Wyatt Earp Staffel 8 – Western. William Mark D.
er den berühmten Marshal.
Wyatt Earp stand breitbeinig da und hatte die Arme über der Brust verschränkt. Aber in seinen Augen war plötzlich eine eisige Kälte.
»Sie werden mir eine Frage gestatten, Mister Danley.«
»Bitte.«
»Weshalb kommen Sie erst jetzt in die Stadt?«
»Ich habe meine Kameraden gesucht.«
»Wo?« kam es wie ein Geschoß.
»Auf den Plains.«
»Ach.«
Jimmy Danley hatte plötzlich eine steile Falte zwischen den Brauen stehen.
»Was haben Sie vor, Mister Earp?«
»Ich wüßte gern, weshalb Sie Ihre Kameraden nicht in Garden Plain gesucht haben, sondern draußen auf den Plains.«
Da geschah etwas Merkwürdiges:
Der Cowboy Danley wurde plötzlich aschfahl. Und dann tat er etwas Ungeheuerliches: Er ließ seine Rechte auf den Coltgriff fallen, riß die Waffe hoch.
Aber schon fauchte ihm von der linken Hüfte des Missouriers der Schuß entgegen.
Jim Danley schrie auf und preßte die Hand an seine Brust.
Der Colt war ihm entglitten.
Fassungslos starrten die Cowboys auf die Szene.
Der Trailboß hatte sich zuerst gefaßt.
»Jim, bist du wahnsinnig geworden?«
Aber Danley gab keine Antwort. Seine Augen hingen an der Gestalt des Marshals.
Wyatt Earp hatte die verschossene Patrone nachgeladen und blickte den Cowboy aus kühlen Augen an.
»Wo ist Balmontain?« Metallen schlugen die Worte durch den Schankraum.
Danley schien plötzlich um Jahre gealtert. Seine Lippen zuckten. Er hatte jetzt die Augen niedergeschlagen.
»Die Rinder«, stieß er heiser hervor, »sie haben ihn niedergestampft.«
»Als er schon tot war«, sagte Wyatt kalt.
Der Cowboy schluckte. »Ich verstehe Sie nicht, Mister Earp.«
»Wenn Sie mich nicht verstehen, Jim Danley, dann klage ich Sie des Mordes an dem Cowboy Balmontain an!«
Der Weidereiter warf den Kopf hoch.
»Mich?«
»Sie!«
»Ich war es doch gar nicht.«
Gedankenschnell schoß der Marshal ihm die Frage zu: »Wer war es denn?«
»Call…«
Wie ein Blitzschlag ging es durch den Kopf des Missouriers: Calloway! Mad L. Calloway!
Jetzt wußte er plötzlich, wie der Mann hieß, der am Vormittag kurz vor der Stampede durch die Stadt flüchtete.
Amadeus Lester Calloway aus San Antonio. Er wußte doch, daß er den Mann schon irgendwo gesehen hatte.
»Sprechen Sie den Namen nur aus, Danley! Es war Calloway, der Revolvermann Mad Calloway aus San Antonio.«
Die Augen des Weidereiters waren weit aufgerissen vor Verblüffung und Schreck.
Woher kannte der Marshal diesen Mann? Und wie konnte er wissen, daß…
Der Trailboß stieß einen Fluch durch die zusammengepreßten Zähne.
»Calloway? Das ist doch nicht möglich.«
»Doch, es ist sogar sehr möglich. Er ritt heute morgen kurz vor der Stampede durch die Stadt.«
Der Trailboß nahm seinen Hut ab und wischte sich durchs Schweißband.
»Jim, weshalb hast du den Revolver gegen den Marshal gezogen? Du weißt, daß du dich damit selbst gegen das Gesetz gestellt hast und daß wir dir nicht helfen können.«
Der Kopf des Kuhtreibers fuhr herum.
»Damit hatte ich auch nicht gerechnet, Sam.«
»Weshalb hast du den Revolver gezogen?«
»Ich werde es Ihnen sagen, Sam«, antwortete Wyatt anstelle des Cowboys. »Er ist Calloways Partner.«
»Nein!« brüllte der Cowboy.
»Doch! Sie sind sein Partner. Ihr beide habt das Feuer gelegt. Und weil Balmontain euch in die Quere kam, habt ihr ihn niedergeschossen…«
»Nein!« schrie der Cowpuncher mit sich überschlagender Stimme. »Es ist nicht wahr, alles nicht wahr!«
»Und solange nicht bewiesen ist, daß Calloway ihn erschossen hat, bleiben Sie wegen Mordes angeklagt.«
Da brach der Cowboy in sich zusammen, kauerte am Boden und keuchte mit stierem Blick:
»Er hat mich erpreßt! Er ist ein Scheusal. Erpreßt hat er mich schon, ehe der Trail begann. Er tauchte bei mir daheim auf und unterbreitete mir seinen Plan.«
»Welchen Plan?« wollte Sam Baxter, der Trailboß, wissen.
Danley wich sofort aus.
»Ich weiß es nicht mehr im einzelnen. Es war eben ein dunkler Plan. Ich wies ihn ab, und dann war er plötzlich hier.«
»Lügen Sie nicht!« fuhr ihn der Marshal an. »Calloway unterbreitete Ihnen einen sehr genauen und sehr klaren Plan. Er erklärte Ihnen, daß er Petroleum an den Fluß bringen würde, um es anzuzünden, wenn Südwestwind weht.«
»Woher…«
»Woher ich das weiß, geht Sie nichts an. Aber es ist so!«
Es war auf den Busch geklopft, kombiniert, erahnt, und für den Cowboy Danley war es unfaßbar, wie genau der Marshal informiert war.
Hatte Calloway sich selbst verraten?
Oder nur ihn, Danley, in die Hölle schicken wollen?
Wyatt wandte sich an den Mayor, der rechts an einem der Tische stand.
»Sie werden diesen Mann festnehmen, Mayor. Er ist des Mordes an dem Cowboy Balmontain und der Brandstiftung zusammen mit dem texanischen Coltman Mad Lester Calloway angeklagt…«
*
Garden Plains fürchterlichster Tag war noch nicht vorüber.
Offenbar hatte das Schicksal noch etwas für die kleine Stadt bereit.
Mayor Summers hatte den entwaffneten Cowboy hinausgeführt. Er wollte ihn hinüber in den sicheren Verschlag hinter seinem Haus bringen, bis der Sheriff von Cheney, das sechs Meilen südwestlich von der Ansiedlung lag, ihn holen kam.
Danley stakste neben Summers her.
Als sie das Dunkel des gegenüberliegenden Vorbaus erreicht hatten, blieb Danley plötzlich stehen, riß einen schweren Rückhandschlag herum und hämmerte die geballte Rechte dem überrumpelten Mayor gegen den Schädel.
Summers ging in die Knie. Er war völlig benommen.
Da entriß der Kuhtreiber ihm den Colt und hieb ihm die Waffe mehrmals über den Schädel.
Leblos wie ein Deckenbündel rollte der Niedergeschlagene auf die Vorbaubohlen.
Danley warf sich sofort herum und starrte zur Schenke hinüber. Jeden Augenblick konnte drüben die Tür aufgestoßen und die Gestalt des Marshals sichtbar werden.
Oder die des Georgiers, was gleich schlimm gewesen wäre.
Danley befand sich jedoch in einer Verfassung, daß er fraglos jeden, der sich ihm in den Weg hätte stellen wollen, niedergeschossen hätte.
Er hatte keine Sekunde zu verlieren.
Rasch rannte er auf dem kürzesten Weg über den Fahrdamm und sprang dann