Wir Seezigeuner (Abenteuer-Klassiker). Robert Kraft

Wir Seezigeuner (Abenteuer-Klassiker) - Robert Kraft


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durch!! – und in drei Tagen hatten sich die kühnen Schiffer denn auch glücklich aus der furchtbaren grünen Umschlingung befreit.

      Wie den Leuten damals zumute gewesen ist, können wir heute gar nicht mehr nachfühlen. Kolumbus hatte auch außerordentliches Glück gehabt. Einmal hatte er einen starken Ostwind hinter sich, dann hatte er zufällig gerade eine wenig bewucherte Fahrstraße gefunden, welche noch heute von Dampfern und wohl auch einmal von einem wagemutigen Segelschiffkapitän benutzt wird.

      Heute bedeutet diese ungeheure Fucusbank von Sargasso für die Schiffahrt kaum noch eine Gefahr, wenigstens keine größere als ein festes Land. Man kennt eben genau ihre Grenzen, welche, wie schon gesagt, durch Meeresströmungen scharf bestimmt sind, und so betrachtet man diese schwimmenden Inseln ganz einfach als festes Land, von dem man sich fernzuhalten hat, und ein Leuchtturm ist nicht nötig, weil schon hundert Meilen zuvor Seetang genug treibt, was man auch in finsterster Nacht bemerkt, und dann muß eben der Kurs geändert werden, um nicht näher an die wirklich gefährlich werdende Bank heranzukommen.

      Es gibt genug Schiffe, welche dennoch hineingeraten sind, und deren Mannschaft erzählen kann, was sie durchgemacht hat. Schreckliches! Mehr und mehr häufen sich am Bug die grünen Stricke mit den breiten Blättern an, immer mehr hemmen sie die Fahrt, sie klettern empor, und wenn sie das Schiff fest haben, dann wuchern sie auch an den Seiten empor, von hinten – und dann brütet die Sonne mit furchtbarer Macht auf der grünen, bei Windstille unbeweglichen Fläche, ein schwüler Dunst steigt empor, daraus wird ein faulender Gestank, atemversetzend, hirnbetäubend — bis ein frischer Wind die Luft reinigt und das Schiff wieder manövrierfähig macht, es aus der grünen Umstrickung reißt.

      So wissen viele Leute zu erzählen. Wenn der frische, erlösende Wind aber nun nicht kommt? Dann kann auch niemand davon erzählen. In grüner Umstrickung findet alles seinen Tod.

      Wieviel Schiffe mögen in der Fucusbank von Sargasso spurlos verschwunden sein? Man weiß es nicht.

      Doch da ist gar nichts so Schreckliches dabei. Es ist nur etwas Ungewohntes. Ebenso könnte man fragen: von wie vielen Schiffen, die nie wieder den Heimatshafen erreicht haben, weiß man nicht, an welcher Küste sie gescheitert sind? Es ist schließlich doch ganz genau dasselbe. Der vorsichtige Schiffer muß eben dieser Fucusbank genau so fern bleiben wie jeder Küste, an der er nichts zu suchen hat — und schließlich findet das Schiff trotz aller Vorsicht seinen Untergang im offenen Meere bei Sonnenschein und ruhiger See, und es sinkt mit Mann und Maus hinab auf den Meeresgrund, und niemand weiß, wo es liegt, wo es geblieben ist. Seemannslos! —

      Ja, in dieser Fucusbank von Sargasso, in diesem Zentrum von 50 000 deutschen Quadratmeilen, das noch von keinem Schiffe durchkreuzt worden war, da konnte wohl noch eine mächtige Insel liegen, so groß wie Großbritannien, in seiner Einsamkeit mit Recht ein Kontinent für sich selbst zu nennen, und niemand hatte auch nur eine Ahnung davon — bis auf diesen Jungen hier!

      »Also in der Fucusbank von Sargasso?«

      Karlemann nickte nur.

      »Wo da? Können Sie mir die Lage näher bezeichnen?«

      »Ich kann es, aber … vorläufig werde ich das natürlich nicht tun.«

      Das konnte ich ihm auch gar nicht übelnehmen.

      »Woher haben Sie davon Kenntnis bekommen? Darf ich wenigstens das erfahren?«

      »Nein, auch das nicht.«

      »Und Sie wollen in dieses grüne Wirrsal eindringen?«

      »Ja, das will ich, und dazu möchte ich mich mit Ihnen verbinden. Machen Sie mit? Halbpart, und es gibt dabei etwas zu verdienen.«

      »Auf der Insel ist ein Schatz zu heben?«

      »Wie ich sagte. Freilich kein gemünztes Geld, wohl nicht einmal Gold, sondern … ich weiß es nicht… Irgend etwas, woran man viel Geld verdienen kann — ungezählte Millionen.«

      »Und Sie wissen ganz, ganz bestimmt, daß sich dort wirklich ein Festland befindet, mag dieses nun noch so groß, oder noch so klein sein?«

      »Ganz, ganz bestimmt.«

      »Und da wissen Sie nicht einmal, worin die Reichtümer bestehen, die darauf zu finden sind? Wie soll ich mir das zusammenreimen?«

      Karlemann zögerte lange, druckste auch so, bis er endlich sagte:

      »Na, ich kann es ja gestehen. Eigentlich ist es ein Verrat, schon mehr Diebstahl, aber … na, das geht Sie überhaupt gar nichts an, das kann ich machen, wie ich will. Kurz, ich habe einmal das Gespräch zweier Männer belauscht.«

      »Was für zwei Männer waren das? Kapitäne in Ihrer Heimat?«

      »Hören Sie, Jansen, wenn Sie darüber noch weiter fragen, sage ich Ihnen überhaupt gar nichts mehr!«

      Es mußte wirklich etwas ganz … Strafwürdiges vorliegen, will ich sagen, um nicht gleich an eine Nichtswürdigkeit zu denken, daß der Junge dies so geheimhalten wollte. Noch mehr merkte ich dies seinem ganzen Gebaren an.

      »Sehen Sie,« fuhr er gleich fort, »ich kann die Sache auch allein machen, oder aber, wenn ich glaube, allein dazu nicht imstande zu sein, auch einen anderen finden. Es gibt doch noch andere Kapitäne, die sich auch vor dem Teufel nicht fürchten, zumal wenn es dabei etwas zu verdienen gibt. Was?«

      »Verwegene Kapitäne gibt es noch genug,« stimmte ich bei.

      »Aber ich habe Sie doch nun schon so ziemlich kennen gelernt, und … ich traue Ihnen wie keinem zweiten Menschen – und … Sie stellen auch nicht immer solche Fragen wie andere … und nun sollte ich mich geirrt haben?«

      »Nein, Algots, das haben Sie nicht. Also ich werde nichts mehr fragen, als was ich unbedingt muß, sonst will ich nicht in Ihre Geheimnisse dringen. Also Sie haben das Gespräch zweier Männer belauscht – ob das nun Kapitäne in Europa oder Nigger in Afrika oder Südseeinsulaner waren, soll mir ganz gleichgültig sein. Und was nun weiter?«

      »Der eine war schon nach jener Insel vorgedrungen, hatte dieselbe gefunden, sie wenigstens gesehen – konnte sie aber nicht betreten, weil ihm Trinkwasser und Kohlen ausgegangen waren, und er mußte den gerade einsetzenden günstigen Westwind benutzen, um wieder das Freie erreichen zu können. Das gelang ihm auch. Und er suchte einen anderen, der ihm Geld borgte, daß er eine neue Expedition ausrüsten konnte. Dieses Gespräch belauschte ich.«

      »Aha, das ist wenigstens schon etwas Handgreifliches. Also, Algots, Sie vertrauen mir wirklich?«

      »Unbedingt. Aber … es gibt eben solche Sachen, die man nicht verraten, nicht einmal andeuten darf, und das betrifft jene beiden Männer, die – die – nämlich mit mir verwandt waren.«

      Da ging mir schon eine kleine Ahnung auf, weshalb diese Heimlichkeit, ich sollte es dann auch bestätigt finden. Doch jetzt sagte ich deswegen noch nichts.

      »Na, wenn Sie mir so unbedingt vertrauen – dann sagen Sie mir doch gleich, wo sich diese Insel befindet. Es handelt sich ja um eine geographische Ortsbestimmung?«

      »Allerdings.«

      »Denn daß man in dem grünen Wirrsal nichts finden kann, wenn man nur so drin herumfährt, obgleich ich noch nicht einmal weiß, wie das zu machen ist, das kann ich begreifen.«

      »Niemals werden Sie etwas finden. Oder es wäre ein Zufall, wie beim blinden Huhn mit der Perle.«

      »Also schießen Sie los. Geben Sie die geographische Ortsbestimmung.«

      Noch ein kurzes Zögern, dann schien sein Entschluß gefaßt zu sein.

      »Aber Sie dürfen es keinem anderen Menschen verraten.«

      »Niemandem.«

      »Auch Ihrer Frau nicht – oder was sie sonst is.«

      »Die gehört doch auch mit zu den Menschen,« mußte ich wieder lächeln.

      »Auch nichts aufschreiben.«

      »Nun hören Sie endlich auf oder … suchen


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