan der froͤide gar den strit.

      Si ist tougen in mis herzen grunt,

      Die ich von erst ze herzelieben frouwen mir erkos;

      Davon so wirt es ungesunt.

      Was schat der lieben, das si schoͤner ist und dabi los?

      Von liebe kan ich niht gesagen,

      Mir wart so liebes nie niht mer;

      Des wolde ich uf genade gerne ein gluͤndes isen tragen.

      VIIII

      Loup, gras, blůmen, vogel singen,

      Vor dem walde und in den ouwen,

      Uf der heide rosenrot,

      Die der meige uns kan bringen —

      Da mag man den rifen schouwen.

      Doch klage ich ein ander not

      Von der minnenklichen, suͤssen,

      Dú mich lieplich solde gruͤssen.

      Minne, das solt du mir buͤssen,

      Sit ich mich der lieben ie ze dienste bot.10

      Sit min sendes herze weinet

      Nach der lieben, die ich da  meine,

      We, warumbe tůt es das,

      Und ir herze ist unvereinet,

      Das es nach dem min niht weine?

      Minne, sich, das ist din has,

      Den ich sender, siecher dulde

      Gar an alle mine schulde.

      Minne, hilf mir umb ir hulde,

      Das si mich nach wibes guͤte troͤste bas.

      Solde ich si vil minneklichen

      Sehen, als ichs zeinen male

      Sach, so wer min froͤide gros,

      Und were in seldenrichen

      Wan. Das mich ir minne strale11

      In das sende herze schos:

      Das din unverheilet wunde.

      Ob ir trost mir die verbunde

      Mit ir rosenvarwen munde,

      Wer were an froͤiden danne min genos?

      Ich wene, nieman kunne erdenken

      Was man wunne bi den wiben

      Vindet;


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<p>8</p>

Die funfzehnte Zeile reimt mit der ersten, die sechszehnte mit der zweyten u. s. f. Daraus ergibt sich, dass die sechste und siebente Zeile fehlen. In der Handschrift ist dieses nicht bemerkt, sondern die sechste Zeile: O we als der Anfang der zweyten Strophe, die dreyzehnte: Ir vil wunneklichen als der Anfang der dritten Strophe angegeben.

<p>9</p>

In der Handschrift: Ich ouch ir swas mir geschiht.

<p>10</p>

In der Handschrift: Sit ich mich der lie ze dienste bot.

<p>11</p>

In der Handschrift:

Solde ich si vil minneklicheSehen als ich sie zeinen maleSach so wer min froͤide grosUnd were in seldenricheWan das mich ir minne strale.

In der siebenten Zeile steht: das (wie öfter) statt dast oder das ist, und din bezieht sich mit einer nicht ungewöhnlichen Härte auf das mit strale zu Einem Worte verbundene minne.