Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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sie die Stadt erreicht hatten, tat es Nikolaus geradezu leid, die friedlich schlafende Frau zu wecken. Aber es mußte sein.

      »Petra!«

      Sie schrak empor und war sofort hellwach. »Sind wir schon da?«

      Er nickte.

      Das Tor war weit geöffnet, und der Wagen rollte durch die Einfahrt bis vor die Freitreppe.

      In der Vorhalle, die von Säulen getragen wurde, stand eine kräftige Frauengestalt und hielt Leonore, die mit Armen und Beinen zappelte, umschlungen.

      »Tante Beate! Lorchen!« flüsterte Petra.

      »Mami – liebe, süße Mami!«

      Leonore war nicht mehr zu halten, rannte die Stufen herab und breitete beide Arme aus.

      »Leonore!«

      Petra fing das Kind auf, preßte es fest an ihre Brust, in der das Herz ängstlich klopfte.

      »Mein Mädelchen!«

      Beate Eckhardt kam auf sie zu, mütterlich lächelnd, mit Blumen in der Hand.

      »Willkommen, Petra!«

      »Habe ich es so richtig gemacht?« wandte sie sich an Nikolaus. »Petra ist doch die junge Herrin, die nun Besitz von allem ergreifen wird «

      Ein kalter Schauer kroch Petra über den Rücken, und eine namenlose Angst überkam sie. Immer wieder suchte sie Halt bei Nikolaus.

      Er hielt vor den Hausangestellten eine kleine Rede, die eine gewisse Feierlichkeit hervorrief:

      »Nach dem Willen meines Vaters tritt meine Schwägerin, Petra Eckhardt, mit dem heutigen Tag das Erbe meines verstorbenen Bruders an. Ich bitte Sie, ihr genauso treu zu dienen wie bisher uns.«

      Dann drückte er fest Petras Hand und sagte leise, nur ihr verständlich:

      »Gott segne deinen und deines Kindes Einzug, Petra!«

      *

      Mittagspause.

      Detlef Sprenger hatte sich einen Liegestuhl in den Schatten, den das Unterkunftshaus warf, aufstellen lassen und döste vor sich hin.

      Petra hatte das Krankenhaus verlassen und war in die Eckhardtsche Villa gezogen, in ein Leben des Wohlstandes, des Geborgenseins.

      Das bedeutete eigentlich für ihn das Ende aller Wunschträume, aber er würde nicht nachgeben.

      Eine Frau wie Petra gab man nicht kampflos auf. Da mußte jedes Mittel recht sein, sie für sich zu gewinnen.

      Ächzend warf er sich auf die andere Seite.

      Die Leidenschaft fraß ihn noch auf! Nachts fand er keinen Schlaf, am Tage schlich er, von Unrast befallen, umher.

      Petra! – Petra!

      Schritte näherten sich. Detlef Sprenger schaute auf und fragte kurz:

      »Was gibt’s?«

      »Ein Herr wünscht Sie zu sprechen!«

      Sprenger straffte sich.

      »Es ist gut. Wo finde ich den Herrn?«

      Der Mann wies auf die Baracke, in der Sprengers Büro untergebracht war.

      Dr. Helmuth Wendler saß auf der schmalen Bank vor dem niedrigen Holzbau und blickte interessiert über den Bauplatz.

      »Sie wünschen mich zu sprechen?«

      Dr. Helmuth Wendler fuhr herum, erblickte Sprenger und erhob sich mit verbindlichem Lächeln.

      »Mein Name ist Wendler, Dr. Wendler, Rechtsanwalt. Kann ich Sie unter vier Augen sprechen?«

      Sprenger nickte, und nach einem prüfenden Blick auf die hochgewachsene Gestalt Wendlers wies er auf sein Büro und schritt erwartungsvoll voran.

      Er nahm hinter einer länglichen Tafel, die ihm als Schreibtisch diente, und die mit allerlei Plänen und Papieren bedeckt war, Platz. Helmuth Wendler setzte sich ihm gegenüber.

      »In welcher Angelegenheit kommen Sie zu mir?«

      Dr. Wendler lehnte sich zurück. »Ich komme in der Eckhardtschen Angelegenheit.«

      Sprengers Kopf zuckte herum. Helmuth sah ein Paar Augen von unbestimmbarer Farbe auf sich ruhen, Augen mit heißem Glanz, Augen, in denen es leidenschaftlich loderte.

      »Was wünschen Sie von mir?«

      Das klang schroff, abweisend. Helmuth lächelte.

      »Nur ein paar Auskünfte benötige ich von Ihnen.« Er beugte sich etwas vor und sagte freundlich: » Sie kennen Frau Petra Eckhardt?«

      »Ja – ich kenne sie.«

      »Sie wissen sicherlich auch, daß Frau Petra Eckhardt zur Erbin über ein ungeheures Vermögen eingesetzt wurde.«

      »Auch das ist mir bekannt«, erwiderte Sprenger. »Verfolgen Sie einen bestimmten Zweck mit Ihrer Frage?«

      »Ja. Frau Eckhardt, die Witwe des Verstorbenen, hat mich beauftragt, das Testament anzufechten. Sie glaubt, berechtigte Gründe dafür zu haben.«

      »Gründe?« fiel Sprenger ein und fühlte, wie sich sein Herzschlag verstärkte. »Gründe, die Petra als Erbin ausschalten könnten? Wollen Sie mir diese Gründe nennen?«

      Helmuth merkte, daß sein Gegenüber plötzlich aufgeschlossen war. Sehr ernst, Sprenger scharf beobachtend, erklärte er:

      »Der wichtigste Grund sind Sie!«

      »Ich?«

      Sprengers Kopf flog herum. Seine Augen waren überrascht zusammengekniffen. Unter dem sonderbaren Blick des Rechtsanwalts wurde er unsicher. Unsicher war auch das flüchtige Lächeln, mit dem er sagte:

      »Das verstehe ich nicht. Was habe ich mit dem Testament und Ihrem Auftrag zu schaffen?«

      »Sehr viel«, erwiderte Wendler zurückhaltend. »Sie haben Petra Eckhardt beschuldigt, einen lockeren Lebenswandel geführt zu haben oder noch zu führen. Dafür sollen Sie jetzt einstehen. Sie wären in dem anzustrebenden Prozeß der wichtigste Zeuge.«

      Danach blieb es vorübergehend still. Sprenger war aufgestanden und ein paarmal in dem schmucklosen Raum auf und ab gegangen. Plötzlich blieb er vor Helmuth stehen.

      »Ich habe einen großen Fehler begangen.« Er holte ein paarmal tief Atem, als sei er nach langem Kampf zu einem festen Entschluß gekommen, und fuhr fort:

      »Was ich seinerzeit in der ersten Aufregung verlauten ließ, war nicht fair von mir. Ich hatte damals den Kopf verloren durch den unverhofften Tod Jost Eckhardts, sonst wäre mir das Geständnis niemals über die Lippen gekommen. Es lag durchaus nicht in meiner Absicht, Petra zu schaden.«

      Helmuth war von dieser Erklärung so überrascht, daß er schnell einwarf:

      »Dazu ist es aber jetzt zu spät.« Ein förmliches Lächeln umspielte Helmuths Mund. »Es geht nicht mehr um Ihre Person und die zweifelhafte Rolle, die Sie als Freund gespielt haben, es geht um die bestehende Tatsache, und die können Sie doch nicht mehr ableugnen…?«

      »Und wenn ich es doch täte?« warf Sprenger mit Spannung ein.

      »Sie wollen damit andeuten, daß Sie widerrufen? Daß Sie Petra Eckhardt zu Unrecht beschuldigt haben?«

      Widerrufen? überlegte Sprenger. »Sie haben mich nicht recht verstanden. Ich bereue, damals nicht ritterlich an Petra gehandelt zu haben. Man stellt die Frau nicht bloß, die man liebt. Ich will mit der Sache nichts zu tun haben.«

      Helmuths aufkeimende Hoffnung sank in sich zusammen. Kühl beobachtete er Sprenger und machte eine unwillige Handbewegung.

      »Die Sache läuft Ihnen nach. Sie verstehen mich, und ich verstehe sie. Sie lassen den Verdacht an Petra Eckhardt hängen, wollen aber nicht als Zeuge auftreten. Nun, man wird Sie trotzdem vorladen. Frau Leontine Eckhardt


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