Beyträge zur Kenntniss der altdeutschen Sprache und Litteratur. Benecke George Friedrich

Beyträge zur Kenntniss der altdeutschen Sprache und Litteratur - Benecke George Friedrich


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den sorgen welle entwenken12

      Der sol stete an in beliben,

      Wan si sint fúr truren gůt.

      Swem si lieplich blikent tougen

      In diu herzen mit den ougen,

      Das weis ich wol, sunder lougen,

      Das es von gemůten wiben sanfte tůt.

      Ich han minnenklich gesungen

      Der vil lieben und der Minne,

      Doch lat si mich trurig stan.

      So ist mir senden niht gelungen

      An mines herzen kúniginne,

      Davon wil ich singen lan,

      Und wil mich nu von ir scheiden.13

      Got der gebe gelúke uns beiden!

      Wer aber ich ein wilder heiden,

      Miner trúwe solt ich bas genossen han.

      X

      Sich hat

      Aber dú suͤssú zit verkeret!14

      Schouwent an dú wunnenklichen heide,

      Die mit manigen blůmen stůnt beschoͤnet!

      Kleiner vogellin truren aber meret,

      Dien der kalte winter tůt so leide;

      So ist der walt mit sange niht bedoͤnet.

      Also můs ouch mir min froͤide entwichen,

      Das mir nie von der vil minnenklichen

      Kunde werden miner swere rat.

      Wie kan

      Iemer ieman sanfter werden,

      Danne der lieb dur rehte liebe minnet,

      Und im lieb in liebe froͤide meret?

      Der hat himelriche hie uf erden,

      Ob er sich gegen liebe wol versinnet,

      Und in lieb in liebe liebe leret.

      Minne kan sich liebe dur liebe lieben;

      Das tůt si niht, wan eht Minne dieben.

      Rehte liebe ist valscher liebe gran.

      Es tůt

      Sanfte ein lieblich umbevahen

      Zwein gelieben, sit dú naht so langet.

      Lieplich smuken nach der liebe willen —

      Solt ichs tůn, ich seite wol wie nahen,

      Sit das lieb bi liebe niht belanget

      Lieb kan …

       Mangelt ein gantz Folienblatt, welches ausgeschnitten worden. 15

      XI

      Beschiht des niht, so můs ich eine

      Sterben in vil kurzer vrist,

      Sit du bist

      Dú suͤsse reine,

      Dú mir froͤide geben sol.

      Hilfa, helferiches wib,

      E das mir der lib

      Verderbe! Suͤssú frouwe, so tůst du wol.

      XII

      Was vervahet

      Mich des wunnenklichen meigen zit,

      Der uns nahet,

      Und manigen herzen froͤide git?

      Blůmen und vogelsank,

      Der beider

      Trost ist, leider!

      Minen froͤiden alze krank.

      Min gemuͤte

      Hat betwungen ir vil suͤsser lip.

      So mit guͤte,

      So mit schoͤne, wart nie besser wip,

      Als mir min herze seit.

      Das wunder

      Hat besunder

      Got mit flisse an si geleit.

      Ja verkeret

      Mir ein wip die besten froͤide min.

      Der ich geeret,

      Von ir reinen tugenden, solde sin,

      Dú hat so betwungen mir

      Die sinne

      Mit ir minne,

      Das ich truren můs nach ir.

      Ich wil singen

      Gegen dem meigen minneklichen sang.

      Swere ringen

      Kan si, nach der min herz ie rang.

      Troste mich dú frouwe min,

      Dú gůte,

      Wolgemůte,

      Seht! so wolt ich froͤlich sin.

      Mit ir gruͤsse

      Mehte si mir wenden sweren pin;

      Der so suͤsse

      Froͤite mir das sende herze min.

      Roͤselechter roter munt,

      Scheit den strit,

      Und hilf enzit

      Mir! so bin ich wol gesunt.

      XIII

      Selig, selig si dú wunne!

      Selig si des wunnebernden meigen zit!

      Selig si der vogel singen!

      Selig si dú ouwe! selig si der walt!

      Man siht blůmen manigvalt

      Durh das gruͤne gras ufdringen,

      Mer danne ich erdenken kunne.

      Tanzen, springen

      Suln die jungen wider strit.

      Nieman, nieman kan erdenken

      Was fúr seneliches truren besser si,

      Danne ein kus von rotem munde

      Und darzů ein minneklicher umbevank.

      Da wirt sendes truren krank,

      Es froͤit uf von herzen grunde.

      Ermel flechten, bein verschrenken —

      In der stunde

      Wirt dú liebe sorgen fri.

      Wafen! wafen úber die Minne!

      Wafen wil ich úber si schrien iemer me.

      Ich was ir daher gebunden,

      Nu lat si mich trurekliche vor ir gan.

      Si hat úbel an mir getan.

      Si můs einem andern wunden

      Herze, můt und al die sinne.

      Wol befunden

      Habe ich, das si tůt so we.

      Frouwe, frouwe, selig frouwe,

      Herzen trut, ir sint mir liep fúr ellú wib,

      Der ich selten han genossen,

      Davon ich niht mere fúrbas singen wil;

      Es dúhte úch vil gar ein spil.

      Iu hat dike min verdrossen,

      Des ich mich vil trurig schouwe;

      Vor beslossen

      Ist


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<p>12</p>

In der Handschrift: Swer den sorgen welle entwichen.

<p>13</p>

In der Handschrift: Und wil mich von ir scheiden.

<p>14</p>

In der Handschrift: Mich hat aber

<p>15</p>

Wenn noch ein Zweifel obwalten sollte, ob die Bremer Handschrift eine Abschrift der Pariser ist, so kann dieses ausgeschnittene Blatt auf den ersten Blick die Sache entscheiden.