Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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hatte, sie zu erreichen, war sie nicht ans Telefon gegangen, und ihr Handy hatte sie ausgestellt.

      Vielleicht war sie verreist. Aber hoffentlich nicht wieder in eine Schönheitsklinik. Aber selbst wenn es so wäre, hätte Bettina keinen Einfluss auf das Tun ihrer Schwester. Grit war erwachsen, und sie machte ohnehin, was sie wollte.

      Bettina drehte den Wasserhahn zu und stieg in ihre Badewanne.

      War das herrlich!

      Und wie wunderbar dieser Lavendel duftete. Bettina bereute keinen Augenblick, für das aus der Provence stammende Badeöl diesen sündhaften Preis bezahlt zu haben. Dieses wunderbare Öl war jeden Cent wert.

      Wenn Bettina auch manches Mal geizte, Geld für bestimmte Dinge auszugeben, dazu gehörte auch Kleidung, wurde sie bei Badezusätzen einfach immer schwach. Sie badete für ihr Leben gern, aber sie konnte sich an den vielen Flakons in ihrem Badezimmer auch nicht sattsehen.

      Sie fuhr mit den Fingern durch das warme, weiche Wasser.

      Jörg musste sie auch anrufen, dachte sie. Vielleicht konnte er ihr schon sagen, wann er aus der Reha zurückkommen würde. Und Doris, die durfte sie auch nicht vergessen.

      Bettina schloss die Augen, wie schön wäre es doch, wenn sie auch ihren geliebten Jan anrufen könnte. Was gäbe sie nicht darum, wenigs­tens ein paar Worte mit ihm wechseln zu können.

      Wie es ihm wohl in Afghanistan ging? Ob er an sie dachte? Wie war es da eigentlich mit der Zeitverschiebung? Bettina hatte keine Ahnung. Mit Kanada kannte sie sich aus, und auch, wie es mit Amerika war, wusste sie. Wie hatte sie damals, als sie noch mit Thomas zusammen gewesen war, die Stunden gezählt, um den richtigen Zeitpunkt für ein Telefonat nicht zu verpassen.

      Thomas …, warum musste sie denn ausgerechnet jetzt an ihn denken? Weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie ihm noch immer nicht die Gelegenheit zu einem letzten Gespräch gegeben hatte?

      Nein, jetzt doch nicht Thomas, das war vorbei. Der Gedanke an ihn hatte ihr die Lust am weiteren Dahinträumen in diesem duftenden Wasser verleidet. Sie zog mit einem Ruck den Stöpsel heraus, das Wasser gurgelte durch den Abfluss, und Bettina stieg aus der Wanne.

      Bettina war wütend über sich selbst. Wann würde sie an Thomas Sibelius denken können, ohne dabei nervös zu werden? Warum muss­te sie überhaupt noch an ihn denken?

      Sie begann sich so heftig abzurubbeln, als könne sie dadurch die Gedanken an ihn vertreiben.

      Sie war gerade in ihr Nachthemd geschlüpft, ein zartes Batistgebilde, das sie sich einmal in Frankreich gekauft hatte, als es unten an ihrer Haustür heftig klingelte.

      Wer mochte das sein? Leni, die unbedingt noch etwas loswerden wollte? Aber nein, die hatte einen Schlüssel.

      Ihr Herz begann heftig zu klopfen. Jan? Nein, der hatte auch einen Schlüssel.

      Sie blieb unschlüssig stehen. Sollte sie überhaupt aufmachen oder das Klingeln ignorieren?

      Jetzt wurde zusätzlich der Türklopfer betätigt, gegen die Tür getrommelt.

      Bettina lief die Treppe hinunter. So ohne Weiteres würde sie nicht aufmachen.

      »Wer ist da?«, erkundigte sie sich.

      »Mach endlich die Tür auf«, rief eine weinerliche Stimme.

      Bettina hielt den Atem an, sie hätte mit allem gerechnet, aber doch nicht damit, dass ihre Schwes­ter Grit um diese Zeit vor ihrer Tür stehen würde, ausgerechnet Grit.

      Bettina öffnete, und Grit kam hereingestolpert.

      Sie sah schrecklich aus, das Haar ging ihr wirr ins Gesicht, ihre Wimperntusche war zerlaufen. Grit sah verweint aus, und sie war …, das war ganz schrecklich, total betrunken.

      War sie etwa in diesem Zustand Auto gefahren? Mehr konnte Bettina nicht denken, denn Grit war wie ein nasser Sack in ihren Armen zusammengesunken.

Nur die Liebe zählt

      Bettina starrte auf das Bündel Mensch in ihrem Arm wie auf einen Geist, eine Erscheinung. Doch es war weder das eine noch das andere, sondern es war ihre Schwester Grit, die da wie leblos in ihren Armen lag. Sie schien es gerade noch bis zu ihrer Haustür geschafft zu haben, ehe sie zusammengebrochen war.

      Was war los mit Grit? War es ein Schwächeanfall? Bettina musste nicht länger versuchen, sich das einzureden. Grit war total betrunken, das verriet die Alkoholfahne, die inzwischen auch Bettina umnebelte.

      Bettina war vollkommen überfordert, sie wusste nicht, was sie machen sollte. Grit war nicht ansprechbar, aber sie konnte doch nicht für den Rest der Nacht mit ihr im Türrahmen stehen bleiben.

      Bettina zerrte ihre Schwester in die Diele, Grit verlor dabei einen ihrer teuren Schuhe, der blieb irgendwo auf der Treppe liegen. Aber das war Bettina jetzt wirklich egal.

      Drinnen überlegte sie fieberhaft.

      »Grit«, versuchte sie es noch einmal, »Grit, hörst du mich?«

      Ein unwilliges Gebrabbel war die Folge. Wenigstens lebte sie, dachte Bettina mit so etwas wie einem Anflug von Erleichterung.

      Sie versuchte Grit auf einen Stuhl zu setzen, aber das war vergebliche Mühe.

      Bettina hatte keine Ahnung, was sie jetzt machen sollte. Vor allem musste sie Hilfe holen, aber das ging nicht, solange Grit wie ein nasser Sack in ihrem Arm hing.

      Sie ließ ihre Schwester einfach vorsichtig auf den Boden gleiten, dann rief sie Leni an. Sie wusste, wie spät es war. Doch selbst wenn sie Leni jetzt aus dem Tiefschlaf holen musste, war es nicht zu ändern. Das hier war ein Notfall, der sie überforderte, aber total.

      Ihre Besorgnis war allerdings umsonst gewesen. Leni meldete sich sofort, und ihre Stimme klang erstaunlich munter. Wahrscheinlich hatte sie Arno in epischer Breite die Erlebnisse des Tages geschildert oder war sogar noch dabei.

      »Leni, entschuldige, dass ich dich so spät noch behellige«, stammelte Bettina. »Aber ich brauche deine Hilfe, bitte komm sofort her … und am besten bringst du Arno sofort mit.«

      »Bettina, um Himmels willen, was ist denn geschehen?«, erkundigte Leni sich alarmiert.

      »Grit …, sie …, ach, ich erzähle es dir gleich …, es ist schrecklich …«, schluchzte Bettina.

      »Ist sie tot?«, rief Leni.

      Bettina schüttelte den Kopf, dann wurde ihr bewusst, dass Leni das ja überhaupt nicht sehen konnte.

      »Nein, sie ist …«, Bettina konnte es nicht aussprechen, »es …, bitte kommt«, ächzte sie, ehe sie das Gespräch beendete. Leni und Arno würden gleich sehen, was mit Grit los war.

      Bettina blickte zu ihrer Schwes­ter hinunter, sie sah wirklich furchtbar aus, wie eine Pennerin, anders konnte man es kaum bezeichnen, dieses wirre rote Haar, das geisterhaft bleiche Gesicht, in das die verlaufene Wimperntusche zwei schwarze Rinnsale gegraben hatte.

      Das war nicht ihre sonst so gestylte, gepflegte Schwester. Wenn diese Alkoholfahne nicht wäre. Sie konnte unmöglich Auto gefahren sein. Hatte ein Taxi sie hergebracht? Weswegen war sie gekommen? Und was hatte sie in diesen Zustand gebracht?

      Fragen um Fragen, die in ihr herumschwirrten wie Motten im Licht.

      Sie schluchzte vor Erleichterung auf, als Leni und Arno in die Diele gestürmt kamen.

      »Was ist los, Bettina?«

      Dann entdeckten sie Grit, die wie ein Stein auf dem Boden lag.

      Leni riss vor Entsetzen die Augen auf, presste ihre rechte Hand auf den Mund, um einen Schrei zurückzuhalten, während Arno zu Grit ging, sich neben sie kniete, wie ein erfahrener Arzt ihren Puls fühlte. Grinsend stand er auf.

      »Alles in Ordnung, sie muss nur ihren Rausch ausschlafen, du liebe Güte, hat die getankt, die ist ja blau wie eine Strandhaubitze.«

      »Wie ist sie dann hierhergekommen?«, wollte


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