Wyatt Earp Staffel 8 – Western. William Mark D.
er den Schrecken überwunden hatte.
»Du stirbst trotzdem, Bandit!« fauchte ihn der Georgier an.
»Wohin habt ihr ihn gebracht?«
»Er ist bei…«
»Ihm, nicht wahr? Ihr habt den Marshal zu Oakland gebracht. Du mit!«
»Ich…«
»Come on! Laß die Zange los! Laß sie los!«
Der Wagenbauer torkelte aus seiner Werkstatt in den Hof. Die grelle Morgensonne blendete ihn so sehr, daß er sie mit der Hand beschatten mußte.
»Vorwärts, auf die Mainstreet! Ich habe es mir überlegt. Der saubere Wagenkasten ist viel zu gut und auch zu groß für dich. So viel Dreck muß fünf Yard über der Erde auslüften. Mit einem hanfenen Strick um den Hals! Du wirst gehenkt, Brother!«
Arthur Henderson torkelte über die Mainstreet. Ohne einen Befehl abzuwarten, hielt er auf das Jail zu.
Holliday rief den Deputy heraus.
»Schaffen Sie diesen Mann in eine Zelle. Er wird wahrscheinlich heute noch gehenkt.«
»All right, Doc!«
Da wandte Henderson sich um.
»Er schlief wie ein Puma! Und O… er selbst hat ihn betäubt mit…«
»Womit?« Holliday maß den von Todesangst Geschüttelten mitleidlos.
»Mit einer Flüssigkeit. Ich weiß nicht, wie sie heißt. Aber man wird ohnmächtig davon.«
»Wer war noch dabei?«
»Ashley Latour.«
Holliday glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
Dieser Gemeindeschreiber-Typ mit der goldgeränderten Brille. Dieser Gehilfe eines Revolvermannes.
»Bringen Sie ihn weg, Deputy!«
Der schlaksige Helfer des Sheriffs schleppte den total Erschöpften ins Jail.
Jetzt steckten bereits fünf Männer im Gefängnis von San Antonio.
Und noch waren die gefährlichsten frei.
Doc Holliday hatte jetzt einen schweren Weg vor sich. Er hätte vielleicht den Deputy mitnehmen können. Hätte ihn fragen können, wann der Dienst der beiden andern anfing, um vielleicht auch noch sie mitzunehmen.
Aber all das war nichts für ihn. Er mußte seine Wege allein gehen. Wenn schon Wyatt Earp nicht neben ihm sein konnte.
Und jetzt galt es ja, den Marshal herauszuhauen.
Er wandte sich um.
Der Deputy sah durch die Fensterscheibe, wie der Georgier sich einen Ruck gab, die Revolver aus den Halftern nahm und die Kammern prüfte.
Dann ging er mit federndem, elastischem Schritt die Straße hinunter.
Er hatte den Deputy nicht gefragt, wo der Kaufmann Lewt Oakland wohnte.
Er wußte es, mehrmals war er an dem großen Eckhaus unten an der Ecke der Lincoln-Avenue vorbeigeritten.
Es war nicht sehr weit. Schon sah er die gelbgestrichene Fassade des Hauses, die jetzt im Sonnenschatten
lag, vor sich auftauchen. Da verließ
er die Straße und stieg auf die Stepwalks.
*
Der Missourier hatte geschlafen wie ein Puma. Genau so. Tief und fest.
Vielleicht wäre er doch wach geworden, aber dem kleinen Stoffbeutel, der da durchs Fenster gefallen war und neben seinem Bett lag, entströmte ein Gift, das den festen Schlaf in eine tiefe Betäubung verwandelte.
Es war für den Beobachter nicht allzu schwer gewesen, festzustellen, daß der Spieler allein das Haus des Sheriffs verlassen hatte.
Der gefährliche Marshal Earp, der gefürchtete Sternträger aus Dodge City, war im Haus geblieben.
Und gleich darauf ging auch oben im Obergeschoß an der Seitenfront des Hauses eine kleine Petroleumlampe an.
Zwar verlöschte sie bald wieder, aber dann sah der heimliche Beobachter ein Gesicht am Fenster.
Der Missourier konnte bei geschlossenem Fenster nicht schlafen. Zu viele Jahre seines wildbewegten Lebens hatte er in der freien Natur verbracht. Sommers und im Winter hatte er unter freiem Himmel geschlafen, so daß eine Nacht in einem völlig geschlossenen engen Raum eine Qual für ihn gewesen wäre. So sehr er ein sauberes Bett liebte. Aber das Fenster mußte weit offenstehen.
Und das war jetzt sein Pech.
Der kleine, stark mit dem mexikanischen Nervengift Curilla getränkte Stoffbeutel tat seine Wirkung.
Und der Mann, der nach wenigen Minuten mit einem dunklen Tuch vor dem Gesicht ins Zimmer kam und den Beutel aus dem Fenster warf, fand einen wie tot daliegenden Mann vor.
Aber dennoch war es eine schwere Arbeit, den Schwerbetäubten halbwegs anzukleiden, all seine Sachen mitzunehmen und ihn aus dem Fenster zu schleppen.
Der zweite Mann stand oben auf der Leiter bereit.
Sie schleppten den Missourier in den Hof und brachten ihn durch die kleine Pforte in eine Seitengasse, von wo aus er auf dem kleinen Highlander rasch fortgeschafft wurde.
Der Mann, der ihn zusammen mit dem anderen aus dem Haus des Sheriffs entführt hatte, war kaltstirnig genug, die beiden Pferde, die er vorhin in den Hof hatte trotten sehen, mitzunehmen.
*
Als Wyatt zu sich kam, graute der Morgen.
Schwaches silbriges Licht drang durch eine Ritze des düsteren Vorhanges.
Wo war er?
Er wollte sich aufrichten, stellte aber fest, daß das nicht ging.
Er war gefesselt! An Händen und Füßen. Und zwischen den Zähnen hatte er einen starken Knebel.
Jetzt erst merkte er den dumpfen Druck im Kopf.
Er war also betäubt worden. Betäubt und entführt!
Unfaßbar! Irgend jemand hatte ihn also von… nein, auf der Ranch war er ja nicht mehr gewesen. Wo hatte er sich denn zur Nachtruhe niederge-
legt?
Nur träge arbeitete das Gehirn.
Richtig, er war bei Sheriff Brack gewesen, mit Holliday. Und dann hatte die Frau ihm das kleine Zimmer ihres Jungen für die Nacht gegeben.
Sollte etwa Brack mit den Banditen unter einer Decke stecken?
Wyatt verwarf den Gedanken sofort wieder.
Der Sheriff hatte zwei lebensgefährliche Schüsse mit seinem Körper aufgefangen, und das sicher nicht als Freund der Männer um Mad Calloway!
Calloway! Auch der Gedanke an den Mann mit dem Hundegesicht quälte ihn. Sollte dieser Mann aus eigenem Antrieb den weiten Ritt nach Kansas hinauf angetreten haben, um John Hadron einen solchen Schlag zuzufügen?
Kaum anzunehmen.
Leute wie dieser Calloway waren bezahlte Objekte.
Damned! Wo befand er sich?
Es war ein hohes Zimmer – also ein Steinhaus. Eine Blumentapete, und drüben hingen Bilder.
Das alles vermochte der Marshal schon zu erkennen.
Und er war gefesselt. Sollte er warten, bis sich jemand rührte? Je deutlicher ihm seine Lage zum Bewußtsein kam, desto stärker fühlte er seine Lebenskraft in seine Adern zurückrinnen.
Ich muß die Fesseln lösen!
Sofort!
Unter Aufbietung aller Kräfte machte er sich daran, die schweren Stricke zu lockern.
Das war eine höllische