Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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      Nach wenigen Minuten hatte sie sich beruhigt, ihr Kreislauf spielte nicht mehr verrückt, doch jetzt ging sie es ruhiger an. Sie erhob sich ganz langsam, dann ging sie hinüber in Grits Zimmer, nachdem sie das Licht auf dem Flur gelöscht hatte, das die ganze Nacht über an gewesen war.

      Grit schlief noch immer tief und fest, doch jetzt hatte sie ihre Lage verändert, sie lag auf dem Bauch, die Arme links und rechts neben sich gestreckt.

      Bettina hielt die Luft an, dann rannte sie zu einem der Fenster und öffnete es, um frische Luft hereinzulassen. Im Zimmer stank es wie in einer Kutscherkneipe.

      Während sie noch unschlüssig dastand, kam Leni leise in den Raum.

      »Warum bist du denn schon wach?«, erkundigte sie sich. »Unser Alki hier«, sie deutete auf Grit, »scheint ja die Nacht ganz gut überstanden zu haben.«

      »Ja, ganz im Gegensatz zu mir, ich fühle mich wie gerädert und habe kaum schlafen können.«

      »Weil du dir alles zu sehr zu Herzen nimmst. Komm mit runter, ein starker Kaffee wird dich aufmuntern.«

      Willig ließ Bettina sich in die Küche führen, wo Leni bereits den Frühstückstisch gedeckt hatte, es duftete nach frischem Kaffee.

      Bettina ließ sich auf einen Stuhl fallen. Appetit hatte sie keinen, aber auf einen Kaffee freute sie sich und griff auch gierig nach der Tas­se, nachdem Leni ihn eingeschenkt hatte.

      »Welch eine Nacht«, sagte sie, »ich konnte nicht einschlafen, mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf, und dann hat Grit vielleicht laut geschnarcht, eigentlich hätte man es bis zu euch hören müssen.«

      »Klar, wenn man so richtig einen im Tee hat, schnarcht man … Der Arno hat sich übrigens das Auto angesehen, es ist kein einziger Kratzer daran, sie hat es sicher bis hier hochgebracht, dabei ist doch eigentlich schon unsere Straße hier herauf eine Herausforderung für jemanden, der so betrunken ist wie sie es war – sie muss wirklich viele Schutzengel gehabt haben, da hat der Arno schon recht. Stell dir bloß mal vor, ihr wäre etwas passiert …, wie hätten wir es denn den Kindern sagen sollen? He, ihr zwei, eure Mutter hat Komatrinken gemacht und sich dann ins Auto gesetzt?«

      »Zum Glück ist nichts passiert, ich will überhaupt nicht mehr darüber nachdenken was geschehen wäre, wenn …, darüber habe ich mir nämlich heute Nacht so meine Gedanken gemacht, die mich um den Schlaf brachten.«

      Leni hatte, während Bettina sprach, ein frisches Croissant auf einen Teller gelegt, dazu etwas Butter, Quittengelee. Sie schob den Teller zu Bettina hinüber.

      »Danke, aber ich habe keinen Hunger«, wehrte die ab, aber das ließ Leni nicht zu.

      »Du isst jetzt was, verstanden?«

      Bettina holte tief Luft, um nochmals abzulehnen, aber dann besann sie sich. Leni würde keine Ruhe geben, und sie wollte die Gute auch nicht verärgern.

      »Also gut«, sagte sie, riss etwas von dem Croissant ab, strich ein wenig von der Butter und dem Quittengelee darauf und schob es sich in den Mund.

      »Hmmm, lecker«, rief sie, »dieses Quittengelee ist ja köstlich. Hast du das auch selber gemacht?«

      »Na klar«, bestätigte Leni.

      »Und warum habe ich das bisher nicht von dir bekommen?«

      »Weil du, liebe Bettina, dir nicht viel aus Marmeladen und Gelees machst und bislang immer nur Himbeermarmelade haben wolltest und sonst nichts. Oder liege ich da falsch?«

      »Nein, aber du weißt doch, wie renitent ich manchmal bin, da muss man hier und da einfach nachhelfen.«

      Leni lachte.

      »Ich erinnere dich zu gegebener Zeit daran … Also werde ich auf jeden Fall deine Bestände auffüllen, es gibt nämlich noch andere Köstlichkeiten, die du nicht kennst … Aber dein Jan macht sich ja auch nichts aus süßem Frühstück, da war der Thomas doch anders.«

      Na, das hatte Bettina gerade noch gefehlt, jetzt an Thomas Sibelius erinnert zu werden. Sie beschloss, diese Worte einfach zu ignorieren, doch da hatte sie nicht mit Leni gerechnet. Kein Wunder auch, Thomas war auf dem Hof everybodys darling, noch immer. Und daran würde sich vermutlich auch nichts ändern.

      »Ach, wenn ich daran denke, wie verrückt Thomas immer nach all meinen Marmeladen war – dem hat auch sonst alles geschmeckt, genau wie dir.«

      Leni hatte einen ganz verklärten Gesichtsausdruck bekommen, was Bettina geradezu unerträglich fand.

      »Findest du es passend, jetzt von Thomas zu schwärmen?«

      »Ich schwärme nicht, sondern sage nur die Wahrheit. Wir mögen Thomas, und daran wird sich auch nichts ändern … Ich habe im Übrigen gleich gewusst, dass er nicht hinterhältig ist und dass er dich liebt, immer geliebt hat.«

      Bettina hielt sich die Ohren zu. Aber das konnte sie natürlich nicht eine Ewigkeit lang tun, und als ihre Hände wieder unten waren, fuhr Leni auch prompt fort: »Wenn du ihm die Gelegenheit geben würdest, sich mit dir auszusprechen, könntest du auch ganz normal mit der Sache umgehen und würdest nicht so reagieren, wie du es tust.«

      »Leni, es ist nun mal Fakt, dass Thomas mir die Tatsache ver­schwie­gen hat, dass er verheiratet ist.«

      »War, Bettina, war … Er ist geschieden, und wie du ja jetzt von Nancy weißt, haben sie immer getrennt gelebt, all die Jahre über … Ich mein, das musst du dir mal reinziehen, seine Ex kommt zu dir auf den Hof, um alles richtigzustellen, und bittet dich mehr oder weniger, dich mit Thomas auszusöhnen.«

      »Umso einfacher wäre es gewesen, über das Verheiratetsein zu sprechen, doch das hat der liebe Thomas, wie du weißt, nicht getan.«

      »Wärm keine ollen Kamellen auf, die Gründe kennst du, es ist halt einiges schiefgelaufen.«

      Bettina konnte nicht anders, sie musste von Thomas ablenken.

      »Jan hätte sich niemals so verhalten. Bei dem weiß ich, woran ich bin.«

      Das gefiel Leni nun überhaupt nicht. Sie sagte zunächst nichts, trank etwas von ihrem Kaffee, dann bemerkte sie spitz: »So, weißt du das wirklich? Jan van Dahlen macht sein Ding, und er lässt sich auch nicht in die Karten blicken, Thomas …«

      Die Küchentür ging in diesem Augenblick glücklicherweise auf, sonst wären Bettina und Leni vermutlich in den nächsten Minuten zum ersten Mal im Leben aneinandergeraten.

      Beide drehten sich zur Tür.

      Grit kam hereingeschlichen. Sie sah aus wie ein Häufchen Elend. Stand mit hängenden Schultern, wirren Haaren und aufgequollenem Gesicht im Türrahmen.

      »Guten Morgen, Grit«, sagte Bettina, sprang auf, verkniff sich gerade noch ein hast du gut geschlafen.

      »Morgen, Grit«, brummelte Leni. »Willst du einen Kaffee haben? Siehst aus, als könntest du ihn gebrauchen.«

      Grit machte eine abwehrende Handbewegung.

      »Um Himmelswillen, nein, bloß nicht, schon allein beim Gedanken an Kaffee wird mir schlecht … Aber könnte ich vielleicht ein Glas Wasser haben und eine Kopfschmerztablette …, oder vielleicht auch zwei?«

      »Bekommst du, Grit, setz dich doch erst mal.«

      Grit ging, ehrlicherweise müsste man sagen, sie torkelte durch den Raum, war wohl noch immer nicht richtig ausgenüchtert. Dann ließ sie sich ächzend auf einen Stuhl fallen, während Bettina ihr ein Glas Wasser holte und aus einer Schublade ein Röhrchen mit einem Kopfwehmittel. Sie selbst nahm kaum Medikamente ein, da musste es schon ganz dick kommen, aber zum Glück hatte sie sich daran erinnert, dass es noch Pillen gab, die Doris irgendwann einmal zurückgelassen hatte, die häufig Kopfschmerztabletten einnahm, da sie dazu neigte, Migräne zu bekommen.

      »Versuch es erst mal mit einer Tablette«, sagte Bettina und legte eine Tablette in Grits ausgestreckte Hand. »Die sind ziemlich stark.«

      »Sie können überhaupt nicht


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