Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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–!

      Goldstadt. Alles prophezeit

       Den beiden meiner Meinung nach nur Glück.

      Falk (sieht ihn überrascht an.)

       Sie ziehn sich ja erstaunlich glatt zurück.

       Das freut mich wirklich.

      Goldstadt. Was denn, mein Geschätzter?

      Falk.

       Nun ja, Sie hätten als zurückgesetzter

       Bewerber doch ein Recht –

      Goldstadt. Bewerber, ich?

      Falk.

       Nun denn, "Verehrer", – Sie befragten mich,

       Was über Fräulein Halm mein Urteil sei, –

       Auf diesem Fleck hier.

      Goldstadt (lächelnd.) Ja, es gibt doch zwei!

      Falk.

       Die andre ist's, – die Schwester, die Sie meinen?

      Goldstadt.

       Gewiß, und nur die andre, nur die Schwester. Sie sollten sie nur kennen, und, mein Bester, Es würde Ihnen bald wie mir erscheinen, Daß Schwanhilds Schätzung hier im Hause nicht Die ist, die ihrem innern Wert entspricht.

      Falk (kalt.)

       Ja, ja, sie hat die besten Eigenschaften.

      Goldstadt.

       Wenn auch nicht alle; im Gesellschaftston

       Da zählt sie nicht just zu den Musterhaften.

      Falk.

       Ja, leider.

      Goldstadt.

       Aber nimmt Frau Halm sie nur

       Ein Winterhalbjahr vor, so läuft dies Rädchen

       Wie all die andern auch.

      Falk. Und nach der Schnur.

      Goldstadt (lachend.)

       Ja, das ist seltsam mit den jungen Mädchen!

      Falk (lustig.)

       Wie Winterroggensaat, drum niemand weiß,

       So keimt's unmerklich unter Schnee und Eis.

      Goldstadt.

       Vom Weihnachtsball ab geht's von Saal zu Saal –

      Falk.

       Da düngt man sie mit Klatsch und neuen Moden –

      Goldstadt.

       Und kommt der erste Frühlingssonnenstrahl –

      Falk.

       So schießen grüne Dämchen aus dem Boden!

      Lind (tritt hinzu und ergreift Falks Hände.)

       Wie bin ich glücklich über diesen Schritt –

       Wie fühl' ich mich so sicher und geborgen!

      Goldstadt.

       Nun beichten Sie! In was für Freuden tritt

       Ein Bräutigam und was sind seine Sorgen.

      Lind (unangenehm berührt.)

       Das teilt man ungern einem Dritten mit.

      Goldstadt (scherzend.)

       So schlecht gelaunt! Das werd' ich Anna klagen.

       (Nähert sich den Damen.)

      Lind (sieht ihm nach.)

       Wie kann man solche Menschen nur ertragen!

      Falk.

       Du hast dich übrigens geirrt –

      Lind. Worin?

      Falk.

       Mit Anna hatte Goldstadt nichts im Sinn.

      Lind.

       Mit Schwanhild also?

      Falk. Weiß ich nicht zu melden.

       (Mit launigem Ausdruck.)

       Vergib mir, Märtyrer an fremder Statt!

      Lind.

       Was meinst Du?

      Falk. Hast Du heut das Morgenblatt

       Gelesen?

      Lind. Nein.

      Falk. Da steht von einem Helden, –

       Den hat das hohe Schicksal so genarrt,

       Daß ihm sein schönster Zahn gezogen ward,

       Weil ein – Gevatter von ihm Zahnweh hatte.

      Frl. Elster (sieht nach links hinaus.)

       Da kommen Pastors!

      Frau Halm. Gattin nur und Gatte?

      Stüber.

       Nein, fünf, sechs, sieb'n, acht Kinder noch –

      Falk. Unbändig!

      Frl. Elster.

       Man möchte beinah sagen: unanständig!

      (Man hat inzwischen einen Wagen links außen halten gehört. Der Pastor, seine Frau und acht kleine Mädchen, allesamt in Reisekleidern, kommen eins nach dem andern herein.)

      Frau Halm (eilt den Kommenden entgegen.)

       Willkommen! Hochwillkommen!

      Strohmann. Danke sehr!

      Frau Strohmann.

       Hier ist gewiß Gesellschaft –

      Frau Halm. Ei woher –!

      Frau Strohmann.

       Denn, – stören wir –

      Frau Halm. Im Gegenteil. Soeben

       Hat meine Tochter ihre Hand vergeben;

       Sie hör'n als erste diese Freudenpost.

      Strohmann (schüttelt salbungsvoll Annas Hand.)

       Wie steht geschrieben! – Liebe – Neigung – das ist

       Ein Schatz, den weder Motten weder Rost

       Verzehren können, – wenn auf sie Verlaß ist.

      Frau Halm.

       Wie hübsch, daß Sie die lieben Kinderlein

       Zur Stadt mitnahmen.

      Strohmann. Draußen auf dem Lande

       Sind außer diesen acht noch vier.

      Frau Halm. Ach nein?

      Strohmann.

       Davon sind drei zum Glück noch nicht imstande,

       Mein Fehlen jetzt zur Reichstagszeit zu fassen.

      Frl. Elster (zu Frau Halm, während sie sich verabschiedet.)

       Verzeihn Sie mir, ich muß Sie jetzt verlassen.

      Frau Halm.

       Sie wollen jetzt schon –? Ach, das wird Sie reun!

      Frl. Elster.

       Ich muß zur Stadt, die Neuigkeit verbreiten;

       Bei Müllers sitzt man noch bis lang nach neun;

       Ach Gott, wie werden sich die Tanten freun. –

       Nun, Ännchen, fort mit allen Blödigkeiten!

       Und morgen, Sonntag, werden Dich die Haufen

       Der Gratulanten nur so überlaufen.

      Frau Halm.

       Nun denn, gute Nacht!

       (Zu den andern.)

       Sie trinken wohl nunmehr

       Ein Täßchen Tee? Frau Strohmann, bitte sehr!

      (Frau Halm, Strohmann, dessen Frau und Kinder, samt Goldstadt,


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