Wyatt Earp Staffel 8 – Western. William Mark D.
wir ihn los!«
»Ich, ich drücke ab! Rühren Sie sich nicht, Marshal!«
»Es dauert aber ziemlich lange, bis Sie den Abzugshahn gefunden haben«, kam es klirrend von der Portiere her.
Wyatt ließ sich gedankenschnell zu Boden fallen.
Er hatte geahnt, was kam. Gus Campendonk drückte ab.
Und im selben Augenblick fauchte ein Schuß von der Portiere her und stieß dem Hoteleigner den Derringer aus der Faust.
Doc Hollidays Gestalt erschien am Eingang.
Eine zweite Kugel riß dem entgeisterten, wie gelähmt dastehenden Holländer die Schleife auf, und ein dritter riß ihm eine Strohhalmzigarre auseinander, die er in der Westentasche gehabt hatte.
Als Wyatt sich aufrichtete, schlug Clifton Hagger hart neben ihm zu Boden und blieb mit von sich gestreckten Gliedern an der Erde liegen.
Gus Campendonk hatte ihn getroffen.
Aber den falschen Mann!
Seine Kugel hatte den Marshal um einen halben Yard gefehlt und war in die Brust des Outlaws gedungen.
Der Hotelier war wie versteinert. Kalkweiß und bewegungslos verharrte er auf der Stelle und starrte zur Tür.
Doc Holliday kam näher.
»Hallo, Marshal!«
»Hallo, Doc!«
»Ich hatte also recht.«
»Leider…«
Die beiden hatten sich öfter abends am Stadtrand getroffen und ihre Erlebnisse besprochen.
Einem so wachen Beobachter wie dem Georgier war der seltsame Hotelier längst aufgefallen.
Und deshalb war Wyatt jetzt auf den Gedanken gekommen, ihn mit dem Banditen aufzusuchen. Hatte er irgend etwas mit Calloway zu tun, dann würde er sich vielleicht verraten.
Gus Campendonk hatte sich verraten.
Wyatt schleppte sie jetzt beide zum Sheriff hinüber.
Joe Brack blickte den Männern neugierig entgegen.
»Was gibt’s denn da?«
Dann hatte er Campendonk erkannt.
»Je, was ist denn mit Ihnen los? Sie sehen ja aus, als wenn Sie todkrank wären. – Würden Sie den Doc suchen«, wandte er sich dann an Wyatt, »der wohnt gegenüber.«
»Ich will zu Ihnen, Sheriff. Und zwar möchte ich Ihnen diese beiden Kerle hier übergeben. Der eine hat mich gerade erschießen wollen, und der andere…«
Campendonk war regelrecht zusammengebrochen. Er starrte vor sich auf den Boden und röchelte leise.
»Was denn, Campendonk, Sie haben auf diesen Mann geschossen?«
Der Hoteleigner nickte wie im Tran und lallte:
»Auf Wyatt Earp! Ich habe auf Wyatt Earp geschossen. Wenn er jetzt tot wäre, stünde morgen auf seinem Grabstein: Erschossen von Gus Campendonk. Ha-ha-ha-ha-ha!« Er schlug eine markerschütternde, hysterische Lache an.
»Was faselt er da?«
Wyatt schob die beiden Gestalten weiter in das Bureau.
»Mein Name ist Earp, Sheriff. Ich habe…«
»Earp? Soll das etwa heißen, daß er die Wahrheit gesagt hat? Ich halte ihn für betrunken…«
Wyatt erklärte dem Sheriff, was sich ereignet hatte, wer er war und weshalb er sich hier aufhielt.
Sheriff Brack schaltete sofort.
»All right, Marshal. Die Schufte sind bei mir in guten Händen. Sie können sich darauf verlassen, daß sie bei mir gut aufgehoben sind, bis der Strick für sie geflochten ist.«
Wyatt bedankte sich bei dem Gesetzesmann von San Antonio, und als Brack sich dann anbot, Danley aufzusuchen und festzunehmen, schüttelte der Missourier den Kopf.
»Nein, das erledige ich doch lieber selbst. Aber Sie können mitkommen.«
Die beiden gingen hinaus.
Doc Holliday wartete auf dem Vorbau.
Der Sheriff hatte von dem Fight des vermeintlichen Mister Henry mit Cass Loundry gehört und tippte an den
Hutrand.
»In der Stadt ist es ja im Moment richtig heiß…«
Wyatt deutete auf den Georgier.
»Das ist Doc Holliday.«
»Holliday?«
Der Sheriff blieb stehen und musterte den Spieler aus weit offenen Augen.
»Jetzt wird mir alles klar.« Er reichte ihm die Hand.
»Welcome, Doc Holliday!«
Der Gambler hatte ein kleines Lächeln um die Mundwinkel.
Er hatte es so lange nicht mehr gehört, daß ihm ein Sheriff so etwas gesagt hatte.
Sie traten auf die Straße.
Wyatt Earp blieb stehen und blickte auf das Grand Hotel hinüber.
»Wie haben Sie mich eigentlich so rasch entdeckt, Doc? Waren Sie denn nicht im ›Silbernen Hufnagel‹?«
»Zufällig nicht.«
Zu dritt machten sie sich auf den Weg zu dem Wagenbauer Henderson.
»Da haben sich ja gleich zwei Halunken in der Stadt selbst verraten und bös in die Tinte gesetzt!« knirschte der Sheriff.
»Dieser Wagenbauer ist ein Halunke allererster Güte. Er scheute sich nicht, die Leute immer und immer wieder übers Ohr zu hauen mit seinen Karren. Aber weil er billiger, viel billiger als die anderen ist, findet er immer wieder Dumme, die sich bei ihm einen Wagen machen lassen. Er hat vor sieben Jahren einen Buggy für mich gemacht, der nach einem Vierteljahr neunzehn Meilen südöstlich vor der Stadt mitten im Sand auseinanderfiel. Das werde ich diesem Gauner nie vergessen. Ich mußte zu Fuß weiter nach San Antonio laufen, da der Gaul ein Werfer war, der nur eben einen kleinen Wagen zog.«
Das Haus des so unbeliebten Mannes lag an einem kleinen Wassergraben, der sich hier teichartig erweiterte.
»Da wässert er seine Räder, obwohl ich ihm schon hundertmal verboten habe, das zu tun. Jetzt soll er mich kennenlernen.«
Das kleine Haus war völlig dunkel.
Während der Sheriff neben dem Hoftor stehenblieb, betraten Wyatt Earp und Doc Holliday den Hof.
Der Georgier blieb im tiefen Dunkel der inneren Tornische und beobachtete den Marshal, der, ebenfalls im Schatten bleibend, auf das Haus zuging.
Es war alles still.
Der Marshal trat an die Steinstufen, die zur Haustür hinaufführten.
Er klopfte an.
Es dauerte sehr lange, bis sich die heisere Stimme einer alten Frau meldete.
»Wer ist da?«
Da sie keine Antwort bekam, öffnete sie neugierig die Tür und fuhr zurück, als sie den großen Mann draußen stehen sah.
Wyatt nahm den Hut ab.
»Ich möchte Mister Henderson sprechen«, sagte er so leise, daß er im Haus nicht zu verstehen war.
»Mein Sohn ist nicht da. Der treibt sich unten in der Sandkuhle herum. Da steht er jede Nacht, bis der Salooner ihn rauswirft.«
»Thanks, Madam.«
Wyatt ging.
Die Frau sah ihm noch nach und brummelte:
»Am Tage kommt keiner, um etwas in Auftrag zu geben; aber nachts, da kommen die Ratten aus den Löchern, um Paul aufzusuchen. Das sind seine