Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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schaute Bettina an, Tränen schimmerten in ihren Augen, sie machte einen so unglücklichen, ratlosen Eindruck, dass Bettina sie am liebsten in die Arme genommen hätte.

      »Veronika, niemand zwingt dich, die kleine Bettina heute mitzunehmen. Wenn es dich überfordert, dann lass sie noch hier. Wir sorgen schon für sie, und wenn du dir ganz sicher bist, wenn es dir keine Angst macht, kommst du wieder und holst sie ab. Und heute spielst du eben nur mit ihr und lernst sie näher kennen.«

      »Danke, das ist ganz lieb, aber wissen Sie, die Angst werde ich in zwei Jahren auch noch haben. Der Flori hat gesagt, dass ich einfach ins kalte Wasser springen muss.«

      Der Flori mochte zwar Ratschläge für viele Lebenslagen haben, aber allwissend war er auch nicht, dieser sympathische junge Mann.

      »Du bist nicht der Flori, sondern Veronika, und was für ihn gut und zutreffend sein mag, muss für dich noch lange nicht passen. Bitte, Veronika, mach dir keinen Stress. Du sollst mit deiner Tochter glücklich, aber nicht unglücklich werden, und du sollst sie als Freude, nicht als Last empfinden.«

      Veronika schob die Krümel zusammen, fegte sie in ihre linke Hand und dann in den Mund.

      Sie überlegte eine Weile, dann blickte sie Bettina total verunsichert an.

      »Ich weiß überhaupt nichts«, gab sie zu, »aber sie haben alle recht, dass die kleine Bettina zu mir gehört, weil ich ihre Mutter bin. Und ich habe auch lange darüber nachgedacht – wenn ich sie nicht zu mir nehme …, so gut sie es auch hier auf dem Fahrenbach-Hof hat, wird sie doch irgendwann mal nach ihrer Mutter fragen, und dann soll sie sich für mich nicht schämen … Ich will lernen sie zu lieben und ihr auch eine gute Mutter zu sein.«

      Bettina war gerührt, aber sie war auch glücklich, dass sie sich in Veronika nicht getäuscht hatte, von Anfang an nicht, als sie noch die rauflustige, streitsüchtige Göre gewesen war.

      Es war wirklich von Anfang an etwas da gewesen, was ihr Herz berührt hatte.

      »Das ist eine gute Einstellung, Veronika«, sagte Bettina, »und du bist nicht allein. Du hast nicht nur deine Freunde und die Leiterin des Hermann-Fahrenbach-Hauses auf deiner Seite, sondern auch uns. Du musst jetzt nicht denken – aus den Augen, aus dem Sinn – ich werde stets für dich da sein, aber auch die Frau Dunkel, die sich ja in erster Linie um die Kleine gekümmert hat. Die kannst du bei Tag und bei Nacht anrufen.«

      »Danke«, sagte Veronika, dann trank sie in einem Zug ihren Kakao­becher leer, »können wir dann zu der Kleinen gehen? In zwei Stunden geht dann mein Zug. Die Frau Dunkel hat mir gesagt, dass ich den Kinderwagen und alle Sachen für die Kleine geschenkt bekomme, aber das kriege ich bestimmt nicht auf einmal mit. Können Sie mir den Rest vielleicht zuschicken?«

      Bettina fasste ganz spontan einen Entschluss, obwohl sie für diesen freien Tag andere Pläne gehabt hatte.

      »Das wird nicht nötig sein, Veronika«, sagte sie, »wenn du damit einverstanden bist, dann werde ich dich und die Kleine bringen.«

      Aus weitaufgerissenen Augen starrte Veronika ihr Gegenüber an.

      »Das wollen Sie wirklich tun? Aber das geht doch nicht, Sie haben bestimmt anderes zu tun.«

      »Ich freue mich darauf, euch wegbringen zu dürfen«, sagte Bettina. »Wir gehen gleich rüber zu den Dunkels. Möchtest du vorher noch einen Kakao trinken?«, erkundigte sie sich, sie hatte noch gut in Erinnerung, dass Veronika beinahe kakaosüchtig war. Doch heute war es anders.

      »Nein, danke«, sagte sie, »bringen wir es lieber gleich hinter uns.«

      »Hey, Veronika, es ist kein Opfergang, den du antrittst, sondern du triffst gleich auf deine kleine Tochter, die ein ganz liebreizendes Wesen ist.«

      Veronika seufzte.

      »Ich wollte, ich könnte das auch sagen, ich hab’ einen solchen Bammel, dass ich Angst habe, dass ich mir gleich in die Hose mache.«

      »Wirst du nicht, ganz bestimmt nicht. Komm, beiß die Zähne zusammen und verbanne all die negativen Gedanken aus deinem Kopf. Wie soll sich denn Freude darin ausbreiten, wenn du nur an das Negative denkst?«

      Wieder ein abgrundtiefes Seufzen.

      Jetzt konnte Bettina nicht anders, sie schloss Veronika ganz fest in die Arme, was diese sich durchaus gefallen ließ, denn sie presste sich ganz fest an Bettina.

      Armes Ding, dachte Bettina und strich ihr über das Haar. Sie hatte solche Angst, dabei musste sie sich doch überhaupt keine Sorgen machen, dank der Stiftung ihres Vaters war doch für solche Mädchen und deren Kinder gesorgt.

      »Komm, Veronika, gehen wir zu der Kleinen«, sagte Bettina, »wenn du in das lachende Gesichtchen siehst, werden deine Bedenken, deine Sorgen verfliegen wie Blätter im Wind.«

      »Na, ich weiß nicht …«

      Bettinas Worte hatten sie nicht aufheitern können, sie war noch immer voller Zweifel, aber dennoch wollte sie die Kleine jetzt unbedingt mitnehmen, fast sah es so aus, als wolle sie sich selbst was beweisen.

      Wenn Bettina nicht ganz genau wüsste, wohin Veronika ihr Kind bringen würde, hätte sie jetzt vielleicht berechtigte Zweifel. So aber drohte überhaupt keine Gefahr, weder für die Kleine noch für Veronika. Es gab ein dichtes soziales Netz, in dem Mutter und Kind aufgefangen wurden.

      Sie liefen gemeinsam über den Hof. Es war ein wunderschöner Morgen mit strahlendblauem Himmel und einer wärmenden Sonne.

      Bettina hatte ihren rechten Arm um Veronikas Schulter gelegt, die wie ein kleiner, tollpatschiger Hund neben ihr hertrottete.

      Leni kam ihnen entgegen, mit der Kleinen auf dem Arm, die sie ganz allerliebst angezogen hatte. Sie hatte für die kleine Bettina ein rosafarbenes Kleidchen genäht, aus dem die kleinen Speckärmchen und Speckbeinchen herausschauten. Im Haar hatte sie eine Spange mit einem Schleifchen, die allerdings jeden Moment herauszurutschen drohte, weil die Härchen noch zu fein und auch zu spärlich waren. Für den Moment allerdings sah es ganz liebreizend aus.

      »Guten Morgen, du kleine Schönheit«, lachte Bettina die Kleine an und beugte sich zu ihr hinunter. »Schau mal, ich bringe dir deine Mama.«

      Doch das interessierte die Kleine nicht, und das begriff sie auch gar nicht, es machte ihr viel Spaß, in Bettinas Gesicht herumzupatschen.

      Ja, dachte Bettina, derartige Bemühungen würde es in Zukunft auch nicht mehr geben, und sie konnte die Kleine nicht mal eben in den Kinderwagen legen, um mit ihr einen Spaziergang zu machen, das Auf-dem-Arm-halten würde auch flachfallen …

      Auf dem Hof würde sich einiges verändern, und die Kleine würde ihnen allen fehlen, daran gab es überhaupt keinen Zweifel. Bettina hatte Mühe, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.

      »Willst du sie mal auf den Arm nehmen, Veronika?«, erkundigte Leni sich.

      Unschlüssig blickte Veronika auf ihre Tochter.

      »Ich weiß nicht«, sagte sie so leise, dass man sie kaum verstehen konnte und trat nervös von einem Bein auf das andere.

      »Was heißt denn, ich weiß nicht. Da gibt es nur ein ja oder nein«, rief Leni.

      Veronika wurde rot.

      »Ich …, ich habe Angst, dass sie anfängt zu weinen, wenn ich sie auf den Arm nehme … Sie …, sie kennt mich doch nicht.«

      »Das werden wir sehen, und wenn sie anfängt zu weinen, dann schaukelst du sie halt sanft hin und her und redest beruhigend auf sie ein, dann wird sie schon wieder aufhören.«

      Veronika schaute abwechselnd von Bettina zu Leni, dann auf das Kind.

      »Ich nehme sie«, sagte sie geradezu gottergeben, ehe sie die Arme ausstreckte.

      Leni reichte ihr die Kleine hinüber. Diesmal stellte Veronika sich schon sehr viel geschickter an als beim letzten Male, und zum Glück begann die Kleine nicht zu weinen, sondern riss an Veronikas Haaren, was diese geduldig über sich ergehen ließ, obschon es bestimmt ganz schön weh tat, denn


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