IRONCUTTER - Die Geheimnisse der Toten. David Achord

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Geschäftliches und die Kanone war rein zum Selbstschutz. Würdest du es etwa unbewaffnet mit Bull aufnehmen? Der Typ ist immerhin verdammt groß.«

      Duke grunzte nur etwas Unverbindliches und deutete dann mit dem Finger auf mich. »Der Prozess richtet sich auch gegen meinen Laden. Das könnte mich eine ganze Stange Geld kosten.«

      Ja, damit hatte er womöglich recht. Immerhin vertrat William diesen bedauernswerten Nichtsnutz, und obwohl er nicht ganz das Format seines Großvaters hatte, war er doch ein ganz anständiger Anwalt. Mein erster Gedanke war, den beiden zu sagen, dass sie sich verpissen sollten, bevor ich ihnen eine Kugel verpassen würde, aber stattdessen wählte ich eine etwas diplomatischere Herangehensweise.

      »Habt ihr zufällig ein Überwachungsvideo, auf dem man sehen kann, wie dieser Typ Bull eine reinhaut?«

      Duke schüttelte den Kopf. »Die Aufnahmen werden alle dreißig Tage überschrieben.«

      »Und die Sache ist vor beinahe einem Jahr passiert«, sagte ich. »Das ist echt Pech.«

      »Ja, verdammtes Pech. Man hört dir förmlich an, wie sehr dich das Ganze mitnimmt«, sagte er mit kalter Stimme.

      Ich zuckte mit den Schultern. »Ist schließlich nicht mein Problem, mein Großer. Wenn du möchtest, bringe ich deiner Crew gern bei, innerhalb welcher Richtlinien Gewaltanwendung erlaubt ist, und wie man sofort eine CD brennt, wenn sich ein Zwischenfall im Klub ereignet hat. Mein Honorar ist auch recht fair.«

      Dieses Mal war es der kleine Steigbügelhalter, der höhnisch auflachte.

      »Klar, ich denke darüber nach«, antwortete Duke. »In der Zwischenzeit ist unser Sergeant-at-arms aber weiterhin ziemlich angepisst.«

      »Ich sage dir mal etwas. Falls es irgendetwas nutzt, dann übermittle ihm doch bitte meine ausdrückliche Entschuldigung, und dass ich glaube, dass ich es wiedergutmachen kann.«

      Argwöhnisch hob Duke eine Augenbraue. »Und wie willst du das tun?«, fragte er.

      »Als ich Nachforschungen über ihn angestellt habe, bin ich auf einen Wohnwagen gestoßen, und ich nahm an, dass er dort auch wohnte. Ich denke, du weißt, von welchem Wohnwagen ich spreche – dem oben in Joelton.« Duke versteifte sich ein wenig, ließ mich aber nicht aus den Augen. Ich fuhr fort: »Nun, ich hatte versucht, mich unauffällig zu verhalten und mir den Wohnwagen mal näher anzusehen. Du weißt schon, um ihm die Papiere zu Hause zu überreichen, anstatt auf seiner Arbeit. Um ihm die Peinlichkeit zu ersparen. Aber da gab es leider ein kleines Problem.«

      »Was denn für ein Problem?«, fragte Duke argwöhnisch. Seine Augen hatte er mittlerweile zu Schlitzen zusammengekniffen, beinahe so wie vor ein paar Tagen schon.

      Ich beugte mich vertraulich zu ihm. »Zu meiner Überraschung gab es noch andere Leute, die den bereits erwähnten Wohnwagen beobachteten, wenn du weißt, was ich meine. Es gab sogar eine Überwachungskamera, die an einem Strommast gleich neben der Einfahrt angebracht war. Hier, ich habe sogar Fotos davon gemacht.« Ich tippte auf mein iPhone, fand das betreffende Bild und zeigte es ihm. Dann sah ich zu, wie er das Foto ganz genau betrachtete. Sein Gesichtsausdruck spiegelte zuerst Unsicherheit und Argwohn wider, doch als ich durch die Bilder blätterte, erkannte er die Gegend. Schließlich sah er wieder zu mir hoch, nunmehr sichtlich besorgt.

      »Die Narcs?«, fragte er. Ich zuckte nur mit den Achseln. Duke spulte daraufhin eine Reihe von Kraftausdrücken ab. Außerdem murmelte er etwas über die Sorglosigkeit seiner Biker-Kumpane und dass man zumindest einen von ihnen kastrieren sollte. Nachdem er sich wieder halbwegs in der Gewalt hatte, sah er mich erneut an.

      »Was meinst du, wie schlimm es ist?«, fragte er zähneknirschend.

      Ich zuckte mit den Achseln. »Wenn du meinen Rat hören willst, würde ich sagen: Vergesst die Sache und geht nicht mehr dorthin.« Er fluchte erneut und seine Hände umklammerten den Lenker seiner Harley fester.

      Mein Telefon klingelte. Es war Ronald. »Würden die Herren mich bitte für einen Moment entschuldigen?« Ich lief zurück zur Veranda, ohne ihre Antwort abzuwarten. »Hey, Ronald«, sagte ich leise.

      »Ist das etwa Duke? Was macht der denn vor deinem Haus?« Er klang außer Atem. Das einzige Problem mit einem Computerfreak, der dein Überwachungssystem wartet, ist, dass er einem wirklich die ganze Zeit über zusieht.

      »Ja, er und sein Freund, der sich nicht die Mühe gemacht hat, sich vorzustellen. Mache ein Standbild von ihm, vielleicht müssen wir später herausfinden, wer es ist.«

      »Okay, das mache ich. Ist denn alles in Ordnung?«

      »Ich denke schon, aber sieh lieber weiter zu, sicherheitshalber.«

      »Okay«, antwortete er und legte auf. Während ich mit Ronald sprach, hatte ich Duke und seinen Biker-Bruder beobachtet. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und diskutierten aufgeregt miteinander. Der andere hing nun an seinem Telefon. Als ich zu ihnen zurückkam, hörten sie sofort auf zu reden.

      »Nun, meine Herren, das war ein wirklich interessantes Gespräch, aber ich habe noch zu tun. Ich schätze, ihr habt euch jetzt auch um einiges zu kümmern.« Duke rieb sich die Hände, und für einen Moment dachte ich schon, er würde mir die Hand geben, doch stattdessen griff er nach seinem Helm.

      Der jüngere Thomas Ironcutter, der Hitzkopf, der vor Feuereifer beinahe geplatzt wäre, hätte Duke jetzt noch vor den fatalen Folgen gewarnt, wenn er die Sache nicht einfach links liegen ließ, doch der ältere und weisere Thomas, also ich, suchte stattdessen nach einer erwachseneren Lösung.

      »Hör zu, Duke, es gibt keinen Grund, dass wir uns miteinander anlegen müssen. Vielleicht unterhalten wir uns einfach bald noch einmal.« Ich kramte eine Visitenkarte aus meiner Brieftasche. »Es wird mir eine Ehre sein, mich zuerst bei euch zu melden. Vielleicht kann man sich das nächste Mal ja im Guten treffen.« Duke nahm die Karte an sich und nickte kurz, dann warfen sie ihre Böcke an und rasten davon.

      Ich sah ihnen hinterher und rief anschließend Harvey an. »Wie geht es dir, Sheriff?«

      »Ich bin kein Sheriff mehr, eher so eine Art Gärtner und Mädchen für alles, für meine herrische Frau. Was hältst du von der Sache mit Gwinnette?«

      »Oh, das ist sicher ein Selbstmord, aber ich sehe mir das trotzdem mal genauer an. Weißt du, wer den Fall bearbeitet hat?«

      Ich hörte, wie er Rotz durch die Nase sog und ihn ausspuckte. »Nope. Nachdem der neue Sheriff gewählt wurde, hat er meine Leute komplett rausgeschmissen und seine eigenen eingestellt. Nein, warte mal … erinnerst du dich noch an Jerry Herndon? Der arbeitet noch da. Hat aber jetzt einen Schreibtischjob, glaube ich. Was hast du vor?«

      »Ich würde mich gern mit dem ermittelnden Detective unterhalten und mir vielleicht eine Kopie der Akte geben lassen«, erklärte ich.

      »Ich rufe Jerry mal an und melde mich dann wieder bei dir«, sagte er und legte auf.

      Kapitel 6

      Ich stand zeitig auf und aß ein schnelles Frühstück mit Henry.

      »Heute habe ich viel vor. Wie steht’s mit dir?«, fragte ich ihn. Seine einzige Antwort bestand darin, zur Tür zu trotten und dort erwartungsfroh stehenzubleiben. Wir gingen hinaus, und nachdem er sein Geschäft verrichtet hatte, sah er mir dabei zu, wie ich den Transportanhänger mit dem Truck verband.

      »Ich werde mir heute den Wagen zurückholen, den mein Vater mir damals geklaut hat. Aber vorher treffe ich mich noch mit dem Detective, der in Lesters angeblichem Selbstmord ermittelt hat.«

      Henry schnaubte, oder nieste, oder wie man das bei Hunden nannte.

      »Ja, da hast du sicher recht, aber ich muss es zumindest versuchen.«

      Der Verkehr war halb so wild und nach etwas weniger als dreißig Minuten traf ich bereits am Rutherford County Sheriffs Department ein. Ich hatte einige Schwierigkeiten, einen geeigneten Parkplatz zu finden, und entschloss mich letzten Endes, am Rand der Straße zu parken, die zu dem Parkplatz führte. Ich


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