Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      Lächelnd schlief sie ein. Als der Wecker am nächsten Morgen klingelte, hatte die Bäuerin kein Problem, aufzustehen.

      Gleichzeitig mit Florian kam sie im Stall an.

      »Sind S’ auch schon auf den Beinen?« wunderte sich der Knecht.

      Angela lächelte. Sie hatte den Wecker extra eine Stunde früher klingeln lassen.

      »Schließlich muß ich mit gutem Beispiel vorangeh’n«, antwortete sie und griff nach der Mistgabel.

      Nach zwei Stunden hatten sie ihre Arbeit geschafft und saßen am Frühstückstisch.

      »Heut’ mittag mach’ ich das Essen«, schlug Florian vor.

      »Ja, das wär’ gut«, nickte Angela. »Da brauch’ ich mich net beeilen, wenn ich auf dem Kremserhof bin.«

      Als sie dann am Vormittag losfuhr, hoffte sie, daß sich das Geschwätz der Leute noch nicht so weit herumgesprochen hatte, daß auch die Nachbarn insgeheim schon über sie redeten.

      Florian hatte ihr den Weg zum Hof beschrieben. Als Angela dort anhielt, kam gerade ein junger Bursche aus der Scheune. Neugierig schaute er herüber. Angela stieg aus.

      »Grüß Gott«, rief sie. »Sind Sie der Herr Kremser?«

      Tobias Bruchthaler zog scharf die Luft durch die Zähne.

      Holla, dachte er, sollte das etwa die neue Bäuerin vom Ahringerhof sein? Na, da hat der Florian doch glatt gelogen. Ich verwett’ einen ganzen Monatslohn, wenn sich da nix zwischen den beiden abspielt!

      Er setzte ein freundliches Lächeln auf und schüttelte den Kopf.

      »Nein, ich bin der Tobias Bruch­thaler, der Knecht hier«, erwiderte er. »Der Bauer ist drüben, im Haus, Frau…«

      Angela ging zu ihm und streckte ihre Hand aus.

      »Angela Hofmeister«, stellte sie sich vor. »Mein Großvater war der Urban Ahringer.«

      »Und Sie sind die Erbin.«

      »Richtig.«

      Tobias legte seine Hand auf ihre Schulter und genoß diese Geste ganz offensichtlich.

      »Kommen S’, ich bring’ Sie zum Bauern.«

      Irgendwie hatte es etwas Besitz­ergreifendes an sich, als der Knecht sie so über den Hof führte. Angela achtete indes nicht weiter darauf. Tobias öffnete die Haustür.

      »Da ist Besuch, Bauer«, rief er in die Diele und nickte Angela zu. »Geh’n S’ nur hinein.«

      Lächelnd schaute er zu, wie die Bäuerin die Diele betrat und die Tür hinter sich schloß.

      Respekt, dachte er, das ist schon was Reelles! Und wie er gehört hatte, gab’s keinen Herrn Hofmeister. Was also bedeutete, daß diese fesche Bäuerin nicht verheiratet war.

      Noch net – aber was net ist, konnte durchaus noch werden…

      Nachdenklich ging Tobias Bruchthaler über den Hof. Seit zehn Jahren arbeite er für den Kremserbauern. Früher hatte der Vater einen eigenen Hof besessen. Bloß wirtschaften hatte er net können, und so war alles den Bach hinunter gegangen. Unter den Hammer war der Bruchthalerhof gekommen, drüben, in Engelsbach.

      Der Vater lebte schon lange nicht mehr, die Mutter war kurz nach ihm gestorben, und Geschwister gab es keine. Tobias war seinerzeit froh gewesen, daß die Zwangsversteigerung genug Geld eingebracht hatte, um die Hypotheken zu bezahlen. Zwar blieb für ihn nichts mehr übrig, aber immer noch besser, als wenn er zeit seines Lebens für die Schulden hätte schuften müssen.

      Natürlich hätte er gerne einen eigenen Hof besessen, aber dazu fehlte ihm das Kapital. Doch während er jetzt wieder an seine Arbeit ging, spann er den Gedanken weiter, der ihm gekommen war, als er zum ersten Mal von der Enkelin des verstorbenen Ahringerbauern erfahren hatte.

      Lohnte es sich net, sich da ein bissel ins Zeug zu legen, wenn am Ende die Einheirat auf einen gesunden Hof winkte?

      Und häßlich war sie ja nun ganz gewiß net, die Angela Hofmeister, wenngleich Tobias das auch noch in Kauf genommen hätte, wenn das der einzige Weg gewesen wär’, sein eigener Herr zu werden.

      Natürlich mußte man da vorsichtig zu Werke gehen und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Die beste Gelegenheit war natürlich auf dem Tanzabend, und in Gedanken sah sich Tobias schon mit der schönen Bäuerin über das Parkett schweben.

      Er grinste, während er die Heuballen vom Hänger lud, und keineswegs dachte er an Bärberl Schoberl, die Magd vom Kremserhof, mit der er seit geraumer Zeit verbandelt war…

      *

      Sie hatte die Diele betreten und sich umgesehen, als der Bauer aus einer Tür trat. Angela stellte sich vor, und ein breites Lächeln lief über das Gesicht des Mannes.

      »Anton Kremser«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Dann kommen S’ nur mit. Meine Frau sitzt in der Wohnstube.«

      Hildegard Kremser begrüßte Angela genauso freundlich, während ihr Mann an den Schrank ging und eine Flasche Obstler, nebst Gläsern, holte und an den Tisch brachte.

      »Setzen S’ sich«, forderte er sie auf und schenkte ein. »Auf gute Nachbarschaft.«

      Die Besucherin nahm das Glas.

      »Aber nur einen«, bat sie. »Ich bin mit dem Auto da.«

      Der Schnaps rann scharf die Kehle hinunter, aber er verbreitete auch ein wohliges Gefühl im Magen und nahm Angela ihre Befangenheit.

      Sie unterhielten sich sehr lange, vor allem über den Großvater und die Mutter, die Anton Kremser persönlich gekannt hatte. Angela erzählte vom frühen Tod der Eltern und bedankte sich für das Mitgefühl der Bauersleute.

      »Und haben S’ sich denn schon ein bissel eingelebt?« erkundigte sich der Bauer. »Es ist gewiß net leicht, von der Großstadt so plötzlich aufs Land zu ziehen. Haben S’ net daran gedacht, den Hof einfach zu verkaufen? Mit dem Geld könnten S’ doch ein schönes Leben führen.«

      Natürlich hatte sie mit dem Gedanken gespielt. Mehrfach. Aber Angela wäre es wie Verrat an der Mutter vorgekommen, die ja, würde sie noch leben, jetzt Herrin auf dem väterlichen Hof gewesen wäre.

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein«, erwiderte sie, »ich möcht’ den Hof behalten, auch wenn ich nix davon versteh’. Zum Glück ist da ja noch der Florian, auf den ich mich verlassen kann.«

      »Ja, das stimmt natürlich«, nickte der Anton Kremser und öffnete die Flasche. »Einen noch. Mit dem stoßen wir net nur auf eine gute Nachbarschaft an, ich würd’ vorschlagen, daß wir du zueinander sagen, wie’s nun mal hier der Brauch ist.«

      »Also schön«, stimmte die junge Bäuerin zu.

      Immerhin hatte sie gut gefrühstückt, und der zweite Obstler würde sie schon nicht umhauen.

      »Ich bin der Anton, und meine Frau heißt Hildegard, aber Hilde reicht«, lachte der Kremserbauer. »Nochmal, alles Gute für den Neuanfang, und wenn du Hilfe brauchst, Angela, dann weißt’, wo du sie finden kannst. Anruf genügt, und deine Nachbarn sind zur Stelle.«

      »Danke schön«, freute sie sich. »Das ist wirklich lieb von euch. Ich hätt’ da übrigens noch eine Bitte…«

      »Nur heraus mit der Sprache.«

      »Die Frau Dr. Wiesinger hat mir erzählt, daß ihr kleine Hunde abzugeben hättet«, sagte Angela Hofmeister. »Ich würd’ sie mir mal gern’ anschauen. Früher gab’s ja einen auf unserem Hof, und ich find’, es muß unbedingt wieder ein Hund her.«

      »Recht so«, nickte Hildegard Kremser. »Unsere Lilo hat acht wunderhübsche Babys bekommen. Zwei haben wir schon fortgegeben, eins wollen wir selbst behalten, aber von den anderen kannst’ dir gern’ eins aussuchen.«

      »Na dann los, gehen wir in den


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