Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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träumte. Es waren wunderschöne Träume. Sie spürte keine Schmerzen, sie schwebte wie auf weichen Wolken, in die sie sich hineinkuscheln konnte. Aber seltsamerweise hatte Jack in diesen Träumen keinen Platz mehr. Er war von einem anderen Mann verdrängt worden. Einem Mann mit einem Lächeln, das warm und aufmunternd war, dessen kluge Augen nicht immer in die Ferne schweiften, sondern verrieten, daß er ganz gegenwärtig war, Augen, die durchdringend blicken konnten, aber auch gütig. Es war wunderschön so zu träumen, und sie ließ sich auch nicht von den Stimmen aufschrecken, die dann, irgendwann mal, im Raum waren.

      »Erstaunlich«, sagte Dr. Leitner, »Puls fast normal. Der Kreislauf funktioniert.«

      Das war viel mehr, als er erwartet hatte, und dafür hatte er nur eine Erklärung: Es gab etwas, das Leslies Lebenswillen mobilisiert hatte.

      Helmut Röck träumte nicht. Sein Schlaf war schon halbe Bewußtlosigkeit, so erschöpft war er gewesen. Der Körper forderte sein Recht, auch wenn es ein gesunder, kräftiger Körper war, der allerhand aushalten konnte.

      Aber als dann die Sonne den Raum durchflutete, war er wieder ganz da. Er schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht seiner Tochter.

      »Liebe Güte, müßtest du nicht in der Schule sein?« fragte er. »Es ist ja schon hellichter Tag.«

      »Samstag, Papi, und schulfrei«, erwiderte Annette lakonisch.

      »Hatte ich ganz vergessen.«

      »Hast geschlafen wie ein Brummbär«, sagte sie kichernd.

      »Geschnarcht?« fragte er erschrocken.

      »I wo, du schnarchst doch nicht, und wenn schon«, meinte sie, »ich mag dich auch, wenn du schnarchst.«

      »Wo ist Omi?« fragte er.

      »Einkaufen. Ich habe gesagt, daß ich lieber auf dich aufpasse.«

      »Das ist aber lieb, daß du auf mich aufpaßt«, murmelte er.

      »Sonst paßt du immer auf andere auf«, meinte sie wichtig. »Soll ich dir das Frühstück ans Bett bringen?«

      »Das wäre ja noch schöner, wenn ich mich von meiner Tochter bedienen lasse. Jetzt geht ’s unter die Dusche, und dann bin ich wieder fit. Wollten wir nicht einen Ausflug machen?«

      »Hast du gesagt«, nickte sie.

      »Machen wir auch.«

      »Omi will wieso mal ihre Freundin besuchen«, sagte Annette.

      »Sowieso«, berichtigte er, weil sie das immer falsch sagte, aber Annette hatte dafür eine plausible Erklärung.

      »Warum denn zweimal so, wenn man’s auch so versteht!«

      Sie war ein ganz energisches kleines Persönchen, und unwillkürlich sah er sie wieder als Baby im Brutkasten liegen, wie Leslies kleinen Sohn. Er schloß einen Augenblick die Augen, Helmut wollte sie ihn nennen.

      »Was guckst du so komisch, Papi?« fragte Annette.

      »Was sagst du dazu, daß ich ein Patenkind bekommen habe?«

      Sie riß die Augen weit auf. »Wo ist es denn? Wo hast du es gelassen?« fragte sie aufgeregt.

      »Es ist noch in der Klinik, gestern erst auf die Welt gekommen.«

      War es nicht verfrüht, darüber zu sprechen? Wie konnte er nur so sicher sein, daß dieser kleine Bursche am Leben blieb?

      »Wie heißt es denn, das Patenkind?« fragte Annette.

      »Wie ich.« Seine Stimme hatte einen ganz dunklen warmen Klang.

      »Das freut mich«, sagte Annette. »Wann bekommen wir das Baby nach Hause?« Sie war sichtlich begeistert von dieser Idee.

      »So ist das aber nun auch wieder nicht bei einem Patenkind, es bleibt doch bei seiner Mutter«, sagte er. »Aber wir reden nachher darüber. Ich will mich erst anziehen.«

      Annette hörte ihre Omi kommen und entschwand, denn diese Neuigkeit wollte sie ihr doch sofort erzählen.

      So fühlte Helmut Röck denn den forschenden Blick seiner Mutter auf sich ruhen, als er ihr einen guten Morgen wünschte.

      »Ich habe Omi schon von unserem Patenkind Helmut erzählt«, sprudelte es von Annettes Lippen. »Sie glaubt ’s wohl gar nicht.«

      »Von netten Dingen lasse ich mich gern überraschen«, sagte Frau Röck.

      »Die beiden Ausreißer sind ja auch gefunden, wie ich in der Zeitung las. Das war wohl wieder mal ein ereignisreicher Tag.« Ein unergründliches Lächeln begleitete ihre Worte.

      Helmut nickte nur.

      »Und heute ist schönes Wetter. Ihr wollt ja einen Ausflug machen. Ich fahre zu Betty.«

      »Ich kann dich doch hinbringen, Mutter«, sagte Helmut.

      »Ach was, ich fahre gern mit der S-Bahn«, sagte sie.

      »Aber paß auf«, mahnte er.

      »Ich gehe jungen Raufbolden aus dem Weg. Übrigens steht auch in der Zeitung, daß sich Frau Nowatzki auf dem Wege der Besserung befindet.«

      »Das freut mich«, sagte er, aber seine Gedanken waren bei Leslie. Hoffentlich befand sie sich auch auf dem Wege der Besserung.

      Auf jeden Fall konnten sie bei der Klinik vorbeifahren.

      Erklären mußte er seiner Tochter sowieso einiges.

      Annette zog sich schon an. Sie konnte es kaum noch erwarten, daß es losging.

      Helmut Röck war ein paar Minuten mit seiner Mutter allein. Er zerbröckelte ein Stück Brötchen.

      »Was würdest du eigentlich sagen, wenn ich wieder heiraten würde, Mutter?« fragte er beklommen.

      »Daß es Zeit wird. Ich muß mal wieder zur Kur, und Fremden kann man Annette nicht überlassen. Ich würde dann zu Betty ziehen. Ihr ist die Wohnung zu groß. Wenn es die Richtige ist, Helmut, würde es mich nur freuen.«

      »Ich müßte sie ja erst mal fragen«, sagte er leise.

      »Hoffentlich ist nicht mein Einverständnis ausschlaggebend«, sagte seine Mutter. »Vernunftsgründe liegen ja wohl nicht vor.« Sie lachte verschmitzt. Er sprang auf und legte den Arm um sie. »Beste aller Mütter, dein Sohn ist mal schrecklich unvernünftig.«

      »Dafür gibt es auch einen anderen Ausdruck. Du bist verliebt«, sagte sie. »Dann toi, toi, toi.«

      »Du würdest sie gern haben, sie und ihr Kind«, sagte er stockend.

      »So ist das also«, meinte sie. »Nun, da ist Annettes Einstellung weit wichtiger als meine.«

      »Mit ihr komme ich schon klar. Sie ist meine Tochter.«

      »Ja, sie ist deine Tochter«, sagte Frau Röck.

      »Freilich bin ich Papis Tochter«, meldete sich Annette jetzt. »Aber nun haben wir auch ein Patenkind, und das möchte ich sehen.«

      Er mußte ihr auf der Fahrt zur Klinik erklären, warum sie es noch nicht sehen konnte, und da war sie schon sehr enttäuscht. Er hatte ihr auch schon ein paar Andeutungen über Leslie gemacht, aber seine Wünsche und Gedanken mußte er doch noch für sich behalten, bis er mit Leslie gesprochen hatte.

      Immerhin war Annette bereit, in der Halle zu warten, und dort fand sie auch Gesellschaft, denn Denise saß dort auch und langweilte sich.

      »Blöd, daß wir nicht ’reindürfen, gell?« fragte sie Annette, die etwas schüchterner war. »Meine Mami besucht ihre Freundin, aber ich darf nicht mit hinein.«

      »Ich darf unser Patenkind auch nicht sehen«, sagte Annette. »Ich habe noch nie ein ganz kleines Baby gesehen.«

      »Hast du keine Geschwister?« fragte Denise.

      »Nein, ich habe leider auch keine Mami mehr, aber eine liebe Omi.«

      »Ich


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