Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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der Herren.

       Finkenschlag in Laub und Hecken,

       Brüder, gibt doch bessern Mut!

      Falk.

       Laß den leichten Sänger sitzen

       In der süßen grünen Pracht!

       Laß ihn seinen Lohn stibitzen,

       Wenn er dich auch ärmer macht. Seh' dich doch beim Tausch gewinnen, Handelst Sang statt später Frucht; Denk, noch eh' viel Monde rinnen, Wendet sich das Laub zur Flucht.

      Chor der Herren.

       Denk, noch eh' viel Monde rinnen,

       Wendet sich das Laub zur Flucht.

      Falk.

       Leben will ich, will genießen,

       Bis der letzte Strauch verdorrt;

       Wenig soll's mich dann verdrießen,

       Fegt ihr all den Abfall fort.

       Tor auf! Schaffe sich die Herde

       Dann noch einen satten Tag;

       Brach nur ich die Blüten, werde

       Mit dem toten Rest, was mag!

      Chor der Herren.

       Brach nur ich die Blüten, werde

       Mit dem toten Rest, was mag!

       (Sie stoßen an und leeren die Gläser.)

      Falk (zu den Damen.)

       Das war das Lied, um das Sie baten; – zwar Ich fürchte, daß es nicht sehr geistreich war.

      Goldstadt.

       Was tut's? Ein Lied, das soll vor allem klingen!

      Frl. Elster (sieht sich um.)

       Und unsre Schwanhild flog uns einfach fort.

       Erst überredet sie Herrn Falk zu singen –

       Und gibt dann Fersengeld.

      Anna (zeigt nach dem Hintergrund.)

       Sie sitzt ja dort.

      Frau Halm (mit einem Seufzer.)

       Kein Schliff, soviel ich auch an sie verschwende!

      Frl. Elster.

       Doch scheint mir fast, Herr Falk, des Liedes Ende

       Mit jener Poesie zu schwach beprägt,

       Von der es sonst doch manche Spuren trägt.

      Stüber.

       Ja, und Du konntest doch wahrhaftig leicht

       Am Schluß noch etwas mehr davon plazieren.

      Falk (stößt mit ihm an.)

       Wie man ein rissig Brett mit Kitt verstreicht,

       Bis sich die Flächen speckig marmorieren.

      Stüber (unbeirrt.)

       Es ging ganz gut; ich weiß doch, was man kann,

       Ich hab' doch selbst –

      Goldstadt. Den Pegasus geritten?

      Frl. Elster.

       Mein Bräutigam? Gott, ja!

      Stüber. Nur dann und wann.

      Frl. Elster (zu den Damen.)

       Er ist im Grund romantisch.

      Frau Halm. Unbestritten.

      Stüber.

       Nicht mehr; das war in junger Jahre Wirrnis.

      Falk.

       Ja, ja, Romantik, die verfliegt wie Firnis.

       Doch früher also –?

      Stüber. Ja, zu jener Zeit,

       Als ich verliebt war.

      Falk. "War"? Vergangenheit?

       Du hast den Liebesrausch schon ausgeschlafen?

      Stüber.

       Jetzt bin ich doch verlobt, bin fast im Hafen, Was mehr ist, als verliebt sein, will mir scheinen.

      Falk.

       Und ob! mein alter Freund, das will ich meinen!

       Da war's getan, als Dir der Schritt geglückt war –

       Und Liebschaft zu Verlöbnis aufgerückt war.

      Stüber (mit einem Lächeln behaglicher Erinnerung.)

       's ist seltsam! Wenn ich jene Zeit betrachte,

       Ich möchte schwör'n, es fopp' ein Trugbild mich.

       (Wendet sich zu Falk.)

       Das sind nun sieben Jährlein her, daß ich

       Auf der Kanzlei geheime Verse machte!

      Falk.

       Du dichtetest – am Pult?

      Stüber. Am Schreibtisch dort.

      Goldstadt.

       Silentium! Der Aktuar hat's Wort.

      Stüber.

       Zumal oft abends im Bureau allein,

       Da konzipiert' ich ganze Verse-Reihn,

       Ich nahm oft drei gebrochne Bogen mit.

       Das ging!

      Falk. Du gabst der Muse bloß 'nen Tritt,

       So trabte sie –

      Stüber. Ob mit, ob ohne Stempel,

       Mir paßte jedes Blatt in mein Programm.

      Falk.

       So überschwoll Dein Versstrom jeden Damm? Doch wie erbrachst Du, sag', der Musen Tempel?

      Stüber.

       Mit jenem Dietrich, den man Liebe nennt!

       Mit andern Worten, meiner Verskunst Amme

       War, die Ihr heut als mein Verlöbnis kennt,

       Denn damals war sie –

      Falk. Nur erst Deine Flamme.

      Stüber (fortfahrend.)

       Das war 'ne Zeit! Mein Jus lag recht im schlimmen;

       Die Feder statt zu spitzen, tat ich stimmen, Und riß sie das Papier, so klang ihr Schrei Wie Melodie zu meiner Schreiberei; – Doch schließlich fand ich es denn doch zu laut – Und schrieb an meine –

      Falk. Deine spätre Braut.

      Stüber.

       Desselben Datums lief noch Antwort ein, –

       Gesuch bewilligt, – und das Feld war rein!

      Falk.

       Da mochtest Du an Deinem Pult frohlocken;

       Denn Deine Liebe lag nun gut und trocken!

      Stüber.

       Natürlich.

      Falk. Und Du hast nie mehr gedichtet?

      Stüber.

       Nie mehr. Ich fühlte keinen weitern Trieb;

       Mit einem Mal schien mein Talent vernichtet.

       Und brauch' ich heut mal irgendwem zulieb

       Nur einen Neujahrsvers, nur so fürs Haus,

       Ich komm' mit Reim und Rhythmus nicht mehr aus;

       Ich weiß nicht, was es ist, – es macht sich nie, –

       Es wird halt Jus und keine Poesie.

      Goldstadt.

       Und wär'n Sie deshalb weniger honett?

       (Zu Falk.)

       Sie glauben wohl, Fortunens Ferge hätt'

      


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