Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


Скачать книгу
Stüber und Lind. Während des vorhergehenden Auftritts ist die Sonne untergegangen; die Landschaft liegt im Halbdunkel.)

      Frau Halm (zu Schwanhild.)

       Nun könnte der Besuch wohl angelangen

       Wo bliebst Du denn?

      Frl. Elster (nach einem Blick auf Falk.)

       Du scheinst mir so befangen.

      Schwanhild.

       Ein wenig Kopfweh; fast schon wieder gut.

      Frau Halm.

       Und dabei gehst du hier so ohne Hut?

       Bestell' den Tisch, besorg' die Teemaschine, –

       Daß alles klappt! Ich kenn' Frau Albertine.

      (Schwanhild ab ins Haus.)

      Stüber (zu Falk.)

       Du weißt um Strohmanns Politik Bescheid?

      Falk.

       Er stimmt wohl schwerlich für Gehaltszulage.

      Stüber.

       Ob ich ihm wohl so bei Gelegenheit

       Von meinen heimlichen Gedichten sage?

      Falk.

       Das hilft vielleicht.

      Stüber. Ach, wär's doch, – denn, auf Ehre,

       Ein Heim zu gründen, macht den Sack zum Siebe.

       Man unterschätzt die Sorgenlast der Liebe.

      Falk.

       Ganz recht; was mußtest Du auf die Galeere!

      Stüber.

       So nennst Du Liebe?

      Falk. Nein, so nenn' ich Ehe, Dies Joch voll Sklavenfrohn und Sklavenwehe.

      Stüber (da er sieht, daß Frl. Elster sich nähert.)

       Das ist, weil Du das Kapital nicht siehst,

       Das Frauensinn und –urteil in sich schließt.

      Frl. Elster (leise.)

       Was meinst Du, wird Herr Goldstadt indossieren?

      Stüber (verdrießlich.)

       Ich weiß nicht; doch ich will's mit ihm probieren.

      (Sie entfernen sich im Gespräch.)

      Lind (leise zu Falk, während er sich mit Anna nähert.)

       Ich kann nicht länger an mich halten, laß

       Mich allen alles sagen –

      Falk. Statt zu schweigen

       Und keinem unberufnen Aug' zu zeigen,

       Was Euer ist –

      Lind. Das wär' mir just zupaß; –

       Man sollte wohl sogar vor Dir verstummen,

       Mit dem man hier im selben Zimmer haust?

       Nein, nun mein ganzer Kopf von Jubel braust –

      Falk.

       Da soll er Dir nun auch gehörig brummen?

       Ja Liebster, Bester, wenn's Dich danach mutet, Dann auf, und das Verlöbnis ausgetutet!

      Lind.

       So denk' ich auch, und das aus manchem Grunde;

       Und einer, scheint mir, wiegt besonders schwer;

       Gesetzt den Fall, es schliche hier zur Stunde

       Ein Nebenbuhler insgeheim umher –

       Und träte plötzlich offen in die Schranken –

       Und würb' um Anna – – dafür möcht' ich danken.

      Falk.

       Ja freilich, freilich, ich bedachte nicht,

       Du warst ja noch auf Höheres erpicht. Der Liebe freier Priester, der Du heut bist, Soll früher oder später avancieren; Doch eins ist sicher: daß Du nicht gescheut bist, Willst Du, man soll Dich jetzt schon ordinieren.

      Lind.

       Wär' Goldstadt nur nicht –

      Falk. Was geht der Dich an?

      Anna (schüchtern.)

       Ach, da tut Lind sich was zusammenreimen.

      Lind.

       Nein, sag das nicht; mir schwant so im geheimen,

       Er will mir schaden, wann und wo er kann.

       Der Mensch kommt täglich hier herausgefahren,

       Ist reich und ledig, schneidet Euch die Kur;

       Kurz, tausend Dinge können mich da nur

       Ermahnen, unser Glück vor ihm zu wahren.

      Anna (mit einem Seufzer.)

       Ach unser Glück, so jung und schon bedroht!

      Falk (teilnehmend zu Lind.)

       Verscherz' es doch nicht, Lind, um eine Grille;

       Verrat Dich wenigstens nicht ohne Not.

      Anna.

       Gott! Fräulein Elster sieht uns zu – seid stille!

       (Sie und Lind entfernen sich nach verschiedenen Seiten.)

      Falk (sieht Lind nach.)

       Da geht und schlägt er seine Jugend tot.

      Goldstadt, (der inzwischen mit Frau Halm und Frl. Elster im Gespräch auf der Treppe gestanden hat, nähert sich und schlägt ihm auf die Schulter.)

       Na, steht man hier und denkt an ein Gedicht?

      Falk.

       Nein, aber an ein Drama.

      Goldstadt. Kreuzmillionen!

       Daß Sie auch Dramen dichten, glaubt' ich nicht.

      Falk.

       Mit Recht; denn Sie verwechseln die Personen.

       Es macht's ein Freund von mir, ja von uns zwein,

       Und seine Fixigkeit ist nicht gemein.

       Er hat sich mittags erst ins Zeug gelegt –

       Und hat schon ein Idyll vollendet liegen.

      Goldstadt (pfiffig.)

       Wie schließt's?

      Falk. Sie wissen wohl, der Vorhang pflegt

       Erst dann zu fallen, wenn sich beide "kriegen".

       Doch wenn nur das die Trilogie schon wäre!

       Doch des Poeten ernstliche Misere

       Beginnt erst, wenn die Farce der Verlobung

       Fünf Akte durchgesponnen werden muß;

       Und nimmt er erst das Ehegarn in Schuß –

       Das ist die dritt' und schwerste Kunsterprobung.

      Goldstadt (lächelnd.)

       Die Lust zur Dichterei scheint anzustecken.

      Falk.

       Warum?

      Goldstadt.

       Auch ich gedenk' was auszuhecken

       Und geh' und trage mich mit einer Dichtung, –

       (Geheimnisvoll.)

       Jedoch mit einer von realster Richtung.

      Falk.

       Und darf man fragen, wer als Held gedacht?

      Goldstadt.

       Das wird vor morgen nicht bekannt gemacht.

      Falk.

       Sie sind es selbst!

      Goldstadt. Sie wollen mich verbinden!

      Falk.

      


Скачать книгу