Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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still liegen mußte und nicht aufstehen durfte, erfuhr, daß sie auch in all den Aufregungen von den Freunden nicht vergessen wurde, die sich als wirkliche Freunde bewiesen, obgleich sie selbst sich doch die Schuld zuschrieb, Unruhe in ihr Leben gebracht zu haben.

      Eine ganze Stunde war Gisela bei ihr gewesen und hatte tröstend auf sie eingeredet, denn ihr saß der Schrecken noch immer in den Gliedern.

      »Du denkst jetzt an dich und an dein Baby, und wir freuen uns, wenn wir euch beide zu uns holen können, Leslie«, sagte Gisela. »Denni ist jetzt schon ganz neugierig, ob es ein Bub oder ein Mädel wird. Es wird ein Ersatz für das Geschwisterchen sein, das sie sich insgeheim wohl immer gewünscht hat. Vielleicht bekommt sie es nun doch noch. Wir waren dumm, Leslie. Wir haben Fehler gemacht, und es mußte wohl so sein, daß wir uns dessen noch beizeiten bewußt werden. Wir haben Denni wieder und können alles nun ganz realistisch betrachten. Unser Kind hat uns eine Lektion erteilt, aus der wir gelernt haben.«

      »Es geht Denni gut? Wirklich?« fragte Leslie.

      »Sehr gut. Sie hat tiefgründige Gespräche mit den Nordens geführt und von denen profitiert ihr Papi jetzt auch. Väter sind schon manchmal ganz komisch. Sie können noch weniger begreifen, daß ihre Kinder erwachsen werden, als Mütter, denke ich.«

      »Er liebt Denni über alles.«

      »Ja, das weiß ich, aber wie sich erwiesen hat, kann es manchmal zuviel der Liebe sein. Man kann und man darf nicht übersehen, daß sie eines Tages sehr selbständige Wesen sind, die an allem beteiligt werden wollen, wsa sich innerhalb der Familie abspielt, denn an dem, was sich außerhalb des Elternhauses abspielt, werden sie sowieso beteiligt, ohne daß Eltern etwas dagegen unternehmen können.«

      »Ich werde mich bei der Kindererziehung nach diesen Weisheiten richten«, sagte Leslie. Und da klopfte es an der Tür. Leslie errötete, als Kommissar Röck eintrat. Gisela guckte ein bißchen erstaunt und verabschiedete sich dann rasch, aber sehr freundlich von dem Kommissar.

      »Bei uns ist mal wieder Hochbetrieb«, sagte Kommissar Röck verlegen, während er einen kleinen Blumenstrauß verstohlen auf den Tisch legte. »Aber ich hatte gerade in der Gegend zu tun, und da wollte ich doch mal schnell hereinschauen. Wie geht es Ihnen?«

      »Na ja, ich muß zufrieden sein, wenn mir das ständige Liegen auch nicht behagt«, erwiderte Leslie.

      »Sie müssen folgen«, sagte er mahnend.

      »Zu Befehl, Herr Kommissar«, lächelte sie. »Es ist doch nicht etwa wieder ein Kind abhanden gekommen?«

      »Diesmal gleich zwei, aber sie haben andere Motive als Denni. Nehmen Sie es mir also bitte nicht übel, wenn ich gleich wieder gehen muß.«

      »Aber die Blümchen dürfen Sie mir ruhig geben«, sagte Leslie. »Es ist nett, daß Sie trotz der Arbeit an mich gedacht haben.«

      Er drehte seinen Hut zwischen den Händen. »Ich darf doch wiederkommen?« fragte er. »Ich meine, daß ich doch auch etwas gutzumachen habe.«

      Leslie sah ihn nachdenklich an. »Ich habe außer Gisi und Rai keine Freunde«, sagte sie leise. »Es ist ein gutes Gefühl, wenn man vielleicht wieder einen Freund gewonnen hat.«

      »Einen, der sehr wenig Zeit hat, leider«, seufzte er.

      »Schon ein paar Minuten können froh machen«, sagte Leslie. »Passen Sie gut auf sich auf, Herr Kommissar.«

      »Ich heißt Helmut Röck«, brummte er, »und den Kommissar lassen Sie bitte weg.«

      »Das reimt sich sogar«, sagte Leslie. »Da können wir uns etwas wünschen. Pssst, aussprechen darf man es nicht.« In ihren Augen blitzte es schelmisch.

      »Aber ich darf sagen, daß ich Ihnen alles, alles Gute wünsche?«

      »Danke, Helmut Röck«, sagte sie verhalten.

      »Auf Wiedersehen«, sagte er leise und dann geschah das Erstaunliche, daß er ihr die Hand küßte.

      »Hoffentlich finden sich diese beiden Kinder auch so schnell an wie Denise«, sagte Leslie hoffnungsvoll.

      »Sie sind zu zweit, und es sind handfeste Burschen. Außerdem hatten sie Grund, sich aus dem Staub zu machen.«

      »Täuschen Sie sich nie in der Beurteilung?« fragte sie.

      »O doch, manchmal sogar sehr. Aber das ist dann keine Beurteilung, sondern ein völliges im Dunkeln tappen. Aber manchmal lernt man so auch sehr liebenswerte Menschen kennen. Und das gleicht viele Enttäuschungen aus.«

      »Ja«, sagte Leslie. »Ich bin erstaunt, daß es so nette Polizeibeamte gibt.«

      Er lächelte flüchtig, und dann ging er rasch. Sie blickte auf die Tür. Sein Lächeln blieb zurück, und Leslie hatte das wundersame Gefühl, mehr als nur einen Freund gewonnen zu haben.

      Sie dachte auch an Jack. Viel hatte sie in ihn hineingedacht, hatte sie je die Resonanz bekommen, die sie ersehnt hatte? Es hatte ihr wehgetan, als Raimund anfangs gesagt hatte, daß Jack ein Abenteuer gewesen sei. Gewiß hatte er ihr damit über ihren Schmerz hinweghelfen wollen, wenn auch etwas rauh. Aber damals hatten sie sich ja kaum gekannt, und er hatte wohl gedacht, daß Jacks Mädchen vom gleichen Schrot und Korn sein müsse. Auch das hatte er ihr später eingestanden.

      Sicher wäre es zwischen ihr und Jack nie so geworden wie zwischen Raimund und Gisi. Dafür waren die Voraussetzungen gar nicht gegeben. Aber sicher war es bei Helmut Röck und seiner Frau auch so harmonisch gewesen, obgleich er so einen harten Beruf hatte.

      Sie fuhr sich über die Augen. Dachte sie denn nicht viel zu viel über den netten Kommissar nach? Geriet sie da mit ihren Gedanken nicht schon wieder auf Abwege.

      »Du bist viel zu romantisch, Leslie«, hatte Jack gesagt. »Du wirst ein dickes Fell brauchen, wenn du meine Frau bist.«

      Nun, sie war seine Frau nie geworden. Sie hatte ihn geliebt und auf ihn gewartet, aber er war nicht mehr gekommen. Und nun wartete sie auf sein Kind. An etwas anderes sollte und durfte sie jetzt doch gar nicht denken.

      Es gab keine romantische Hochzeit, keine Flitterwochen im Süden, die er ihr versprochen hatte. Sie mußte an ihr Kind denken. An sein Kind!

      An sein Kind? War er nicht schon zu lange fern, als daß sie ihn einbeziehen konnte? Er hatte doch von dem Kind nichts gewußt. Hätte er sich überhaupt gefreut?

      Ja, wenn sie wenigstens das wissen würde! Aber nicht einmal dies blieb ihr. Dennoch hatte sie nicht einen Augenblick den Gedanken gehegt, es wäre besser, wenn sie dieses Kind nicht zur Welt bringen würde. Jetzt kam ihr ein solcher Gedanke auch nicht, obgleich sie ahnte, daß es auf des Messers Schneide stand, denn Dr. Leitner hatte ihr bei der Visite gesagt, daß sie auf einen Kaiserschnitt vorbereitet sein müsse. Davon hatte sie weder Gisi noch Helmut Röck etwas gesagt. Jetzt sank sie in einen Halbschlummer, der von wirren Träumen erfüllt war. Sie sah Jack, doch dann hatte er plötzlich eine ganz andere Firgur, und als er sich zu ihr umdrehte, sah sie nicht sein Gesicht, sondern das von Helmut Röck.

      *

      Bevor Dr. Norden seine Praxis verließ, rief er bei Dr. Leitner an und erkundigte sich nach Leslie. Er hatte es sich notiert, sonst hätte er es in dem Trubel wohl vergessen. Verwunderlich wäre das nicht gewesen, denn am Nachmittag waren die Eltern von Alfred Gröber zu ihm gekommen und hatten sich erkundigt, was sie für Frau Nowatzki tun könnten, und gerade da hatte er schon seinen Freund Schorsch Leitner anrufen wollen.

      Die Gröbers waren ganz gebrochen. Sie bangten nicht nur um ihren Sohn, sie machten sich auch Gedanken, was er da angerichtet hatte, auch darüber, daß er jetzt anstelle von Frau Nowatzki im Krankenhaus liegen könnte, wenn diese nicht eingegriffen hätte in die Rauferei. Nun konnten sich die beiden Raufhansel einig sein, warum nicht schon vorher, fragte Herr Gröber.

      Sie erklärten sich bereit, Frank und Ursel zu sich zu nehmen, während ihre Mutter in der Klinik bleiben müsse, aber das hielt Dr. Norden nicht für so gut. Immerhin war Frank sehr böse auf die Jungen, und die Hilfsbereitschaft von Alfreds Eltern konnte das nicht ausgleichen.

      Frank


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