Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher


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kleinen Knäuel sie zuerst hochnehmen sollte. Lilo, die Mutter, war eine schwarzweiße Bordercolliehündin, und die Welpen hatten das kuschelige Fell und die Farbe von ihr geerbt.

      Tobias, der gesehen hatte, wie die drei in den Stall gegangen waren, gesellte sich zu ihnen. Er stand unmittelbar hinter der feschen Besucherin und hätte am liebsten hingelangt und sie an sich gezogen, wenn da nicht der Bauer und seine Frau gewesen wären.

      »Ich glaub’, ich nehm’ den hier«, sagte Angela und drehte sich um.

      Sie sah Tobias ins Gesicht. Er lächelte so charmant, wie er nur konnte.

      »Lassen S’ mich mal sehen«, bat er und nahm ihr den Welpen ab.

      Er hielt das kleine Fellbündel hoch und untersuchte es genauer.

      »Eine Hündin«, stellte er fest. »Eine gute Wahl. Net nur weil Hündinnen treuer sind als Rüden, diese hier hat auch ein ganz besonderes Durchsetzungsvermögen. Ich hab’ sie immer beobachtet, wenn’s bei der Mutter getrunken haben. Die hat sich net von den anderen zur Seite drängen lassen.«

      Er reichte ihr das Tier zurück, und strich dabei, wie unabsichtlich, über ihre Hand.

      »Hast’ schon einen Namen?« fragte Hildegard Kremser.

      Angela schüttelte den Kopf.

      »Den überleg’ ich mir auf der Heimfahrt«, sagte sie und drückte den Welpen zärtlich an sich. »Dank’ euch schön. Für alles.«

      »Net der Rede wert«, meinte der Bauer. »Schau’ mal wieder vorbei, wenn sich’s einrichten läßt.«

      »Mach ich’«, erwiderte sie.

      »Vielleicht sieht man sich ja auch auf dem Tanzabend, im Löwen«, sagte Tobias, der mit zu ihrem Auto gekommen war, nachdem er zuvor den alten Kartoffelsack herausgesucht hatte.

      Galant hielt er ihr die Tür auf.

      »Da sehen S’ denn auch gleich, wer der beste Tänzer ist.«

      »Für den Sie sich halten?«

      Er grinste.

      »Probiern S’ halt aus…«

      »Mach’ ich vielleicht sogar«, antwortete sie und schlug die Tür zu.

      Froh gestimmt fuhr Angela nach Hause. Auf dem Beifahrersitz lag ein alter Kartoffelsack, und darauf, zusammengerollt, ein schwarzweißgeflecktes Bündel, das die Augen geschlossen hielt und vor sich hinschlummerte.

      Als sie auf dem Ahringerhof ankam, hatte sie immer noch keinen Namen für die neue Mitbewohnerin. Irgendwie war es ihr nicht gelungen, das Gesicht des Knechtes aus ihrem Gedächtnis zu verbannen.

      Angela wußte nicht, was es war, das sie ihn nicht vergessen ließ. Vielleicht sein selbstbewußtes Auftreten. Diese leicht protzerische Art, die sie aber eher amüsiert, als beeindruckt hatte. Aber irgendwie gefiel ihr dieser Bursche, und Anton und Hilde Kremser schienen nette Nachbarn zu sein.

      *

      Am Nachmittag fuhr sie wieder ins Dort hinunter. »Netty«, wie sie die kleine Hündin inzwischen getauft hatte, sollte einen Korb zum Schlafen bekommen, ein Halsband und Trink- und Futternapf. Beim Herrnbacher hoffte Angela, all diese Dinge zu bekommen.

      Der Kaufmann selbst führte sie durch den Laden, nachdem sie sich vorgestellt hatte, und zeigte ihr, wo die Sachen standen.

      »Wenn’s noch ein recht kleiner Hund ist, dann sollten S’ auf jeden Fall Welpenfutter kaufen«, empfahl Ignaz Herrnbacher der Kundin. »Wenn die Tier’ gerad’ erst von der Mutter entwöhnt sind, vertragen s’ das andere Futter noch net.«

      Angela war dankbar für diesen Rat und packte die Dosen in ihren Einkaufskorb.

      »Schön, daß man hier alles bekommt«, freute sie sich.

      »Na ja, das ist noch net lang’ so«, erwiderte der Kaufmann. »Ich hab’ mich lange Zeit gewehrt, zu vergrößern. Aber wenn man mit der Zeit gehen will und verhindern, daß die Leut’ in die Stadt fahren, dann bleibt einem nix anderes übrig.«

      Tatsächlich war aus dem ehemals kleinen Geschäft erst durch den Bau des Einkaufszentrums ein Supermarkt geworden. Früher saß Ignaz Herrnbacher noch selbst an der Kasse, während seine Frau die Kunden bediente. Heute beschäftigte er drei Angestellte.

      Angela bedankte sich für die gute Beratung und bezahlte den Einkauf. Das Auto ließ sie auf dem Parkplatz stehen und wandte sich zur Kirche hinüber. Jetzt wollte sie sich das Gotteshaus endlich einmal ansehen.

      Sie überquerte die Straße und ging den Kiesweg hinauf. Die Kirchentür war geöffnet, und sie trat ein. Bewundernd blieb sie auf der Schwelle stehen und blickte sich um.

      In München war sie mit den Eltern regelmäßig in die Messe gegangen, und auch später, als sie in Nürnberg wohnte. Es gab wunderschöne Kirchen, die sie kennengelernt hatte, und diese hier konnte durchaus mithalten.

      Langsam ging sie durch den Mittelgang und schaute auf die herrlichen Fensterbilder. Als sie zur Empore kam, sah sie, daß die Tür zur Sakristei geöffnet war. Im selben Augenblick schaute Pfarrer Trenker heraus. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als er die Besucherin erkannte.

      »Ach, das ist schön, daß S’ sich die Zeit nehmen, mal hereinzukommen«, freute er sich. »Wie geht’s Ihnen, Angela?«

      »Gut, Hochwürden«, nickte sie.

      »Wie steht’s auf dem Hof?«

      »Alles bestens«, antwortete die junge Bäuerin. »Natürlich muß ich noch viel lernen, aber der Florian ist sehr geduldig mit mir.«

      »Das freut mich für Sie. Kommen S’, ich führ’ sie ein bissel herum.«

      Sebastian deutete auf eine Bank in der zweiten Reihe.

      »Da hat der Großvater immer gesessen«, erzählte er. »Seine Vorfahren, also auch die Ihren, haben die Bank gestiftet, seit damals ist’s der angestammte Platz der Ahringerbauern. Jetzt gehört er Ihnen.«

      Angela nickte.

      »Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, auf den Spuren meiner Mutter zu wandeln«, sagte sie. »Aber ich bin immer noch sicher, den richtigen Schritt getan zu haben.«

      Der gute Hirte von St. Johann führte sie durch seine Kirche. Angela erfuhr, was es mit der geschnitzten Madonna auf sich hatte, die schon einmal Opfer eines dreisten Kunstraubes geworden war, und mit dem großen Ölgemälde, das daneben hing und den Erlöser darstellte.

      Über eine Stunde dauerte die Führung, und am Ende saßen sie in einer Kirchenbank, und die Besucherin kam auf das zu sprechen, was sie seit gestern beschäftigte.

      Sebastians Miene verfinsterte sich.

      »Machen S’ sich nix aus dem Gerede«, sagte er. »Ich weiß, daß Sie und Florian nix Unrechtes tun. Aber sein S’ gewiß, daß ich in meiner Predigt am Sonntag darauf zu sprechen komm’. Natürlich werd’ ich keine Namen nennen, aber die Leut’ werden schon wissen, was ich mein’. Und bisher hat ein Wort von mir immer noch gereicht, um ein böses Gerücht verstummen zu lassen.«

      »Vielen Dank, Hochwürden.«

      »Dafür brauche S’ mir net danken, Angela«, schüttelte Sebastian den Kopf. »Es ist meine Aufgabe, Unschuldige zu beschützen und ich kann Ihnen versichern, daß die meisten Leut’ net schlecht von Ihnen reden.«

      Die junge Bäuerin berichtete von ihrem Besuch auf dem Nachbarhof.

      »Ja, der Anton Kremser und seine Frau sind ganz patente Leut’«, sagte der Geistliche. »Ich freu’ mich, daß Sie gleich so gut mit Ihnen ausgekommen sind. Am besten wird’s überhaupt sein, wenn S’ am Samstag in den Löwen kommen. Da kann Sie jeder sehen und weiß gleich, mit wem er es zu tun hat.

      Und wenn’s S’ beruhigt, ich werd’ auch da sein.«

      Diese Ankündigung beruhigte Angela Hofmeister in der Tat. Sie hatte sich schon


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